August Wilhelm Ifflands Berliner Bühne
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August Wilhelm Ifflands Berliner Bühne

»Theatralische Kunstführung und Oekonomie«

  1. 365 Seiten
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August Wilhelm Ifflands Berliner Bühne

»Theatralische Kunstführung und Oekonomie«

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Quellenangaben

Über dieses Buch

Vorliegende Studie tritt dem verbreiteten Urteil entgegen, August Wilhelm Iffland hätte das Berliner Nationaltheater von 1796 bis 1814 im Gegensatz zu Goethes Weimarer Bühne nur unter ökonomischem Aspekt geführt. Sie untersucht die komplexen Prozesse ökonomischer und ästhetischer Wertebildung im Theater und seinem Umfeld. Analysiert werden Repertoiregestaltung, Theaterkritiken, Theaterbilder und Bühnenstücke.

Die Studie wird von einem dokumentarischen Anhang, bestehend aus einem Bild- und einem Textteil, ergänzt. Der Bildteil enthält Quellen, die Ifflands Berliner Zeit illustrieren. Der Textteil enthält u. a. Briefe von und an Iffland, Quittungen und Rechnungen der Autoren und Schauspieler, Gehaltslisten und Verträge. Erstmals wird ein monographischer Text des Berliner Lustspieldichters Julius von Voß über Iffland abgedruckt. Die Texte dienen zur Erläuterung der Monografie und sollen darüber hinaus der Forschung gleichzeitig neues Quellenmaterial liefern.

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Information

Jahr
2015
ISBN
9783110392364

1 Theater in Preußen um 180015

Die nachfolgenden Betrachtungen über die Theater in Preußen beschränken sich auf die Städte Berlin, Breslau, Königsberg, Magdeburg und Stettin bis zum Jahre 1848. Die genannten Theaterstädte befinden sich alle auf dem Territorium, das spätestens seit der Mitte des 18. Jahrhunderts zu Preußen gehörte. Nicht berücksichtigt sind also jene Theaterstädte, die infolge der territorialen Erweiterung nach den Befreiungskriegen bzw. dem Wiener Kongress im Westen dazukamen. Der ausgewählte Zeitabschnitt ist insofern aussagekräftig, weil sich in ihm das institutionelle Theater, womit sich der Staat repräsentiert sehen wollte, herauszubilden begann. Mit dem umfangreichen Reformwerk der preußischen Regierung im Jahre 1809 begann sich diese Stellung zu festigen, insbesondere durch das Wirken der von Wilhelm von Humboldt geleiteten Sektion Kultus und öffentlicher Unterricht, in die das Theater eingegliedert werden sollte.

Die Voraussetzungen

Preußen spielte bis in die 1770er Jahre in der deutschen Theatergeschichte nur eine Nebenrolle. In Hans Knudsens Deutscher Theatergeschichte von 1970 wird nur Berlin mit einem ausführlichen Artikel gewürdigt, andere preußische Städte fanden lediglich en passant im Zusammenhang mit Wandertruppen Erwähnung. Berlins Theatergeschichte beginnt bei Knudsen eigentlich erst mit dem Eintreffen August Wilhelm Ifflands im Jahr 1796.16 Diese Darstellung der deutschen Theatergeschichte ist zwar übertrieben reduziert, aber die Tendenz stimmt: Die wichtigen Impulse für die deutsche Schaubühne gingen von Mittel- und Süddeutschland sowie von Hamburg aus. In Preußen kannte man bis gegen Ende des 17. Jahrhunderts Theater nur von den Vorstellungen der englischen Komödianten und deutschen Wandertruppen, die auf Marktplätzen in Bretterbuden, bestenfalls in einem Saal auf dem Rathaus oder in Ausnahmefällen zu Feierlichkeiten am Hof spielten17 oder aber vom Schultheater. Charakteristisch für die Theaterkultur Preußens jener Zeit ist Carl Martin Plümickes Bemerkung über den Theaterprinzipal Sebastian di Scio, der ab 1690 mit seiner Truppe in Berlin tätig war und als erster Komödiant gilt, der eine Kurfürstliche Konzession für Preußen hatte. Plümicke schreibt: Di Scio „dürfte, wenn er nicht zugleich durch Operieren und Marktschreien nebenher viel Geld verdient hätte […], schwerlich sein Auskommen gefunden haben“.18 Das erste Theater in Berlin wurde erst 1700 zur Aufführung der Oper La Festa del Hymeneo gebaut. Es war ein kleines Hoftheater und befand sich in einem Saal über der königlichen Reitbahn, dem Marstall. Es wurde auf Betreiben der Kurfürstin Sophie Charlotte aus Anlass der Vermählung der preußischen Prinzessin Luise Dorothea Charlotte gebaut; die Aufführenden der Oper stammten zum großen Teil aus der Hofgesellschaft. Ebenfalls auf Wunsch der Kurfürstin wurde in deren Sommerresidenz in Lützenburg (dem späteren Charlottenburg) um 1700 ein kleines Opernhaus errichtet. Es war das erste brandenburg-preußische Schlosstheater. 19 Vergleichen wir diese Anfänge der Theaterkultur in Preußen mit denen in anderen Staaten, fällt ins Auge, wie wenig entwickelt die Theaterkultur in Preußen war. In Dresden, also im Kurfürstentum Sachsen, stand schon 1667 ein aus Stein gebautes Opernhaus, das durch einen Gang mit dem Schloss verbunden war.20 In Hamburg eröffnete 1677 die berühmte Oper am Gänsemarkt.21 In Gotha wurde 1683 ein für die damalige Zeit hochmodernes Schlosstheater mit einer mechanischen Kulissenbühne eröffnet. In Paris wurde sogar schon 1548 mit dem Théâtre de l’Hôtel de Bourgogne das erste feststehende Theater errichtet.22 Um uns zu orientieren, sei noch erwähnt, dass Corneille (1606–1684), Molière (1622–1673) und Racine (1639–1699), die auf den Theatern von Paris und Versailles bereits zu Lebzeiten aufgeführt wurden, schon lange tot waren, als es in Berlin noch immer keinen Theaterbau gab.

