Hermeneutik literarischer Sinnlichkeit
Historisch-systematische Studien zur Literatur des 17. und 18. Jahrhunderts
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Hermeneutik literarischer Sinnlichkeit
Historisch-systematische Studien zur Literatur des 17. und 18. Jahrhunderts
Ăber dieses Buch
Was ist an einem literarischen Text schön, was "vollkommen", "lebendig", "anschaulich"? Inwiefern kann Literatur sinnlich sein? Was bedeutet Ă€sthetische Erfahrung am literarischen Text? Wenn sich in der frĂŒhen Neuzeit und besonders im Jahrhundert der AufklĂ€rung LiteralitĂ€t mehr und mehr durchsetzt, stellen sich diese Fragen mit aller SchĂ€rfe. Die Aufwertung der Aisthesis und die Entstehung der Ăsthetik als einer selbstĂ€ndigen philosophischen Disziplin im 18. Jahrhundert etablieren daher auch â von Bodmer und Breitinger ĂŒber Baumgarten und Meier bis hin zu Herder â einen Ă€sthetischen Diskurs, der die Sinnlichkeit der Kunst und Literatur zum Gegenstand hat. Sinnlichkeit entfaltet die Literatur in ihrer Anschaulichkeit und in ihrem Rhythmus, ihrer synĂ€sthetischen Rezeption und ihrem Nachvollzug, in dem sich eine prĂ€gnante, bedeutsame Gestalt herausbildet. Die PrĂ€senzerfahrung Ă€sthetischer Gestaltbildung zeigt sich besonders gut im Modell des Theaters. Denn die PerformativitĂ€t der AuffĂŒhrung umgreift Produzenten, "Werk" und Rezipienten. Die TheatralitĂ€t, die in diesem Modell liegt, ist auch eine besonders wichtige und charakteristische Konkretisierung literarischer Sinnlichkeit im 17. und insbesondere im 18. Jahrhundert. In dieser Zeit â das verdeutlichen die Studien an Gryphius, Klopstock, Lessing, Wieland, Herder und Schiller in systematischer Absicht â vollzieht sich sowohl eine Anreicherung der Ă€sthetischen Erfahrung um Konzepte der Sinnlichkeit als auch eine Konzentration auf die spezifische Ă€sthetische LeistungsfĂ€higkeit des Kunstwerks, die fĂŒr die Kunstauffassung und Hermeneutik der Moderne von ganz grundsĂ€tzlicher Bedeutung sind.
HĂ€ufig gestellte Fragen
Information
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- 1. Die Sinnlichkeit der Literatur
- 2. Zugangsweisen und systematische VorĂŒberlegungen
- 3. ForschungsĂŒberblick
- II. Anthropologische und Àsthetische Aspekte einer Hermeneutik der Sinnlichkeit
- 1. Sinnlichkeit als vollzugsorientierte GegenstÀndlichkeit
- 1.1 Die Sinnlichkeit Àsthetischer Erfahrung
- 1.2 Ăsthetische Erfahrung als Gestaltbildung und Handlung
- 1.3 Der Vollzug der LektĂŒre
- 1.4 Erfahrung von Bedeutsamkeit
- 1.5 âșAusdruck des Lebensâč
- 2. Ăsthetische GegenstĂ€ndlichkeit als Bildlichkeit, Rhythmus und PerformativitĂ€t
- 2.1 Bildlichkeit als kulturelle Struktur der Sinnlichkeit
- 2.2 Literarische Bildlichkeit
- 2.3 ReprÀsentation und PrÀsenz
- 2.4 Darstellung und Rhythmus
- 2.5 Rhythmuserfahrung
- 2.6 PerformativitÀt und TheatralitÀt
- III. Historische Gestaltungen einer Hermeneutik der Sinnlichkeit â Literatur, Ăsthetik und Anthropologie im 17. und 18. Jahrhundert
- 1. Die âșAuĂdrĂŒcklichkeitâč emblematisch-allegorischer Bildlichkeit in Andreas Gryphiusâ Trauerspielen Papinian und Carolus Stuardus
- 1.1 Das allegorische Moment einer Hermeneutik der Sinnlichkeit
- 1.2 Das Zusammenspiel emblematischer und allegorischer Elemente
- 1.3 Kontext und Text und die Àsthetische QualitÀt der Referenznahme
- 1.4 Das Gewissen: Selbst-Referenz und Wirkungskonzept
- 1.5 Die âșGestaItâč des MĂ€rtyrers
- 2. Sinnlichkeit im AufklÀrungsdiskurs: Bodmer und Breitinger, Alexander Baumgarten und Georg Friedrich Meier
- 2.1 Verlebendigungen des Bildlichen
- 2.2 Die Sinnlichkeit des Bildlichen: Bodmer und Breitinger
- 2.3 Lebhaftigkeit als Ordnungsprinzip: Baumgartens Ăsthetik
- 2.4 Ăsthetik als performative Anthropologie: Georg Friedrich Meier
- Exkurs I: Hermeneutik der Anthropologie bei Albrecht von Haller
- 3. Klopstocks Konzept der Darstellung
- 3.1 GegenstÀndlichkeit bei Klopstock
- 3.2 âșAllgegenwart Gottesâč
- 3.3 Zwischen VergegenwÀrtigung und IdealitÀt
- 3.4 âșZeigung des Lebensâč â Dichtung als symbolische Handlung
- Exkurs II: Die Sinnlichkeit des Erhabenen
- 1. Das Erhabene vor der Burke-Rezeption in Deutschland
- 2. Burkes Umgehung des âșut-pictura-poesisâč-Axioms
- 3. Mendelssohns Erwiderungen auf Burke
- 4. Wielands Imagination und die Bedeutung der SynÀsthesie
- 4.1 Literarisch inszenierter BewuĂtseinswandel von der MĂŒndlichkeit zur Schriftlichkeit
- 4.2 Fantasie und SynÀsthesie
- 4.3 PerformativitÀt der Darstellung im Agathon und die »magische Kraft der Musik«
- 4.4 Wielands Neukonzeption Àsthetischer GegenstÀndlichkeit im Oberon
- 5. Sinnlichkeit und Semiotisierung: Zeichen, Handlung und TheatralitÀt bei Mendelssohn, Lessing und Johann Jakob Engel
- 5.1 MedialitĂ€tsbewuĂtsein und Unmittelbarkeit
- 5.2 Mendelssohns zeichentheoretische Aporie
- 5.3 Lessing als Theoretiker der Bildlichkeit im Laokoon
- 5.4 Lessings Handlungsbegriff
- 5.5 PerformativitÀt bei Johann Jakob Engel
- Exkurs III: Die Sinnlichkeit des Rhythmus â Positionsfindungen um 1750
- 6. Sinnlichkeit bei Herder als historische Synthese
- 6.1 Mimetische Neukonzeption der Hypotypose
- 6.2 Herders âșUrsprungâč: Sinnlichkeit in der âșLogik des Affektsâč
- 6.3 Sinnlichkeit und Geschichtlichkeit des Rhythmus
- 6.4 Die sinnliche Wahrheit einer neuen Ganzheit
- 6.5 Herders performative und geschichtliche Neukonzeption der Bildlichkeit
- IV. Ausblick: Sinnlichkeit bei Schiller
- 1. Schillers Konzeption des Spiels in einer Hermeneutik der Sinnlichkeit
- 2. Illusion und âșDramatischwirkendesâč
- V. Literaturverzeichnis
- 1. Historische Texte
- 2. Neuere Literatur