Hundert Jahre Aluminiumindustrie in Deutschland (1886-1986)
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Hundert Jahre Aluminiumindustrie in Deutschland (1886-1986)

Die Geschichte einer dynamischen Branche

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Hundert Jahre Aluminiumindustrie in Deutschland (1886-1986)

Die Geschichte einer dynamischen Branche

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Über dieses Buch

Die noch junge Aluminiumindustrie wurde innnerhalb weniger Jahrzehnte zu einer der bedeutendsten Grundstoffindustrien. Manfred Knauer schildert die wichtigsten Phasen dieser Entwicklung in Deutschland, beginnend mit dem Jahr 1886, in dem die Erfindung der Schmelzflusselektrolyse die Voraussetzung für die Herstellung des Aluminiums im industriellen Maßstab schuf.
Die turbulenten "Jugendjahre" der neuen Industrie bis zur Weltwirtschaftskrise werden ebenso behandelt wie Aufstieg und Fall der Aluminiumindustrie im Dritten Reich. Die "goldenen Jahre" der Industrie in der Zeit nach dem zweiten Weltkrieg rücken in den Blick, und der Übergang in die Reifephase nach der Erdölkrise der 70er Jahre findet ebenfalls Raum. Abschließend wird die Geschichte der Aluminiumindustrie in der früheren DDR betrachtet.

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Information

Jahr
2014
ISBN
9783110397253
Auflage
1
Thema
History

TEIL III

DAS GOLDENE ZEITALTER DER ALUMINIUMINDUSTRIE (1945–1974)

