Deutsch-italienische Lexikographie vor 1900
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Deutsch-italienische Lexikographie vor 1900

Die Arbeiten des Sprach- und Kulturmittlers Francesco Valentini (1789–1862)

  1. 587 Seiten
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Deutsch-italienische Lexikographie vor 1900

Die Arbeiten des Sprach- und Kulturmittlers Francesco Valentini (1789–1862)

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Über dieses Buch

Die Arbeit stellt die zweisprachige deutsch-italienische Lexikographie in ihrem historischen Werden bis ins 19. Jahrhundert dar. Der Fokus liegt dabei auf einer detaillierten Analyse des lexikographischen, aber auch sprachdidaktischen Werkes des in Berlin tätigen Römers Francesco Valentini. An seinem Beispiel wird gezeigt, wie in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts der Grundstein für eine moderne Äquivalenzlexikographie gelegt wird und welchen Beitrag die Betrachtung der Autoren von Gebrauchswörterbüchern zur Ergänzung der italienischen Sprachgeschichte leisten kann.

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Information

Jahr
2016
ISBN
9783110447828

1Einleitung

«Wörterbücher sind wohlgeordnete Schatzkammern des Geistes und der Sprache, in denen sich die wechselvollen Geschicke der Völker und ihre Beziehungen zueinander widerspiegeln».
(Zaunmüller 1958, VII)

