Spanischer Naturalismus
Entwurf eines Epochenprofils im Kontext des >Krausopositivismo<
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Spanischer Naturalismus
Entwurf eines Epochenprofils im Kontext des >Krausopositivismo<
Über dieses Buch
Der Naturalismus stellt einen der letzten weißen Flecken auf der epochengeschichtlichen Landkarte der spanischen Literatur dar. Bisher stand der Vermessung dieser Epoche vor allem der Verweis auf die idealistisch geprägte Ideengeschichte Spaniens, besonders den Krausismo, entgegen. Die neueren philosophiegeschichtlichen Forschungen ließen diese Argumentation jedoch zu einer nicht länger haltbaren Illusion werden, denn sie konnten mit dem Krausopositivismo ein philosophisches Gedankengebäude ausmachen, das sich positivistisch-naturwissenschaftlichen Inhalten und somit auch dem sich auf sie stützenden Naturalismus öffnete. Die Studie weist nach, daß der Krausopositivismo für die Literaturdebatten, Poetiken und auch die literarischen Werke des Naturalismus als zentrales ideengeschichtliches Bezugssystem fungierte. Er ist das Dispositiv, das eine strukturierte Analyse der naturalistischen Literatur in Spanien ermöglicht. Sie deckt auf, daß in den naturalistischen Texten nicht nur das komplexe Spiel mit intertextuellen Versatzstücken und die diskursiven Praktiken, sondern auch eine sehr moderne Psychologisierung der Figuren auf den Krausopositivismo und die ihn kennzeichnende eklektische Weltanschauung verweisen. Übereinstimmend ist sowohl die Grundstruktur dieser Philosophie als auch die der naturalistischen Literaturproduktion von dem Streben geprägt, ein ganzheitliches Menschenbild und ein idealistisch begründetes Schönheitsideal mit neuen positivistischen Positionen und naturwissenschaftlichen Erkenntnissen zu verbinden. Diese spezifischen Elemente zeigen die Existenz eines spanischen Naturalismus und lassen sich zu einem distinktiven Epochenbegriff verdichten, der eine klare Abgrenzung gegenüber dem spanischen Realismo und dem französischen Naturalisme ermöglicht.
Häufig gestellte Fragen
Information
Inhaltsverzeichnis
- A. Einleitung
- 1. Zur Fragestellung
- 2. Zu Methode und Aufbau der Arbeit
- B. Zur spanischen Geistesgeschichte der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts
- 1. Der Krausismo
- 1.1. Das Krausesche System
- 1.2. Die Enstehung des spanischen Krausismo
- 1.3. Grundzüge krausistischen Denkens
- 1.4. Politische Hintergründe und Realität des Krausismo bis zur Restauration von 1875
- 2. Der Krausopositivismo
- 2.1. Sozio-kulturelle Grundlagen des Krausopositivismo
- 2.2. Die Entstehungsgeschichte des Krausopositivismo
- 2.3. Die Grundzüge des Krausopositivismo
- 2.4. Kontinuität: Vom Krausismo zum Krausopositivismo
- 2.5. Die Institutión Libre de Enseñanza
- 3. Zur Ästhetik und Poetik des Krausismo und Krausopositivismo
- C. Inhalte und Hintergründe der aktuellen und zeitgenössischen Erklärungsansätze des spanischen Naturalismus
- 1. Der naturalistische Epochenstil in Spanien: Forschungsstand und Diskussion
- 2. Eine historische Skizze des französischen und spanischen Naturalismus
- 3. Vier paradigmatische Beiträge zur zeitgenössischen spanischen Naturalismusdebatte
- 3.1. Die Studie von Manuel de Revilla
- 3.2. Die Studie von E. Gómez Ortiz
- 3.3. Die Studie von Urbano González Serrano
- 3.4. Rafael Altamiras Zusammenschau der Naturalismusdebatte in Spanien
- D. Benito Pérez Galdós’ und Emilia Pardo Bazáns Verbindungen zum Krausopositivismo
- 1. Galdós und der Krausopositivismo
- 2. Galdós’ Reflexionen über den realistischen und naturalistischen Roman
- 3. Emilia Pardo Bazán und der Krausopositivismo
- 4. Emilia Pardo Bazáns Reflexionen zum Naturalismus
- E. Der Krausopositivismo, ethischer und ästhetischer Hintergrund der naturalistischen Werke von Benito Pérez Galdós und Emilia Pardo Bazán
- 1. Ansätze zur Bestimmung ästhetischer und thematologischer Konstanten in Galdós’ Romanwerk
- 2. Galdós’ La Familia de León Roch: Eine krausistische und realistische Kontrastfolie zu seinem Roman El amigo Manso
- 2.1. Die Darstellung des Krausismo
- 2.2. Diskursanalyse auf der Grundlage eines neuen historischen Rasters
- 3. El amigo Manso: ein krausopositivistischer Roman auf der Grundlage einer neuen naturalistischen Ästhetik
- 3.1. Das Spiel mit intertextuellen Versatzstücken, Irrungen und Wirrungen
- 3.2. Positivistischer Demiurg versus krausopositivistischer Weltenlenker
- 3.3. Jesús Delgado, Galdós’ letzter Entwurf eines ‹Krausisten›?
- 4. Darstellungs- und Interpretationsmuster des menschlichen Seins in El amigo Manso
- 4.1. Die Psychologisierung der Figuren in El amigo Manso: psycho-physischer Zyklus versus estación telegráfica
- 4.2. Die klassische Topik von körperlichen und seelischen Ausrucksformen in El amigo Manso: «Aquel funesto don de apreciar arquetipos y no personas»
- 4.3. «El mundo es nuestro molde y no nuestra hechura»
- 4.4. Narrative Techniken in El amigo Manso
- 5. Galdós’ Naturalismus, ein Versuch der Quadratur des Kreises
- 6. Zeitgenössische und aktuelle Lesart eines naturalistischen Romans von Emilia Pardo Bazán
- 7. Die vielschichtige Präsenz des Krausopositivismo in Emilia Pardo Bazáns naturalistischem Roman Insolatión
- 7.1. Gabriel Pardo de la Lage, vom krausistischen Seelenkundler zum krausopositivistischen ‹Frauenrechtler›
- 7.2. Darstellungsmuster von Körper und Seele
- 7.3. Narrative Techniken
- 8. Pardo Bazáns Naturalismus, die Suche nach einem geeigneten Mittelweg
- F. Schlußbetrachtung
- 1. Das Epochenprofil des spanischen Naturalismus
- 2. Ausblick
- Literaturverzeichnis
- 1. Siglen
- 2. Primärliteratur
- 3. Forschungsliteratur
- Namenregister