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Über dieses Buch
"Der Sänger" und "Das Märchen von Fanferlieschen Schönefüßchen" bilden die Eckpunkte dieser Studien zum Erzählwerk Clemens Brentanos (1778-1842). Die kryptographische Textur des frühen Erzählfragments und das Spätmärchen stehen in einem ästhetischen und werkinternen Zusammenhang, der über den Begriff der allegorischen Textur bestimmt wird. Die Entwicklungslinie bis zum Spätwerk wird durch die Auslegung der Bildsprache und Kombinationskunst im "Märchen von dem Myrtenfräulein" und den "Mehreren Wehmüllern" perspektiviert und im Kontext romantischer Ästhetik reflektiert. Die gründliche philologische Arbeit am Detail, die Kommentierung der Engführung autobiographischer, poetischer und religiöser Themen sowie der Hinweis auf Motivparallelen im Gesamtwerk machen die Komplexität von Brentanos artifiziellen Textstrukturen transparent.
Brentanos "Märchen von Fanferlieschen" erscheint als Kulminationspunkt einer kontinuierlichen Entwicklung und Exempel par exellence für das, was in der romantischen Ästhetik als Arabeskenkunst bezeichnet wird: allegorisch-stringente Bedeutsamkeit bei ästhetisch aufregender Raffinesse im Spiel mit Worten und Bildern. Der Nachweis von bisher kaum bemerkten politischen und religiösen Implikationen erlaubt zudem eine Präzisierung der Position des Dichters im Spannungsfeld von Revolution und Restauration.
Kontrapunktisch zu den allegorisch-arabesken Strukturzusammenhängen werden die hermeneutischen Implikationen in Brentanos Poetologie thematisiert. Auch hier stehen die behandelten Werke in einem internen Begründungszusammenhang. Die Verbindung von Hermeneutik und Allegorie ist über die Form der Allegorese gegeben. An zwei Beispielen, Brentanos Auslegung von Hölderlins "Nacht" und der Leichenpredigt im Märchen von "Gockel, Hinkel und Gackeleia", wird das Deutungsmodell skizziert. Ausführungen zur Kunstkritik Brentanos, zum Gebrauch kunstlegitimierender mythischer Modelle und zur Opfer- und Märtyrervorstellung vom Dichter vervollständigen den Aufriß des Dichtungsverständnisses des Romantikers.
Häufig gestellte Fragen
Information
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- I. ›Der Sänger›
- 1. Entstehungsgeschichte und Problem der Anonymität
- 2. Die Liebe als hermeneutisches Prinzip und als Kommunikationsform
- 3. Tote Schönheit und »Schönheit der Handlung«
- 4. Symbiose und Differenz
- 5. Romantische Liebe in der »Prosa der Verhältnisse«
- 6. Textur als Struktur
- 7. Teppich und Blume: Das geistig–sinnliche Gewebe der Allegorie
- 8. Gewebe, Arabeske und Hieroglyphe
- 9. Die Gewebe- und Webmotivik im Spätwerk: Das Tuch des Webers Jürgo und die amaranthfarbene Decke Ameys
- II. ›Das Märchen von dem Myrtenfräulein ‹
- 1. Die zerrupfte Sternblume
- 2. Das zerstückte Myrtenfräulein
- 3. Der zerrissene Osiris und der verwundete Leib des Herrn
- III. ›Die mehreren Wehmüller und ungarischen Nationalgesichter‹
- 1. Romantische Geselligkeit
- 2. Phantasie im Horizont soziokultureller Diskurse
- 2.1. Wehmüllers Warenwirtschaft und die Dämonie des Tauschwerts
- 2.2. Wider den Gebrauchswert des Romantischen
- 2.3. Aufklärung über die Aufklärung
- 2.4. Der Scheincharakter von Kunst und Politik
- 3. Michaly: Romantischer Witz und orphischer Geist
- 4. Mitidika: Häßliche Hülle und schöner Kern
- 5. Die ›Wehmüller‹ als Groteske
- IV. ›Das Märchen von Fanferlieschen Schönefußchen‹
- 1. Vorüberlegungen
- 1.1. Das Märchen im Horizont von Quelle und Anspielung
- 1.2. Allegorie und Arabeske
- 2. Erzählen als Erinnern
- 3. Geistliche Arzneimittellehre
- 4. Die Insignien Fanferlieschens: Schürze, Fuß, Pantoffel
- 5. Aufklärungsstaat, Revolution und Philisterwelt
- 6. Fanferlieschen und Laudamus: Brentanos kirchenpolitisches Bekenntnis
- 7. Eucharistie und Transsubstantiation
- 8. Die Legitimierung der Poesie im Gnadenakt: Fanferlieschens Trauerblumenlied
- 9. Geschichte im Zeichen der Apokalypse
- 10. Die Natur des Pumpelirio Holzebock
- 11. Ursulas Sendung
- 12. Die Turmgeschichte : Das Verhältnis von Prophetie und Erfüllung
- 13. Erlösung
- Nachweis der Motti
- Literaturverzeichnis