Die Jugend des Dionysos
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Die Jugend des Dionysos

Die Ampelos-Episode in den "Dionysiaka" des Nonnos von Panopolis

  1. 359 Seiten
  2. German
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Die Jugend des Dionysos

Die Ampelos-Episode in den "Dionysiaka" des Nonnos von Panopolis

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Information

Jahr
2016
ISBN
9783110419245

Kapitel 1.

Einführung

Von den alten ist Nonnus, sonsten ein gutter Christ, noch fürhanden;
der in Griechischer sprachen, welche dann trefflich wol hierzu dienet,
acht und viertzig Bücher, Dionysiaca genennet, geschrieben hat.
Daniel Heinsius1
Un manteau Tyrian fécouloit sur tes hanches,
Un chappelet de liz mellés de roses franches,
Et de feueille de vigne, & de lhierre espars,
Voltigeant, umbrageoit ton chef de tout pars.
Pierre de Ronsard2

1.1 Nonnos und die Dionysiaka

Die Dionysiaka sind das letzte große Literaturwerk der Antike, zu gleichen Teilen Renaissance, Zenit und Finale des griechischen Epos. Das 48 Bücher umfassende opus magnum, „die letzte große Dichtung, die wir aus der Antike erhalten haben“3, schildert die Geschichte des Zeus-Sohnes Dionysos von seiner außergewöhnlichen Geburt aus dem Schenkel seines Vaters über seine Kindheitserlebnisse, seine Bewährungsproben in Kriegs- und Friedenszeiten bis zu seiner letztendlichen Aufnahme in den olympischen Götterhimmel. Es bietet eine größtmögliche räumliche Ausdehnung, deckt mit seinen Orten und Landschaften den gesamten griechischsprachigen Kulturkreis ab und gibt ferner den Ausblick auf phantastische, fernöstliche Gebiete frei, die seit dem Alexander-Zug und der damit verbundenen Literatur in den Wahrnehmungshorizont der Hellenen fielen.4 Die Dionysiaka bieten außerdem eine schier unüberblickbare Zahl an Mythen auf, die den Gott und das dionysische Prinzip sowohl in seiner Totalität als auch in all seinen einzelnen Ausprägungen erfassen. Nicht selten handelt es sich um Mythen, die lediglich lose mit Dionysos in Verbindung stehen oder aber sich zunächst so ganz und gar nicht in die Erzähllinie um den Gott und seinen Kult fügen wollen.
Nonnos von Panopolis liefert in vielfacher Hinsicht ein Universalepos, in dem er sämtliche mythischen und literarischen Traditionen kumuliert und Resümee über die vergangenen eintausend Jahre dichterischen Schaffens in Griechenland zieht. Im selben Ausmaß, wie er auf das literarische Erbe zurückgreift, bietet er gleichwohl mindestens ebenso viele schöpferische Innovationen im metrischen und lexikalischen wie auch im stilistischen und inhaltlichen Bereich. Der sog. nonnianische Hexameter, eine Weiterentwicklung der kallimacheischen Gesetzmäßigkeiten, ist gekennzeichnet durch seine formale Strenge sowie seinen Schematismus und wird von einer ganzen Reihe spätantiker Poeten übernommen und gepflegt.5 Die sog. nonnianische Schule, Dichter des 3. bis 6. Jhs. n. Chr., weisen allesamt Ähnlichkeiten in Metrik, Lexik und Stilistik auf und pflegen die Konventionen spätantiker Dichtung als eine öffentlich vorgetragene „highbrow poetry“.6
Der Begriff nonnianische Schule relativiert sich insofern, als Lebenszeit und Wirkungsort dieser Literaten nicht immer in unmittelbarer Verbindung zueinander stehen. Viel eher als ein Initiator einer tatsächlichen Schule muss Nonnos daher aufgrund des Umfangs und des allumfassenden dichterischen Anspruchs als Schnittpunkt des dichterischen Schaffens der Spätantike gesehen werden.
Über den Dichter Nonnos selbst sind nur spärliche Informationen bekannt, lediglich sein Herkunftsort Panopolis, heute Akhmim in der oberägyptischen Thebais, darf als sicher gelten.7 Weder zu seiner Biographie noch zu seinem kulturellen Umfeld oder den Umständen seiner literarischen Tätigkeit sind Quellen bekannt, auch seine Lebenszeit ist nicht eindeutig festzumachen. Als terminus post quem werden Autoren des 4. und 5. Jhs. n. Chr. herangezogen, von denen Nonnos mutmaßlich oder nachweislich Kenntnis hatte.8
