Herrschergestalten bei Shakespeare
Untersucht vor dem Hintergrund zeitgenössischer Vorstellungen vom Herrscherideal
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Herrschergestalten bei Shakespeare
Untersucht vor dem Hintergrund zeitgenössischer Vorstellungen vom Herrscherideal
Über dieses Buch
Shakespeares Bühnenwelt ist zutiefst herrschaftlich geprägt. Wie ein goldenes Band durchzieht all seine Stücke die Gegenwart von Königen, Herzögen, Caesaren, Prinzen und Dogen. Stets bildet eine Herrschaft jenen 'Schicksalsraum menschlicher Tragik', innerhalb dessen sich seine Bühnencharaktere bewegen. Wie aber sah dieses Herrscherbild aus? Welche Elemente bestimmten jene geistige Kulisse, vor der Shakespeare seine Herrscher Gestalt annehmen lassen konnte? Dieser Frage nähert sich die Studie zunächst über eine Betrachtung der zeitgenössischen Herrscherporträtkunst, der Fürstenspiegel- und Höflingsbuchtradition, wie auch anderer, halbdramatischer Darstellungsformen der Zeit. Abgesehen von diesem für den Dramatiker Shakespeare so wertvollen Requisitenschatz ist gerade in England die juristische Fiktion von den 'Zwei Körpern des Königs' von größter Bedeutung für das zeitgenössische Herrscherverständnis. Sie wurde zur zentralen Quelle einer reichhaltigen und vielschichtigen Herrschaftsmetaphorik, die sich in allen Stücken Shakespeares aufspüren läßt und in der sich, wie gezeigt wird, ein zutiefst dualistisch geprägtes Herrscherbild manifestiert. Der Fürst ist göttlich und menschlich, ewig und endlich zugleich. Er ist Teil eines hierarchischen und gleichzeitig doch interdependenten Gefüges. Er ist geradezu mystisch verklärt und doch den politischen Realitäten unterworfen. Vor dem Hintergrund dieser ewigen und unlösbaren Spannung zwischen Idealität und Realität entsteht ein vielschichtiges, vielfältiges, ja zum Teil sogar widersprüchliches Herrscherbild, das sich einfachen Erklärungsmustern entzieht und in seiner spannungsvollen Dynamik bis heute fasziniert.
Häufig gestellte Fragen
Information
Inhaltsverzeichnis
- Abkürzungsverzeichnis
- I. Einleitung
- II. Die Krise des Herrscherbildes im 16. und 17. Jahrhundert
- III. “The King-Becoming Graces”: Shakespeares Herrscher im Lichte der Fürstenspiegel- und Courtesy-Book-Literatur
- 1. “So trodden a path”: Tradition und Grundelemente der Fürstenspiegel- und Courtesy-Book-Literatur
- 2. Lex animata: Shakespeares Herrscher als Hüter von Recht und Ordnung
- IV. The King's Two Bodies I: Hierarchie und Interdependenz
- 1. “A confusion of tongues”: Begriffliche und inhaltliche Pro¬blematik
- 2. “The most absolute & natural forme of government”: Monarchie und natürliche Hierarchie im elisabethanischen Weltbild
- 3. “The tops of trees which fence the roots they grow by”: Der Herrscher als Teil eines interdependenten Beziehungsgeflechts
- 4. “Such limbs of noble counsel”: Der Herrscher und seine Ratgeber
- 5. “To give obedience where 'tis truly ow'd”: Zwischen Gehorsams- und Gewissenspflicht
- V. “Hadst Thou Swayed as Kings Should Do”: Herrscherpflicht und Herrscherverantwortung im Spiegel der Metaphorik
- 1. Pilot - Father - Sun - Shepherd: Bilder der Verantwortung und Sorge für das Gemeinwohl
- 2. “The healing benediction”: Zwischen politischer Therapeutik und mystischer Heilkraft
- 3. “The good Husbande” I: Gartenkunst und politische ‚Gartenpflege‘
- 4. “The good Husbande” II: Persönliche Fertilität und dynastische Sukzessionssicherung
- VI. “The Truth of What We Are”: Das Wesen des Königtums zwischen Charisma, Conditio Humana und politischer Notwendigkeit
- 1. “Something greater than herself”: Majestät als unver¬wechselbares Charisma
- 2. “Divinity doth hedge a king”: Positionen der Göttlich¬keit und Gottesgnadenlehre bei Shakespeare
- 3. “But now a king, now thus”: Der Herrscher und die conditio humana
- 4. “Twin-born with greatness”: Die unablegbare Bürde der Herrschaft als conditio regalis
- 5. “Are these things then necessities?”: Die Notwendigkeit als conditio politica
- 6. “The Royal Actor Born”: Die Schauspielhaftigkeit der Macht
- VII. Zwischen Entmystifizierung und Apotheose: Zusammenfassung und Ausblick
- Summary
- Literaturverzeichnis
- Abbildungen