Risikomanagement in Versicherungsunternehmen
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Risikomanagement in Versicherungsunternehmen

Grundlagen, Methoden, Checklisten und Implementierung

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Risikomanagement in Versicherungsunternehmen

Grundlagen, Methoden, Checklisten und Implementierung

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Über dieses Buch

Die Autoren geben einen Überblick über die Analyse und Steuerung von Kredit- und Marktrisiken sowie über die versicherungstechnischen und operationellen Risiken in Versicherungsunternehmen. Sie erläutern, welche Instrumente und Methoden für ein effizientes Risikomanagement in diesem Bereich notwendig sind. Im Zentrum des Buches steht die Darstellung neuer Methoden wie Asset Liability Managements oder Dynamische Finanzanalyse (DFA). Zahlreiche Beispiele und Checklisten erleichtern die Umsetzung in die Praxis.
Die 3., aktualisierte Auflage wird hinsichtlich Struktur und der Inhalte rund um die Regulierungsthemen komplett überarbeitet.

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Information

Verlag
Wiley-VCH
Jahr
2019
ISBN
9783527821631

Teil II
REGULATORISCHE UND GESETZLICHE REGULIERUNG DER VERSICHERUNGSWIRTSCHAFT


4 Einführung in die Regulierung der Versicherungswirtschaft

Frank Romeike

Volkswirtschaftliche Bedeutung

Bereits die ersten Versicherungsunternehmen, die Mitte des 17. Jahrhunderts gegründet wurden, erkannten, dass der langfristige Erfolg im Versicherungsgeschäft über die Qualität des Risikomanagements definiert wird. So verfügte die Hamburger Feuerkasse als ältestes Versicherungsunternehmen der Welt (am 30.11.1676 wurde der »Puncta der General Feur-Ordnungs-Cassa« durch Rat und Bürgerschaft der Stadt Hamburg verabschiedet) bereits über präventive Ansätze, nicht höhere Risiken einzugehen, als die Risikotragfähigkeit zugelassen hat.
Bereits zur damaligen Zeit standen drei Fragestellungen im Mittelpunkt:
  1. Wie viel Risiko darf ich eingehen?
  2. Wie viel Risiko kann ich eingehen?
  3. Wie viel Risiko will ich eingehen?
Im Vordergrund standen vor allem die beiden letzten Fragen. Die zweite Frage beantwortet das Risikotragfähigkeitskonzept des Unternehmens. Die im Unternehmen individuell vorhandene Risikodeckungsmasse (in Form von Liquidität und Eigenkapital) zeigt die (maximalen) Grenzen der Risikonahme auf. Die dritte Frage hingegen zielt auf den »Risikoappetit« der Unternehmen ab, oder besser, auf die Bereitschaft der Verantwortlichen in den Unternehmen, Chancen wahrzunehmen, damit aber auch das Unternehmen Risiken auszusetzen. Dieses Abwägen kann auch als »Wertorientierte Steuerung« bezeichnet werden.
Die erste Fragestellung, die zur damaligen Zeit eher ein wenig im Hintergrund stand (und heute umso mehr im Vordergrund steht), setzt sich mit den aufsichtsrechtlichen Vorgaben auseinander, zum Beispiel im Bereich der Kapitalanlagen. Die Anwendung dieser Vorgaben limitiert in der Konsequenz die Risikonahme der Versicherungsunternehmen.
Zurück zur Hamburger Feuerkasse. Der Eintritt in die Hamburger Feuerkasse war zunächst freiwillig. Der Austritt hingegen war in den Anfangsjahren genehmigungspflichtig. Warum? Hierdurch konnte die Feuerkasse das Portfolio an versicherten Objekten aktiv steuern und vor allem einer negativen beziehungsweise adversen Risikoselektion1 vorbeugen.
Die Gebäude wurden nach ihrem tatsächlichen Wert (Verkehrswert) versichert. Hierbei betrug die maximale Versicherungssumme 15.000 Mark mit »einem quart« Selbstbeteiligung. So wurde aktiv das »subjektive« Betrugsrisiko reduziert. Außerdem wurde mit den Mitgliedern neben festen Beiträgen (ordentliche Zulage) auch eine unbegrenzte Nachschusspflicht (außerordentliche Zulage) vereinbart. So konnte die Risikotragfähigkeit flexibel an die tatsächliche Risikosituation im Portfolio angepasst werden.
Der erste auf moderner versicherungsmathematischer Basis arbeitende Lebensversicherer und zugleich erster Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit war die englische Society for Equitable Assurances on Lives and Survivorships (Equitable Life), die im Jahr 1762 gegründet wurde.
Die heutige Bedeutung der Versicherungswirtschaft ist offensichtlich. Eine moderne Volkswirtschaft ist ohne das Angebot von Versicherungsschutz ebenso undenkbar wie ohne ein funktionierendes Geld- und Kreditwesen.
Für Unternehmen bieten Versicherungsunternehmen Risikofinanzierungslösungen und Risikotransferprodukte, die erst die Basis für das Eingehen von unternehmerischen Risiken bieten. Im Bereich der privaten Haushalte stellt der Risikotransfer auf Versicherungen eine wesentliche Komponente der sozialen Sicherung und Daseinsvorsorge dar. Die deutschen Lebens-, Kranken- und Schaden-/Unfallversicherer haben im Jahr 2017 für ihre Kunden finanzielle Leistungen im Gesamtwert von mehr als 208 Mrd. EUR erbracht (siehe hierzu auch Abbildung 4.1). Heute haben sich die Bundesbürger allein in Deutschland mit knapp 435 Millionen Versicherungsverträgen gegen die Wechselfälle des Lebens abgesichert. Auf jeden Einwohner entfallen somit etwa sechs Versicherungspolicen.
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Abbildung 4.1: Versicherungsleistungen der Lebensversicherer, der Schaden- und Unfallversicherer sowie der Krankenversicherer2
Die gesamten Beitragseinnahmen in der Erstversicherung lagen im Jahr 2017 bei etwa EUR 198 Mrd. Die gesamten Beitragseinnahmen der Versicherer in Relation zum deutschen Bruttoinlandsprodukt machen etwa sieben Prozent aus. Im weltweiten Kontext betrug im Jahr 2017 das Prämienvolumen der Assekuranz rund 4700 Mrd. US-Dollar.
Durch den Transfer von Risiken auf die Versicherungswirtschaft wird zum einen die Risikotragfähigkeit der einzelnen Versicherungsnehmer erhöht, zum anderen werden auch der Staat und die öffentlichen Haushalte entlastet. Daneben wird die Versicherungswirtschaft als Impulsgeber und Motivator für eine Professionalisierung eines präventiven Risikomanagements auf der Seite der Versicherungsnehmer verstanden, beispielsweise durch vertraglich vereinbarte Obliegenheiten im Bereich Schadensverhütung.
Resultierend aus der vorschussigen Beitragszahlung sowie der kapitalbildenden Komponente in der Lebensversicherung investieren die Versicherer auf dem Kapitalmarkt. Bei einem Kapitalanlagebestand der deutschen Erst- und Rückversicherer Ende 2016 in Höhe von rund 1,6 Bill. EUR (1,35 Bill. EUR Ende 2017) ist die Branche nicht nur größte institutionelle Investorengruppe in Deutschland, sie spielt gleichzeitig eine wichtige Rolle in der Finanzierung von öffentlicher Hand, Banken und Realwirtschaft (vgl. Abbildung 4.2).
Versicherungsunternehmen fördern in modernen Volkswirtschaften die wirtschaftliche Effizienz auf verschiedenen Wegen:3
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Abbildung 4.2: Kapitalanlagen der Versicherer4
  • Effiziente Allokation von Risiken durch schnelle Schadenregulierung und Vermeidung bzw. Verminderung von Schäden durch Schadenprävention;
  • Kapitalakkumulation, da Prämien teilweise am Geld- und Kapitalmarkt angelegt werden (insbesondere in der Lebensversicherung);
  • Schutz des bestehenden Vermögens, in deren Folge häufig die Wagnisbereitschaft etwa von Unternehmen zunimmt;
  • Mobilisierung und Bildung von finanziellen Ressourcen (insbesondere in der Lebensversicherung);
  • Kontrolle des Unternehmensverhaltens durch die Kalkulation der Versicherungsprämie nach dem Verursacherprinzip (hohes Risiko = hohe Prämie). Dadurch steigt die Motivation zur Risikoreduktion auf der Seite der Versicherungsnehmer;
  • Entlastung des Staates und des Gemeinwesens durch den Abschluss von Privatversicherungen.