Theaterbauten und -truppen sowie deren Organisations- und Verwaltungsformen

In Berlin soll kurz nach dem oben erwähnten 1700 eingerichteten Schlosstheatersaal ein privates Theater in der Poststraße errichtet worden sein, über das aber wenig bekannt ist. Hier trat vor allem eine französische Hofschauspieltruppe auf, die seit 1706 engagiert worden war.23 In der Regierungszeit Friedrich Wilhelms I. erstarb das vom Hof geförderte Theater beinahe ganz, eine höfische Oper existierte gar nicht.24 Höhepunkt des theatralischen Lebens jener Zeit in Berlin waren die Vorstellungen, die der Starcke Mann in einer Bretterbude darbot. Aber Johann Carl von Eckenberg, genannt der Starcke Mann, war der Prinzipal einer Truppe von Seiltänzern, Jongleuren, Akrobaten und einigen wenigen Schauspielern. Immerhin war der Starcke Mann vom König zum Hofkomödianten ernannt worden. Erst unter Friedrich II. setzte eine sprunghafte Entwicklung des Theaters ein. 1742 wurde die sogenannte Oper Unter den Linden eingeweiht. Sogenannt, weil es sich um ein Gebäude handelte, in dem sich drei große Säle befanden: 1. Der Apollosaal, in dem diniert wurde, 2. ein Tanzsaal mit drei Rängen übereinander liegender Logen und 3. der Korinthische Saal, der als Theater diente. Es ist der erste große Theaterbau Preußens, vor allem dazu gedacht, dem Hof einen öffentlichen Ort zur Repräsentation zu verschaffen. Opern wurden hier nur während der Karnevalssaison gespielt und Zugang hatten in der Regel nur Mitglieder des Hofes.25 Neben der Lindenoper sind noch die Theater im Stadtschloss und im Neuen Palais in Potsdam erwähnenswert.26 Des Weiteren gab es ein Orangerietheater in Oranienburg, das „grüne Gartentheater“ im Schloss Monbijou und das Theater in Schloss Schönhausen.27 1764 wurde am Monbijouplatz ein Privattheater eröffnet. Erbauen ließ es Andreas Bergé, Chef einer französischen Truppe. Aufgeführt wurden französische Stücke in französischer Sprache.28 Ebenfalls 1764 eröffnete das Theater in der Behrenstraße,29 das bald von Carl Theophil Döbbelin übernommen wurde und dann tatsächlich Theatergeschichte schrieb. Die Hamlet-Interpretation des Hamburger Schauspielers Johann Brockmann 1777/78 war ein über Berlin hinaus bedeutsames theatergeschichtliches Ereignis, zumal der damals wichtigste deutsche Zeichner, Nikolaus Daniel Chodowiecki, dieses Geschehen in Szenenbildern durch seine Kupferstiche bekannt machte30 und mit ihnen ein theatralisches Zeichensystem fixierte, das eine starke Vorbildwirkung hatte.31 1786 wurde schließlich das Berliner Nationaltheater auf dem Gendarmenmarkt eröffnet, dessen erster Direktor ebenfalls Carl Theophil Döbbelin war. Döbbelin zog mit seinem Ensemble aus dem Haus in der Behrenstraße in das ehemalige französische Komödienhaus auf dem Gendarmenmarkt, das Friedrich II. 1775/76 hatte erbauen lassen, das aber seit dem bayerischen Erbfolgekrieg leer stand, weil Geld fehlte, eine Schauspieltruppe zu finanzieren. 1802 wurde hier das seinerzeit modernste Theatergebäude Europas eröffnet, das Friedrich Wilhelm III. auf Drängen Ifflands erbauen ließ und jährlich mit etwa 5 400 Talern subventionierte,32 was bei einer jährlichen Einnahme und Ausgabe von jeweils ca. 120 000 Talern weniger als 5 % ausmacht.33 Neben diesen Theatern gab es in Berlin seit den 1790er Jahren mehr und mehr bürgerliche und kleinbürgerliche Liebhabertheater, von denen manche eigene Theatergebäude besaßen. Die Liebhabertheater finanzierten sich über Mitgliedsbeiträge und Eintrittsgelder, mit denen sie vor allem die Miete der Räume, in denen sie spielten, bezahlen mussten.
