Der lyrische Augenblick
Eine Denkfigur der Romania
- 388 Seiten
- German
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Der lyrische Augenblick
Eine Denkfigur der Romania
Über dieses Buch
Der Augenblick ist Ewigkeit. Goethes Satz formuliert den Anspruch und die Komplexität des Begriffs "Augenblick". Seine lange Tradition hat ein Bedeutungsspektrum hervorgebracht, das so Unterschiedliches bezeichnet wie Ekstase, leere Gegenwart oder Epiphanie.
Der Augenblick stellt eine Kristallisationsfigur dar, in der das Ganze auf dem Spiel steht: In der Gegenwart zu leben, verheißt die Möglichkeit eines glücklichen Lebens. Der göttliche Kairos muss wie die sprichwörtliche Gelegenheit beim Schopfe gepackt werden. Ein Ereignis kann wie ein Blitz einschlagen: Schöne Augenblicke ebenso wie traumatische Erlebnisse sind die Fixpunkte der persönlichen Existenz. Der Moment der göttlichen Inspiration kann poetisches Schaffen ermöglichen, aber auch überfordern. Die unio mystica eröffnet dem Gläubigen die Erfahrung der Präsenz Gottes und fordert die Sprache heraus, das Unsagbare zu sagen. Der momento di innamoramento, der erhabene Augenblick, aber auch der Schock sind eine Herausforderung des Subjekts, sich zu seiner Endlichkeit zu verhalten. Augenblicke darzustellen und zu reflektieren, hat die Dichtung immer schon fasziniert. Die Geschichte der europäischen Lyrik ist auch die des lyrischen Augenblicks.
Der Band untersucht die semantische Fülle des Begriffs "Augenblick" anhand von paradigmatischen Beispielen aus der italienischen, französischen, spanischen, portugiesischen und brasilianischen Lyrik von ihren Anfängen bis zur Moderne.
Häufig gestellte Fragen
Information
Fußnoten
Milan Herold und Michael Bernsen (Bonn)
Einleitung
Rolf Lessenich (Bonn)
« In the twinkling of an eye »
Winfried Wehle (Eichstätt)
‹ Innamoramento ›
Inhaltsverzeichnis
- Cover
- Title
- Impressum
- Inhalt
- Milan Herold und Michael Bernsen (Bonn): Einleitung
- Rolf Lessenich (Bonn): « In the twinkling of an eye »: Aspekte des Moments
- Winfried Wehle (Eichstätt): ‹ Innamoramento ›: Der Anstoß des Herzens als Anfang des Denkens und Dichtens (Dante, Vita nova I–III)
- Rainer Zaiser (Kiel): Beatrices Erscheinungen zwischen heilig und profan: Zur Modernität des Augenblicks in Dantes
- Franz Penzenstadler (Tübingen): Augenblicke der Erinnerung – erinnerte Augenblicke: Zeitfragmente in Petrarcas
- Christine Ott (Frankfurt a. M.): Liebe geht durch die Augen: Neuplatonismus, Homoerotik und Liebeskunst in Michelangelos Lyrik
- Milan Herold (Bonn): « Il presente non può esser poetico »: Giacomo Leopardis Lesbarkeit der Zeit (
- Karin Westerwelle (Münster): Bilderscheinung, flüchtige Schönheit und Ästhetik der Farbe: Baudelaires
- Lena Schönwälder (Frankfurt a. M.): « La douceur qui fascine et le plaisir qui tue »: Der Blick der
- Christoph Groß (Berlin): Noetische Gegenwart: Von der Sakralisierung des Ästhetischen zur Introversion der Wahrnehmung in der Literatur des französischen Symbolismus
- Julia Lichtenthal (Saarbrücken): « Un instant à la fois très vague et très aigu … »: Der Augenblick und seine musikalische Transgression in der Lyrik Paul Verlaines
- Giulia Agostini (Paris): Die Wahrheit des Augenblicks: Mallarmé und die Kontingenz
- Cornelia Klettke (Potsdam): Der Biss der Schlange und die Ironie des langen Augenblicks in der klassischen Moderne: Paul Valéry,
- Paul Strohmaier (Trier): Konvaleszenz, ‹ réveil › und die Möglichkeit einer ‹ durée ›: Zur Dialektik von Augenblick und Dauer am Beispiel Valérys
- Marco Menicacci (Konstanz): Zeit als Dichten in Giuseppe Ungaretti
- Dina Diercks (Bonn): Die Epiphanie im portugiesischen und brasilianischen Modernismus
- Jenny Haase (Berlin): Augenblick des Begehrens – Begehren des Augenblicks
- Fußnoten
- Personen- und Werkregister