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10. KAPITEL

VOM KRIEGSMETALL ZUM GEBRAUCHSMETALL – DIE EROBERUNG DER ZIVILEN ABSATZMÄRKTE

10.1 Der Aluminiumboom der Nachkriegszeit

Man hat die Zeitspanne vom Ende des zweiten Weltkrieges bis zum Erdölembargo der OPEC 1973/1974 zu Recht als das goldene Zeitalter der Aluminiumindustrie bezeichnet. Die Aluminiumbranche erlebte in dieser Periode einen beispiellosen Aufschwung, dem sie zu einem guten Teil ihre heutige Stellung als eine der bedeutendsten Grundstoffindustrien verdankt. In knapp drei Jahrzehnten stieg der Aluminiumverbrauch in den Ländern der westlichen Welt von 800.000 Tonnen im Jahr 1946 auf über elf Millionen Tonnen im Jahr 1974. Die Aluminiumindustrie wuchs in diesem Zeitraum fast doppelt so schnell wie die Wirtschaft insgesamt. Allen pessimistischen Prognosen zum Trotz kam es nach 1945 zu keinem massiven Einbruch der Nachfrage nach Aluminium, wie man dies nach dem Ende des Ersten Weltkriegs erlebt hatte. In den USA übertraf der Aluminiumverbrauch schon 1950 den im Krieg erreichten Höchststand. Der Übergang von der Kriegsproduktion zur Friedenswirtschaft wurde relativ schnell und ohne größere Probleme bewältigt. An die Stelle von Kriegsflugzeugen und sonstigem Militärgerät traten in den Nachkriegsjahren Automobile und andere zivile Konsumgüter als wichtigste Bedarfsträger. Das Aluminium entwickelte sich vom Spezialwerkstoff für die Luftfahrtindustrie zu einem vielseitigen Gebrauchsmetall, das schon bald alle anderen Nichteisenmetalle überflügelte und nach Stahl (wenn auch mit großem Abstand) den zweiten Platz in der Rangordnung der Metalle einnahm1. Die Aluminiumindustrie wurde zur Wachstumsbranche par excellence, der die Experten eine glänzende Zukunft voraussagten. Die großen Aluminiumkonzerne strotzten vor Selbstbewusstsein und investierten trotz mancher Rückschläge in immer neue Produktionsanlagen in der festen Erwartung, dass ihre Produkte von der unaufhaltsam wachsenden Wirtschaft aufgenommen würden (Smith, Seite 308).
Bei dem beispiellosen Aufbruch der Aluminiumindustrie in ein neues Zeitalter der Massenfertigung und des Massenverbrauchs fiel den nordamerikanischen Aluminiumproduzenten die Vorreiterrolle zu. Sie bestimmten maßgeblich Tempo und Ausmaß der Ausbreitung des Werkstoffes Aluminium in den ersten Nachkriegsjahrzehnten, die man recht eigentlich auch als das amerikanische Zeitalter des Aluminiums bezeichnen könnte. Während des Krieges war in den USA und Kanada eine riesige Aluminium-industrie entstanden, die Ende 1943, als die alliierten Rüstungsanstrengungen ihren Höhepunkt erreichten, über Hüttenkapazitäten von anderthalb Million Tonnen verfügte. Obwohl ein großer Teil der amerikanischen und kanadischen „Kriegshütten“ ab 1944 eingemottet oder definitiv geschlossen wurde, entfielen noch Mitte der 60er Jahre etwa zwei Drittel der Aluminiumerzeugung der westlichen Welt auf Nordamerika. Die nordamerikanischen Produzenten, deren Kreis sich durch Reynolds Metals Company und Kaiser Aluminum & Chemicals Corporation erweitert hatte2, haben maßgeblich dazu beigetragen, dass die Umstellung der Produktion auf Güter des zivilen Bedarfs ohne größere Probleme vonstatten ging. Auch bei der Entwicklung neuer Produkte und der Erschließung neuer Märkte für das Aluminium übernahmen die amerikanischen Aluminiumproduzenten die Führungsrolle. Ihrer Innovationskraft und ihrem einfallsreichen Marketing verdankt die Aluminiumindustrie zu einem wesentlichen Teil die Erfolge, die sie in den ersten Nachkriegsjahrzehnten bei der Eroberung der zivilen Absatzmärkte erzielen konnte. Die Aluminiumkonzerne in den USA und Kanada waren es auch, die als Erste moderne Methoden der Massenfertigung praktizierten, wie sie bis dahin nur von der Stahlindustrie angewendet worden waren, und auf diese Weise dafür sorgten, dass Aluminium auch in preislicher Hinsicht wettbewerbsfähig war. Die amerikanischen und kanadischen Produzenten spielten schließlich auch bei der Versorgung der westlichen Welt mit Hüttenaluminium bis in die 70er Jahre hinein eine unverzichtbare Rolle. Mit Hilfe ihrer Produktionsüberschüsse konnte die Deckungslücke der europäischen Industrieländer und Japans geschlossen werden, deren Bedarf die heimische Produktion weit übertraf.
