Antike Wirtschaft
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Antike Wirtschaft

  1. 260 Seiten
  2. German
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Information

Jahr
2015
ISBN
9783110398298
Auflage
1

I. Enzyklopädischer Überblick

1. Wirtschaft und Wirtschaftsgeschichte

1.1 Wirtschaftsgeschichte

Die Wirtschaft einer Gesellschaft kann als der Zusammenhang von Herstellung (Produktion), Verteilung und Verbrauch (Konsum) knapper Güter verstanden werden. Wirtschaftsgeschichte verfolgt dann zunächst die Frage, wie Gesellschaften menschliche und natürliche Ressourcen nutzten, um ihren Verbrauch zu sichern und Überschüsse zu erwirtschaften, wie knappe Güter verteilt wurden und wie erfolgreich die Verbrauchssicherung über Produktion und Verteilung war. Verbrauchssicherung und Überschüsse sind Resultate der wirtschaftlichen Leistung und schlagen sich in steigendem Lebensstandard nieder. Die antike Wirtschaft ist ein unschätzbares Untersuchungsfeld für diese Fragen, da die Entwicklung griechischer Poleis und des römischen Reiches von einem zumindest punktuell gesamtgesellschaftlich wachsenden Lebensstandard über gewisse Zeiträume zeugen. Wie ist diese Entwicklung zu erklären und basierte sie tatsächlich auf steigender Wirtschaftsleistung oder lediglich auf Phasen erfolgreicher Tributsicherung?
Wirtschaften sind neben ökologischen und technischen Bedingungen von sozialen und politischen Faktoren beeinflusst. Es ist zu fragen, welche sozialen Gruppen von den Erträgen der Gesellschaft profitierten und wie sich ihr Lebensstandard im Vergleich zu anderen sozialen Gruppen entwickelte. Wie entstanden und wie effizient funktionierten Märkte und andere Verteilungssysteme, welche Güter wurden über sie verteilt und welche Rückwirkungen hatten sie auf unterschiedliche soziale Gruppen? An einer Wirtschaft sind Menschen („Akteure“) beteiligt, d. h. Verbraucher, Produzenten und verschiedene Mittelsleute wie Händler, Kleinhändler, Dienstleister und Kreditgeber. Welche Interessen verfolgten sie, mit welchem Informationsstand verfolgten sie diese und in welchem Maß investierten sie in ihre effiziente Verwirklichung?
Akteuren stehen staatliche Organisationen bzw. ihr Personal gegenüber: Staaten bestreiten Ausgaben und haben einen eigenen Bedarf an Gütern und Geld. Sie stehen häufig in Konkurrenz mit anderen Staaten im Zugriff auf Ressourcen und Güter und greifen regelnd in Konsum-, Produktions- und Marktmuster innerhalb ihres Staatsgebiets ein. Welche Rolle spielt der staatliche Bedarf an Gütern und Geld für die wirtschaftliche Entwicklung und wie wirken sich die Regulierungsinteressen von Staaten auf die Wirtschaft aus? Wirtschaften sind unmittelbarer Bestandteil staatlicher und sozialer Organisation. Daraus ergeben sich wesentliche Unterschiede zwischen modernen und antiken Wirtschaften.
Erstens steht in der modernen Wirtschaftstheorie und Wirtschaftsanalyse die Marktentwicklung als Leistungsfaktor im Mittelpunkt. Märkte werden hier nicht als Orte, sondern als Verteilungsmechanismen verstanden, die Angebot und Nachfrage regeln. Entsprechend der Gleichgewichtstheorie (auch Marktprinzip genannt) bildet der Ausgleich von Angebot und Nachfrage den Preis von Waren. Antike Marktplätze funktionierten jedoch nicht nach diesem Muster; ob es Angebot-und Nachfragemärkte gab, muss im Einzelfall diskutiert werden. Vielen Menschen waren Marktplätze und ihre Waren aus geographischen und monetären Gründen (sie verfügten über nur geringe Mengen von Geld) gar nicht zugänglich, weswegen ihr Bedarf nie die Marktnachfrage und die Preise beeinflusste. Begrenzte Informationsflüsse verhinderten, dass diejenigen, die den Markt nutzen, nicht ausreichend oder sehr unterschiedlich über Angebot und Nachfrage innerhalb eines Netzes von Märkten informiert waren. Die in literarischen Quellen häufig geäußerte Furcht vor Betrug und Geldschneiderei lag in einem sehr ungleichen und häufig begrenzten Informationsstand der Marktteilnehmer begründet. Neben Märkten bestanden daher andere, häufig sozial oder politisch abgesicherte Tausch- und Verteilungsformen weiter, die besser funktionierten, weil sie den Beteiligten sicherer erschienen. Wegen ihrer erhöhten Sicherheit konnten sie sogar als wirtschaftlich effizienter als Marktverteilung angesehen werden.
