Wissenschaftliches Publizieren
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Wissenschaftliches Publizieren

Zwischen Digitalisierung, Leistungsmessung, Ökonomisierung und medialer Beobachtung

  1. 307 Seiten
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Wissenschaftliches Publizieren

Zwischen Digitalisierung, Leistungsmessung, Ökonomisierung und medialer Beobachtung

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Über dieses Buch

Die Welt des wissenschaftlichen Publizierens hat in den letzten Jahrzehnten zahlreiche einschneidende Veränderungen erlebt und befindet sich weiterhin in einem ständigen Umbruch. Den mit diesen Prozessen verbundenen Herausforderungen widmet sich der vorliegende Band, der die Forschungsergebnisse der Arbeitsgruppe »Zukunft des wissenschaftlichen Kommunikationssystems« der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften vereint. Er lenkt den Blick erstmals auf den Zusammenhang zwischen vier Entwicklungslinien: Digitalisierung, Ökonomisierung, die zunehmende Außenbeobachtung von Publikationsaktivitäten anhand formaler Merkmale sowie die verstärkte Beobachtung durch die Massenmedien und deren Auswirkungen auf das wissenschaftliche Publikationssystem. Die Beiträge des ersten Teils geben die Sicht- und Herangehensweisen der zentralen Akteurgruppen wieder: Verlage, Bibliotheken und Wissenschaftler. Expertisen zur Diskussion über das Urheberrecht sowie zu wissenschaftspolitischen Initiativen finden sich im zweiten Teil. Der abschließende dritte Teil richtet den Blick in die Zukunft und gibt kontroverse Ausblicke auf eine wünschenswerte Zukunft des wissenschaftlichen Publizierens. Der Band richtet sich an Wissenschaftler, Wissenschaftsorganisationen, Bibliotheken und Verlage.

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Information

Teil 1: Das wissenschaftliche Kommunikationssystem im Wandel

Konstanze Rosenbaum

Von Fach zu Fach verschieden. Diversität im wissenschaftlichen Publikationssystem

Publizieren ist in der Wissenschaft von kaum zu überschätzender Bedeutung, und dies gleich in mindestens dreierlei Hinsicht. Erstens ist die Publikation konstitutiv für die Kommunikation neuen Wissens. Forschungsergebnisse müssen veröffentlicht werden, um „als anerkanntes, möglicherweise auch umstrittenes, aber der Auseinandersetzung für ‚wert‘ befundenes“ (Weingart 2003, 32) wissenschaftliches Wissen zu gelten. Die formelle Publikation ist zweitens an zentraler Stelle im Belohnungssystem der Wissenschaft verankert und dient dort als wesentliche Grundlage für die Zuweisung von Reputation. Mechanismen der externen Leistungsmessung basieren drittens ebenfalls zum großen Teil auf Publikationen, insofern die Messung von Leistungen durch Zählung von Publikationen und Zitationen erfolgt. In der Funktionsweise der Wissenschaft ist das Publizieren mithin ein unabdingbarer Bestandteil – und zwar in allen Fächern. Zugleich gilt aber, dass sich die Publikationskulturen von Fach zu Fach zum Teil beträchtlich unterscheiden.
Homogenität besteht im formalen wissenschaftlichen Kommunikationssystem nur abstrakt und bezieht sich auf die Funktionen der Registrierung, Zertifizierung, Verbreitung und Archivierung neuer Forschungsbeiträge.47 Auf der Grundlage von Experteninterviews rekonstruiert die vorliegende Fallstudie zentrale Differenzen des Publikationssystems in sieben Disziplinen.
Die Analyse ist entlang von vier Vergleichsdimensionen aufgebaut: Der erste Auswertungsteil vergleicht das Verhältnis von gedruckten und digitalen Publikationen in den einzelnen Fächern und arbeitet Einflussfaktoren für den jeweils unterschiedlichen Stand der Digitalisierung im wissenschaftlichen Publikationssystem heraus (Teil 2). Im Zuge der Digitalisierung verändern sich nicht nur die verwendeten Publikationsmedien, sondern auch die Zugriffsmöglichkeiten: Die Realisierung des freien Zugangs zu und die umfassende Nutzbarkeit von Publikationen sind die wichtigsten Entwicklungen des Systems. Die Analyse der Unterschiede ist hier in Bezug auf ein bestimmtes Modell – freier Zugang am originären Publikationsort (Gold Open Access) – besonders ergiebig thematisiert (Teil 3). Differenzen finden sich auf ökonomischer Ebene und in Bezug auf Reputation. Abschließend werden Prozesse der Selbststeuerung von Qualität und der quantitativen Messung wissenschaftlicher Leistung untersucht. In Teil 4 werden dazu die Peer-Review-Verfahren der verschiedenen Fächer vergleichend gegenübergestellt und hinsichtlich ihrer Selektionsfunktion von Forschungsbeiträgen vor der Veröffentlichung betrachtet. Danach werden Bedeutung und Wahrnehmung bibliometrischer Leistungsmessung untersucht (Teil 5). Zunächst wird am Beispiel des Journal Impact Factor der Einfluss von bibliometrischen Maßen auf das Publikationsverhalten der Wissenschaftler dargestellt. Dabei werden, komplementär zum Mechanismus des Peer-Review-Verfahrens, die verschiedentlich ausgeprägte Selektionsfunktion von Impact-Faktoren im Kontext von Publikationsaktivitäten einerseits und Verteilungsentscheidungen andererseits herausgearbeitet. Der Analyse ist im nächsten Teil eine kurze Darstellung des empirischen Materials und der Auswertungsmethoden vorgeschaltet.