1.1Stand der Forschung

Während die historische Lexikographie der Einzelsprachen Deutsch und Italienisch als gut erforscht gelten kann, kam der Geschichte der zweisprachigen Lexikographie mit dem Sprachenpaar sowohl aus germanistischer wie aus romanistischer Perspektive zumeist nur die Rolle des Stiefkinds1 zu. Die vorliegenden Arbeiten konzentrieren sich vornehmlich auf die Venezianischen Sprachbücher des 15. Jahrhunderts (cf. Pausch 1972; Rossebastiano Bart 1971, 1977, 1983 und 1984; Giustiniani 1987), für die folgenden Jahrhunderte liegen – von einigen jüngeren Beschäftigungen zum Werk Matthias Kramers, Christian Joseph Jagemanns sowie der Lexikographie des Habsburgerreichs abgesehen –2 vor allem Überblicksdarstellungen vor (cf. Bruna 1983; Bruna/Bray/Hausmann 1991; Bray 1987 und 1988; Hausmann 1987), denen das Verdienst zukommt, eine reiche Bibliographie erschlossen sowie in globalen Zügen die Abhängigkeiten der einzelnen Wörterbücher untereinander dargestellt zu haben. Nahezu unbearbeitet ist bislang die zweisprachige lexikographische Produktion des 19. Jahrhunderts bis zum Erscheinen des Wörterbuchs von Rigutini/Bulle (1896–1900). Dies lässt sich damit erklären, dass die vorherigen Wörterbücher zum Großteil in der ersten Jahrhunderthälfte, also vor der Zäsur der nationalen Einheit der beiden Länder entstanden sind und entsprechende Neuerungen noch nicht aufnehmen, zugleich jedoch nach der Zäsur der Aufklärung und der französischen Revolution stehen. Andererseits ist die Vernachlässigung unverständlich, denn das frühe 19. Jahrhundert zeichnet sich durch eine überaus reiche lexikographische Produktion aus, die für die einsprachige Lexikographie bereits entsprechend gewürdigt wurde (cf. z. B. Sessa 1991; della Valle 1993; Marazzini 2009), sich jedoch auch im Bereich der zweisprachigen Wörterbücher in einer hohen Zahl an Veröffentlichungen und einem Umbruch in der metalexikographischen Reflexion niederschlägt.
Die Hauptwerke der Produktion lassen sich zwei Strängen zuordnen: einer österreichischen sowie einer preußischen Tradition. Die österreichische Tradition entsteht aus dem dringenden praktischen Bedürfnis der Habsburgermonarchie, für die Verwaltung ihrer italienischen Kronländer entsprechende sprachliche Hilfsmittel zur Verfügung zu haben. Sie orientiert sich eng an früheren Wörterbüchern, insbesondere dem von Jagemann (1790), die den Bedürfnissen entsprechend um die Terminologie der Verwaltung und des Seewesens ergänzt werden.
Das umfangreichste und originellste Werk der Zeit, das einen wichtigen Meilenstein für die folgende deutsch-italienische Lexikographie darstellen wird, ist dagegen in Preußen entstanden. Es handelt sich um das Vollständige italienisch-deutsche und deutsch-italienische grammatisch-praktische Wörterbuch, das mit einem Umfang von 4 Bänden und rund 8180 Spalten von 1831 bis 1836 beim Verleger Barth in Leipzig erschienen ist. Sein Autor ist der Italiener Francesco Valentini (1789–1862). In Rom geboren, gelangte Valentini 1813 nach Berlin, wo er bis zu seinem Rückzug nach Bad Freienwalde in den Wirren der 1848er Revolution als gefragter Sprachlehrer tätig war und als Begründer der Società italiana, der ersten deutsch-italienischen Kulturgesellschaft in Berlin, eine wichtige Rolle im kulturellen Leben der Stadt einnahm. Seinem Unterricht entstammen mehrere Beiträge zur italienischen Sprach- und Kulturvermittlung. Als Lexikograph verfasste Valentini neben einem bis 1906 in über 20 Auflagen erschienenen Taschenwörterbuch eine Wörtersammlung, die in der Tradition der Ergänzungen