Die Welt der Völsungen
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Die Welt der Völsungen

Figuren- und Weltentwurf der altnordischen Nibelungendichtung

  1. 451 Seiten
  2. German
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Die Welt der Völsungen

Figuren- und Weltentwurf der altnordischen Nibelungendichtung

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Über dieses Buch

Das mittelhochdeutsche Nibelungenlied findet in der skandinavischen Völsungenüberlieferung mehrere Entsprechungen. Diese Texte der nordischen Heldendichtung sind geprägt von einem Wechselspiel verschiedener Diskursstränge: Es überlagern sich heroische und höfisch-ritterliche Wertesysteme und werden zusammen mit mythischen Erzählkonventionen gegeneinander ausagiert. Die vorliegende Untersuchung bricht mit der Tradition der Heldensagenforschung, indem sie die nordische Nibelungenüberlieferung nicht motiv- und stoffgeschichtlich untersucht, sondern stattdessen nach dem ästhetischen Entwurf hinter Menschenbild und Weltkonzept des völsungischen Heldenkosmos fragt. Dies geschieht anhand thematischer Blöcke, die das Erzähluniversum der altnordischen Heldendichtung prägen: Abstammung, Erziehung, Herrschaft, Trauer, Rache, Schicksal und Tod. Dahingehend bietet die Studie eine Erklärung der eigentümlichen Figur des Helden an, die mit unserem modernen Heldenkonzept nahezu ausschließlich den Namen gemein hat. Dieses Buch soll sowohl einen Zugang zur germanischen Heldendichtung ermöglichen, als auch dem fortgeschrittenen Heldensagenforscher neue Perspektiven auf das Material eröffnen.

