Stefan George – Ernst Morwitz: Briefwechsel (1905-1933)
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Stefan George – Ernst Morwitz: Briefwechsel (1905-1933)

  1. 634 Seiten
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Stefan George – Ernst Morwitz: Briefwechsel (1905-1933)

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Über dieses Buch

Der Briefwechsel zwischen Stefan George und Ernst Morwitz erschließt neue Facetten des Dichters und seines Kreises. Sichtbar wird eine ebenbürtige Freundschafts- und Liebesbeziehung zwischen George und dem jungen jüdischen Juristen, der in der Weimarer Republik zu einem hochrangigen Richter aufstieg. Die Briefe zeigen, dass durch Morwitz Jugend und Pädagogik im George-Kreis eine wachsende Bedeutung neben Dichtung und Wissenschaft zukam.

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Information

Jahr
2019
ISBN
9783110617696

Briefwechsel

1. EM an StG
Poststempel Charlottenburg, 24. 8. 190583
Brief mit Umschlag nach Bingen
Am XXIII. des Augustus anni 1905
Berlin Lützow Ufer 30.
Herr!
Ich ehre Sie, ich ehre Ihre Werke, ich ehr’ die Dichter, die auch Sie verehren. Sie sind mein Vorbild, Sie und Meister Verhaeren.84 Ich bewundere die Schönheit und sie berauscht mich zu ihrem Kult. – – – – – Ich bin noch jung, so jung, daß die Menschen spotten. „Sturm und Drang murmeln sie, die Menge, und laßen mich einsam. Zu Ihnen allein habe ich Vertrauen; so schreibe ich. Vielleicht verstehen Sie das Fühlen meiner Seele. Sein Sie ein gerechter und gestrenger Richter. Ich hoffe auf Sie.
Ernst Morwitz
<Beilage>
Leid
Die Sonne sank in bunter Farbenpracht
Vom hellrot bis zum Purpurschwarz der Nacht,
Und auf den See fiel ihr letzter Strahl.
Erzitternd beben die Kolben des Rohres
Und aus dem dunkel-feuchten Grund des Moores
Erheben sich Nebel. –
Ein klagend Stimmgewirr tönt mir entgegen
Eintönig, schmeichelnd, wie der Fall des Regen
Denn eine traurig-süße Stimme spricht:
Einst war es Tag, doch ist des Segens Licht
Farblos verblichen, und die Wiederkehr
Währt tausend trübe Jahre, gar noch mehr.
Dann kam die Nacht, die lange, lange Nacht
Es hat ihr wolkenschweres Haupt gebracht
Den Menschen Unheil, einsam tiefe Not,
Wie das Gorgonenhaupt, das einst gebot
Zu Stein zu werden jeder Creatur.
Doch jenes Milde des Gorgonenhauptes,
Das nur durch seine starre Schönheit wirkt
Hat jene Nacht nicht an sich; nein! sie birgt
In ihrem faltig wallenden Gewand
Des ewigen Verhängnis qualmend Brand,
Der alles, alles in dem Raum umfangen.
– – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – –
So sang die Stimme; so die Laute klangen.
Und schaudernd stand ich da, um mich war’s still
Von grauen Nebelarmen eng umpfangen [sic]
Und da ich eben mich ermannen will,
Den süßen Laut noch einmal einzufangen,
Fällt mir des neuen Mondes erster Schein
Im friedlich, weißen Licht,
Das tausendfach im Spiegelbild sich bricht,
Auf jene Wasser, jene Nebel rein,
Und ruhig hielt ich, ruhig wie erstarrt. –
– – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – –
Die Nacht verging – –
Des Frühlichts rosenroter Himmelssaum
Weckt mich aus meinem Traum,
Die Sonne stieg in frischverklärter Pracht,
Auf leisen Schwingen wich die Dämmerung sacht.
Es wurde hell, jubelnd hob sich ein Tag.
Die Funken glühten auf der Gräser Tau
Und es verraucht des Nebels düsterer Rau.
Und kann vor dieses neuen Tages Licht
Die ew’ge Freude nur bestehn?
Ich glaub’ es nicht, doch hoffend will ich spähn.
2. StG an EM
Poststempel Frankfurt-Karlsruhe, 30. 8. 1905
Brief mit Umschlag (Blättermarke Urnensignet) nach Berlin W.
Bingen august 1905
Herrn Ernst Morwitz
Ich danke Ihnen für Ihren brief und die darin ausgesprochenen gesinnungen.
Ihr gedicht habe ich mit anteil gelesen und darin manche schöne wendung gefunden. Auf eine so wenig umfangreiche probe hin aber ein urteil zu fällen ist mir nicht möglich. Es würde mich freuen wenn Sie mir weitere verse (am besten aus verschiednen zeitabschnitten) senden wollen
In freundlicher geneigtheit
Stefan George