zu den Wörterbüchern der Accademia della Crusca steht, und die als Beitrag zur italienischen Lexikographiediskussion zu werten ist. Zudem befasste er sich mit philologischem Interesse mit den wichtigsten Fragestellungen der frühen Romanistik. Sein Hauptwerk, um dessentwillen ihm ein Platz in der Geschichte der italienischen Lexikographie- und Sprachgeschichte eingeräumt werden muss, ist das Vollständige Wörterbuch. In den Übersichtsdarstellungen zur Geschichte der zweisprachigen Lexikographie wird dieses als Wendepunkt erwähnt (cf. Bruna/Bray/Hausmann 1991, 3016), ist aber, wie das Gesamtwerk Valentinis, nie eingehend untersucht worden. Diese Lücke soll die vorliegende Arbeit schließen.
Einzelne Erwähnungen Valentinis durch prominente Zeitgenossen finden sich in den Werken Goethes (cf. Goethe Werke, vol. 4, 47; 23–25), Theodor Fontanes (cf. Fontane 1894/1955, 63; 1863/1976, 57–58) und den Erinnerungen Adolph von Menzels, außerdem in einem Gutachten Karl Lachmanns zu einer möglichen Befähigung Valentinis zum Universitätsprofessor (cf. Boerner 1988, 57). Benedetto Croce nennt Valentini in einem Aufsatz zu Nicolò Castelli, einem anderen Lexikographen (cf. Croce 1931/2003), und zeigt in der entsprechenden Erwähnung, dass er sein Wörterbuch genau studiert hat. Bruno Migliorini führt Valentini als Vertreter der mehrsprachigen Lexikographie mit dem Italienischen in Che cos’è un vocabolario? auf (cf. 31961, 111). Bruna, deren unveröffentlichte Abschlussarbeit die bisher umfassendste Beschäftigung mit der zweisprachig italienisch-deutschen Lexikographie darstellt, schreibt zum Vollständigen Wörterbuch: «Quest’opera […] può essere considerata la più completa del secolo scorso» (1983, 15).
Eine ausführlichere Biographie Valentinis hat 1895 Giuseppe De Botazzi im Rahmen seiner Arbeit Italiani in Germania über in Deutschland lebende Italiener und die von ihnen gegründeten Gesellschaften und Organisationen zusammengestellt. De Botazzi geht es vor allem um die von Valentini gegründete und Ende des 19. Jahrhunderts noch aktive Società italiana. Valentini selbst wird als deren Gründer mit Porträt und einer achtseitigen Biographie vorgestellt. Dazu stützt sich De Botazzi auf «i cenni biografici che attingo dalla cronaca della Società italiana di Berlino, gentilmente favoritami dall’attuale Presidente, illustre figlio del fondatore per mezzo del signor O. Budy, cortese segretario della Società» (De Botazzi 1895, 38–39). Die Quellenangabe zeigt zugleich die Grenzen dieser Biographie auf: Die Informationen stammen vom Sohn Valentinis bzw. anderen Mitgliedern der Società Italiana, die dem Römer affektiv verbunden sind. Sie präsentieren sich in einigen Passagen allzu empathisch, übertreibend oder beschönigend und sind daher mit einer gewissen Vorsicht zu interpretieren.
Die zweite eingehende Beschäftigung mit Valentini fand 1988 im Rahmen einer Ausstellung statt, die von der Universitätsbibliothek der Freien Universität Berlin organisiert wurde. Für diese Ausstellung mit dem Titel Aus der Frühgeschichte der Italianistik in Berlin. Francesco Valentini (1789–1862) hat Wolfgang Boerner umfangreiches Archivmaterial erschlossen und die Arbeiten Valentinis und seine Biographiestationen bis auf die letzten Lebensjahre zusammengetragen, ohne jedoch eine philologische Interpretation vorzunehmen oder Valentinis Bedeutung für die Lexikographie herauszustellen. Die von ihm gesammelten Informationen sowie Reproduktionen aller Archivdokumente werden heute im Oderlandmuseum der Stadt Bad Freienwalde, Valentinis Alterssitz, aufbewahrt.

