1 Grundlegende Netzwerktechnik
Wer heutzutage mehr als einen PC besitzt – sei es, weil ein neuer angeschafft wurde, sei es, weil zu Hause ein zweiter zum Spielen oder für die Kinder eingesetzt wird –, kommt um das Thema Netzwerk nicht herum. Wurden früher Daten über Disketten ausgetauscht oder war die Verbindung zweier PCs mittels Parallelkabel das Höchste der Gefühle, sind heute die ausgetauschten Datenmengen so groß und die Technik so simpel, dass sich unterhalb eines Kabelnetzwerks eigentlich nichts mehr anbietet. Moderne PCs tragen dem Rechnung, indem sie schon ab Werk mit den notwendigen Schnittstellen ausgerüstet sind, diese also bereits auf dem Main-board integriert sind.
Heute ist das Thema Netzwerkeinrichtung ohne dedizierten Server samt Software unter Windows keine große Sache mehr. Es klappt reibungslos, solange nur Rechner mit Windows Daten austauschen, Drucker gemeinsam nutzen oder Internetzugriff haben sollen. Etwas kritischer wird es, wenn unterschiedliche Windows-Versionen vernetzt werden sollen, dann muss man ein wenig Hand anlegen, damit es klappt.
1.1 Ein Netzwerk an einem DSL-Anschluss
Einen zusätzlichen Schub hat das Thema Netzwerk durch die nahezu flächendeckende Verfügbarkeit von DSL-Zugängen bekommen. Früher war ein ISDN-Zugang zwar dank Internet Connection Sharing (ICS) ab Windows 98 problemlos möglich, zum gleichzeitigen Surfen genügte die Bandbreite von 64 KBit/s aber nicht. DSL stellte bereits zum Start genug Bandbreite bereit, um einen Zugang aufzuteilen und dennoch schnell genug surfen oder Mails abrufen zu können. Da für den DSL-Zugang auch Netzwerkkarten oder -anschlüsse am PC gebraucht werden, ist aus Herstellersicht die Ab-Werk-Ausstattung moderner PCs mit Netzwerkkarten bzw. -schnittstellen nur folgerichtig.
Über ein Netzwerk kann die Internetverbindung mit allen vernetzten PCs geteilt werden. Also: Einer zahlt … und alle Rechner im Heimnetzwerk surfen! Mit DSL reicht die Bandbreite für alle, denn die eine Leitung kann benutzt werden, um beliebig viele Rechner dranzuhängen. Zum Surfen genügt die Grundausstattung mit 1 MBit/s, wenn Daten hochgeladen werden sollen, sind allerdings schon 2 MBit/s nicht mehr ausreichend. Bei neuen Anschlüssen liegt der Standard inzwischen bei 6 MBit/s, damit steht genügend Bandbreite zur Verfügung.
Bild 1.1: Beispiel eines Netzwerks, bestehend aus Kabel- und WLAN-Verbindungen mit Datei- und Druckerfreigaben.
Da beim Abschluss eines neuen DSL-Vertrags in den meisten Fällen ein WLAN-Router im Lieferumfang enthalten ist, sind Funknetze heute nahezu flächendeckend vorhanden. Allerdings steigt mit zunehmender Funknetzdichte auch das notwendige Wissen, um das Netz clever abzusichern. Aber auch das ist bei einem Computer neuerer Bauart kein Problem mehr, denn diese beherrschen die derzeit aktuelle WPA2-Verschlüsselungstechnologie.
Kritischer wird es, wenn Sie z. B. ein älteres Notebook integrieren möchten – hier kann oftmals lediglich eine WEP-Verschlüsselung mit geringer Sicherheit eingestellt werden. Ist das der Fall, hilft nur die Anschaffung einer separaten WLAN-Lösung via USB, die das Sicherheitsniveau nicht senkt.