1Material und Methode

Im Mittelpunkt dieses Beitrags steht die Perspektive von Wissenschaftlern auf das Kommunikationssystem ihres jeweiligen Fachs. Im Rahmen von acht Interviews haben sich die Mitglieder der interdisziplinären Arbeitsgruppe (IAG) „Zukunft des wissenschaftlichen Kommunikationssystems“ und ein Gast gegenseitig über Merkmale und Praktiken des wissenschaftlichen Kommunikationssystems in ihrem Fach informiert. Aus den Natur- und Ingenieurwissenschaften sind Experten der Fächer Mathematik, Physik und Medizintechnik vertreten. In den Geistes- und Sozialwissenschaften wurden zwei Wissenschaftshistoriker, ein Soziologe und ein Rechtswissenschaftler befragt.
Die Interviews wurden auf der Grundlage eines schwach strukturierten Leitfadens geführt, mit dem strukturelle Aspekte des formalen wissenschaftlichen Kommunikationssystems einerseits und des Publikationssystems sowie seiner Trägerorganisationen andererseits erfasst wurden. Außerdem wurden Verfahren der fachlichen Begutachtung und Leistungsmessung und die Zugänglichkeit zu wissenschaftlichen Informationen berücksichtigt. Die offene Anlage der Interviews wurde gewählt, um den Experten zu ermöglichen, unterschiedliche inhaltliche Schwerpunkte zu setzen und anhand der jeweiligen Praxiserfahrungen verschiedene Facetten des wissenschaftlichen Kommunikationssystems zu erläutern (vgl. Bogner et al. 2014, 12–15). Dementsprechend verfolgt die Auswertung das Ziel, Innenperspektiven verschiedener Disziplinen auf das wissenschaftliche Kommunikationssystem zu rekonstruieren und die fächerspezifischen Unterschiede anhand zentraler Vergleichsdimensionen herauszuarbeiten. Mit den Interviews wurde angestrebt, ein hohes Maß an Diversität zu repräsentieren. Ein Anspruch auf Vollständigkeit und Verallgemeinerbarkeit wird allerdings nicht erhoben.
Alle Interviews wurden nach einfachen Transkriptionsregeln verschriftlicht. Der so entstandene Textkorpus bildet das Datenmaterial der Untersuchung. Als Auswertungsmethode wurde auf Verfahren der computergestützten qualitativen Inhaltsanalyse zurückgegriffen. Die Entwicklung des Kategoriensystems erfolgte gemischt deduktiv-induktiv. Aus dem Interviewleitfaden wurden zunächst Untersuchungsdimensionen und Hauptkategorien abgeleitet. Im Abgleich mit dem empirischen Material konnten weitere Hauptkategorien hinzugefügt sowie Unterkategorien ausdifferenziert werden. Methodisch wurden hierbei Techniken des thematischen sowie des zusammenfassenden Codierens eingesetzt (vgl. Kuckartz 2007, 83–96; Schreier 2012, 58–106).