1.2Interesse und Ansatz der Arbeit

Über das primäre Ziel hinaus, zur Ergänzung der italienischen Lexikographie- und Sprachgeschichte das Werk eines nahezu in Vergessenheit geratenen Lexikographen aufzuarbeiten und der Forschung bekannt zu machen, bietet die eingehende Analyse des Vollständigen Wörterbuchs auch die Möglichkeit, exemplarisch das Potential aufzuzeigen, das in der Beschäftigung mit mehrsprachigen Wörterbüchern der Vergangenheit liegt, und ein entsprechendes Instrumentarium zur Verfügung zu stellen.
Für die Geschichte der zweisprachigen Lexikographie lässt sich am Werk Valentinis herausarbeiten, inwieweit wichtige Grundsteine für heutige Standards eines zweisprachig italienisch-deutschen Wörterbuchs, sowohl was die Makroals auch was Bauteile der Mikrostruktur betrifft, bereits in den 1830er Jahren gelegt werden. In einer Analyse gleichsam unter dem Mikroskop lässt sich herausstellen, wo ein Lexikograph der Zeit, die speziellen Nutzerinteressen im Blick, bereits modern arbeitet und wo er hingegen noch in der Tradition verhaftet ist. In den beiden Teilen des Vollständigen Wörterbuchs lässt sich überdies ganz deutlich der Einfluss der einsprachigen Lexikographie der Einzelsprachen Italienisch und Deutsch herauslesen, aufgrund dessen sich der italienisch-deutsche auf der Ebene der Mikrostruktur stark vom deutsch-italienischen Teil unterscheidet. Diese klare Bezugnahme auf die unterschiedlichen einzelsprachlichen Traditionen, die sich in späteren Wörterbuchproduktionen fortsetzt, ist bisher in der Geschichte der zweisprachigen Lexikographie nie so eng herausgestellt worden. Bisherige Studien historischer zweisprachiger Wörterbücher beschränken sich diesbezüglich häufig auf Aussagen vom Typ «xy basiert auf Adelung», die aus einem Untertitel oder den Peritexten gewonnen werden. In dieser Arbeit soll daher exemplarisch aufgrund einer genauen Analyse des Lemmariums und der Mikrostruktur herausgestellt werden, wie die einzelnen Traditionen im zweisprachigen Wörterbuch aufeinander treffen und die Struktur der beiden Teile prägen. Die Art, wie die Quellen verwendet werden, lässt zudem wichtige Rückschlüsse auf die Arbeitsweise eines Lexikographen des frühen 19. Jahrhunderts zu. Ebenso prägend für die unterschiedliche Gestalt der beiden Teile sind die abweichenden Benutzerbedürfnisse des italienischen bzw. des deutschen Publikums zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Während der italienische Nutzer häufig praktische Motivationen hat, deutsche Texte zu lesen – etwa die Notwendigkeit, einen wissenschaftlichen Text aus einem der Sektoren zu verstehen, in dem den deutschsprachigen Ländern zu dieser Zeit eine Vorreiterrolle zukommt –, ist der deutsche Nutzer häufig stärker an der Rezeption italienischer Literatur interessiert, was den Einschluss entsprechenden Wortschatzes sowie literarischer Beispiele notwendig macht. In die Analyse fließen also Methoden der modernen Wörterbuchbenutzungsforschung und der Theorie zur Metalexikographie ein, die für historische Wörterbücher adaptiert und nutzbar gemacht werden. Valentinis Wörterbuch bietet sich zu einer derartigen Analyse an, da zahlreiche Materialien – neben expliziten Äußerungen Valentinis in seinen publizierten Arbeiten auch Briefe und Archivdokumente des Verlegers – zu seiner Erstellung und zur metalexikographischen Reflexion des Autors erhalten sind. Die gute Quellenlage erlaubt überdies interessante Einblicke in die Praktiken des zeitgenössischen Buchmarkts, die Verlagspraxis und den diesbezüglichen Austausch zwischen Deutschland und Italien.
Das Werk Valentinis bietet einen Beitrag zur Ergänzung der Sprachgeschichte, insbesondere der italienischen. Als Praktiker haben Autoren wie er bei der Wörterbucherstellung besonders die Nutzerinteressen im Blick und integrieren daher lexikalische Einheiten, Termini technici, Einzelbedeutungen und Phraseologismen, die in den einsprachigen Wörterbüchern, die zur gleichen Zeit noch stark an der Tradition der Accademia della Crusca orientiert sind – die als Pol eines Spannungsfeldes auch auf die zweisprachige Lexikographie wirkt – fehlen. Valentinis Wörterbuch entsteht vor der Einigung Italiens, parallel zum Wirken Manzonis, aber vor dessen sciacquatura dei panni in Arno, also bevor sich die Idee des uso toscano contemporaneo als Modell für die gesprochene Sprache ganz Italiens verbreitet und in Wörterbüchern wie dem Vocabolario della lingua parlata von Rigutini/Fanfani (1875) festgehalten wird. Was den deutschen Teil betrifft, steht das Vollständige Wörterbuch zwischen den aufgeklärten Wörterbüchern Adelungs und Campes und dem Wörterbuch der Grimms. Als Vertreter seiner vom Idealismus und der Romantik geprägten Zeit verfolgt Valentini das Ziel, die Sprache möglichst in ihrer Gesamtheit abzubilden. Sein Wörterbuch kann daher als Ergänzung der Nationallexikographie für die Dokumentation des Wortschatzes jener Zeit genutzt werden.
