- 184 Seiten
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Über dieses Buch
Drei in sich geschlossene Aufsätze beleuchten spezifische, unter dem gemeinsamen Nenner "Umwelterfahrung" zusammengefaßte Erlebniswelten eines Schriftstellers, der sich den Zwängen und Bedingtheiten seiner familiären Situation sowie den Fremdbestimmungen seiner geistigen und literarischen Entwicklung durch Schule, Universität und staatliche Obrigkeit anpassen mußte und doch trotz aller Deformationen des äußeren Lebens literarische Werke hervorbrachte, an denen formale Ungezwungenheit und stilistische Brillanz gerühmt wurden. Im aufopferungsvollen Zwist mit den straffälligen Brüdern Karl und Alois trat Eduard Mörike (1804-1875) als ausdauernder Kämpfer und letztlich dominierendes Familienoberhaupt auf. Auch gegenüber Justinus Kerner, der zunächst die Rolle eines geistigen Übervaters spielte, dann zeitweise auf okkultistischem Gebiet ein Gleichgesinnter war, um schließlich als Leitbild abzudanken, vollzog sich - parallel zu Mörikes schriftstellerischer Sozialisation - eine deutliche Entwicklung von Passivität zur Aktion. Mörikes anfänglich starker Autoritätsglaube wich mit der Zeit immer mehr dem Autoritätszweifel, in der Beziehung zum älteren Bruder Karl, in der ungleichen Freundschaft zu Justinus Kerner sowie im Dialog zu naturwissenschaftlichen Koryphäen wie Kurr, Quenstedt oder Oppel. Bei der Betrachtung des scheinbar harmlosen Fossiliensammelns und der obskuren Beschäftigung mit parapsychischen Phänomenen werden nebenbei aus interdisziplinärer Perspektive Grundoperationen der Mörikeschen Poetik sichtbar - etwa das Benennen und Beschreiben von Dingen und Sinneseindrücken, das teilweise pseudoreligiöse Züge trägt.
Häufig gestellte Fragen
Information
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Brüderlich geteiltes Unglück. Karl, Eduard, August, Louis und Adolph Mörike
- Der Bruderschwur zu Ludwigsburg
- Hoffnungsvoller Beginn
- Mystes’ Tod (August Mörike 1807-1824)
- »Der Amtmann hat Läuse« (Karl Mörike 1797-1848)
- »Wo will all das noch naus?« (Adolph Mörike 1813-1875)
- Konstant im Schatten (Louis Mörike 1811-1886)
- Ganz gewöhnliches Elend
- »Apropos was halten Sie von Gespenstern?« Mörikes Beziehung zu Kerner im Schwarzlicht privater Geisterkunde
- Der peinliche Geister-Mörike
- Philosophie, Geister und Kerner
- Ein Geistesverwandter (1824-1834)
- Kryptobiographie und Krankenbesuche (1835-1836)
- »Rabausch«-Gespräche (1837-1840)
- Poltergeister in und um Cleversulzbach (1841-1843)
- Nachklang
- »Willkommene Fragmente« Eduard Mörikes Versteinerungssammlung
- Biedermeier sammelt
- Der Pensionär vermißt den »Zwölffaecherkasten« (Wermutshausen 1843 -1844)
- »Weil aber doch einmal klassifiziert sein muß ...« (Schwäbisch Hall 1844)
- Studien eines angehenden Petrefaktensammlers
- »[...] ich verlange ja auch nicht ganze oder halbe Ichthyosauren« (Mergentheim 1844-1850)
- Handlanger der Wissenschaft?
- Antediluvianische Gelegenheiten
- Studien eines angehenden Petrefaktensammlers Schwäbisch Hall 1844/45. Abbildung und Beschreibung einiger in der Umgegend von Schwäbisch] Hall gefundenen Petrefakten mit Bemerkungen von Prof. Kurr
- Literaturverzeichnis
- Texte Eduard Mörikes
- Weitere Literatur
- Namenregister
- Abbildungsnachweise