Public Health Kompakt
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Public Health Kompakt

  1. 556 Seiten
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Inhaltsverzeichnis
Quellenangaben

Über dieses Buch

Die 3., vollständig aktualisierte und erweiterte Auflage des praxisorientierten Lehrbuchs Public Health bietet Studierenden einen leicht verständlichen Einstieg in die verschiedenen Aspekte des Fachs Public Health.

Neben den grundlegenden Begriffen und Konzepten im Fach Public Health wird das Basiswissen aus den Bereichen Epidemiologie, Biostatistik, Prävention und Gesundheitsförderung sowie Gesundheitswesen vermittelt. Darüber hinaus werden aktuelle Themen wie Umweltmedizin, internationale Aspekte von Gesundheit (International Health), Gesundheit im Verlauf des Lebens (Life Course Approach to Health) und Versicherungsmedizin erörtert. Zahlreiche Abbildungen und Tabellen dienen der Verdeutlichung und Visualisierung komplizierter Zusammenhänge.

Das am Swiss Catalogue of Learning Objectives for Undergraduate Medical Training orientierte Lehrbuch - das aber auch den deutschen GK berücksichtigt - vermittelt Studenten der Humanmedizin und der Gesundheitswissenschaften in kurzer, prägnanter Form das prüfungsrelevante Wissen im Bereich Public Health. Des Weiteren bietet es Studierenden der Bereiche Pflege-, Gesundheits-, Versorgungs-, Bevölkerungswissenschaften und Gesundheitsökonomie einen Überblick über Public Health relevante Inhalte ihrer Lehrgänge.

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Information

Jahr
2017
ISBN
9783110466881

1Public Health: Konzepte, Disziplinen und Handlungsfelder

Matthias Egger, Oliver Razum, Anita Rieder
In diesem einführenden Kapitel lernen wir die zentralen Begriffe, Konzepte, Disziplinen und Handlungsfelder von Public Health kennen. Ein Blick in das 19. Jh. zeigt, dass Public Health zu Beginn überraschenderweise weniger mit der Medizin als mit dem Ingenieurwesen zu tun hatte. Die Geschichte macht auch verständlich, warum heute der englische Begriff „Public Health“ auch im Deutschen gebräuchlich ist. Public Health und Medizin unterscheiden sich in ihrer Sicht auf Krankheit und Gesundheit. Anders als im medizinischen Denken steht in Public Health die Entstehung von Gesundheit (Salutogenese) und nicht die Entstehung von Krankheit (Pathogenese) im Mittelpunkt. Zu den Kernthemen von Public Health gehört u. a. die gesundheitliche Ungleichheit zwischen verschiedenen Bevölkerungsgruppen, z. B. die Ungleichheit im Zusammenhang mit der sozialen Schichtzugehörigkeit und dem Geschlecht. Bei vielen Public-Health-Fragen spielen auch ethische Aspekte eine Rolle. Während in der Medizinethik die Arzt-Patient-Beziehung im Mittelpunkt steht, ist es in der Public-Health-Ethik das Verhältnis zwischen den Institutionen und den BürgerInnen. Wir schließen das Kapitel mit einem kritischen Blick auf die Public Health Genomics und ihrem Versprechen einer individualisierten Prävention.
Schweizerische Lernziele: CPH 1–3, CPH 28–34