Für die externe Sprachgeschichte ist der Beitrag, den ein Autor wie Valentini von Deutschland aus zur italienischen Sprach- und Lexikographiediskussion des frühen 19. Jahrhunderts leisten kann, von Interesse. Valentini behandelt in seiner theoretischen Schrift, der Raccolta di mille e più vocaboli italiani, all deren Problemfelder – Primat der Literatursprache vs. uso, Vormacht des Toskanischen vs. Öffnung gegenüber anderen regionalen Varietäten und einem italiano comune, Integration von Fremdwörtern und Fachtermini –, mit seiner Außenperspektive, die ihn an keine Region oder Schule bindet, aus seiner praktischen Arbeit als Sprachlehrer heraus, aufgrund der eigenen kontrastiven Erfahrung und aufgrund des Bedürfnisses, als zweisprachiger Lexikograph deutsche Einheiten zu übersetzen, die im Toskanischen keine Entsprechung haben, sowie nicht zuletzt aus seiner genauen Kenntnis der deutschen Lexikographietradition heraus kann er jedoch neue Impulse in die italienische Diskussion einbringen. Diese Stimmen von außen sind in der italienischen Forschung zur Questione della Lingua bisher wenig berücksichtigt worden.
In der Analyse des lexikographischen Werks von Valentini wird der Natur des Vollständigen Wörterbuchs als zweisprachigem Werk Rechnung getragen. Für die sprachgeschichtlich ausgerichteten Abschnitte wird in der Arbeit jedoch der Schwerpunkt auf dem Italienischen liegen. Dies ist vor allem durch drei Gründe bedingt:
1)Im Italienischen ist das frühe 19. Jahrhundert eine Zeit der Umbrüche: Die alte Norm greift nicht mehr, Diskussionen um eine neue Lexikographie kommen auf, konkrete Vorschläge und Modelle einer Einheitssprache sind mit dem Beitrag Manzonis im Entstehen. Dagegen stellt sich die deutsche Sprache zu jener Zeit stabiler dar.
2)Valentini ist kein deutscher Muttersprachler. Er kann bezüglich der vorgeschlagenen Sprache und ihrer lexikalischen Einheiten hier keine Auswahl treffen, kein eigenes sprachliches Konzept entwickeln, wie er das für das Italienische tut.
3)Eng mit 2) zusammenhängend äußert sich Valentini in seinen theoretischen Schriften, im lexikographischen Programm des Vorworts nicht ausschließlich, aber doch überwiegend zum Italienischen. Auch seine übrigen Werke (Grammatiken, Sammlungen italienischer Literatur) sind auf das Italienische konzentriert.
Neben dem lexikographischen Werk werden auch die sprachdidaktischen Arbeiten in die Analyse einbezogen. Sie enthalten sowohl grammatische als auch lexikalische Darstellungen. Hier setzt sich das Spannungsfeld zwischen Tradition und Innovation, das Valentinis Arbeit kennzeichnet, fort. Während der Autor im Bereich der Lexikographie mehr wagt, ist seine Grammatiknorm stark in der Tradition verhaftet. So zeigt er ein großes Interesse an der Abbildung gesprochener Sprache, kommt hier jedoch, vor dem von Manzoni abgesteckten Wendepunkt in der Sprachgeschichte, über das Vorschlagen von Modellen des 18. Jahrhunderts wie den Komödien Goldonis nicht hinaus.
Schließlich ist Valentini im Kontext der sich herausbildenden Disziplinen der wissenschaftlichen Germanistik und Romanistik zu betrachten. Aufmerksam und kritisch rezipiert er die Beiträge Raynouards, Schlegels und Perticaris für die romanische sowie die richtungsweisenden Arbeiten Lachmanns und insbesondere Grimms für die germanistische Seite und führt sie in eigenen Abhandlungen in seinem Wörterbuch weiter. Damit überschreitet er die zu Beginn des 19. Jahrhunderts stark wahrgenommene Trennung zwischen synchroner Sprach...

Inhaltsverzeichnis

  1. Cover
  2. Titelseite
  3. Impressum
  4. Vorwort
  5. Inhalt
  6. Abbildungsverzeichnis
  7. 1 Einleitung
  8. 2 Italienisch in Deutschland – Deutsch in Italien
  9. 3 Italienische und deutsche Lexikographie um 1800: Valentini als Wörterbuchautor zwischen zwei Traditionen
  10. 4 Der Sprachmittler und Lexikograph Francesco Valentini (1789–1862)
  11. 5 Valentinis Beitrag zur Vermittlung italienischer Sprache und Kultur
  12. 6 Francesco Valentinis Lexikographisches Œuvre: Untersuchungen zu den kleineren Arbeiten
  13. 7 Analyse des Vollständigen grammatisch-praktischen italienisch-deutschen, deutsch-italienischen Wörterbuchs (1831–1836)
  14. 8 Rezeption und Verbreitung des Vollständigen Wörterbuchs
  15. 9 Fazit
  16. 10 Bibliographie
  17. 11 Register
  18. Fußnoten