Bisweilen wird auch Beirut/Berytos, der Schauplatz des Beroe-Mythos und spätantikes Zentrum der römischen Rechtslehre, das ab 449/450 n. Chr. offiziellen Status einer Metropolis erhält, als Begründung für die Datierung des Nonnos in die zweite Hälfte des 5. Jhs. n. Chr. herangezogen.9 Die herausragende Rolle, welche die Stadt in den Dionysiaka einnimmt, veranlasste überdies dazu, für Nonnos einen Aufenthalt in dieser Stadt oder sogar ein Rechtsstudium ebendort anzunehmen; beides ist als bloße Hypothese zu werten.10 Als terminus ante quem dient Agathias von Myrina (6. Jh. n. Chr.), der in seinen Historien den Ägypter Nonnos und sein Werk, die Dionysiaka, namentlich nennt und ihn unter die „modernen Dichter“ rechnet (Agath. 4,23,5):11
ταῦτα γὰρ οἵ τε πρότερον ποιηταὶ ᾄδουσι καὶ οἱ νέοι παραλαβόντες συνᾴδουσιν. ὧν δὴ καί Νόννος, ὁ ἐκ τῆςΠανὸς τῆς Αἰγυπτίας γεγενημένος, ἔν τινι τῶν οἰκείων ποιημάτων, ἅπερ αὐτῷ Διονυσιακὰ ἐπωνόμασται […].
Denn so singen die Dichter aus früheren Zeiten und die Neutöner haben das aufgenommen und singen in derselben Art. Einer von ihnen ist auch Nonnos, der aus Panopolis in Ägypten stammt, in einem seiner von ihm verfassten Gedichte, das er die Dionysiaka genannt hat […].
Hinweise auf Nonnos’ Herkunft und literarisches Schaffen finden sich auch in der Sammlung der Anthologia Palatina. Im Epigramm AP 9,198 wird darauf Bezug genommen, dass auch er, ähnlich wie Claudian, eine Gigantomachie verfasst habe:12
Νόννος ἐγώ· Πανὸς μὲν ἐμὴ πόλις, ἐν Φαρίῃ δέ
ἔγχεϊ φωνήεντι γονὰς ἤμησα Γιγάντων.
Nonnos heiße ich, stamme aus Panstadt. In Pharia mähte ich mit dem klingenden Schwert die Giganten scharenweis nieder.
Ob es sich bei dieser Gigantomachie um ein eigenständiges Werk oder etwa um die Dionysiaka selbst handelt, die als Abschluss der 48 Bücher Dionysos’ Kampf gegen die Giganten bieten, kann nicht mit Gewissheit entschieden werden. Die Nennung der Insel Pharos bildet den einzigen Anhaltspunkt für die These, Nonnos habe sich wie so viele seiner Zeitgenossen zu Studien- oder Erwerbszwecken im damaligen kulturellen und literarischen Schmelztiegel Alexandria aufgehalten.
Nonnos, dessen literarische Akme im Allgemeinen in die Mitte des 5. Jhs. n. Chr. gesetzt wird und der als Verfasser eines heidnischen und eines christlichen Werkes bekannt ist,13 gab der Gelehrtenwelt, namentlich Enrico Livrea, den Anlass zur Theorie, wonach es sich bei Nonnos von Panopolis umden gleichnamigen Bischof von Edessa handle (449–451 n. Chr.).14 Die Unklarheiten bei Identität und Datierung des Autors sowie beim Verhältnis zwischen Dionysiaka und Paraphrase lösten in der frühen Nonnos-Forschung eine Quaestio Nonniana aus, die, vergleichbar mit der homerischen Frage,15 die chronologische Relation zwischen den heidnischen Dionysiaka und der christlichen Paraphrase sowie die Konfessionszugehörigkeit des Autors untersuchte. Die zu Beginn der Forschung angenommene Konversion des Nonnos vom Heiden- zum Christentum und die Spätdatierung der Paraphrase, die überdies als Zeichen der reumütigen Umkehr eines treulosen Ungläubigen aufgefasst wurde,15 wurden jedoch bald zugunsten einer gemeinsamen christlichen Autorschaft beider Werke aufgegeben.16 Der gegenwärtige status quo geht davon aus, dass die Paraphrase ein Frühwerk sei, dem die Dionysiaka chronologisch nachgestelltwerden müssten oder aber, dass eine zeitgleiche Abfassung beider Werke in Erwägung zu ziehen sei.17 In der neueren und neuesten Nonnos-Forschung wird das Hauptinteresse auf das kulturelle und soziale Umfeld der nonnianischen Dichtungen gelegt;18 die