Des Dandys Wort als Waffe
Dandyismus, narrative Vertextungsstrategien und Geschlechterdifferenz im Werk Jules Barbey d'Aurevillys
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Des Dandys Wort als Waffe
Dandyismus, narrative Vertextungsstrategien und Geschlechterdifferenz im Werk Jules Barbey d'Aurevillys
Über dieses Buch
In Barbeys (1808-1889) literarischem Werk kommt dem Dandy eine zentrale Rolle zu: Er ist als Protagonist in den Romanen und Novellen des Autors allgegenwärtig und definiert als Erzähler die narrativen und ästhetischen Strukturen dieses Werks. Sowohl des Dandys subtile Revolte gegen die bürgerliche Gesellschaft als auch sein Ringen mit der sinnlichen und eigenmächtigen Heldin bestimmen das Produktionsprinzip des Barbeyschen Textes. Dem erzählenden Dandy dient hierbei das Wort eindeutig als 'Waffe': Der Autor und seine narrateurs suchen den Diskurs einer bürgerlichen Öffentlichkeit und einer realistischen und naturalistischen Literatur zu unterminieren, indem sie statt des gedruckten das gesprochene Wort, statt Natürlichkeit artistische Preziosität, statt Transparenz und Offenheit Ambiguität und Uneindeutigkeit feiern. Sie wollen den traditionellen Leser und bourgeois verblüffen, irritieren und verspotten, zugleich aber auch mit narrativem Geschick verführen und beherrschen. Ergreift Barbey in diesem diskursiven Duell für eine aristokratische und gegen eine bürgerliche Ästhetik, Sprache und Ideologie Partei, so erweist er sich jedoch zugleich als Garant des antagonistischen Geschlechtermodells, das die bürgerliche Gesellschaft des 19. Jahrhunderts charakterisiert. Er stilisiert den Salon zu einer virilen Welt des Wortes, in der die salonnière als Blaustrumpf geschmäht wird und die sinnliche Heldin, begehrt und gefürchtet, der narrativen Gewalt des Dandys zum Opfer fällt.
Häufig gestellte Fragen
Information
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- 1. Barbey und der Dandyismus
- 1.1 Der Dandyismus im XIX. Jahrhundert
- 1.2 Die französischen Theoretiker des Dandyismus
- 1.3 Barbeys Essay Du dandysme et de George Brummeil
- 2. Barbey und der «roman catholique»
- 2.1 Barbey als ‹katholischer› Schriftsteller
- 2.2 Leidenschaft, Sünde und Verbrechen: die Faszination des Bösen
- 3. Buße, Krieg und Kunst: drei Formen der Revolte und der Erneuerung
- 3.1 Die Frau als Büßerin und Märtyrerin
- 3.2 Der Mann als Krieger
- 3.3 Die Kunst als Kriegsersatz
- 4. Der Dandy als Held
- 4.1 Vom Krieger zum Dandy
- 4.2 Der Dandy als Salonlöwe und Verführer
- 5. Der Dandy als Erzähler
- 5.1 Der Salon und die Kunst der Unterhaltung
- 5.2 Der Dandy als literarischer Erneuerer
- 5.3 Die Erzähl- und Sprachlücke
- 5.4 Das Erzählen als Spiel
- 5.5 Das Erzählen als Paradox: voiler/dévoiler
- 5.6 Die narrative Macht des Dandy-Erzählers
- 5.7 Die Lust am Text: «désirer l’histoire»
- 6. Androgynie, Virilität und Geschlechterdifferenz
- 6.1 Androgynie in der französischen Literatur des XIX. Jahrhunderts
- 6.2 Dandyismus und Androgynie: Barbeys Dandy und Krieger als Androgyn
- 6.3 Zur Geschlechterdifferenz bei Barbey
- 7. Virile Weiblichkeit als Monstrosität
- 7.1 Der Blaustrumpf
- 7.2 Die diabolische Frau
- 7.3 Der weibliche Körper und der Dandy-Text
- 7.4 Sexualität und narrative Gewalt
- Des Dandys Wort als Waffe: Schlußbemerkungen
- Verzeichnis der Illustrationen
- Bibliographie
- Namenregister