Die jüdische Presse im Dritten Reich
Zwischen Selbstbehauptung und Fremdbestimmung
- 375 Seiten
- German
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Über dieses Buch
Hitlers Machtergreifung setzte eine Zäsur in der über 180jährigen deutsch-jüdischen Pressegeschichte. Ihr Ende kam fünf Jahre später. Nach dem Novemberpogrom von 1938 verboten die Nationalsozialisten die bis dahin erscheinenden etwa 100 jüdischen Periodika. Von 1938 bis 1943 ließen sie als einziges und letztes Mitteilungsorgan ein "Jüdisches Nachrichtenblatt" zu, das die jüdische Bevölkerung u.a. von den nächsten Zwangsmaßnahmen unterrichtete. Die Arbeit versucht Klarheit in die wirre rechtliche Situation der jüdischen Presse und der Menschen, die für sie arbeiteten, zu bringen. Daß (methodische) Willkür nicht von Beginn herrschte, die nationalsozialistische Seite sich statt dessen anfänglich einen gewissen Argumentationszwang auferlegt hat, zeigt ein Blick in Gerichtsakten und Fachorgane. Was mit der jüdischen Presse geschehen sollte, dafür gab es keinen Plan. Sie wurde vom 'Sonderreferat' des Reichskulturwalters Hinkel streng überwacht, unterlag dennoch bis 1938 - wie die nichtjüdische Presse auch - nicht der Vor-, sondern der Nachzensur. Auf die zentrale Stellung des zwiespältigen Hans Hinkel im kulturellen wie im alltäglichen jüdischen Leben geht die Arbeit ausführlich ein. Anhand von Inhaltsanalysen der vier wichtigsten und größten jüdischen Zeitungen stellt die Autorin entlang einer 'Typologie jüdischen widerständischen Verhaltens' die Frage nach der Möglichkeit geistigen Widerstands. Kurzmonographien, eine tabellarische Zusammenstellung aller auffindbarer Titel jüdischer Periodika, die während des Dritten Reichs erschienen sind, Personenverzeichnis und Kurzbiographien machen die Arbeit als Nachschlagewerk nutzbar.
Häufig gestellte Fragen
Information
Inhaltsverzeichnis
- Themenstellung
- Teil I: Geschichte der jüdischen Presse und Themenbestimmung
- 1 Der Beginn der jüdischen Presse
- 2 Die jüdische Pressegeschichte Deutschlands
- 2.1 Das 18. Jahrhundert. “Die erste Zeitung für deutsche Juden – sie erschien in hebräischer Sprache“
- 2.2 Das 19. Jahrhundert. “Wissenschaftlich, zielgerichtet und ein wenig aktuell“
- 2.3 In der Weimarer Republik. “Beginnender Abwehr- und Meinungskampf“
- 3 Themenbestimmung und Abgrenzung der Begriffe
- 3.1 Die jüdische Presse im kommunikationswissenschaftlichen Kontext
- 3.2 Die jüdische Presse im historischen Kontext
- 3.3 Widerstand
- 3.4 Jüdischer Widerstand
- Teil II: Der Rechtsrahmen der jüdischen Presse im Dritten Reich
- 1 Ein erster Lagebericht. “Einmalig: Nationalsozialistische Propaganda verboten.”
- 2 Die Reichskulturkammer. “Juden ... allmählich auszuscheiden.”
- 3 Die Reichspressekammer
- 3.1 Der “Große Abstammungsnachweis”. “Max Amann ist nicht zu bremsen.”
- 3.2 Ende des öffentlichen Verkaufs und weitere Einschränkungen der jüdischen Presse “Wieder ein Schritt voran auf dem Wege zur Ausmerzung alles Jüdischen.”
- 4 Das Schriftleitergesetz
- 4.1 Der Schriftleiter. “Ihm drohte die Streichung.”
- 4.2 Die Berufslisten. “Eine eigene Liste für die jüdische Presse.”
- 4.3 Der Reichsverband der deutschen Presse. “Im Zweifelsfall gegen die Juden.”
- 4.4 Zeitungen und Zeitschriften. “Jüdische Zeitungen sind keine Zeitungen.”
- 4.5 Der “Arierparagraph”. “Vom Erfordernis der arischen Abstammung.”
- 4.6 Die Berufsgerichte. “Zur Beseitigung unlauterer Elemente.”
- 4.7 Die fehlende Statistik der entlassenen jüdischen Journalisten. “Einer von ihnen war Lutz Weltmann.”
- 5 Hans Hinkel – eine Annäherung
- 5.1 Kindheit und Jugend
- 5.2 Der Nationalsozialist. “Ein alter Kämpfer und Freund der Schönen Künste zuständig für die Entjudung des kulturellen Lebens.”
- 5.3 Das Büro Hinkel. “Der Nazi Hans Hinkel muß am Fortbestand der jüdischen Kultur interessiert sein.”
