Barockheroismus
Konzeptionen 'politischer' Größe in Literatur und Traktatistik des 17. Jahrhunderts
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Barockheroismus
Konzeptionen 'politischer' Größe in Literatur und Traktatistik des 17. Jahrhunderts
Über dieses Buch
Heroische Entwürfe sind in der Barockzeit in allen Abteilungen der "Künste und Wissenschaften" reich vertreten. Worin ihr Wesen besteht, scheint unmittelbar einsichtig zu sein. Wenigstens in politischen Zusammenhängen, die hier im Mittelpunkt stehen, wird aber bei näherem Hinsehen vieles unklar. Vor allem naheliegende moralische Definitionsversuche erweisen sich als unzulänglich, sobald das Heroische in den Dienst der "Politik" genommen wird. Zwar ordnet sich dem Helden eine funktionale Bestimmung zu: Als Statthalter des Ursprünglichen und Allgemeinen erfüllt er eine wichtige Legitimationsaufgabe. Doch in der Zeit der Interessenpolitik und des Zerfalls abendländischer Universalität in auseinanderstrebende Partialgebilde verliert gerade die Behauptung interessenübergreifender Integrität an Überzeugungskraft. "Politische" Mittel müssen deshalb die moralische Überlegenheit glaubwürdig machen. So wird das Heroische Teil einer auf Konkurrenz und Überbietung angelegten politischen Psychologie. So sehr es sich der Stabilisierung einer unüberschaubar gewordenen politischen Szenerie verschreibt, so sehr partizipiert es doch selbst an Modernisierungs- und Dynamisierungsprozessen. Daß das 17. Jahrhundert einen Gipfelpunkt, zugleich aber auch eine Selbstauflösung heroischer Symbolik in der Politik erlebt, möchte das Buch an Ethiken, Politiken, Hofmannslehren, heroischen Romanen und genealogischer Literatur zeigen.
Häufig gestellte Fragen
Information
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Größenbilder in der Aufklärung
- Heroische Größe im Zeichen der Politik
- 1 Bestimmungen der heroischen Größe
- 1.1 De virtute heroica
- 1.1.1 Die Virtus heroica als Gegenstand der aristotelischen Schulethik
- 1.1.2 Die Virtus heroica im Gefüge der Tugendlehre
- 1.1.3 Virtus infusa, afflatus divinus: Das heroische Inspirationsmythologem
- 1.1.4 Die Virtus heroica als systematischer Zusammenhang?
- 1.2 Heroische Exempla
- 1.2.1 Exempla virtutis: Georg Lauterbecks »Erinnerung«
- 1.2.2 Geschichte als politische Lehrmeisterin: Johann Heinrich Boeclers Historia schola principum
- 2 Andreas Heinrich Bucholtz: Herkules und Valiska
- 2.1 Amadis-Kritik und Heldentypologie: François de La Noues Discours politiques et militaires
- 2.2 Ein »Beispiel und Vorbild zur Christlichen Nachfolge«
- 2.2.1 Herkules und Valiska als Exempelsammlung
- 2.2.2 Christliche Erbauung als Ordnungstechnologie
- 2.2.3 Tugendorganisation und Institutionalisierung des Helden
- 2.3 Zur Symbolik der Schlachtenbilder
- 2.3.1 Strategischer Blick und Ordnungsinteresse
- 2.3.2 Disposition und Geometrie in der Militärtheorie
- 2.3.3 Militäraktionen in Herkules und Valiska
- 2.3.4 Heroische Höflichkeit
- 3 Die politische Konstruktion heroischer Größe
- 3.1 Rhetorische und stilistische Größenprogrammatik in Guillaume Budés Livre de l’Institution du Prince
- 3.2 Heroische Reputation bei Botero und Saavedra Fajardo
- 3.2.1 Autorität und Reputation
- 3.2.2 Politisch-heroische Tugendprogrammatik
- 3.2.3 Ernst und Anmut
- 3.2.4 Politische Dissimulationen
- 3.3 Habsburgische Fürstenverehrung: Lamormain und Spattenbach
- 4 Stamm und Taten
- 4.1 Erfundene Stammbäume
- 4.1.1 Heroische Genealogien - ein Entwurf
- 4.1.2 Der genealogische Herkules-Mythos in Freinsheims Teutschem Tugentspiegel
- 4.2 Poetische Heldengalerien
- 4.2.1 Sigmund von Birken: Ostländischer Lorbeerhäyn
- 4.2.2 Legitimation und Geschichtsorganisation in Hallmanns Schlesischen Adlers Flügeln
- 4.3 Das Ende eines Stamms: Lohensteins Lob-Schrifft
- 5 Anton Ulrich: Die durchleuchtige Syrerinn Aramena
- 5.1 Höfische Komplexität als Erzählproblem
- 5.1.1 Ein genealogischer Roman
- 5.1.2 Perspektive und Interesse
- 5.1.3 Politisches Erzählen
- 5.2 Affekttheorie und Tugendlehre
- 5.2.1 Apologie der Liebe
- 5.2.2 Tugendpraxis und Politik
- 5.2.3 Die Rolle des Helden: Beständige Liebe und Melancholie
- 5.3 Vom »Höchsten Schickungs-Spiel«
- 5.3.1 Politik als Spiel und Fest
- 5.3.2 Schäferroman und Staatsroman: Zum fünften Teil der Aramena
- 6 Zur heroischen Topik in der Umgangstheorie
- 6.1 Nicolas Faret: Der Hofmann als Held
- 6.1.1 Der Honneste komme im Kontext der Hofmannslehren
- 6.1.2 Der Honneste komme als heroisches Idealkonzept
- 6.2 Das Glücke bey Hofe
- 6.2.1 Der Glücksbegriff in Hofmannslehren der zweiten Jahrhunderthälfte
- 6.2.2 Zum Wandel des Decorum
- 6.3 Die Problematisierung des Heroischen in der Frühaufklärung
- 6.3.1 Zum unheroischen Decorum bei Thomasius
- 6.3.2 Johann Franz Buddes Kritik an der heroischen Tugend
- Literaturverzeichnis
- Quellen
- Forschungsliteratur
- Abbildungen
- Personenregister