Zur Anschauung von "Leben" bei Hildegard von Bingen
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Zur Anschauung von "Leben" bei Hildegard von Bingen

Ein Schnittpunkt von Poesie und Theologie

  1. 409 Seiten
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Zur Anschauung von "Leben" bei Hildegard von Bingen

Ein Schnittpunkt von Poesie und Theologie

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Inhaltsverzeichnis
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Über dieses Buch

Using careful textual analysis, this study reveals how Hildegard von Bingen presents the conceptual structure of a theology of life through language and metaphor. Close textual interpretation of selected visions leads to a dense, resonant theological conception of life in Hildegard. Despite all its perils and pitfalls, life should culminate in joy and fulfillment!

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Information

Jahr
2016
ISBN
9783110432831

1Entwicklung und Begründung eines Methodenmanuals

1.1Methodologische Befunde

1.1.1Begriffsunterscheidungen für die Metatheorien zur Untersuchung des Opus Hildegardianum

Seit den Frühstadien seiner Rezeption gilt das Werk Hildegards als schwer zu lesen. So warnt der Kompilator Gebeno von Eberbach um das Jahr 1220 zu Beginn seines Pentachronon:
Die meisten verschmähen es und sie schrecken davor zurück, die Bücher der heiligen Hildegard zu lesen, deswegen, weil sie dunkel (obscure) und in einem ungewohnten Stil spricht.24
In der neueren Hildegardforschung machte das Schlagwort von Peter Dronke über die „Problemata Hildegardiana“25 Karriere. So nennt Fabio Chávez Avarez Hildegard einen Problemfall der Mediävistik.26
Neben früh entstandenen und hartnäckig in der akademischen Welt kolportierten Missverständnissen in der Hildegard-Rezeption, auf die in dieser Arbeit immer wieder eingegangen werden wird, liegt dies an einer bislang eher marginalen Berücksichtigung von Methodenfragen in der Forschungsgeschichte.
Was sind Annäherungswege, um auf intellektuell redliche Weise Hildegard zu interpretieren?
Es ist durchaus möglich ist, stabile Kernaussagen aus ihrem mit Sprachbildern und dichterischen Stilmitteln komponierten Werk zu eruieren. Man könnte die Stichhaltigkeit und Aussagekraft von theologischen Grundoptionen Hildegards mit der Metapher eines nach alter Weise verlegten, schwingenden Parkettbodens vergleichen, dessen Schwingung zwar gewisse Amplituden verzeichnet, der aber doch grundsätzlich an bestimmten Eckpunkten fest gehalten ist.
Darum seien hier Möglichkeiten aufgezeigt, einen wissenschaftlich tragfähigen Zugriff auf theologische Kernthemen und Aussageweisen Hildegards im Zusammenhang mit ihrer Anschauung von einer Theologie des Lebens zu gewinnen.
Sowohl in der literaturwissenschaftlichen als auch in der theologischen Hermeneutik geht es um grundlegendere Fragen des menschlichen Erkenntnisvermögens und Daseinsverständnisses. Daraus können nicht einlinig Methodenrezepte für die Geisteswissenschaften abgeleitet werden, wie Gadamer in seinem Grundlagenwerk „Wahrheit und Methode“ anmahnt:
Das hermeneutische Phänomen ist überhaupt kein Methodenproblem.27
Auch seitens der Literaturwissenschaft wird die mangelnde Trennung zwischen Theorien und Methoden beklagt,28 die unscharfe Definition für „Theorien, Ansätze, Verfahren, Arbeitstechniken“.29
Ein ähnliches Bild bietet sich in den Methodenkapiteln neuerer Monographien der Hildegardforschung, wobei zudem öfters eine Überlappung mit vorweggenommenen inhaltlichen Schwerpunktsetzungen zu beobachten ist.