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Information

Jahr
2019
ISBN
9783110646382
Auflage
1

1. Einleitung

1.1 Es fällt ausgesprochen schwer

Zum ersten Mal habe ich die Völsunga saga in meinem Grundstudium während der Rückkehr von einer Exkursion im Zug von Schleswig nach München gelesen. Noch während des Lesens habe ich meiner mit mir im Zug sitzenden Dozentin, Alessia Bauer, gesagt, dass die Art und Weise, wie sich die Saga präsentiere, für mich ausgemachter Unsinn sei. Die Erzählung sei voller Handlungsbrüche und Logiklücken, Figurendoppelungen und Untermotivationen, voller blinder Motive und nur angedachter Strukturen, sodass ein Verständnis, wenn nicht gar das Ernstnehmen des Textes, ausgesprochen schwer falle. Doch keine Sorge, würde ich meinem damaligen Ich heute sagen, denn wem der Zugang zu mittelalterlicher Literatur schwer fällt, der befindet sich in breiter Gesellschaft, nämlich in der der Gesamtheit der modernen Rezipientenschaft. Das Mittelalter erzählt anders. Ein paar dieser Auffälligkeiten, die die Alterität mittelalterlicher Texte ausmachen, fasst Armin Schulz in seinem postum veröffentlichten Band ‚Erzähltheorie in mediävistischer Perspektive‘ zusammen:
Es fällt ausgesprochen schwer, die Selbstinszenierungen der Erzählinstanz durchgängig von der Selbstthematisierung des realen Autors zu trennen, weil die Autoren als Subjekte und auch als Objekte der Rede in ihren eigenen Texten auftreten, auch um damit die Geltung ihrer Geschichte zu sichern. – Es fällt ausgesprochen schwer, das System der narrativen Informationsvergabe nachzuzeichnen: Die Figuren wissen und sprechen oft von Dingen, von denen sie – im Gegensatz zum Erzähler – eigentlich nicht die geringste Ahnung haben dürften. – Es fällt ausgesprochen schwer, zu verstehen, daß mittelalterliche Texte für unseren Geschmack immer zu wenig oder zu viel erzählen: Handlungen haben nicht selten keine nachvollziehbar plausiblen oder zu viele und dann widersprüchliche Gründe, sie sind untermotiviert oder überdeterminiert. – Es fällt ausgesprochen schwer, zu verstehen, daß die Protagonisten und auch die Nebenfiguren mittelalterlichen Erzählens nicht durch einen spezifischen Charakter geprägt sind, der sich kontinuierlich und bruchlos fortentwickelt, im Sinne moderner psychologischer Erwartungen, sondern daß die Identität der Figuren im wesentlichen nur durch soziale Bindungen, gattungsabhängige Verhaltensmuster und durch ihre je eigene Geschichte bestimmt ist: Eigenschaften, die wir heute als unveräußerliche Bestandteile menschlicher Individualität und Identität auffassen, können in den Texten völlig ‚vergessen‘ oder auf andere Figuren ‚verschoben‘ werden. – Es fällt ausgesprochen schwer, zu verstehen, daß logische Brüche und scheinbare Unstimmigkeiten der Handlung nicht in jedem Fall die Unfähigkeit mittelalterlicher Autoren dokumentieren: Sie begegnen auch in den besten Texten, erstens weil die Funktion besonderer Handlungsumstände sich oft im Augenblick erschöpft, zweitens weil potentielle Widersprüche und Alternativen zur Handlung nicht immer erörternd-diskursiv abgehandelt, sondern oftmals szenisch ‚nebeneinander‘ vor Augen gestellt und dann nacheinander, in ‚präsentativer Symbolifikation‘, abgearbeitet werden. – Und schließlich fällt es ohne die entsprechenden Vorkenntnisse ausgesprochen schwer, zu verstehen, wie die alten Texte Bedeutung indirekt, aber sehr massiv aus dem immer neu variierenden ‚Wiedererzählen‘ altbekannter Stoffe, Handlungsschemata und Basismotive produzieren. Und dennoch ist es möglich diese Texte zu verstehen, nicht nur ihrem Wortlaut nach [...], sondern auch in ihren Entwürfen von Welt, Raum, Zeit, Geschehen und Figuren und in ihrer literarischen Gemachtheit. Ihre Fremdheit, ihre ‚Alterität‘, wie dies in der Mediävistik heißt, ist zwar mitunter groß, aber nicht überwältigend. Wir würden sonst nämlich gar nichts oder zumindest nicht sehr viel verstehen. Allerdings entzieht sich vieles, was man zunächst problemlos zu verstehen vermeint, bei genauerem Hinsehen dann doch wieder. Man sollte also nicht der Versuchung nachgeben, die alten Texte bedenkenlos den eigenen modernen Vorstellungen einzugemeinden.1