Zweitens sind auch die Formen staatlicher und sozialer Ordnung, auf denen die moderne Wirtschaftstheorie aufbaut, nicht unmittelbar auf die Antike übertragbar, denn das Verhältnis von Staat, Regierung und Volk und damit auch die Unterscheidung von öffentlichen und privaten Akteuren war ganz anders gelagert. Antike Staaten, die weitgehend von sehr personalen und weniger bürokratischen Strukturen geprägt waren, verfügten nicht über die gleichen administrativen und rechtlichen Mittel, ihre Regeln und Interessen durchzusetzen. Sie hatten andere Organisationsstrukturen und verfügten über andere Möglichkeiten, auf das Wirtschaftsverhalten der Menschen einzuwirken. Soziale Schichten waren weniger durchlässig, geographische Unterschiede weniger überwindbar und die wirtschaftlichen Möglichkeiten verschiedener sozialer Gruppen nicht miteinander vergleichbar. Sie können daher nicht ohne weiteres mit den Annahmen der modernen Wirtschaftstheorie untersucht werden.
Drittens müssen die Akteure antiker Wirtschaften vor allem als soziale Gruppen gedacht werden. Individuelle Zielperspektiven waren angesichts ökologischer Unsicherheiten und begrenzter Lebenserwartung relativ schwach konturiert; Menschen bewegten sich in familiären, politischen, militärischen, beruflichen oder religiösen Zusammenhängen, in denen die Interessen der sozialen Gruppe dem Vorteil ihrer einzelnen Mitglieder übergeordnet waren. Fragt man nach Leistung und Entwicklung in der antiken Wirtschaft, müssen weniger die Leistung einzelner Individuen im Mittelpunkt stehen als die Interessen und die Leistungsfähigkeit sozialer Verbände: neben häuslichen, dörflichen und politischen Gemeinschaften auch Status- und Einkommensgruppen, die ihrem Status spezifische Ziele verfolgten und unterschiedliche Ansprüche (entitlements) auf gesamtgesellschaftliche Erträge hatten. Antike Wirtschaften waren im Vergleich zur Moderne außerordentlich oberschichtslastig, d. h. Produktion, Konsum und Verteilung waren in höchstem Maß vom Verhalten und den Interessen sehr kleiner, außerordentlich reicher Eliten dominiert.
Viertens war die Wirtschaftsmentalität, d. h. die Motivationen und das Wirtschaftsverhalten, von mit der Moderne nicht vergleichbaren ökologischen, technischen und institutionellen Bedingungen geprägt. Entsprechend dem Menschenbild der klassischen Wirtschaftstheorie strebt jeder Mensch nach seinem eigenen Vorteil: Menschen handeln umso vernünftiger oder „rationaler“, je effizienter sie diesen Vorteil verfolgen. Doch ist die Frage, was unter bestimmten Bedingungen vorteilhaft und vernünftig ist, sehr wandelbar. Zum Beispiel ist die Stabilität der Familie, des Haushalts oder der Dorfgemeinschaft eine vorteilhafte Zielperspektive, wenn die persönliche Lebenserwartung oder naturräumliche Bedingungen für Landwirtschaft und Produktion unsicher sind. Investitionen in Freundschaften, soziale Netzwerke und andere Kollektive oder sogar verschwenderische Ausgaben für den Erhalt einer Machtposition können sehr rational geplant sein, wenn sie wirtschaftliche Vorteile in Krisenzeiten und Gefahren bieten. Für Händler mögen Absatzsicherheit, sichere Verkehrsrouten oder eine Finanzierung unter Bekannten anstatt durch Banken nützlicher sein als der reine Preisvorteil, wenn Transaktions- und Transportrisiken hoch sind. In der Antike ist grundsätzlich eine Zielperspektive der Sicherheit und sozialen Absicherung zu beobachten, eine Rationalität, die man im Fachjargon als satisficing (befriedigend, genügend) im Gegensatz zu optimizing (optimierend) bezeichnet.

Inhaltsverzeichnis

  1. Enzyklopädie der griechisch-römischen Antike
  2. Enzyklopädie der griechisch-römischen Antike
  3. Titel
  4. Impressum
  5. Widmung
  6. Vorwort
  7. Zu diesem Band
  8. Inhaltsverzeichnis
  9. I. Enzyklopädischer Überblick
  10. II. Grundprobleme und Tendenzen der Forschung
  11. III. Literatur
  12. Register - Personenregister
  13. Orts- und Sachregister
  14. Enzyklopädie der griechisch-römischen Antike