- 6 Selbstkontrolle, Zensur und Verbot. “Wir gingen auf Zehenspitzen.”
- Teil III: Die jüdische Presse im Dritten Reich in Zahlen und Fakten
- 1 Tabellarischer Überblick
- 2 Jüdische Nachrichtenagenturen
- 3 Das Schriftbild der jüdischen Presse
- Teil IV: Die Troika – “Jüdische Rundschau”, “C. V.-Zeitung”, “Israelitisches Familienblatt” – und das “Jüdische Nachrichtenblatt”
- 1 Die “Jüdische Rundschau”
- 1.1 Der Zionismus. “Dem jüdischen Volk eine gesicherte Heimstätte in Palästina.”
- 1.2 Entstehungsgeschichte der “Jüdischen Rundschau”. “Theodor Herzl fürchtete die Konkurrenz.”
- 1.3 Die “Jüdische Rundschau” und die ZVfD. “Nicht Stimme, sondern Medium.”
- 1.4 Die “Jüdische Rundschau”, Emanzipation und Assimilation. “Der Nationalsozialismus als eine günstige Gelegenheit.”
- 1.5 Die “Jüdische Rundschau” und das Deutschtum. “Identifikation nicht am falschen Ort.”
- 1.6 Die “Jüdische Rundschau” und die christlichen Bräuche. “Ein brennender Weihnachtsbaum? Nicht eben geschmackvoll.”
- 1.7 Die “Jüdische Rundschau” und die jüdische Religion. “Religion als verbindende Geschichte und Trost.”
- 1.8 Die “Jüdische Rundschau” und die Auswanderungsfrage. “Der Zionismus ist keine Versorgungsanstalt für ein plötzlich erwachtes Masseninteresse.”
- 1.9 Die “Jüdische Rundschau” und die Unruhen in Palästina. “Bereits 1937 den jüdischen Staat verkündet.”
- 1.10 Die “Jüdische Rundschau” und der Nationalsozialismus. “Gemeinsame Interessen bestanden ja.”
- 1.11 Auf einen Blick. Kurzbeschreibung “Jüdische Rundschau” 1933 bis 1938
- 2 Die “C.V.-Zeitung
- 2.1 Der “Centralverein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens” “Deutschtum und Judentum, eine unproblematische Ganzheit.”
- 2.2 Organe des “Centralvereins deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens”. “Die Masse der Leser wünscht besonders die Behandlung der lebensnahen Fragen.”
- 2.3 Die “C.V.-Zeitung” im Dritten Reich. “Von den Nazis finanzierte jüdische Zeitung zwischen Angriff und Verteidigung.”
- 2.4 Auf einen Blick: Kurzbeschreibung “C.V.-Zeitung” 1933 bis 1938
- 3 Das “Israelitische Familienblatt”
- 3.1 Das “Israelitische Familienblatt” und der nationalsozialistische Machtantritt. “Weg mit den Schnörkeln. Weg mit der Idylle.”
- 3.2 Das “Israelitische Familienblatt” 1933 bis 1938
- 3.3 Das “Israelitische Familienblatt” und die Nationalsozialisten
- 3.4 Das “Israelitische Familienblatt” und “התשובה”. “Von Schabbos zu Schabbos.”
- 3.5 Das “Israelitische Familienblatt” und die Auswanderungsfrage
- 3.6 Das “Israelitische Familienblatt” und seine Rezipienten
- 3.7 Auf einen Blick: Kurzbeschreibung “Israelitisches Familienblatt” 1933 bis 1938
- 4 Das “Jüdische Nachrichtenblatt”
- 4.1 Entstehungsgeschichte. “Die Schreibmaschinen waren auf den Hof geworfen.”
- 4.2 Die erste Nummer des “Jüdischen Nachrichtenblattes”. “Zweimal Nummer 1.”
- 4.3 Die Organisation des “Jüdischen Nachrichtenblattes”. “In engstem Einvernehmen mit der SS.”
- 4.4 Die Druckerei des “Jüdischen Nachrichtenblattes”. “Sie war in arischem Besitz.”
- 4.5 Das “Jüdische Nachrichtenblatt” aus Wien. “Dort empfing uns Eichmann.”
- 4.6 Das Ende des “Jüdischen Nachrichtenblattes”. “Für uns Menschen ist das Gleichbleibende stärker als das Veränderliche.”
- 4.7 Auf einen Blick: Kurzbeschreibung “Jüdisches Nachrichtenblatt” (Berlin) 1938 bis 1943
- Schluß
- Anhang
- Zeitungsregister
- Literaturverzeichnis
- Nachschlagewerke
- Bibliographien
- Zeitungen und Zeitschriften
- Einzelne Quellen
- Interviews
- Vorträge
- Neueste Literatur
- Kurzbiographien
- Personenregister