2Das Verhältnis von gedruckten und digitalen Publikationen

Eine erste wesentliche Vergleichsdimension ist das Verhältnis von gedruckter und digitaler Publikation. Das wissenschaftliche Kommunikationssystem unterliegt durch die Entwicklung und Verwendung digitaler Informations- und Kommunikationstechnologien einer großen Veränderungsdynamik. Mailinglisten, E-Mail-Verkehr und wissenschaftliche Internetforen strukturieren die soziale Organisation des Informationsaustauschs zwischen Wissenschaftlern und werden in den Scientific Communities unterschiedlich stark genutzt (vgl. Deutsche Forschungsgemeinschaft 2005; Fry und Talja 2007). Mit der Verbreitung digitaler Infrastrukturen hat sich neben der gedruckten Publikation auch das Format der digitalen Publikation etabliert, dies allerdings in sehr unterschiedlichem Umfang. Als vergleichsweise junge Form des Publizierens ist die Einrichtung und Verwendung digitaler Formate im wissenschaftlichen Publikationssystem uneinheitlich. Die ausgeprägte Binnenheterogenität der Digitalisierung des Kommunikationssystems wird in den Interviews deutlich. Einen großen Stellenwert hat die digitale Publikation in Disziplinen, die durch eine starke internationale Ausrichtung oder durch hohe technologische Anforderungen an die grafische Darstellung gekennzeichnet sind: Sowohl in den Natur- und Ingenieurwissenschaften als auch in der Kunstgeschichte greifen die Wissenschaftler verstärkt auf die technischen Möglichkeiten der Digitalisierung zurück, um ihre Publikationen zu gestalten oder zu verbreiten. In den anderen untersuchten geistes- und sozialwissenschaftlichen Fächern spielen digitale Publikationen eine geringere Rolle. In den Interviews finden sich Hinweise auf die Gründe für die unterschiedliche Bedeutung der digitalen Publikation in den verschiedenen Fächern.
Der Hinweis auf eine Abhängigkeit zwischen der Bedeutung der elektronischen Publikationen und dem Typus des Publikationsmediums entstammt der Wissenschaftsgeschichte. Dort sind gedruckte Monografien und Sammelbände von zentraler Bedeutung. Diese „Bücher aus der wissenschaftlichen Normalproduktion“ (H.-J. Rheinberger) werden weiterhin primär im Papierformat rezipiert, E-Books sind dagegen unüblich. Rezensionsorgane wie z. B. das Journal sehepunkte und die Berliner Mailingliste H-Soz-Kult werden hingegen digital publiziert. Hierbei handelt es sich um fachintern wichtige Publikationsorte, die rein elektronisch und frei zugänglich sind.48 Im Zeitschriftensektor tritt eine elektronische Version ergänzend neben das gedruckte Format. Diese Publikationen werden von den Verlagen als Printversion und zusätzlich über Publikationsserver elektronisch vertrieben.
Der Stand der Digitalisierung im Publikationssystem ist außer von den Publikationsmedien auch von der Leistungsfähigkeit der Trägerorganisationen, insbesondere der von den Verlagen, abhängig. In der deutschsprachigen Soziologie hat der Verlag Springer VS eine hohe Gestaltungsmacht. Als Großverlag mit zentraler Stellung in einer ansonsten eher fragmentierten Verlagslandschaft hat der Springer Verlag die Plattformen aus dem Bereich Science, Technology, Medicine (STM) problemlos übernehmen können, um digitale Produkte auch innerhalb der Soziologie anzubieten. Kleinen Verlagen fehlen häufig die Ressourcen, um bereits Minimalansprüche der Leser an digitale Publikationen erfüllen zu können. Solche Entwicklungen haben die Bildung oligopolartiger Strukturen in der Verlagslandschaft begünstigt.
Neben der technologischen Innovationsfähigkeit von Verlagen spielt auch die Haltung des Fachs gegenüber der digitalen Publikation eine Rolle. In der Verlagslandschaft der Rechtswissenschaft zeigt sich eine ausgeprägte Zentralisierung. Hier ist der Beck Verlag marktbeherrschend. Im Unterschied zu mittleren Verlagen wie beispielsweise Mohr Siebeck und De Gruyter verfügt Beck über eine Marktstellung, die dem Verlag erlaubt, nahezu alle digitalen Produkte kostenpflichtig zu vertreiben. E-Books gehören jedoch erst seit wenigen Jahren zum Programm von Beck-Online (vgl. auch Roxin 2009, 64). Diese zögerliche Hinzunahme von E-Books durch diesen Verlag korreliert mit der ablehnenden Haltung der Scientific Community gegenüber der Digitalisierung selbst.