Tabelle 13: Hüttenaluminiumverbrauch der westlichen Welt 1946–1974 (MG-Statistik)
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In Westeuropa setzte der Aufschwung der Aluminiumindustrie erst zu Beginn der 50er Jahre ein, nachdem die dortigen Volkswirtschaften sich allmählich von den Folgen des Krieges erholt hatten. Der von Deutschland ausgehende Krieg hatte ja nicht nur das deutsche Staatsgebiet in Schutt und Asche gelegt, sondern auch in England, Frankreich, Italien und anderen europäischen Ländern große Verwüstungen hinterlassen. Die durch Mangel und Not geprägte wirtschaftliche Situation der europäischen Länder nach dem Ende des Krieges stand in krassem Gegensatz zu der blühenden Wirtschaft der Vereinigten Staaten und Kanadas. Die von der amerikanischen Regierung im Jahr 1947 beschlossene Wirtschaftshilfe für die Not leidenden Länder Europas hat wesentlich zu deren wirtschaftlichen Erholung beigetragen. Die nach dem damaligen amerikanischen Außenminister George Marshall (1880–1959) benannte Hilfsaktion bestand im Kern darin, dass die Vereinigten Staaten den europäischen Empfängerländern die benötigten Devisen für den Kauf von Rohstoffen, Lebensmitteln und Industrieanlagen in der Form eines nicht rückzahlbaren Zuschusses zur Verfügung stellten. Über vier Jahre verteilt erhielten die sechzehn beteiligten Länder 13,3 Milliarden Dollar, eine gigantische Summe, etwa 70 Milliarden Dollar in heutiger Währung.
Die drei westlichen Besatzungszonen in Deutschland und nach ihrer Gründung 1949 die Bundesrepublik Deutschland gehörten zu den wichtigsten Nutznießern des so genannten „European Recovery Program“ (ERP)3. Als Initialzündung löste die ERP-Hilfe schon nach kurzer Zeit einen sich selbst tragenden wirtschaftlichen Aufschwung aus, der in Westeuropa zu wirtschaftlichem Wachstum und Wohlstand führte. Dreieinhalb Jahre nach Beginn der Hilfe war die Industrieproduktion in den Empfängerländern um fast zwei Drittel gestiegen4. Auch dringend benötigte Importe von Hüttenaluminium wurden mit Mitteln des Marshall-Planes finanziert. Für die Ermittlung des Aluminiumbedarfes der Empfängerländer und die Verteilung der hierfür zur Verfügung stehenden Mittel war der NE-Metall-Ausschuss der „Organisation for European Economic Cooperation“ (OEEC) verantwortlich, die 1948 zur Koordinierung der ERP-Hilfe mit Sitz in Paris gegründet worden war. Auch deutsche Vertreter hatten in diesem Ausschuss Sitz und Stimme. Im Gefolge des wirtschaftlichen Aufschwunges war ab 1950 in den westeuropäischen Ländern ein rascher Anstieg des Aluminiumverbrauches zu verzeichnen, wenn auch der Abstand zu Amerika bis in die 70er Jahre beträchtlich blieb.
