Das Spektrum menschlicher Phänomene
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Das Spektrum menschlicher Phänomene

  1. 289 Seiten
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Das Spektrum menschlicher Phänomene

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Inhaltsverzeichnis
Quellenangaben

Über dieses Buch

Was man in der alteuropäischen Metaphysik "das Wesen" des Menschen genannt hat, ist historisch zugrunde gegangen. Die Spezifik des Menschen wurde in seiner dualistischen Aufspaltung, entweder Seele oder Körper zu sein, und in seiner monistischen Auflösung, ganz Natur oder Geist zu sein, verfehlt. Gleichwohl sind wir alle in unserem Common sense praktisch der Frage ausgesetzt, wie wir die natürlichen, sozialen und kulturellen Aspekte unserer Existenz in der Führung eines menschlichen Lebens sinnvoll berücksichtigen können. Die neuen Reproduktions-, Umwelt-, Kommunikations- und Sozialtechnologien werfen täglich die Frage auf, was es heißt, als vergleichbare Person und als Individuum ein menschliches Leben zu führen. Die "Philosophische Anthropologie" (Helmuth Plessner) hat die Spezifik menschlicher Phänomene naturphilosophisch als eine Besonderheit im Spielverhalten höherer Säugetiere erschlossen. Im Spielen kann Verhalten von seinem ursprünglichen Antrieb abgelöst und an einen neuen Antrieb gebunden werden. Dies gelingt seitens des Organismus um so besser, je rückbezüglicher seine zentrische Form (Gehirn) der Selbstreproduktion wird. Dadurch entsteht aber eine Ambivalenz in den Zentrierungsrichtungen des Verhaltens, nämlich spontan aus der leiblichen Funktionsmitte des Organismus heraus oder von den körperlich möglichen Funktionsmitten der Umwelt her. Diese Ambivalenz bedarf zur Stützung entsprechender soziokultureller Lösungsformen, in denen sie lebbar verschränkt werden kann. Wer – wie z. B. Kinder – spielt, lebt in der Differenz, sein Verhalten verkörpern (von einem Zentrum außerhalb des eigenen Leibes her koordinieren) und verleiblichen (auf seinen eigenen unvertretbaren Leib hin zentrieren) können zu müssen. Die (kategorische) Not solcher Lebewesen, ihre beiden Zentrierungsrichtungen ausbalancieren zu müssen, kann aber auf kontingente Weise (konjunktivisch) befriedigt werden. Dieser "Kategorische Konjunktiv" (Plessner) der Lebensführung macht Menschen einer geschichtlich zu erringenden soziokulturellen Natur bedürftig. Im ersten des auf zwei Bände konzipierten Werks wird Plessners "Kategorischer Konjunktiv" als ein Spektrum menschlicher Phänomene vorgeführt, in denen sich unsere verschiedenen leiblichen und körperlichen Sinne zu einer Funktionseinheit verschränken. Der Zusammenhang unserer Sinne ergibt sich daraus, daß jeder Mensch lebensgeschichtlich eine soziokulturelle Elementarrolle spielt. Dank dieser kann man sich personalisieren (vergleichbar werden) und im Unterschied zu ihr individualisieren. Das Schauspielen der Rolle gerinnt in Ausdrucks-, Handlungs- und Sprachformen, unter denen die westliche Modernisierung höchst einseitig solche der Selbstbeherrschung durch Selbstbewußtsein ausgezeichnet hat. Das Ausspielen der Rolle findet aber seine Verhaltensgrenzen in Phänomenen ungespielten Lachens und Weinens, in denen die Zuordnung zwischen Individuum und Person nicht mehr gelingt. Das Eingespieltsein zwischen sich als Person und Individuum kann im ungespielten Lachen zu mehrsinnig oder im ungespielten Weinen sinnlos werden. Die soziolkulturell zu bestimmter Zeit anerkannten Rollen werden aber individuell durch Süchte und Leidenschaften und geschichtlich durch kulturelle Entfremdung der Nachwachsenden und gesellschaftliche Öffnung der Gemeinschaftsformen wieder aus der Balance gebracht. Daraus resultiert das Problem der geschichtlichen Selbstermächtigung von Individuen und Generationen. Plessners neue Konzeption souveräner Formen von Macht, die aus der Relation zur eigenen Unbestimmtheit zu gewinnen sind, und im Hinblick auf die moderne Emanzipation der Macht für plurale Gesellschaften als Minima moralia erörtert. In den Verhaltensgrenzen des angespielten Lachen und Weinens werden wir uns unbestimmt. Wer diese Grenzen überschreitet, begeht der Möglichkeit nach Unmenschliches.

