Tragik und Metatragik
Euripides' Bakchen und die moderne Literaturwissenschaft
- 375 Seiten
- German
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Über dieses Buch
Worin liegt die Tragik der Bakchen des Euripides? - Eine heute dominierende Forschungsrichtung meint: in der reflexiven Selbstthematisierung der Gattung Tragödie und des Mediums Theater. Das Auftreten des Theatergottes Dionysos bedeutet, im Sinn dieses strukturalistischen Ansatzes, die Erhebung der Tragik der Bakchen zur Metatragik.
Die hier vorgelegte Untersuchung stellt durch eine allgemeine hermeneutische Reflexion auf die Prämissen der Anwendung strukturalistischer Methoden und durch eine vollständige Textinterpretation der Bakchen eine Gewinn- und Verlustbilanz metatheatralischer Deutungen auf. Sie liest die Bakchen als Gegenthese dazu als 'Schulbeispiel' einer Furcht- und Mitleidtragödie, in der der Zusammenhang zwischen dem individuellen Charakter des Protagonisten Pentheus und seinem Scheitern die tragische Qualität der Handlung ausmacht.
Häufig gestellte Fragen
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Inhaltsverzeichnis
- VORWORT
- INHALTSVERZEICHNIS
- I. EINLEITUNG
- II. DIE BAKCHEN ALS ‘SCHULBEISPIEL’ EINER MITLEIDTRAGÖDIE
- 1. Wer ist die tragische Hauptperson der Bakchen?
- 2. Zum Ideal ‘direkter’ Charakterdarstellung in der griechischen Tragödie
- 3. Allgemeine Charakterzüge des Pentheus in den Bakchen
- 4. Der Handlungsumschwung und die Kontingenz des Irrationalen
- 5. Die Ambivalenz des Dionysischen und die Pluralität (post)moderner Erfahrung und Literaturinterpretationen
- 6. Dionysos in den Bakchen
- 6.1 Fremder und Verwandter - Grieche und Barbar
- 6.1.1 Die Selbstcharakterisierung des Dionysos im Prolog
- 6.1.2 Pentheus und das barbarische Wesen des Dionysos
- 6.2 Mild und grausam - Dionysos als ‘paralogischer’ Antipode des abendländischen Rationalismus
- 6.2.1 Dionysos, der mildeste und der grausamste Gott
- 6.2.2 Rache und Triumph — der Chor als einer der handelnden Charaktere
- 6.2.3 Zum Verhältnis zwischen Chor und Dionysos: Leidenschaftliche Rachsucht und die „leichte Lyssa“ des Dionysos
- 6.2.4 Die Abstraktheit der ‘dionysischen Weisheiten’ des Chores
- 7. Furcht und Mitleid in den Bakchen und die Einheit des Charakters des Pentheus
- 7.1 Das unmittelbare Mitempfinden von Leid
- 7.2. Das wollende Mitleid
- 7.3 Die Bakchen und das Mitleid des Zuschauers
- 7.4 Furcht und Mitleid im letzten Teil des 3. Epeisodions (778-861)
- III. METATHEATRALISCHE BAKCHENDEUTUNGEN
- 1. Destruktion der Tradition - Exemplarische Betrachtung zum Unterschied zwischen der Untersuchung der Tragik der Bakchen und metafiktionalen Interpretationen
- 2. Elemente metatheatralischer Deutungen der Bakchen
- 2.1 Dionysos als Spielleiter?
- 2.2 Die Kostümierung und die Neurose des Pentheus
- 2.3 Das Palastwunder und die Infragestellung der Wirklichkeit
- 2.4 Pentheus als Protagonist und als Zuschauer
- 2.4.1. Die Ambivalenz der Rollen
- 2.4.2 Sehen und Sehenwollen
- 3. Poetologische Reflexionen — Fiktionale Gegenwelten und unmittelbares Einfuhlen oder charakterliche Ähnlichkeit und Anteil nehmendes Mitleid
- IV ANTIKE TRAGÖDIE UND MODERNE LITERATURTHEORIEN: AUSBLICK
- ANHANG: ZUM THEATRUM MUNDI
- LITERATURVERZEICHNIS
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