1.2 Betriebssysteme und Protokolle
Schon lange vor Windows 8 stellten Windows 3.11 für Workgroups und Linux die Basistechnologie für Heimnetzwerke zur Verfügung. Allerdings verwendete Windows seinerzeit statt TCP/IP das Netzwerkübertragungsprotokoll NetBEUI, das eindeutig auf den Datenaustausch verkabelter PCs zugeschnitten war. Linux beherrschte aufgrund seiner UNIX-Wurzeln dagegen standardmäßig TCP/IP.
TCP/IP wurde als Internetprotokoll bekannt und leitete einen wesentlichen Umschwung in der Netzwerkwelt ein: Es wurde zum Standardprotokoll, weil es hersteller- und plattformübergreifend zur Übertragung von Daten eingesetzt werden konnte. Während Windows nach und nach TCP/IP als Standard übernahm, blieben die alten Protokolle aus Kompatibilitätsgründen erhalten. Das hat bis heute bestimmte Sicherheitslücken im Bereich der Datei- und Druckerfreigabe zur Folge.
Der wesentliche Unterschied zwischen Windows und Linux besteht allerdings darin, dass die Betriebssystemversionen von Microsoft keine klassische Serversoftware enthalten. Boten frühere Windows-Versionen wenigstens noch den Personal Internet Server zur Bereitstellung von HTML-Seiten im Internet an, stehen heute zwar für alle wesentlichen Netzwerkaufgaben Spezialprogramme von Microsoft bereit, allerdings sind sie für Privatleute unerschwinglich bzw. für den Hausgebrauch mit unnötigen Funktionen überladen.
Linux als Open-Source-System bietet hingegen auch die nötige Serversoftware kostenlos an, um aus einem PC einen Datei-, Druck-, Internet- oder Mailserver zu machen. Das funktioniert aufgrund der geringeren Systemanforderungen sogar mit vergleichsweise schwachbrüstigen PCs, denen unter Windows XP oder gar Windows Vista längst die Luft ausginge.
Wenn Sie nun aber einen ordentlichen Windows-PC zum Server umfunktionieren wollen, ist das mit den Windows-Versionen von Apache (Internetserversoftware) und Samba (Dateiserversoftware) kein Problem. Mit Apache realisieren Sie einen eigenen Webserver, der per DynDNS über Ihre DSL-Leitung angebunden werden kann, mit Samba steht ein Fileserver für zu Hause bereit.
1.3 Aufbau eines Client-Server-Systems
Grundsätzlich steht jeder, der Daten über ein Netzwerk schicken möchte, vor der Frage, wie das Netzwerk aufgebaut sein soll. Im Industriebereich gibt es da keine Diskussion, hier wird grundsätzlich eine Serverlösung vorgesehen. Das bedeutet, dass ein oder mehrere Rechner ausgewählte Aufgaben für alle am Netz angeschlossenen Rechner übernehmen, also Daten bereitstellen (Dateiserver), Druckaufträge abwickeln (Druckserver), Internetseiten bereitstellen (Internetserver) oder den Mailverkehr organisieren (Mailserver). Je nach Umfang dieser Aufgaben sind die Rechner entsprechend dimensioniert.
Bild 1.2: Typischer Aufbau eines Servernetzwerks.
An diesen Servern hängen sogenannte Clients, die die bereitgestellten Dienste nutzen. Im Computersprachgebrauch spricht man von Client-Server-Systemen. In einem solchen Umfeld spielen dann auch Aspekte wie die Benutzerverwaltung und die Rechtevergabe – »Wer darf was mit welchen Daten machen?« – eine wesentliche Rolle. Schließlich soll nicht jeder die Daten der Buchhaltung einsehen können oder den teuren Farbdrucker der Werbeabteilung zur Ausgabe gescannter CD-/DVD-Cover verwenden. Für große Netze werden daher ausgeklügelte Administrationsmöglichkeiten und Netzwerkmanagementprogramme eingesetzt, um das Client-Server-System in schnellen und geordneten Bahnen zu halten.