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Information

Inhaltsverzeichnis

  1. Einleitung: Philosophische Anthropologie als Anwalt des Common Sense in der Frage nach dem Menschen
  2. 1. Sechs Themen des Common Sense zur Frage nach der Spezifik des Menschen
  3. 2. Die Hegemonie von Dualismus und Nihilismus
  4. 3. Das Propädeutikum der Philosophischen Anthropologie: den Common Sense gegen die dualistisch-nihilistische Hegemonie auf sich besinnen
  5. 4. Der Einsatz der Philosophischen Anthropologie von Helmuth Plessner
  6. 5. Der methodische Viererschritt der Philosophischen Anthropologie
  7. 6. Das Prinzip der Unergründlichkeit des Menschen: die philosophische Skepsisform des Common Sense gegenüber der Bemächtigung anthropologischer Themen
  8. 7. Mottos und Widmung
  9. 1. Die negative Einheit der Sinne: Körper-Leib und Urteilskraft im Kategorischen Konjunktiv
  10. 1.1. Körperliche und leibliche Sinne
  11. 1.2. Die Körper-Leib-Differenz am eigenen Körper
  12. 1.3. Sprachliche Kommunikation der individuellen Urteilskraft mit der soziokulturell verfügbaren Urteilskraft in praxi
  13. 1.4. Das kommunikative Zusammenspiel der individuellen und soziokulturellen Urteilskraft in der Körper-Leib-Differenz
  14. 1.5. Der Mensch als Lebewesen: eine erste Vorstellung von sich im Meer der anderen
  15. 1.6. Unsere lieben Haussäuger
  16. 1.7. Was wir mit anderen Säugern teilen: Bewußtsein und Sozialsinn des Spielverhaltens
  17. 1.8. Die senso-motorische Grenze
  18. 1.9. Zusammenfassung: die beiden Differenzen an Körper-Leib und zu kommunizierender Urteilskraft
  19. 1.10. Plessners Hypothese über die Spezifik des Menschlichen: der Kategorische Konjunktiv
  20. 2. Die Freilegung des Nichts: Lektionen zur Sinnesfrage aus den modernen Künsten
  21. 2.1. Sinnenleere und Frischfleisch
  22. 2.2. Die künstlerische Fokussierung des Kategorischen Konjunktivs
  23. 2.3. Der Konflikt zwischen Common Sense und modernen Künsten: seine geschichtliche Herkunft
  24. 2.4. Die Krise der modernen Kunstsinne als anthropologisches Experiment
  25. 2.5. Asthetisierung der Kunstsinne: ihre Musikalisierung, Visualisierung oder Integration
  26. 2.6. Der Common Sense zwischen Alltäglichem und Außeralltäglichem
  27. 2.7. Der Rahmen der Asthetisierung der Kunstsinne zwischen Impressionismen und Expressionismen
  28. 2.8. Der geschichtliche Charakter des Sinns der Sinne: zwischen der Exzentrierung und der Rezentrierung des eigenen Standortes
  29. 2.9. Die Zentrierung aufs Bewußtsein der Subjektivität oder die Exzentrierung der positionalen Lage von menschlichen Lebewesen
  30. 2.10. Der Streit über Wagners Gesamtkunstwerk
  31. 2.11. Von der Visualisierung der Musik zur Musikalisierung der Malerei
  32. 2.12. Vom sensomotorischen Reflexionskreis der Stimme zum sprachlichen Reflexionsprozeß: Die Metaphern der Intermodalität
  33. 2.13. Die sprachliche Verschränkung der Sinne: Schauspielen und Metaphori- sieren als Übersetzung
  34. 2.14. Das Bewußtsein ist nichts
  35. 3. Die Freilegung von Etwas vor dem Nichts: Naturphilosophische Lektionen zur Sinnesfrage aus den Erfahrungswissenschaften
  36. 3.1. Zwischenstand
  37. 3.2. Ich-Bewußtsein, Aufmerksamkeit und Wachheit
  38. 3.3. Der Doppelaspekt bewußten Erlebens: seine gegenstands- und latent selbstorientierte Aktivitätsrichtung
  39. 3.4. Die neuro- und die verhaltensphilosophische Fragerichtung
  40. 3.5. Die Situierung des Bewußtseins: zentrische Organisationsform und zentrische oder exzentrische Positionalitätsform
  41. 3.6. Der zentrische Charakter der Organisationsform und der Positionalitätsform von Lebewesen, die sich bewußt verhalten können
  42. 3.7. Wie die zentrische Organisationsform und die exzentrische Positionalitätsform Zusammenhängen können
  43. 3.8. Gegensinn und Gleichsinn in der Zentrierungsrichtung zur Funktionsmitte des Positionsfeldes oder des Organismus
  44. 3.9. Die lange Kindheits- und Jugendphase: ihr erotischer Spiel- und Sprach- charakter
  45. 3.10. Die Mitwelt als Ermöglichung des Zusammenspiels von Organisations- und Positionalitätsform: die Differenz zwischen Innen- und Außenwelt
  46. 3.11. Bewußtsein und Gehirn
  47. 3.12. Bewußtsein aktualisiert die Eingespieltheit der zentrischen Organisationsform auf die exzentrische Positionalitätsform
  48. 3.13. Bewußtsein und Verhalten
