An der Kette der Ahnen
Geschichtsreflexion im deutschsprachigen historischen Roman 1870–1880
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An der Kette der Ahnen
Geschichtsreflexion im deutschsprachigen historischen Roman 1870–1880
Über dieses Buch
Als prekärer Teil des affirmativen Reichspatriotismus (1870–1880) trieben diffamierte oder gering geachtete Geschichtsromane wie Dahns Kampf um Rom, Fontanes Vor dem Sturm, Freytags Ahnen oder Sacher-Masochs Weiblicher Sultan Geschichtsreflexion und Identitätsbildung entscheidend voran. Wie Meyers Jürg Jenatsch problematisieren sie den zeitgenössischen Umgang mit Geschichte und stehen damit am Beginn der Krise des Historismus.
Die vorliegende Dispositivanalyse weist das hochreflexive Ineinander von Affirmation und Subversion nach, zu dem sich die Romane mit Nietzsches Historienschrift, Droysens Geschichtssemiotik, Menzels Abkehr vom Geschichtsgemälde, aber auch mit Denkmaleinweihungen, den Jubelfeiern 1870/71, Verlagsanzeigen, Professorenromanen, Zeitschriftenartikeln und -illustrationen verschränken. Eingehende Interpretation gängiger und abseitiger Text- und Bilddokumente entwerfen zentrale Elemente der Kulturgeschichte des 19. Jahrhunderts völlig neu.
Häufig gestellte Fragen
Information
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort
- Im Angesicht des Todes. Aporien historischer Repräsentation
- I. Historischer Roman im Geschichtsdispositiv 1870-1880
- I.1 Geschichtsdispositiv
- I.2 Methodisches
- I.3 Formationen kollektiver Identität nach 1870: Historischer Roman und kulturelles Gedächtnis
- II. Selbstreflexion des Geschichtsromans. Ein diffamiertes Beispiel: Felix Dahns Kampf um Rom
- II.1 Erinnern müssen, vergessen können
- II.2 Historiographie und historischer Roman: Prokop und die Quellenkritik
- II.3 Bild(nis) und Schrift: Repräsentierte Vergangenheit
- III. Die Erinnerungskrise oder Die Abwesenheit des Vergangenen
- III. 1 Vergangenheit als Zeichenensemble
- III. 1.1 Unter den Linden, 3. September 1870: Das Denkmal als leerer Signifikant
- III. 1.2 Droysens Geschichtssemiotik
- III. 1.3 „Erinnerungszeichen“ im historischen Roman 1870-1880
- Exkurs: Freytags Ahnen als Geschichte der Schrift
- III.2 Strategien gegen Vergangenheitsverlust und Diskontinuität. Louise von François: Die letzte Reckenburgerin
- III.2.1 Individuelle und kollektive Erinnerung
- III.2.2 Wiederholung von Daten
- III.2.3 Verschriftung: Vom kommunikativen zum kulturellen Gedächtnis
- III.2.4 Kanonisierung
- III.2.5 Antiquarische „Erinnerungslust“ und der Versuch ihrer Überwindung
- III.3 Erste Zwischenbilanz
- IV. Geschichtswissenschaft als Ausweg aus der Krise? Vergangenheit als Erkenntnisproblem
- IV. 1 Historischer Roman 1870-1880 und zeitgleiche Geschichtswissenschaft
- IV.2 Geschichte als Wissen bei Freytag und Sacher-Masoch
- IV.3 Wissenschaft als Übel: Vom Nutzen und Nachtheil der Historie für das Leben (Nietzsche 1)
- IV.4 Das Objektivitätspostulat
- IV.4.1 Zeichenangst: eine Emendation Rankes
- IV.4.2 Mordsgeschichten: Ironisierter Objektivismus in Meyers Jürg Jenatsch
- IV.4.3 Droysens Objektivismuskritik und seine Geschichtssemiotik
- IV.4.4 Historie als Mißverständnis und Gefahr (Nietzsche 2)
- I V.4.5 Quellenkritik bei Droysen und Fontane
- IV.5 Historismus, zur Satire verdichtet: Vischers Auch Einer
- IV.6 Multiplizierte Historie, getilgte Sachverhalte: Fußnoten in Ebers‘ Uarda
- IV.7 Zweite Zwischenbilanz
- V. Enden der Geschichte: Vergangenheit als Darstellungsproblem
- V. 1 Nichtdarstellbarkeit des Vergangenen: Friedrich der Große als weiße Leinwand (Adolph Menzel)
- V.2 Die Zeichen der Zeit: Freytags Ahnen in der Erinnerungskrise
- V.2.1 Anordnungen des Vergessens, Zerstörung des Zeichens
- V.2.2 Der Schluß der Ahnen: Die Gegenwart
- V.3 Dritte Zwischenbilanz
- VI. Lösungsversuche
- VI.1 Historisierung der Gegenwart und Hinwendung zum Jetzt
- VI.2 Ästhetischer Historismus: Hamerlings Aspasia
- Exkurs: Geschichtsreflexion in Aspasia
- VI.3 Historischer Perspektivismus: Fontanes Vor dem Sturm
- VI.3.1 „Der Wagen Odins“: Subjekttheoretische Aspekte eines Historikerstreits
- VI.3.2 Der historische Roman als bevorzugter Ort der Geschichtsreflexion
- VI.3.3 Geschichtsreflexion als Formexperiment: Der „Vielheits-Roman“
- VI.4 Schlüsse
- Anschlüsse: Unsystematische Beobachtungen zum Geschichtsroman als Bild
- 1. Das „Bild“ in der zeitgenössischen Poetologie des historischen Romans
- 2. Geschichtsroman als Bild? Ein Abgleich
- 3. Das andere Bild des Geschichtsromans 1870-1880
- 4. Die Unmittelbarkeit der Bilder
- 5. Bilder im Bild: Bildreflexion im Geschichtsroman 1870-1880
- Verzeichnis und Nachweis der Abbildungen
- Literaturverzeichnis
- 1. Quellen
- 2. Forschungsliteratur
- Personenregister