Daten gezielt im Netzwerk verteilen
Für die Verteilung der Daten in solchen Netzwerken waren ursprünglich sogenannte Hubs zuständig, die die Daten komplett an alle angeschlossenen Systeme verteilten. Mit immer größeren Netzen wurde die Belastung durch den ungeordneten Datenverkehr so hoch, dass eine Alternative entwickelt werden musste: der Switch. Jetzt war es möglich, die Daten gezielt zu verteilen und die Netzbelastung in Grenzen zu halten. Der Switch ersetzte den Hub nahezu überall.
Ein Hub ist bei geringem Datenvolumen, das im Netz übertragen wird, eine einfache Lösung. Er agiert wie ein Bürobote, der bei jeder Postverteilung grundsätzlich alle Büros aufsucht und dann prüft, ob er etwas dabeihat. Kein Problem, solange es nur ein paar Briefe oder Faxe sind. Steigt aber die Briefmenge, braucht er zu lange bzw. werden zu viele Menschen bei der Arbeit gestört.
Der Switch ist cleverer: Er schaut vorher auf das Namensschild und die Adressierung und besucht nur die Büros, für die er etwas hat. Selbst bei großen Mengen spart das Zeit. Für den Übergang von einem Netz zum nächsten wurde das Konzept des Switchs, also des partiell intelligenten Lastverteilers, noch einmal erweitert, der Router kam hinzu. Er wickelt alle Aufträge ab, die von den Clients an ein anderes Netz geschickt werden. Ob es sich beim adressierten Netz um ein weiteres Unternehmensnetz handelt oder um das Internet, spielt keine Rolle.
1.4 Peer-to-Peer-Netze für zu Hause
Jenseits der großen Netzwerke haben die Privatanwender oder Arbeitsgruppen in kleineren Büros ganz andere Bedürfnisse: Sie benötigen normalerweise keinen speziellen Server, der Daten bereitstellt, sondern möchten nur Daten zwischen zwei oder mehreren PCs austauschen. Auch muss die Benutzerverwaltung nicht kompliziert die unterschiedlichsten Ansprüche abdecken.
Dementsprechend sieht das Netzkonzept hier etwas anders aus: Zwei oder auch mehr PCs sind prinzipiell gleichberechtigt, sie sollen Daten austauschen können und sind dazu miteinander verbunden. Da alle gleichwertig sind, spricht man von einem Peer-to-Peer-Netz.
In einem Peer-to-Peer-Netz kann jeder PC Server und Client sein, indem er einerseits Daten bereitstellt, andererseits aber auch wieder welche von anderen abruft. Für solche privaten Netze war der Hub lange Zeit ein ideales Produkt, denn das Datenaufkommen war gering, die Vorteile eines Switchs erschlossen sich erst bei einer größeren Anzahl teilnehmender PCs.
Zwei PCs mit einem Patchkabel verbinden
Die einfachste Form des gleichberechtigten Netzes ist die Direktverbindung zweier PCs per Kabel. Es lassen sich schnell Daten hin- und herkopieren, Drucker und Internet können gemeinsam genutzt werden. Mit der Verbreitung des WLAN hat das Thema Peer-to-Peer noch einmal eine Erweiterung erfahren, denn zwischen zwei WLAN-fähigen PCs ist ein schneller Datenaustausch im sogenannten Ad-hoc-Modus möglich. Dazu wird eine Direktverbindung auf Funkebene hergestellt. Das klappt zwischen stationärem PC und Notebook genauso wie zwischen zwei tragbaren PCs.