In der Kunstgeschichte besteht ein Ergänzungsverhältnis zwischen gedruckten und digitalen Publikationsformen. In diesem Fach wurden bereits zu Beginn der 1980er Jahre Digitalisierungsprogramme entwickelt und rein elektronische Publikationen konzipiert.49 Gleichzeitig bleibt die Form des gedruckten Buches für Monografien und Ausstellungskataloge unersetzlich. Mit Letzteren existiert im Fach eine Gattung, die sich nicht nur an eine breitere interessierte Öffentlichkeit richtet, sondern auch dem Austausch von Forschungsergebnissen innerhalb der Kunstgeschichte dient.50 Die Kunstgeschichte ist eine Bildwissenschaft (vgl. auch Boehm 2009, 62), deren Publikationen sich durch ein besonderes Bindungsverhältnis zwischen Bild und Text auszeichnen. In den meisten Wissenschaftsdisziplinen illustrieren Bilder zusätzlich Argumentationszusammenhänge, die der theoretischen oder empirischen Arbeit, z. B. an Texten oder dem Labor, entstammen. Die Kunstgeschichte kehrt das konventionelle Verhältnis zwischen Bild und Text um, die „Bilder kommen zuerst, die Texte müssen versuchen, diese zu erhellen“ (H. Bredekamp). Neben der Bildqualität beeinflussen Faktoren wie die Papierwahl, die Dichte und die Kompaktheit der Digitalisate das Endergebnis einer Publikation. Bei der Drucklegung sind die Autoren deshalb stark abhängig von der Druck- und Layoutqualität des Verlags und der Kompetenz seiner Designer. „Es kommt darauf an, Texte zum Bild zu stellen, ohne dass der Leser umblättern muss […]. Wenn Sie zurückblättern müssen in einer Beschreibung, geht die Beschreibung graduell verloren“ (H. Bredekamp). Epistemische Gründe und damit verbundene hohe technische Anforderungen an die Darstellung begründen insofern „einen eigenen Anspruch an die Kunst des Buchdrucks, der heute allein mit digitalen Höchstleistungen zu erreichen ist, der sich aber im Digitalen selbst nicht gut abbilden lässt, sondern über das Digitale werden analoge Hochleistungsbücher produziert“ (H. Bredekamp).
Digitale Publikationen können gedruckte Formate wie gerade beschrieben ergänzen oder aber auch ersetzen. Letzteres ist im Bereich der Natur- und Ingenieurwissenschaften der Fall. Dort dominiert der elektronische Journalartikel als typisches Publikationsmedium und hat die gedruckten Zeitschriften nahezu vollständig abgelöst (vgl. Deutsche Forschungsgemeinschaft 2005, 22–25). Aus der Perspektive der befragten Wissenschaftler bieten digitale Publikationen erhebliche Vorteile bei Rezeption, Verbreitung und Archivierung von Forschungsbeiträgen ungeachtet räumlicher Grenzen.
Die Effizienz des Zugriffs auf digitale Publikationen betont beispielsweise der Interviewpartner aus der Medizintechnik. Dort spielen digitale Zeitschriften eine maßgebliche Rolle, deren Lizenzen Universitätsbibliotheken im Rahmen von Bundle Deals erwerben und den Wissenschaftlern über das interne Hochschulnetz zur Verfügung stellen: „Da sind wir im Schlaraffenland und sitzen an unserem Schreibtisch und […] wir lesen eine Publikation und dann in den Referenzen steht irgendwas, dann klicke ich da rauf und es ist da. […] Also das ist natürlich schön, weil das wichtig ist für die Forschung, das ist ungeheuer wichtig, dass da nicht erst jemand losgeschickt werden muss […] und man das erst nach drei Tagen hat. Wenn man das sofort hat, ist es für die wissenschaftliche Arbeit phantastisch“ (O. Dössel).
In der Mathematik findet der Zugriff ebenfalls überwiegend auf elektronischem Weg statt, gedruckte Zeitschriften sind nur noch eine Randerscheinung. Lediglich bei den Journalen wissenschaftlicher Fachgesellschaften erhalten die Mitglieder der Gesellschaft, bei anderen Journalen noch die Herausgeber und das Editorial Board Printexemplare.
Die Physiker pflegen eine Kommunikationskultur des direkten und informellen Austauschs. Vorabinformationen lassen sich mündlich auf Konferenzen und Symposien weitergeben; die tägliche Arbeit ist fast ausschließlich in Arbeitsgruppen organisiert, über die auch die Nachwuchswissenschaftler in die Community integriert werden (vgl. auch Haug 2009, 97–98). Diese Face-to-Face-Kommunikation wird seit ca. 20 Jahren durch E-Mailverkehr und die elektronische Verbreitung von Preprints unter den Peers ergänzt. Vor diesem Hintergrund hat sich in der Physik mit der Digitalisierung eine weitere Möglichkeit der Informationszirkulation entwickelt, die ergänzend zwischen den informellen mündlichen Austausch und die formale Veröffentlichung der Publikation tritt. Gerade die mühelose Speicherung von Beiträgen im PDF-Format und ihre Archivierung auf sogenannten Preprint-Servern erhöht die Geschwindigkeit, mit der Forschungsergebnisse untereinander verbreitet werden können (vgl. auch Fry und Talja 2007, 127). Zudem sind Manuskripte nun viel leichter herzustellen oder zu überarbeiten, während gleichzeitig die Qualität von farbigen Abbildungen gestiegen ist.
Die Resultate aus den Interviews illustrieren, dass der Stand und die Ausprägung der Digitalisierung des Kommunikationssystems durch verschiedenartige Faktoren ...

Inhaltsverzeichnis

  1. Cover
  2. Titelseite
  3. Impressum
  4. Vorwort der Herausgeber
  5. Inhalt
  6. Einleitung
  7. Teil 1: Das wissenschaftliche Kommunikationssystem im Wandel
  8. Teil 2: Rahmenbedingungen
  9. Teil 3: Visionen
  10. Fußnoten