1.1Definition

Unter Public Health verstehen wir eine von der Gesellschaft organisierte, gemeinsame Anstrengung, mit dem Ziel der
Erhaltung und Förderung der Gesundheit der gesamten Bevölkerung oder von Teilen der Bevölkerung,
Vermeidung von Krankheit und Invalidität,
Versorgung der Bevölkerung mit präventiven, kurativen und rehabilitativen Diensten.
Im deutschsprachigen Raum wird synonym auch etwas umständlich von der öffentlichen Gesundheitspflege gesprochen. Der Begriff der Volksgesundheit ist durch den Nationalsozialismus belastet (s. Kap. 1.2) und wird deshalb nicht verwendet. Aus den genannten Gründen ist der englische Begriff „Public Health“ auch im Deutschen gebräuchlich. Im Gegensatz zur kurativen Individualmedizin richtet Public Health den Blick auf die gesamte Bevölkerung oder auf Bevölkerungsgruppen und beschäftigt sich hier mit ethisch (s. Kap. 1.6) und ökonomisch (s. Kap. 2.5.1) vertretbaren Maßnahmen der Gesundheitsförderung, der Krankheitsprävention und der Versorgung.
Handlungsfelder von Public Health sind
die wissenschaftliche Forschung an universitären Instituten: In der Schweiz geschieht das z. B. an Instituten für Sozial- und Präventivmedizin und dem Schweizerischen Tropen- und Public Health-Institut (Swiss TPH). In Österreich findet Public-Health-Forschung vor allem an den medizinischen Universitäten statt. Zentren für Public Health kooperieren dabei oftmals mit Institutionen des Öffentlichen Gesundheitswesens oder umgekehrt. In Deutschland forschen Public-Health-Wissenschaftler v. a. an gesundheitswissenschaftlichen Instituten sowie an medizinischen Instituten mit Public-Health-Ausrichtung.
die Praxis in den Public-Health-Institutionen: In der Schweiz sind hierfür z. B. die kantonalen Gesundheitsämter und das Bundesamt für Gesundheit (BAG) zuständig. In Österreich ist das Bundesministerium für Gesundheit und Frauen (BMGF) für die gesundheitliche Rahmengesetzgebung verantwortlich. Die Gesundheit Österreich GmbH ist mit der Strukturplanung, Gesundheitsförderung und Qualitätssicherung im Gesundheitswesen beauftragt. In Deutschland ist das Robert Koch-Institut die zentrale Einrichtung auf dem Gebiet der Krankheitsüberwachung und -prävention.
die Gesundheits- und Sozialpolitik, die durch Verordnungen und Gesetze das Gesundheitswesen steuert und gesundheitsfördernde Arbeits- und Lebensbedingungen schafft.
Zu den Aufgaben von Public-Health-Institutionen gehört es, die Gesundheit der Bevölkerung zu schützen und zu überwachen (Surveillance), etwa im Zusammenhang mit Infektionskrankheiten (s. Kap. 9.2.2), der Lebensmittelsicherheit (s. Kap. 6.2.4), der Sicherheit am Arbeitsplatz (s. Kap. 7.2.1) oder der Luftverschmutzung (s. Kap. 6.4.3). Darüber hinaus sind sie u. a. für die Erarbeitung und Durchführung von Impfprogrammen (s. Kap. 9.4.1), Screening-Programmen (s. Kap. 4.5.4) und Aufklärungskampagnen (s. Kap. 4.1.2) zuständig. Hierbei arbeiten Fachleute verschiedenster Disziplinen aktiv zusammen (s. Kap. 1.4). Beispiele für gesundheitspolitische Maßnahmen sind Rauchverbote in öffentlichen Räumen (s. a. Kap. 4.2.2) und die laufenden Bestrebungen, Gesundheitsförderung und Prävention zu stärken, so in Deutschland z. B. durch das 2015 in Kraft getretene Präventionsgesetz (PrävG, s. Kap. 4.1.3). In Österreich wurde die Gesundheitsförderung durch das 1998 verabschiedete Gesundheitsförderungsgesetz maßgeblich beeinflusst.
Der Master of Public Health (MPH) ist ein international anerkannter akademischer Grad, der im angelsächsischen Raum (z. B. an der geschichtsträchtigen London School of Hygiene & Tropical Medicine oder an den Schools of Public Health nordamerikanischer Universitäten), aber auch an verschiedenen Hochschulen in Deutschland, Österreich und der Schweiz erworben werden kann. Ein MPH-Studium ist in der Schweiz Teil der Weiterbildung zum Facharzt in Prävention und Gesundheitswesen. In Deutschland kann der Facharzt für Öffentliches Gesundheitswesen und der Facharzt für Hygiene und Umweltmedizin erworben werden. In Österreich wurde der Facharzt für Sozialmedizin im Jahr 2016 durch eine Facharztausbildung Public Health abgelöst. In allen drei Ländern gibt es darüber hinaus einen Facharzttitel im Bereich der Arbeitsmedizin, in Deutschland noch die Zusatzbezeichnung Betriebsmedizin.

1.2Geschichtliche Notizen

Matthias Egger, Lukas Fenner

Die soziale Frage

Die Entwicklung der modernen Public Health ist eng mit der sozialen Reformbewegung im 19. Jahrhundert verbunden, die darauf abzielte, die soziale Lage der Arbeiter und ihrer Familien zu verbessern. Abb. 1.1 illustriert die Lebensumstände der damaligen Arbeiterschaft am Beispiel einer Behausung in London. Angesichts dieser Zustände überrascht es nicht, dass London und andere europäische Städte zu jener Zeit immer wieder von Choleraepidemien heimgesucht wurden (s. a. Abb. 1.2) und dass dort auch die Tuberkulose grassierte. Im Zentrum der angestrebten Reformen standen die Verbesserung der sanitären Bedingungen in den Städten und der Verhältnisse am Arbeitsplatz. In England förderte der Public Health Act von 1848 den Bau von Wasserleitungen und Kanalisationsanlagen (s. a. Kap. 6.2.1). In Berlin trieb der Pathologe und Sozialreformer Rudolf Virchow (1821–1902, s. a. Kap. 2.1.1) den Bau von zentraler Wasserversorgung und Kanalisation voran, während in München Max von Pettenkofer (1818–1901) hierbei die treibende Kraft war.
Abb. 1.1: Eine Londoner Behausung an der Field Lane im 19. Jahrhundert. Die Notdurft wurde am Kanal verrichtet (Quelle: Wellcome Images. https://wellcomeimages.org/).
Abb. 1.2: Karte der Cholera-Todesfälle im Rahmen der Epidemie von 1854, die rund um die Broad-Street-Wasserpumpe auftraten. Der Epidemiologe John Snow (1813–1858, s. a. Kap. 2.1.1) folgerte hieraus, dass die Cholera durch verschmutztes Trinkwasser übertragen wird und entfernte den Pumpengriff, um weitere Ansteckungen zu verhindern. (Rekonstruktion der Karte nach Snows Angaben durch den medizinischen Geografen E.W. Gilbert, 1958) (Quelle: Gilbert E.W. Pioneer map and health and disease in England. Geographical Journal 1958; 124(2): 172–183).