Spätantike wird nicht mehr als Periode des Niedergangs und Verfalls, sondern der Kontinuität, Dynamik und Multikulturalität gesehen.19 Der Dichter schafft seine beiden Werke in einer ungemein vielfältigen Gesellschaft, die sich durch äußerste Heterogenität im Bereich der religiösen und kultischen Ordnung ausweist. Heiden- und Christentum existieren über Jahrhunderte hinweg nicht bloß nebeneinander, sondern beeinflussen sich in hohem Maße gegenseitig. Neben der Langlebigkeit vieler heidnischer Kulte erfolgt die Annäherung von Christen- und Heidentum durch die Aufnahme philosophischen Gedankenguts durch die Christen, eine geistesgeschichtliche Fusion, welche im heidnische und jüdisch-christliche Traditionen verbindenden Neuplatonismus gipfelt.20 Die monotheistischen Züge des Neuplatonismus fügen sich ihrerseits in das üblicherweise als polytheistisch eingestufte Heidentum.21 Außerdem bleibt heidnische Bildung – insbesondere die Kenntnis der Mythologie, animiert durch die Homer-Lektüre, sowie die rhetorische Schulung – auch für die Christen der Spätantike der Zugangscode zu führenden Positionen säkularer und kirchlicher Ämter.
Ein besonderes Spannungsfeld zwischen Heiden und Christen ist im spätantiken Ägypten zu beobachten, das nicht nur als dasMutterland des Mönchtums gilt, sondern bis zum Ausgang der Spätantike auch Bastion für das Heidentum bleibt.22 Eklekti-zismus und Synkretismus sowie die gegenseitige Übernahme religiöser Ausdrucksformen ermöglichen hier kulturelle Synergien, die den Grundstein für die zeitgenössische Dichtung legen, die auf die klassisch griechische Literatur rekurriert, ererbte Motive und Konventionen transformiert und literarische Traditionen für ihre eigene Zeit nutzbar macht.23 Ein Zentrum heidnischer Dichtung und hellenistischen Selbstverständnisses ist Nonnos’ Heimatstadt Panopolis, eine Bildungsstätte, die nachweislich zahlreiche Gelehrte und Literaten anzog, darunter etwa die Dichter Pamprepios und Kyros oder den Philosophen Horapollon.24 Das kulturelle Milieu, das auf der gegenseitigen Einflussnahme des aufstrebenden Christentums und den beständig florierenden paganen Traditionen fußt, wird von offiziellen Bildungseinrichtungen getragen.25 Panopolis in Oberägypten ist nur ein Beispiel für die zahlreichen Bildungszentren im griechischsprachigen östlichen Mittelmeerraum; die neuplatonische Schule in Athen, die Philosophie- und Rhetoriklehrstühle in Konstantinopel, Antiochia, Alexandria und Gaza sowie die Rechtsschule in Beirut legen Zeugnis ab von der Bedeutung der Ausbildung in den heidnischen Wissenschaften.26 Wenngleich keinerlei gesicherte Informationen zu Nonnos’ Person existieren, müssen dennoch ebendiese kulturellen Rahmenbedingungen als Voraussetzungen für sein Literaturschaffen angenommen werden. Die sowohl in den Dionysiaka als auch in der Paraphrase des Johannes-Evangeliums zu findenden heidnischen und christlichen Motive und Sprachelemente zeugen von der spätantiken Vorliebe für synkre...

Inhaltsverzeichnis

  1. Cover
  2. Titelseite
  3. Impressum
  4. Vorwort
  5. Inhalt
  6. Abbildungsverzeichnis
  7. Abkürzungen und allgemeine Referenzwerke
  8. Kapitel 1. Einführung
  9. Kapitel 2. Der Auftakt – Dionysos und die Satyrn
  10. Kapitel 3. Mythos Ampelos – eine Erfindung des Nonnos?
  11. Kapitel 4. Literarische Transformationen – Ampelos im Spiegel mythologischer Dichtung
  12. Kapitel 5. Nonnos und die literarische Tradition
  13. Kapitel 6. Nonnos und die Rhetorik als poetische Technik
  14. Kapitel 7. Die Ampelos-Episode im Rahmen des Gesamtkonzepts der Dionysiaka
  15. Kapitel 8. Nonnos und seine Zeit – die Dionysiaka im Kontext
  16. Bibliographie
  17. Stellenregister
  18. Register griechischer Wörter
  19. Allgemeines Register
  20. Abbildungen
  21. Fußnoten