Bei einer PC-Direktverbindung können Sie zwei Rechner direkt mit einem sogenannten gekreuzten Kabel miteinander verbinden. Ein gekreuztes Kabel (Crossover-Kabel) ist einfach ein ganz normales Patchkabel (Twisted Pair), bei dem am einen Ende die Sende- und Empfangsleitung vertauscht ist. Setzen Sie keinen Hub oder Switch ein, sollten Sie unbedingt darauf achten, dass es wirklich gekreuzt ist, sonst lässt sich keine Verbindung zwischen den beiden Netzwerkkarten aufbauen. Ein gekreuztes Kabel hat normalerweise eine rote Markierung am Kabel und kostet je nach Länge 5 bis 10 Euro.
Bild 1.3: Solange nur zwei PCs im Einsatz sind, können diese über ein gekreuztes Patchkabel verbunden werden. Ein Hub oder Switch ist hier nicht notwendig.
Zeitgemäße Technik für die eigenen vier Wände ist kabellos
Peer-to-Peer-Netzwerke und Ad-hoc-Verbindungen sind allerdings nicht mehr wirklich zeitgemäß: Auch Privathaushalte stellen inzwischen ähnliche Ansprüche in Sachen Internetzugang wie kleine Unternehmen und sind auch weitaus anspruchsvoller, was die Verkabelung angeht. Wer hat schon Lust, für ein kleines Netz zwischen zwei oder drei Computern Kabel durch die Wohnung oder das Haus zu legen? Wo in Bürogebäuden Kabelschächte sind, haben Wohnungen bestenfalls Fußleisten.
Und so wird nach dem Telefon jetzt der Computer vom Kabel befreit. Einige wenige Freaks bauen sich zu Hause ihren eigenen Server für Multimedia-Dateien etc. Aber auch da zeichnet sich ein klarer Trend ab – zeitgemäße Technik fürs Wohnzimmer ist kabellos.
Wohnzimmergeräte wie Apple TV oder aber auch die Sony Playstation weisen den Weg: attraktive Technik fürs Wohnzimmer, Vernetzung per WLAN und ein grauer, rauschender Server irgendwo in einem Arbeitszimmer oder im Keller. Ob dieser Server dann mit Windows oder mit Linux realisiert wird, spielt keine Rolle, denn beide Systeme beherrschen TCP/IP und WLAN-Standards vom Typ 802.11.
1.5 TCP/IP, die Internetprotokollfamilie
Wie auch immer Ihr Netzwerk Daten übertragen wird und welches Betriebssystem Sie auch einsetzen, an TCP/IP, der Internetprotokollfamilie, kommen Sie nicht vorbei. Jetzt brauchen Sie sich aber nicht mit so diffizilen Dingen wie Protokollschichten, Headern oder dergleichen herumzuschlagen, für Sie genügen die Basics der Adressierung. Außerdem müssen Sie wissen, dass TCP/IP festlegt, wie Daten im Internet und im Netzwerk übermittelt werden. Bei einer Netzwerkverbindung oder einer Internetverbindung wird keine direkte Verbindung zwischen zwei Punkten hergestellt, wie das beispielsweise beim Telefonieren der Fall ist.
Die Daten werden vielmehr in kleine Pakete zerlegt und auf den Weg zum Ziel geschickt. Wo sie hinmüssen, steht in der Adresse. Am Ziel werden die Pakete dann wieder in der richtigen Reihenfolge zusammengesetzt. Auch das wird über TCP/IP gesteuert, denn Reihenfolge und Anzahl der Pakete werden ebenfalls übermittelt. Dazu kommen noch ein paar Prüfgeschichten und sonstige Informationen – das muss Sie aber nicht interessieren.
Zusammensetzung einer TCP/IP-Adresse
Damit ein Rechner über TCP/IP angesprochen werden kann, muss seine Adresse, die sogenannte IP-Adresse, bekannt sein. Die Adressierung ist bei TCP/IP in ihrer Struktur festgelegt, auf der Basis der Version IPv4 können bis zu 4.294.967.296 Rechner in ein Netzwerk integriert werden. IPv4 nutzt 32-Bit-Adressen, die Weiterentwicklung IPv6 hingegen setzt auf 128-Bit-Adressen.
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