Japan unternahm nach dem Krieg große Anstrengungen, um auf dem Gebiet der Aluminiumerzeugung und Aluminiumverarbeitung mit den USA, Kanada und den westeuropäischen Ländern gleichzuziehen. Das Land entwickelte sich in den 60er Jahren zu einem der größten Aluminiumverbraucher der westlichen Welt, dessen Aluminiumbedarf nur noch von dem der USA übertroffen wurde. Sein Anteil am weltweiten Verbrauch von Hüttenaluminium stieg von 3,6 Prozent im Jahr 1960 auf über acht Prozent am Ende der Dekade. In dieser Entwicklung spiegelte sich der beispiellose Aufstieg Japans zu einer der führenden Industrienationen wider. Um die wachsende Abhängigkeit von Aluminiumimporten zu verringern, entschloss man sich anfangs der 60er Jahre zu einem großzügigen Ausbau der japanischen Hüttenindustrie, die mit dem stürmisch wachsenden Bedarf nicht mehr Schritt gehalten hatte. Da Japan weder über nennenswerte Wasserkraft noch über billige Kohle verfügte, waren die neuen Hütten auf teuren Strom aus größtenteils mit Erdöl betriebenen Wärmekraftwerken angewiesen. Die Abhängigkeit von importiertem Erdöl wurde ihnen schon wenige Jahre nach ihrer Errichtung zum Verhängnis, als der Ölpreis Mitte der 70er Jahre wegen des Boykotts der Erdöl exportierenden Länder (OPEC) in die Höhe schoss. Der größte Teil der japanischen Hütten musste geschlossen werden, da sie bei den drastisch gestiegenen Energiepreisen nicht mehr rentabel betrieben werden konnten. Dessen ungeachtet blieb Japan eine der führenden Aluminiumnationen der westlichen Welt, die ihren Hüttenaluminiumbedarf seit dem großen „Hüttensterben“ zum größten Teil aus dem Ausland importiert.
Eine völlig andere Entwicklung nahm die Aluminiumindustrie in den Ländern des Ostblocks. In der kommunistischen Welt war die Aluminiumindustrie vor allem Teil des militärisch-industriellen Komplexes und diente überwiegend der Versorgung der Rüstungs- und Luftfahrtindustrien. Der zivile Verbrauch von Aluminium spielte eine untergeordnete Rolle. Dessen ungeachtet erreichte der Anteil der Ostblockstaaten am weltweiten Verbrauch von Hüttenaluminium Anfang der 70er Jahre beachtliche zwanzig Prozent. Der mit Abstand wichtigste Produzent und Verbraucher von Aluminium im Ostblock war die Sowjetunion, die mit ihren riesigen und zum großen Teil noch unerschlossenen Wasserkraftvorkommen über die besten Voraussetzungen für den Aufbau einer leistungsfähigen Aluminiumindustrie verfügte. Trotz der Handelsbeschränkungen zwischen dem Ostblock und der westlichen Welt, exportierten die Sowjetunion und Rumänien in den 60er Jahre größere Mengen an Hüttenaluminium in den Westen. Für die Lieferländer ging es dabei vor allem um den Erwerb von Devisen.
Die spektakuläre Entwicklung der Aluminiumindustrie in den Jahren nach 1945 hat alle Prognosen und Erwartungen der Experten übertroffen. Selbst in den USA überwogen anfänglich Skepsis und Zurückhaltung. Man bezweifelte, dass die Aluminium-industrie unter den Bedingungen der Friedenswirtschaft genügend Absatzmöglichkeiten auf dem zivilen Sektor finden werde, um die im Krieg aufgebauten Kapazitäten zu beschäftigen. Als Henry J. Kaiser sich im Jahr 1946 entschloss, von dem Privatisierungsangebot der amerikanischen Regierung Gebrauch zu machen und mit der Übernahme von zwei Hüttenwerken, einer Tonerdefabrik und eines Walzwerkes nach Alcoa und Reynolds als drittes Aluminiumunternehmen in den USA das Aluminiumgeschäft im großen Stile aufzunehmen, handelte er gegen die Empfehlung der meisten seiner Ratgeber und erntete bei einigen Kritikern kaum verhüllten Spott5. Auch nachdem die Aluminiumindustrie ihre Feuerprobe auf den Nachkriegsmärkten erfolgreich bestanden hatte und schon längst auf Expansionskurs war, blieben die Zukunftsprognosen der Experten durchweg hinter der tatsächlichen Entwicklung zurück. So auch der 1952 veröffentlichte Bericht der Paley-Kommission, die im Auftrag des amerikanischen Präsidenten untersuchte, wie der Bedarf der freien Welt an Lebensmitteln, industriellen Rohstoffen und Energie in den nächsten 25 Jahren gedeckt werden könnte. Der Paley-Report ging davon aus, dass sich der Aluminiumbedarf der USA und der übrigen freien Welt in dem Zeitraum von 1950 bis 1975 etwa verfünffachen werde6. Die