Unter diesen Gesichtspunkten hat sich Jan-Dirk Müller dem Nibelungenlied genähert: Nämlich nicht, indem er scheinbare Brüche und Unstimmigkeiten der Erzählung als Fehlgriffe des Dichters wegerklärt, sondern sie als Symptome der Alterität des Textes und vor allem der Textwelt respektiert hat. Das Produkt dieses Ansatzes ist Müllers noch immer aktuelles Standardwerk zum Nibelungenlied ‚Spielregeln für den Untergang‘, in dem er die Welt der Nibelungen auf ihre Abstracta hin erklärt und kartographiert. Jan-Dirk Müller beobachtet verschiedene Sachverhalte in der Erzählung und erläutert sie dann anhand der intrinsischen Logik des Epos und nicht unter Zuhilfenahme extrinsischer Faktoren.2 In seinem Vorwort sagt er dahingehend:
Unbestreitbar gibt es solche Widersprüche im Gang der Handlung immer wieder, und es werden eine Reihe von ihnen zu kommentieren sein. Aber sie werden nicht als ‚Fehler‘ betrachtet, an denen das ästhetische Mißlingen des Epos ablesbar ist, sondern als Spuren, die auf eine andere Sicht der Welt und eine andere Ästhetik hinführen.3
Es geht ihm um „die Rekonstruktion von (fiktiven) Bedingungen, nach denen das Geschehen abläuft“4 und darum, „Spielregeln [zu] rekonstruieren, auf Grund derer das Erzählte plausibel ist [...]; dabei ist zu zeigen, daß der Text nicht einem einzigen in sich stimmigen Regelsystem gehorcht, sondern Schnittpunkt konfligrierender Regeln ist, die ihrer Herkunft und Geltung nach ‚ungleichzeitig‘ sind.“5 Seine Arbeit „will die Spielregeln der Welt beschreiben, in der sich jenes Geschehen vollzog, den Kredit bestimmen, den man diesem wie allen Erzählern einräumen muß.“6 Müller betont aber dabei, dass es keinesfalls um die Rekonstruktion historischer Realzustände geht, sondern um das Erschließen einer Textwelt. Sein Untersuchungsgegenstand sei „nicht ‚die mittelalterliche Kultur um 1200‘, sondern eine Symbolwelt, d. h. der Entwurf einer solchen Kultur in einem Text. Der Text simuliert einen kulturellen Zusammenhang und kann deshalb semiotisch als kultureller Zusammenhang gelesen werden.“7
Am Anfang des im vorliegenden Buch realisierten Projektes stand die Überlegung, ob Jan‑Dirk Müllers Herangehensweise nicht auch für die Erzählungen der altnordischen Völsungensage geleistet werden könnte. Wenn ich von der Völsungensage spreche, dann meine ich nicht ausschließlich die eine Völsunga saga, sondern das Gesamtkorpus der Texte, die von den nordischen Nibelungen handeln, dem mythischen Geschlecht der Völsungen. Das ist primär natürlich die sogenannte8 Völsunga saga, aber auch der Heldenliederteil der Edda und weiterhin die Þiðreks saga sowie der Nornagests þáttr und eine Passage aus Snorris Skáldskaparmál.9 Gerade die erstgenannte Völsunga saga, eine um etwa 1260 entstandene Vorzeitsaga oder Fornaldarsaga, wurde noch bis vor kurzem von der altskandinavistischen Forschung überaus stiefmütterlich behandelt. Ihr literarischer Eigengehalt wurde kaum wahrgenommen und die Saga selbst zumeist nur als Prosaaufarbeitung des eddischen Heldenliederteils abgetan. Dabei stoßen wir immer wieder auf den Begriff ‚Prosaparaphrase‘.10 Diese Wertung scheint mir aus zweierlei Gründen ungerechtfertigt. Zum Einen sind Neuschreibungen und Adaptionen bestehender Texte in der mittelalterlichen Literatur Usus.11 Das Mittelalter kennt dahingehend keine Urheberschaft und eine bekannte Geschichte aus zuverlässiger Quelle neu zu erzählen, galt nicht als unoriginell, sondern als Qualitätsmerkmal. Zum Anderen ist die Völsunga saga auch darüber hinaus mehr als ein bloßes Remake der Heldenlieder. Weite Teile der Saga handeln von Inhalten, für die wir in den Eddaliedern keine Vorlage finden, wie etwa die Vorgeschichte der Völsungen, die Schicksale Sigis, Rerirs und Völsungs, Sigmunds Aufstieg und Fall und die Werwolfsepisode. Auch ist nicht gänzlich gesichert, dass es sich bei der Heimirepisode und der zweiten Brynhildbegegnung wirklich um eine Bearbeitung der verlorenen Lieder der Lakune handelt. Diese Teile werden von jenen, die in der Saga eine bloße Paraphrase sehen, zumeist unterschlagen. Untersuchungen, die die Völsunga saga als eigenständiges literarisches Werk würdigen, datieren nicht vor Carola Gottzmanns Textanalyse von 1987,12 zu der sich neuere Ansätze von Torfi Tulinius13 und Matthias Teichert14 gesellen.
Vor diesen Letztgenannten war die Herangehensweise der Forschung an die Völsunga saga, aber auch generell an das germanische Heldensagenkorpus des 13. Jahrhunderts, sehr homogen. Es ging darum, sich den Texten sagen- und motivgeschichtlich zu nähern, ja mehr noch darum, anhand der Texte Wirklichkeiten erkennen zu wollen. Das schriftliche Erzeugnis des Hochmittelalters wurde dabei nur allzu oft als Brücke oder Trittstein in ein mündliches Davor gesehen und jede Modifikation als schädliches Hindernis wahrgenommen, als etwas, das den Blick ins früh- und vormittelalterliche Damals verklärt. So stellte sich die Forschung oft die schwierige Aufgabe, das genuin Archaische – und damit sozusagen das Wertvolle – aus der mittelalterlichen Dichtung herauszufiltern.15