Historischer Abriss der Regulierung von Versicherungsunternehmen

Unter Berücksichtigung der volkswirtschaftlichen Bedeutung dient die Regulierung der Versicherungswirtschaft vor allem dem Verbraucherschutz. Da der Versicherungsnehmer einen Versicherungsvertrag im Vertrauen erwirbt, im Schadenfall eine finanzielle Kompensation zu erhalten, gilt es vor allem, dieses Vertrauen zu schützen.
So wurde bereits im Jahr 1901 das »Kaiserliche Aufsichtsamt für Privatversicherung« mit Sitz in Berlin gegründet. Basis für die Gründung bildetet das »Reichsgesetz über die privaten Versicherungsunternehmungen« vom 12. Mai 1901. Das Gesetz trat am 1. Januar 1902 in Kraft und sah vor, dass das Kaiserliche Aufsichtsamt für Privatversicherung die Aufsichtsbehörde für alle privaten Versicherungsunternehmen sein solle, die ihr Geschäft in mehr als einem Bundesstaat betrieben.
Die Novemberrevolution in den Jahren...

Inhaltsverzeichnis

  1. Deckblatt
  2. Titelseite
  3. Impressum
  4. Vorwort
  5. Prolog
  6. Teil I Grundlagen des Risikomanagements in Versicherungsunternehmen
  7. Teil II Regulatorische und gesetzliche Regulierung der Versicherungswirtschaft
  8. Teil III Risikoanalyse und -steuerung im Versicherungsunternehmen
  9. Teil IV Interdisziplinarität des Risikomanagements in Versicherungsunternehmen
  10. Anhang
  11. End User License Agreement