In Königsberg wurde 1755 das erste feststehende, öffentliche deutsche Theater in Preußen eröffnet. Dieses Theater wurde von einem Privatmann und noch dazu von einem Theaterprinzipal finanziert. Es gehörte dem Schauspieldirektor Konrad Ernst Ackermann, der es auch an andere Wandertruppen verpachtete. Das später einem Kaufmann Bruinvisch gehörende Theater34 brannte 1797 ab und wurde 1800 nach Plänen des Berliner Architekten Friedrich Gilly wieder aufgebaut.35 Jedoch wurde schon Ende 1804 eine Aktiengesellschaft gegründet, um ein neues Theater zu bauen, weil das Gilly-Theater zu klein war, vor allem aber, weil es eklatante Mängel aufgewiesen haben soll. Dieses neue Königsberger Theater wurde 1808 eröffnet. Der Bauplatz wurde der Aktiengesellschaft, der Valerian Müller vorstand,36 durch eine königliche Schenkung übertragen.37 Dass dieses neuerrichtete Theater schon wenige Monate später niederbrannte, mag ein unglücklicher Zufall gewesen sein, war aber symptomatisch für die instabile Institution des Theaters in den kommenden Jahrzehnten. In immer kürzer werdenden Abständen legten die Theaterdirektoren ihre Leitung nieder oder flohen gar aus der Stadt, weil das Theater und sie selbst bankrott waren. Das Königsberger Theater hatte in der Zeit von 1811 bis 1817 acht verschiedene Direktionen.38 Über Jahrzehnte danach änderte sich an dieser Situation nichts. Am 27. Dezember 1835 schrieb Anton Hübsch, kurzzeitiger Direktor in Königsberg, an Friedrich Wilhelm III. von den unhaltbaren Zuständen des öffentlichen Theaters in der Stadt. Er berichtete, dass trotz der häufigen Wechsel der Direktion und des Engagements der Bürger sich das Theater nicht halten könne, und bat um Unterstützung.39
Neben diesem öffentlichen und privatfinanzierten Stadttheater bestanden in Königsberg auch private Liebhabertheater, jedoch gibt es hierzu keine systematischen Untersuchungen, es finden sich nur verstreut Hinweise. Von 1764 bis etwa 1766 existierte ein bürgerliches Liebhabertheater unter der Leitung des begüterten Johann Adam Tritt.40 Heinrich Christian Graf Keyserling unterhielt in Königsberg ein in seinem Garten stehendes Liebhabertheater. Wir können davon ausgehen, dass dort in der Regel vor allem adelige Zuschauer Zutritt hatten.41 Es ist aber bekannt, dass auch Immanuel Kant zu den Gästen des Grafen gehörte. Ebenfalls ein Liebhabertheater unterhielt der Reichsgraf Ernst Ahasverus Heinrich Lehndorff in Steinort in der Nähe von Königsberg.42
In Magdeburg wurde 1795 das erste feststehende Theater eröffnet. Es wurde von der dort ansässigen Kaufmannschaft durch Aktien finanziert. Architekt des Baues war Friedrich Wilhelm von Erdmannsdorff, der auch das Dessauer Schlosstheater erbaut hatte. Das Magdeburger Theatergebäude gehörte anfangs einer Aktiengesellschaft, seit 1805 allein dem Kaufmann Guischard, der alle Aktien aufgekauft hatte. Der Mietzins des Theaters betrug jährlich 2000 Taler, die der Pächter, also der Prinzipal einer Wandertruppe, aufbringen musste. Zwischen 1821 und 1836 versuchten z...

Inhaltsverzeichnis

  1. Titel
  2. Impressum
  3. Inhaltsverzeichnis
  4. Inschrift
  5. Einleitung
  6. 1 Theater in Preußen um 1800
  7. 2 Homo œconomicus versus homo æstheticus
  8. 3 Iffland als Verwalter ökonomischer undästhetischer Werte
  9. 4 Verbildlichung des Theaterspiels –Medientransposition und Memorialkultur als Strategien der Wertkonstitution
  10. 5 Ökonomie des Geldes und Kunstauf dem Berliner Nationaltheater
  11. 6 Ästhetische Wertebildung in der zeitgenössischen Berliner Theaterkritik
  12. 7 Der Zusammenhang zwischen ästhetischerund ökonomischer Bewertung
  13. Resümee
  14. Anhang
  15. Verzeichnisse
  16. Verzeichnis der Verfasser und Empfänger der Dokumente
  17. Namen- und Werkverzeichnis
  18. Literaturverzeichnis
  19. Bildnachweis
  20. Danksagung