  49. 3.14. Die tierische Dominanz der zentrischen Organisationsform und die spezifisch menschliche Dominanz der exzentrischen Positionalitätsform: vom Spielverhalten zum Verhaltensspiel
  50. 4. Zwischen Lachen und Weinen I: Die Individualisierung der Person
  51. 4.1. Zwischenbilanz der ersten Hälfte: Erschließung der Mitwelt
  52. 4.2. Das Strukturproblem der Mitwelt: unsere Eingespieltheit (Vorangepaßtheit)
  53. 4.3. Die Entfaltung der Lösungsrichtung: vom Rollenspiel in seinen Grenzen am ungespielten Lachen und Weinen her
  54. 4.4. Die lebbar symbolische Verschränkung des Bruches der menschlichen Natur: Ihre Bewahrung vor den Mißverständnissen der Tiefe, Oberfläche, geistigen Aufhebbarkeit und Dekonstruktivität
  55. 4.5. Das Spielen der Körper-Leib-Differenz in und mit der Elementarrolle: zwischen der Symbolpraktik des Eigennamens und den Zeichen der Vertretbarkeit
  56. 4.6. Die Rolle als Schauspiel: die Differenz zwischen privater und öffentlicher Person
  57. 4.7. Das Individualisierungsproblem der drei Selbstbezüglichkeiten, die ambivalent aus dem Schauspielen der Rolle erwachsen
  58. 4.8. Der Dauertest des gegenseitigen Blickkontaktes: das Schaubild der Rolle (Habitus) und die Rollensprache ineinander übersetzen, also handeln, sich ausdrücken und sprechen können
  59. 4.9. Der Spielcharakter menschlichen Verhaltens: sein Grenzproblem am Ungespielten
  60. 4.10. Methodische Bemerkung zum Phänomenzusammenhang
  61. 4.11. Ungespieltes Lachen und Weinen als spezifisch menschliche Verhaltensgrenzen: ihre Gemeinsamkeit
  62. 4.12. Der Unterschied zwischen ungespieltem Lachen und Weinen
  63. 4.13. Das Lächeln der Souveränität
  64. 4.14. Das Allzumenschliche bedingter Süchte und Leidenschaften: die Individualisierung der Person, exemplarisch genommen
  65. 4.15. Das spielerische Einholen des Weinens in der Sucht und des Lachens in der Leidenschaft
  66. 4.16. Unmenschliches jenseits von Lachen und Weinen: das Unbedingtwerden der personae, Süchte oder Leidenschaften
  67. 4.17. Die gewaltsamen Enden des künstlichen Instinkersatzes oder das Individuum ineffabile
  68. 5. Zwischen Lachen und Weinen II: Die Personalisierung des Individuums
  69. 5.1. Die Individualisierung der Person und die Personalisierung des Individuums: Einleitung
  70. 5.2. Drei Rollenbegriffe: Das privat-öffentliche Doppelgängertum der Würde bricht die Individualisierung, Vergemeinschaftung oder Vergesesellschaftung der Person
  71. 5.3. Das persona-Spiel führt aus dem Dualismus zwischen Handeln und Verhalten heraus und in den Kommunikationszusammenhang zwischen Interaktion und Medium hinein
  72. 5.4. Personalität als das Medium gemeinschaftlicher Interaktionen: das Familien- und Sachmodell der Gemeinschaft und die Grenzen der Vergemeinschaftung von Personen
  73. 5.5. Personalität als das Medium gesellschaftlicher Interaktionen: Gesellschaft im Alltag, in der Zivilisation und im funktionalen Sinne
  74. 5.6. Das Problem der Balance zwischen Gemeinschaft und Gesellschaft durch die Kunst, das Verfahren und die juristische Methode der Politik
  75. 5.7. Die dynamische Fassung der soziokulturellen Mitwelt: kulturelle Entfremdung und Geschichtlichkeit in der Generationenfolge
  76. 5.8. Der utopische Charakter unserer Eingespieltheit und seine Verdeckungen: die Schrift und die Verselbständigung des Bewußtseins
  77. 6. Epilog: Die Souveränitätsfrage in der Ermächtigung zu geschichtlichem Tun
  78. 6.1. Einleitung: Das Problem des Ausgleiches der Differenzen zwischen Gemeinschaft und Gesellschaft und zwischen Entfremdung und geschichtlicher Expressivität in der Generationenfolge
  79. 6.2. Die Gestaltung der Differenzen ist doch eine Machtfrage: die Emanzipation der Macht
  80. 6.3. Das Balance-Problem in der Vergesellschaftung von Macht: informelle Gemeinschaften und Individualität in der nächsten Generation
  81. 6.4. Das Balance-Problem der Vergemeinschaftung von Macht: sportive Spielformen in der Öffentlichkeit
  82. 6.5. Macht als die Relation der Unbestimmtheit zu sich
  83. 6.6. Die verspätete Nation der Deutschen: eine exemplarische Fallstudie zum Thema der Geschichtlichkeit, auch des homo absconditus der Philosophischen Anthropologie selber
  84. 6.7. Die philosophische Verschränkung des Bestimmten und Unbestimmten im Durchlaufen des Spektrums menschlicher Phänomene
  85. Literaturverzeichnis
  86. Personenregister
  87. Sachregister
  88. Abbildungsnachweis