1.1.2Zum Forschungsstand hinsichtlich des Formalobjektes

Unterschiedliche Disziplinen beschäftigen sich mit Hildegard von Bingen. Jenseits der kodikologischen und textkritischen Arbeiten ist aber noch kein Methodenmanual entwickelt worden, das im Konsens bisheriger Forschungen als Grundlage für weitere Studien dienen könnte. So legitim unterschiedliche Zugangsweisen zur Erforschung der hildegardianischen Schriften sind, so schade ist es, wenn sie nicht miteinander ins Gespräch kommen.
Darum soll im Folgenden knapp der aktuelle Forschungsstand hinsichtlich des Formalobjektes umrissen werden. Hierzu sollen exemplarisch einige markante Hildegard-Monographien der letzten 25 Jahre berücksichtigt werden.
Der Dissertation von Michael Zöller, „Gott weist seinem Volk die Wege. Die theologische Konzeption des Liber Scivias der Hildegard von Bingen (10981179)“ liegt die zentrale Frage zugrunde, wie der Aufbau des Werkes seinen Titel „Scivias“, „Wisse die Wege“ als theologisches Leitmotiv wieder spiegelt. In der Nachzeichnung tragender Gedankengänge, die er Visio für Visio vornimmt, strebt Zöller eine „Gesamtschau“30 der Systematik an. Jene soll aus der wiedergegebenen „…Makro- und Mikrostruktur…“31 des Textes erkennbar sein. In einem weiteren Schritt stellt er jene zitierten oder nacherzählten Grundgedanken Hildegards in einen theologiegeschichtlichen Kontext. Daher eignet sich seine Arbeit gut als Nachschlagewerk für Quellenbelege.
Allerdings gibt Zöller keine Kriterien an, nach welchen Gesichtspunkt er die Visionen inhaltlich zusammenfasst. Es ist verdienstvoll, den hildegardianischen Textanspruch, eine Wegweisung Gottes aufzuzeichnen, als durchgängiges Strukturprinzip des ersten Visionswerkes Hildegards herauszuarbeiten. Dabei bleibt Zöller in seiner Wiedergabe dem Werkaufbau des Liber Scivias treu. Er nimmt ihn ernst, ohne vorschnell theologische Muster der Systematisierung von heute aus einzutragen. Aber es ist zu bemängeln, dass er den Textanspruch des Liber Scivias nicht auf einer zweiten Deutungsebene hinterfragt.
Auch Hildegard Gosebrink nimmt in ihrer Doktorarbeit „Maria in der Theologie Hildegards von Bingen“ theologische „Leitmotive“ in den Werken Hildegards wahr. Denn ihr ist es ein Anliegen, nach „…textimmanenter Plausibilität…“32 zu suchen. Dabei ergibt sich, dass marianische Fragestellungen gleichsam „überall und nirgends“33 thematisiert werden und daher nur schwer systematisiert werden können. Offen spricht sie Anforderungen an inskünftige Studia Hildegardiana an: Die Fremdheit der Untersuchungstexte darf nicht herunter gespielt werden.34 Damit sie überhaupt als lohnende Untersuchungsobjekte der wissenschaftlichen Theologie anerkannt werden, bedarf es einer weiteren „Versachlichung des gegenwärtigen Hildegard-Bildes“.35
Leider jedoch erwähnt die Autorin über jene Grundthese des schwerpunktmäßig textimmanenten Vorgehens hinaus keine weiteren Details ihrer Arbeitsweise. Sie verschweigt, wie sie von disparaten Textbefunden zu einer strukturierten dogmatischen Darstellung gelangt.
In ihrer moraltheologischen Habilitationsschrift „Hildegard von Bingen. Die theologische Grundlegung ihrer Ethik“ deutet Gabriele Lautenschläger methodische Schwächen36 in der Hildegardforschung an, die zu großen Bandbreiten im wissenschaftlichen Bild über Hildegard geführt haben. Daher möchte auch sie möglichst textnah vorgehen.37 So will sie eine „…immanent–systematische Interpretation im Begründungszusammenhang des Gesamtwerkes…“38 erzielen. Daher verzichtet sie darauf, aus dem Œuvre verschiedene Werkstadien und theologische Weiterentwicklungen heraus zu präparieren.39 Den Charakter der Fremdheit40 der hildegardianischen Schriften für die heutige Zeit sieht sie als hermeneutischen Vorteil, um daraus deren Bedeutung angesichts „aktueller Probleme“ zu eruieren.41
So dient ihre Untersuchung als empfehlenswert sachliches Referenzwerk zur Tugendlehre Hildegards, insbesondere im Liber Vitae Meritorum. Durch eine Kapitelunterschrift weist Lautenschläger auf die korrelative Grundstruktur hin von einer Lehre, die auf das Leben bezogen ist, von einer doctrina, quae ad vitam respicit.42 Jedoch macht sie keine näheren Angaben, welche Einzelmethoden textimmanenter Deutung sie genutzt hat.
Vor verengenden Vorverständnissen bei begriffsgeschichtlichen Untersuchungen mahnt Fabio Chávez Alvarez in „‘Die brennende Vernunft.‘ Studien zur Semantik derrationalitasbei Hildegard von Bingen“.43 Daher ist es ihm ein Anliegen, die Sprache Hildegards genauer zu untersuchen44 und ein methodisches Augenmerk auf die für sie typische Verknüpfung von Bildsprache und Begriffssprache zu wahren. So macht er auf ein abstraktives Grundwort (rationalitas) im Wortschatz Hildegards aufmerksam, das exemplarisch für eine gewisse Zentralität philosophischer und theologischer Abstrakta bei ihr steht.45 Die Kontextualisierung der Begriffsverwendung von rationalitas durch Hildegard wird durch eine ausführliche begriffsgeschichtliche Einbettung vorgenommen.46
Gleichwohl lässt er in sein Eingangskapitel inhaltliche Vorannahmen mit einfließen. Zuweilen bringt sein Bemühen der Textnähe eine mangelnde Textdistanz mit sich, wenn zum Beispiel das literarische Selbstverständnis Hildegards ohne Hinterfragung als Ausgangspunkt genommen wird.
Ebenso entgeht Vicki Ranff in ihrer Studie „Wege zu Wissen und Weisheit. Eine verborgene Philosophie bei Hildegard von Bingen“ einer vorschnellen Gesamtdeut...

Inhaltsverzeichnis

  1. Cover
  2. Titelseite
  3. Impressum
  4. Vorwort
  5. Inhalt
  6. Prolog: „Leben“ – ein Schlüsselbegriff der Theologie für Hildegard von Bingen und heute
  7. 1 Entwicklung und Begründung eines Methodenmanuals
  8. I Analysen
  9. II Auswertungen
  10. Epilog: Hildegards Preisung der vita laeta als Kronzeugin eines christlichen Optimismus
  11. Literaturverzeichnis
  12. Index Rerum
  13. Fußnoten