Gelehrsamkeit, Politik und Spektakel
Transformationen der deutschen Römertragödie 1800-1900
- 284 Seiten
- German
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Gelehrsamkeit, Politik und Spektakel
Transformationen der deutschen Römertragödie 1800-1900
Ăber dieses Buch
Mit der deutschen Römertragödie analysiert die Studie eine in der Zeit zwischen 1800 und 1900 im deutschen Sprachraum Ă€uĂerst populĂ€re, heute jedoch weitgehend vergessene Gattung. Die in den StĂŒcken adaptierten römischen Stoffe werden in gezielten Figurenstudien zum einen als selbstverstĂ€ndlicher Teil des humanistischen Bildungswissens erkennbar gemacht, das sich aus der tiefen Vertrautheit mit den antiken Quellen speist. Zugleich ist die Gattung, deren genuin dramatischen QualitĂ€ten in der Tendenz zur MonumentalitĂ€t und zum Spektakel liegen, stets ein Reflexionsmedium fĂŒr aktuelle politische Fragen des 19. Jahrhunderts: Ob es sich nun um die am Beispiel Rom inszenierten, in den nationalen Kodierungen eher abstrakt gehaltenen Visionen von einem starken Staat handelt oder die in den groĂen Krisen der römischen Republik gespiegelten Problemkonstellationen um Reformer und Rebellen â immer wieder zeigt sich die Römertragödie offen fĂŒr politische Anspielungen, bleibt dabei aber durch die in der stets gewahrten Quellentreue zur Schau gestellte antiquarische Gelehrsamkeit unverdĂ€chtig.
HĂ€ufig gestellte Fragen
Information
FuĂnoten
1 | Lessing (2006), 100. |
2 | Vgl. als einen von vielen möglichen Belegen die Beschreibung des PhĂ€nomens von Blumenthal (1885). In einem Datenbankprojekt des Berliner Sonderforschungsbereichs 644 âTransformationen der Antikeâ werden derzeit die Daten aller Dramen des 19. Jahrhunderts zusammengefĂŒhrt, die antike Stoffe adaptieren. Dabei wird ein besonderer Schwerpunkt auf das hĂ€ufige Vorkommen der â neben Griechenland und Rom â âanderenâ AltertĂŒmer gelegt, wie etwa Persien, Indien oder Germanien. Die Zahl der erfassten Adaptionen mit römischen Stoffen betrĂ€gt zurzeit 322 Texte (Stand: Oktober 2015), darunter freilich auch viele SchwĂ€nke, Einakter und Parodien sowie Texte, in denen die vorkommenden Römer allenfalls eine Nebenrolle spielen. |
3 | ReprĂ€sentativ fĂŒr dieses literaturgeschichtliche Narrativ: McInnes (1983); Cowen (1988). Beide Autoren ignorieren das MissverhĂ€ltnis zwischen den die SpielplĂ€ne der Zeit bestimmenden Gattungen und den kanonisierten Autoren freilich nicht, detailliertere Betrachtungen in Form von eigenen Kapiteln bleiben gleichwohl den erwĂ€hnten vormodernen Dramatikern vorbehalten. Den breitesten dramengeschichtlichen Ăberblick liefert noch immer die 800-seitige Studie von Martersteig (1904), hier insbesondere das Kap. X: âDie Epigonenâ, 373â412. Den dramengeschichtlich beinahe völlig ignorierten Zeitraum von 1870 bis 1890 hat anhand von Detailstudien zu einzelnen populĂ€ren Werken in jĂŒngerer Zeit untersucht: Kiefer (1997). |
4 | Fluck (1997), 11. |
5 | Zur Geschichte und Politisierung der humanistischen Bildung vgl. Landfester (1988). Vgl. auch die groĂe Studie von Bursian (1883). |
6 | Vgl. zu dem hier und im Folgenden knapp skizzierten bildungs- und universitĂ€tsgeschichtlichen Rahmen die ausfĂŒhrlichen Ăberblicke: Nipperdey (1991), 451â484 (âDie Bildung: Schule und UniversitĂ€tâ) sowie 498â533 (âDie Revolution des Historismus und die Entwicklung der Geisteswissenschaftenâ); Wehler (2008), 478â499 (âDer Aufbau des Schulsystemsâ) sowie 504â520 (âDie reformierten UniversitĂ€tenâ). Die der zweiten JahrhunderthĂ€lfte gewidmeten BĂ€nde der Geschichten Nipperdeys und Wehlers charakterisieren die VerĂ€nderungen im Schulwesen und in der UniversitĂ€t im Kaiserreich, fĂŒr den hier geleisteten Ăberblick sind jedoch die in den angegebenen BĂ€nden beschriebenen Entwicklungen entscheidender. |
7 | Vgl. hierzu den Sammelband Osterkamp/Valk (Hg.) (2011). Diese Prozesse werden auch nachvollziehbar in dem geschichtlichen Ăberblick von Schiering (1969). |
8 | Vgl. als zeitgenössische Beschreibung des PhĂ€nomens Kraus (1884). Die Bezeichnung war insbesondere verbreitet wegen des literarischen Schaffens Felix Dahns und Georg Ebersâ, die zugleich Romanciers und Professoren fĂŒr Rechtsgeschichte resp. Ăgyptologie waren. |
9 | Vgl. zu diesen Tendenzen und ihren Folgen fĂŒr die Textstruktur des historischen Romans Dönike (2008); Verf. (2011). |
10 | Vgl. ĂŒberblickshaft Galle (1980). Beispiele fĂŒr die insbesondere in der zweiten JahrhunderthĂ€lf-te ... |
Inhaltsverzeichnis
- Cover
- Titelseite
- Impressum
- Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- II. Elemente der deutschen Römertragödie um 1800
- III. Politische Krise, gescheiterte Revolution â die Gracchen-Tragödien
- IV. Catilina â Schurke und Reformer
- V. Spartacus â âGrosser Generalâ und âRĂ€uberhauptmannâ
- VI. Die römische Kaiserzeit auf der deutschen BĂŒhne und die Nero-Mode
- VII. Schluss
- Anhang: Thematische Bibliographie deutscher Römertragödien 1800â1900
- Literaturverzeichnis
- Nachbemerkung
- Personenregister
- FuĂnoten