Between the idea And the reality Between the motion And the act Falls the Shadow |
(T. S. Eliot)
Facts we know because they have happened; fictions we only imagine. |
(Lawrence L. Langer)
Vielleicht war es tatsächlich kein Zufall, dass die Erinnerungen Alina Margolis-Edelmans1 und Markus Meckls Rezeptionsanalyse des Warschauer Ghettoaufstands2 „fast gleichzeitig im Umfeld des Berliner Zentrums für Antisemitismusforschung entstanden bzw. übersetzt worden sind“3, wie die Historikerin Stefanie Schüler-Springorum in ihrer 2002 veröffentlichten Doppelrezension vermutet. Mit dem Erscheinen von Margolis-Edelmans Als das Ghetto brannte sowie Meckls Helden und Märtyrer im Jahr 2000 wurde deutlich, so Schüler-Springorum, dass sich die Forschung und die Rezeption – „was das Schreiben über den Holocaust betrifft“ – in einem „Übergangsstadium“ befinde: die Erinnerungen der Zeugin „gewissermaßen am Ende der einen Phase“ und die Analyse des Historikers „am Anfang der nächsten“.4
Denn während seit einiger Zeit die Formen der Erinnerung an den Völkermord selber Gegenstand historischer Analysen werden, erscheinen gleichzeitig immer noch individuelle Erinnerungen von Überlebenden, die bisher geschwiegen haben oder deren Zeugnisse erst jetzt auf verlegerisches Interesse stoßen. Insofern ist das Buch von Margolis-Edelman vermutlich eines der letzten seiner Art, und ein eindrucksvolles dazu.5
Ebenso eindrucksvoll ist Markus Meckl fundierte Untersuchung der Rezeptionsgeschichte des Warschauer Ghettoaufstands, die von einer zentralen und weitreichenden Frage ausgeht: Warum wurde dem Warschauer Ghettoaufstand, der aus militärischer Perspektive eher von geringer Relevanz war, nach dem Krieg eine so große Bedeutung beigemessen? Meckl, der die Rezeptionsgeschichte des Aufstands als „eine Geschichte der Kreation eines Heldensymbols und – damit einhergehend – seiner Aneignung für partikulare Interessen“6 bezeichnet, kommt zu dem Schluss, dass der hohe Stellenwert, den der Aufstand innerhalb des Gedenkens an den Holocaust eingenommen hat, „in der Form seiner Darstellung [gründet] und nicht in den bloßen ereignisgeschichtlichen Fakten“7. Damit spricht der Historiker dem Aufstand keineswegs die Signifikanz ab, sondern verweist ledi...