Das »Dostojewsky-Projekt«
Lukács' neukantianisches Frühwerk in seinem ideengeschichtlichen Kontext
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Das »Dostojewsky-Projekt«
Lukács' neukantianisches Frühwerk in seinem ideengeschichtlichen Kontext
Über dieses Buch
Georg Lukács' Frühwerk wird zumeist als nur biographisch vermittelbares Gemenge disparater Texte wahrgenommen. Von der stilistisch ansprechenden und wirkungsreichen »Theorie des Romans« hebt sich - so die vorherrschende Rezeption - die Heidelberger Ästhetiktheorie als nahezu hermetischer Akademismus ab.
Die vorliegende Studie erblickt dagegen in diesem vermeintlichen Nebeneinander ein systematisch organisiertes Projekt, das sich durch ein reflektiertes Zusammenspiel geltungstheoretischer und literarisierter Argumentationsebenen auszeichnet. Seinen werkgeschichtlichen Leitfaden bildet der von Lukács während seiner gesamten Heidelberger Zeit verfolgte Plan, ein kulturphilosophisch breit angelegtes "Dostojewsky-Buch" zu schreiben. So läßt sich ein umfassender Textkorpus rekonstruieren, in dem die Bedeutungswelten und Funktionsweisen der Kunst, der Ethik und der lebensweltlichen Verständigung theoretisch scharf differenziert sind, aber mittels einer durch die Romane des russischen Schriftstellers inspirierten Essayistik zeitkritisch miteinander in Beziehung gesetzt werden. Die Interpretation dieses Projekts verbindet sich mit einer ideengeschichtlichen Kontextualisierung, die Lukács' Stellung im Neukantianismus und seinen Anschluß an den zeichentheoretischen Problemstand der Jahrhundertwende erhellt. Auf diese Weise wird sein Frühwerk als ein Komplex durchsichtig, der mit seiner radikal konzeptualisierten Formalästhetik einen der Moderne angemessenen Theorieentwurf präsentiert und gleichzeitig in den begleitenden Essays die "romantische" Kulturkritik verabschiedet, um den diagnostizierten Solipsismus der Moderne als einen Gegenstand praktischer Kritik zu exponieren.
Häufig gestellte Fragen
Information
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Die Problemstellung des ›Dostojewsky‹-Projekts
- 2.1. Kulturkritik als Verstehensproblem
- 2.2. Kierkegaards ›Geste‹ als Exemplifizierung
- 2.3. Das Kommunikationsproblem in der herbartianischen Ästhetik: › Innige Mitteilung ‹ und konventioneller Zeichengebrauch
- 3. Lukács’ zeichentheoretische Kritik der Lebensphilosophie
- 3.1. Der Solipsismus der ›Erlebniswirklichkeit‹
- 3.2. Continuität vs. Dauer: Lukács und Bergson
- 4. Das Konstitutionsproblem in der Rickert-Schule
- 4.1. Konstitutive Individualität und methodologische Begriffsbildung
- 4.2. Methodologischer Pluralismus und ›Mystik‹ bei Sergius Hessen
- 5. Emil Lasks transzendentalontologische Reformulierung der Wertphilosophie
- 5.1. Die ›Zwei Stockwerke des Sinnes‹
- 5.2. Das Prinzip der materialen Bedeutungsbelastung
- 5.3. Ursemiotische Begriffsform und die Pluralität der Bedeutungssphären
- 5.4. Reflexive Subjektivität als logischer Sündenfall
- 6. Ästhetik
- 6.1. Das Autonomieproblem: Vom ›ästhetischen Formalismus‹ zu einer konstitutionstheoretischen Formalästhetik
- 6.2. Ästhetische Symbolizität
- 6.3. Geltung und Phänomenologie im Ästhetischen
- 6.4. Ästhetischer und ästhetiktheoretischer Sinn
- 7. Das ›Dostojewsky‹-Buch
- 7.I. Der Essayismus der ‘Theorie des Romans’
- 7.2. Die Geschichtsphilosophie der ‘Theorie des Romans’
- 7.3. Die ›russische Idee‹
- 7.4. ›2. Ethik‹ und poetischer ›Chok‹
- Literaturverzeichnis