<Hand Friedrich Gundolfs, Unterschrift Georges>
3. EM an StG
Poststempel Charlottenburg, 12. 9. 1905
Brief mit Umschlag nach Bingen
Berlin W. d. 12. IX. 1905
Lützow-Ufer 30
Mein Meister!
Ich freute mich ob Ihres Briefes, daß Sie mich einer Antwort würdig hielten. Sie gaben mir die Erlaubnis, Ihnen Verse zu senden. Ich bin nicht produktiv. Nur in den Gefühlen seltner Stimmungen sehe ich ein Gedicht reifen. Dann steht es vollendet vor mir. Nicht kann ich mit fester Absicht dichten, die Verse müssen von selbst entstehen und fließen. Hier gebe ich Ihnen einige! Und ich habe die Hoffnung, daß Sie mir gestatten werden, zu Ihnen wie Schüler zum Meister aufzublicken.
Ernst Morwitz
<Beilage>
I
Einladung.
(Nachdichtung nach Baudelaire)
Mein Kind, du mein Glück,
Uns gab das Geschick,
Dort unten vereint zu wandeln,
Die Ruhe zu ehren
Dem Tode nicht wehren
Im innig verbundnen Handeln.
Der Himmel bedeckt
Die Sonne versteckt
Und ich von dem Reize trunken,
Der geheimnisvoll, tief
In den Augen dir schlief,
In die deine Seele versunken.
Seltsames Gerät
Verschnörkelt, gedreht
Soll schmücken die schwüle Gruft
Und fremde Blüten
Die duftend glühten
In weihrauchschwangerer Luft.
Mit spiegelnden Decken,
Mit silbernen Becken.
Der Saal sei seltsam erbaut;
Auf daß ich höre
Verborgne Chöre
Im zarten Märchenlaut.
Mit dunklen Masten
Die Schiffe rasten
Nie sind sie lange gesellt.
Ihr Lied tötet dir
Die kleinste Begier
Sie kommen vom Ende der Welt
Die Nacht stieg herab
Die Sonne ins Grab
Verhüllt lag Wasser und Land.
Nachtblumendüfte
Durchzogen die Lüfte
Ein heißes Leuchten entstand. ––
II
Ich singe dunklen Worten früher Meister,
Die kühl in mondumwobner Bläue strahlen,
Still wie ein Flug der gliederschönen Geister
Weltferner Zeiten nahes Abbild malen
Sie singen, locken, klagen und entsagen
Beten im Suchen zu einander auf
Vereinen sich im rätselhaften Wagen
Und steigen sinkend im Gestirnen Lauf.
III
Vermummt in graue Schleier sinkt die Sonne
Ein blutges Scheinen schwingt am Himmelsrand
Still flüchtig wie ein Glanz erloschner Augen,
Die nicht zum Lachen nicht zum Weinen taugen,
Denen ein Glaube an das Leben schwand
Wenn hinter ihren dicht verglasten Fenstern
Die Seelen willig still gefangen trauern,
Zeigt mir ihr müdes Ringen mit dem Sterben
Wie sie das Dunkel zu durchdringen werben
Wie sie anprallen an des Denkens Mauern
Ihr Fühlen trägt sie über alle Schranken
Sie hören Welten singen, Lüfte klingen
Im Unglück glücklich, aber doch verlassen
Da traumlos ihnen Freud und Leid verblassen
Da sie allein in tiefste Tiefen dringen.
Sie sehen ruhig die Geschicke nahen,
Die dunklen Mächte, denen sie sich beugen
Und deren Reigen sie nicht stören wollen
Wie Stern zu Stern, Sonnen von Sonnen rollen,
Im engen Kreise ewig neues zeugen. –– ––
4. StG an EM
Poststempel Berlin, 28. 10. 1905
Brief mit Umschlag (Blättermarke Urnensignet) nach Berlin W.
Atelier Lechter
Kleist-Str: 3
lieber Dichter: durch vielfache Reisen wurde mein dank für Ihre lezte gedichtsendung verzögert. Die beiden kleineren (von denen ich erwarte dass sie keine übertragungen sind) haben mir sehr gefallen: die umdichtung aus Baudelaire erscheint mir als allzufreie auslegung.85 Ich würde mich freuen von Ihnen weiter zu hören und bleibe in freundlicher gesinnung Ihr
St. George
Berlin october 1905
5. EM an StG
Poststempel Charlottenburg, 20. 11. 1905
Brief mit Umschlag nach Bingen, weitergesandt nach Berlin W.
Berlin 20. 11. 05
W. Lützow Ufer 30
Meister! Ich danke Ihnen für den Brief und das darin ausgesprochene Urteil. Die beiden kleineren Gedichte waren eigene Verse. –
Wieder sind einige Strophen entstanden. Ich schreibe sie auf – eigene Verse und eine Nachdichtung nach Horaz, im Original reizte mich die Klangwirkung. In Verehrung
Ihr
Ernst Morwitz.
...

Inhaltsverzeichnis

  1. Cover
  2. Titelseite
  3. Impressum
  4. Inhalt
  5. Einleitung
  6. Zur Edition
  7. Verwendete Zeichen
  8. Danksagung
  9. Briefwechsel
  10. Textanhang
  11. Nachwort
  12. Abbildungen
  13. Anhang
  14. Personenregister