Staatslehre und Staatsbildung
Die Staatswissenschaft an der Universität Halle im 18. Jahrhundert
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Staatslehre und Staatsbildung
Die Staatswissenschaft an der Universität Halle im 18. Jahrhundert
Über dieses Buch
Die ältere Staatswissenschaft oszilliert im Deutschland des 18. Jahrhunderts im Spannungsfeld von Absolutismus und Aufklärung zwischen staatlicher und wissenschaftlicher Konstruktion des Staatsdiskurses. Dies resultiert nicht zuletzt aus der Tatsache, daß die akademische Etablierung der säkularen Staats- und Verwaltungslehre unmittelbar verbunden ist mit der Eingliederung der Universitätsbildung in die staatliche Verwaltung. Bisher ist die Zurechnung der älteren Staatswissenschaft zu den Paradigmen der klassischen Politik, der modernen Staatsbildung und der politischen Aufklärung entweder theorieimmanent problematisiert oder in unmittelbare Beziehung gesetzt worden zur sozialgeschichtlichen Transformation der ständischen zur bürgerlichen Gesellschaft. Im Gegensatz dazu soll versucht werden, die Staatswissenschaft anhand ihrer Funktion, ihrer Struktur und ihrer Genese zu verstehen, indem die Funktion der Universität Halle als spezialisiertes wissenschaftliches Produktionsfeld in Beziehung zur politischen Begriffs- und Theoriebildung gesetzt wird. Im milieusoziologischen Fokus der Universität wird der - durch die Veränderung des Wissenschaftssystems bedingte - innere Strukturwandel der Politischen Wissenschaft an der Schwelle zur Moderne komplementär zum sozialen Wandel der politischen Dispositionen untersucht.
Häufig gestellte Fragen
Information
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- 1. Erkenntnisinteresse und Gegenstandskonstruktion
- 2. Praktische Philosophie versus modernes Naturrecht
- 3. Die politische Soziologie symbolischer Formen
- 4. Inhaltlicher Aufbau und Forschungslage
- I. Die Gouvernementalisierung der Universität
- 1. Produktionsfeldanalyse und Gouvernementalisierung
- 2. Die Verwaltung der Symbole
- 2.1 Die hallesche Universitätsgründung und die brandenburg-preußische Bildungspolizei
- 2.2 Universitätsverfassung
- 2.3 Die preußische Universitätsverwaltung im 18. Jahrhundert
- 2.4 Universitäts- und Ständeverwaltung im Allgemeinen Landrecht von 1794
- 2.5 Die Administration von Lehrart und Methode
- 3. Die symbolische Revolution im kulturellen Feld der Universität
- 3.1 Schule und Laboratorium: die Institutionalisierung der wissenschaftlichen Revolution
- 3.2 Das Akademie-Projekt des Christian Thomasius
- 3.3 Die Sozialstruktur des Universitätswissens
- 4. Die Policey und der gouvernementale „Geist“ des Staates
- 5. Wissenschaftsverfassung und Staatsverwaltung
- 5.1 Theologie und der pietistische Legitimitätsglaube
- 5.2 Rechtswissenschaft und Rechtsverwaltung
- II. Policey und Kameralwissenschaft
- 1. Wissenschaftsgeschichte und Ideengeschichte
- 2. Kameralistische Polizeiwissenschaft und der autonome Diskurs der Politik
- 2.1 Staatsräson und Policey
- 2.2 Die politische Ökonomie: Merkantilismus und Statistik
- 2.3 Prudentia civilis und Kameralwissenschaft bei Christian Thomasius
- 2.4 Kameralismus und politische Ökonomie
- 2.5 Die patrimoniale Repräsentation der Politik: oeconomia salutis und arcana imperii
- 2.6 Rationalistische Repräsentationsstrategien der Policey
- 2.7 Politik und Policey bei Christian Wolff
- 2.8 Philosophischer Kameralismus und der Streit der Fakultäten
- 3. Die institutionelle Entwicklung der halleschen Kameralwissenschaft
- 3.1 Die Einrichtung des kameralistischen Lehrstuhles
- 3.2 Kameralwissenschaft als positive Ausbildungsdisziplin (Gasser und Stiebritz)
- III. Von der Kameral- zur Staatswissenschaft
- 1. Staatswirtschaft und Staatsklugheit
- 1.1 Partikularkameralismus versus Universalkameralismus (Johann Gottlob von Justi)
- 1.2 Politökonomischer Kameralismus bei Johann Ehrenfried Zschackwitz
- 1.3 Das strategische Modell der Staatsklugheit (Nicolaus Hieronymus Gundling)
- 2. Reichshistorie, Staatenkunde und Statistik
- 2.1 Reichshistorie und Staatenkunde (Ludewig und Gundling)
- 2.2 Statistik und Staatswissenschaft (Schmeizel, Schmauß, Achenwall und Süßmilch)
- 3. Die institutionelle Reorganisation des kameralistischen Unterrichts
- 3.1 Das zentrale kameralistische Examen von 1770
- 3.2 Bestrebungen zur Reorganisation von Studium und Lehre
- 3.3 Das Kameralstudium bis zum Zusammenbruch des altpreußischen Staates
- IV. Die Allgemeine Staatswissenschaft um 1800 (Christian Daniel Voß)
- 1. Das diskursive Feld
- 2. Die Geschichte der bürgerlichen Gesellschaft als „philosophische Urgeschichte des Staats“
- 2.1 Politische Anthropologie
- 2.2 Naturrecht und Naturgeschichte
- 2.3 Staatsbildung
- 3. Allgemeines Staatsrecht
- 3.1 Das vorstaatliche Recht der „bürgerlichen Gesellschaft“
- 3.2 Das Recht des Staates
- 4. Die Politik
- 4.1 Methode und Gegenstand
- 4.2 Symbolische Revolution und politische Repräsentation
- 4.3 Staatsform und Regierungsform
- 5. Die Kritik der politischen Ökonomie
- 5.1 Politische Ökonomie und Staatswirtschaft
- 5.2 Lehnswesen, merkantilistische Policey und Physiokratismus
- 5.3 Der symbolische Gehalt der Arbeit
- 5.4 Die Kritik der politischen Ökonomie (Adam Smith)
- 5.5 Politische Ökonomie und die Legitimität der Regierung
- 6. Das politische Feld des Menschen
- V. Epilog
- VI. Anlagen
- 1. Ernennung Seckendorfs zum Kanzler der Universität Halle
- 2. Cabinetsordre vom 23. Juli 1727 über die Einrichtung der Professur für Cameralia in Halle
- 3. Lehrinstruktion an Stiebritz vom 8. Februar 1746
- 4. Brief von J. C. C. Rüdiger in Halle an J. G. P. Möller in Greifswald, 19. Juli 1791
- 5. Brief von J. C. C. Rüdiger in Halle an J. G. P. Möller in Greifswald, 22. Januar 1793
- 6. Brief von J. C. C. Rüdiger an J. G. P. Möller in Greifswald, 24. Juli 1798
- 7. Brief von Julius August Remer in Helmstedt an J. G. P. Möller in Greifswald, 9. Oktober 1798 (Auszug)
- 8. Brief von Christian Daniel Voß an J. G. P. Möller in Greifswald, 9. Oktober 1798
- 9. Reskript vom 7. Februar 1806
- 10. Circulare vom 25. Februar 1806
- Quellen- und Literaturverzeichnis
- Personenregister