Hygiene und Sozialhygiene

Pettenkofer hatte ab 1865 den ersten Lehrstuhl für Hygiene in Deutschland inne. Zentrale Themen dieses neuen medizinischen Fachgebietes waren die Verhütung von Krankheiten und die Förderung der Gesundheit der Bevölkerung. Pettenkofers besonderes Interesse galt dabei der physikalischen und chemischen Umwelt. Er gilt deshalb als Wegbereiter der Umweltepidemiologie und Umweltmedizin (s. Kap. 5). Mit der Entdeckung der Bakterien und dem im Jahr 1882 durch Robert Koch (1843–1910) erfolgten Nachweis von Mycobacterium tuberculosis als einzigen, eindeutig identifizierbaren Krankheitserreger der Tuberkulose wurde die Bakteriologie zur führenden Gesundheitswissenschaft des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Damit war die Debatte um die Frage, wodurch Krankheiten verursacht werden, jedoch noch nicht abgeschlossen. Die von Alfred Grotjahn (1869–1931) begründete Sozialhygiene stellte die monokausale Erklärung der Entstehung von Infektionskrankheiten in Frage und betonte die Wichtigkeit von gesellschaftlichen Einflüssen, wie z. B. von engen und unhygienischen Wohnverhältnissen, schlechter Ernährung oder niedrigem Einkommen auf die Krankheitsentstehung (s. Abb. 1.3, mit einem Beispiel einer Studie aus dieser Zeit). Grotjahn vertrat allerdings als Mitglied der Gesellschaft für Rassenhygiene auch eugenische Vorstellungen (s. u.). Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war Deutschland auf dem Gebiet der Hygiene führend, was sich u. a. daran zeigte, dass die erste Internationale Hygiene-Ausstellung 1911 in Dresden von mehr als fünf Mio. Menschen (!) besucht wurde. Die Schaffung von kommunalen Gesundheitsämtern in Deutschland (heute oft als Fachdienst Gesundheit bezeichnet) ist ein bleibender Verdienst jener Zeit.
Aber auch in der Schweizer Hauptstadt Bern gelang es beispielsweise, die Zahl der Tuberkulose-Toten zu senken, schon bevor ab Mitte des 20. Jahrhunderts eine wirksame medizinische Behandlung zur Verfügung stand. Zum frühen Erfolg in der Tuberkulosebekämpfung führten neben dem medizinischen Fortschritt auch andere Faktoren, wie die allgemeinen Verbesserungen der Lebensumstände und Public-Health-Maßnahmen, die auf Krankheitsprävention und Gesundheitsförderung zielten (s. Box 1.2.1). So wurden in Bern öffentliche Sanatorien für Tuberkulose-Erkrankte und Freiluftschulen für gefährdete Kinder errichtet, etwas später kamen Screening-Untersuchungen (s. Kap. 4.5) mit Hilfe von Röntgen-Apparaten und Tuberkulin-Hauttest hinzu.
Abb. 1.3: Beispiel einer sozialhygienischen Studie, die zu Beginn des 20. Jh. in Deutschland durchgeführt wurde. Die Grafik zeigt das Einkommen (in Mark) und d...

Inhaltsverzeichnis

  1. Cover
  2. Titelseite
  3. Impressum
  4. Geleitwort Prof. Dr. Lothar H. Wieler
  5. Geleitwort Pascal Strupler
  6. Vorwort zur dritten Auflage
  7. Vorwort zur zweiten Auflage
  8. Vorwort zur ersten Auflage
  9. Inhaltsverzeichnis
  10. Verzeichnis der Autorinnen und Autoren
  11. 1 Public Health: Konzepte, Disziplinen und Handlungsfelder
  12. 2 Public-Health-Methoden
  13. 3 Gesundheitssysteme
  14. 4 Gesundheitsförderung und Prävention
  15. 5 Gesundheit im Verlauf des Lebens – Life Course Approach to Health
  16. 6 Materielle Umwelt und Gesundheit
  17. 7 Arbeit und Gesundheit
  18. 8 Chronische Krankheiten und Unfälle
  19. 9 Infektionskrankheiten
  20. 10 Globale Gesundheit
  21. Register