tatsächliche Entwicklung ließ die Prognose der Paley-Kommission weit hinter sich. Der für 1975 erwartete Bedarf an Hüttenaluminium von etwa sechs Millionen Tonnen wurde bereits 1968 überschritten. Als zu vorsichtig erwies sich auch die Prognose des NE-Metall-Ausschusses der OEEC aus dem Jahr 1954, die für den Zehnjahreszeitraum von 1952/1953 bis 1962 eine durchschnittliche Steigerungsrate von sechs Prozent zugrunde legte und bis 1962 einen Aluminiumverbrauch der westeuropäischen Länder von 960.000 Tonnen errechnete. Tatsächlich lag der Aluminiumverbrauch in Westeuropa im Jahr 1962 bei 1.255.000 Tonnen7.
Ein Blick in die Verbrauchsstatistik für die Zeit nach 1946 zeigt, dass das Wachstum des Aluminiumverbrauchs während der „goldenen Nachkriegsjahre“ keineswegs in einer stetigen Aufwärtsbewegung verlaufen ist. Vielmehr sind starke Ausschläge nach beiden Seiten zu erkennen, die weit über das konjunkturelle Auf- und Ab der wirtschaftlichen Entwicklung hinausgehen. Auf Perioden überdurchschnittlichen Wachstums folgten solche mit geringen Steigerungsraten. Die Schwankungsbreite ist erheblich. Schon damals zeigte sich der zyklische Charakter des Aluminiumgeschäfts, der uns vor allem bei der Schilderung der Entwicklung der Industrie in der Zeit nach 1970 beschäftigen wird. Hauptsächliche Ursache für die starken Absatzschwankungen ist das Nachfrageverhalten der industriellen Verbraucher und des Lager haltenden Handels, die sich bei ihren Dispositionen stark von Zukunftserwartungen leiten lassen. Die Abnehmer stocken ihre Läger auf, wenn sich das Geschäft belebt und höhere Preise zu erwarten sind, und bauen umgekehrt ihre Läger ab, wenn der Markt rückläufig ist und mit niedrigeren Preisen zu rechnen ist. Dieser so genannte „Pipeline-Effekt“ kann zu extremen Ausschlägen der Nachfrage führen, die den konjunkturbedingten Mehr- oder Minderverbrauch von Aluminium häufig um ein Mehrfaches übersteigen.
Der sprunghafte Anstieg des Aluminiumverbrauchs zu Beginn der 50er Jahre findet seine Erklärung allerdings weniger in der wirtschaftlichen Aufwärtsbewegung dieser Jahre als in dem im Juni 1950 ausgebrochenen Korea-Krieg, der in den USA eine gewaltige Rüstungsanstrengung auslöste und zu einer weltweiten Übernachfrage nach Aluminium führte. Neben dem stark gewachsenen Bedarf der Rüstungsindustrie spielte dabei auch das so genannte Stockpile-Programm der amerikanischen Regierung eine Rolle, die im Hinblick auf die wachsenden Spannungen zwischen Ost und West eine strategische Aluminiumreserve aufbaute, die bis zu 2,5 Millionen Tonnen Hüttenaluminium umfassen sollte8. Die amerikanische Aluminiumindustrie antwortete auf die Verknappung des Aluminiums mit einem umfangreichen Ausbauprogramm, das von der amerikanischen Regierung durch steuerliche Sonderabschreibungen und durch Abnahmegarantien für die erhöhte Produktion gefördert wurde. Angelockt von der günstigen Marktverfassung und den Fördermaßnahmen der US-Regierung nahmen neue Produzenten wie Harvey, Anaconda und Ormet die Herstellung von Hüttenaluminium auf. Der forcierte Ausbau der amerikanischen ...

Inhaltsverzeichnis

  1. JAHRBUCH FÜR WIRTSCHAFTSGESCHICHTEBEIHEFT 17
  2. Titel
  3. Impressum
  4. Inhaltsverzeichnis
  5. VORWORT
  6. TEIL I - TURBULENTE JUGENDJAHRE – VON DER ERFINDUNG DER SCHMELZFLUSSELEKTROLYSE BIS ZUR WELTWIRTSCHAFTSKRISE (1886–1933)
  7. TEIL II - AUFSTIEG UND TIEFER FALL: DIE DEUTSCHE ALUMINIUMINDUSTRIE IM DRITTEN REICH (1933–1945)
  8. TEIL III - DAS GOLDENE ZEITALTER DER ALUMINIUMINDUSTRIE (1945–1974)
  9. TEIL IV - ZEIT DER REIFE (1970–1986)
  10. ANHANG - DIE ALUMINIUMINDUSTRIE IN DER EHEMALIGEN DDR (1945–1990)
  11. QUELLENVERZEICHNIS
  12. BILDQUELLEN
  13. FIRMEN- UND ORGANISATIONSREGISTER