Wer auf diese Weise an den Bearbeitungen des 13. Jahrhunderts des Heldensagenmaterials vorbeisehen möchte in ein authentisches Damals, der wird vom Literaturwissenschaftler schnell zum Literaturkritiker.16 Und gerade Heldendichtung ist es, die etwas ganz Profundes in uns anspricht, das uns schnell emotional werden und Position beziehen lässt. In seinem Vorwort zu seiner Ausgabe der Völsunga saga sagt R.G. Finch, die Saga spreche zwar von gewaltigem Material, das aber „naïvely presented“17 sei. Der Sagaschreiber hätte „little feeling for the poetry of his poetic originals“18 gehabt. Annette Lassen beschreibt die Saga im Vergleich mit den Liedern des Codex Regius als „manieret og grotesk“19 und Catharina Raudvere wertet: „Vǫlsunga saga is hardly an artistic product (especially not when compared to the songs in The Poetic Edda spun around the same motifs).“20 Felix Genzmer nennt den Kompilator der Helgilieder einen „Stümper“.21 Die Geschichten um Sigurd und die Seinen wecken große Gefühle in uns und bergen ein ebenso großes Enttäuschungspotenzial. Die Bearbeitungen des Heldensagenstoffes laden zum Werten und Bewerten ein.
Doch bildete sich in den letzten Jahren in der Heldensagenforschung eine gegenläufige Strömung zu den bisherigen und ja durchaus auch wertvollen Ansätzen22 der sagen- und motivgeschichtlichen Untersuchungen heraus.23 Neben den bereits genannten finden sich in den Arbeiten Edgar Haimerls24 und Alois Wolfs25 Untersuchungen, die auch die Eddalieder nicht auf ihren Entstehungsprozess hin, sondern als für sich stehende Werke behandeln. Kommen wir nun wieder zu Jan-Dirk Müllers Spielregeln zurück, finden wir dort auch eine Warnung davor, die Sagengeschichte einer Erzählung als Interpretationsinstrument überzustrapazieren: „Keinesfalls darf die Sagengeschichte als Joker benutzt werden, der immer dann gespielt wird, wenn der Interpret in seinem Bemühen um handlungslogische und psychologische Stimmigkeit mit seinem Latein am Ende ist.“26 Dem steht Müllers eigenes Vorgehen gegenüber:
Mit kriminalistischem Scharfsinn nachzuweisen, wo Dinge offen, dunkel, doppeldeutig, gar widersprüchlich bleiben, ist eine Sache, der sich die Nibelungenforschung der letzten 150 Jahre mit seltener Hingabe gewidmet hat. Weit schwieriger ist es darzutun, warum es an diesen und jenen Stellen zu solchen Problemen kommt, welche ästhetischen Prinzipien Lösungen nahelegen, die ‚wir heute‘ so nicht erwarten und die mit dem, was wir wissen, nicht recht in Übereinstimmung zu bringen sind.27
Darum geht es in dieser Untersuchung: Nicht das Woher der germanischen Heldendichtung der altnordischen Textzeugnisse zu bestimmen, sondern die Jetztzustände, die uns diese Dichtung vorstellt. Das vorliegende Buch untersucht die gattungsabhängigen Verhaltensmuster und ästhetischen Konstruktionen, derer sich diese Texte bedienen, um ihre eigene Welt zu erschaffen. Das ist wie bereits besprochen nicht die Welt des Hochmittelalters, sondern ein Kosmos, dem ein einzigartiger, der Heldensage eignender Welt- und Figurenentwurf zugrundeliegt. Es ist eine Welt, zu deren eigentümlicher intrinsischer Logik Zugang zu erhalten, – mit Armin Schulz’ Worten – ausgesprochen schwer fällt. Es ist die heroische Welt der Völsungen.

1.2 Die völsungische Welt erschließen

Heldendichtung ist Dichtung, die Heldensage zum Inhalt hat. Als solche ist sie aber keine eigene Gattung, sondern wird aus Texten unterschiedlicher Gattungen zusammengestellt, die Heldenfiguren behandeln. Die Völsunga saga ist eine Vorzeitsaga, unterscheidet sich aber stilistisch von den meisten anderen Vorzeitsagas so sehr, dass zusätzlich noch die Kategorie der Heldensaga eingeräumt werden muss. Die eddischen Lieder gehören einer eigenen Gattung an, eben der der eddischen Dichtung. Zwar behandelt der Nornagests þáttr Vorzeitsagenstoff, jedoch ist er selbst eingebettet in eine Erzählung um König Olaf Tryggvason und präsentiert sich als Bekehrungsgeschichte. Die Þiðreks saga ist ein Hybrid zwischen Vorzeitsaga beziehungsweise Heldensaga und riddara saga, also Ritter- oder Märchensaga. Letztlich sind die Skáldskaparmál eine Materialsammlung, die zu Lehrzwecken für die Skaldendichtung zusammengestellt wurde, in der anekdotenhaft Mythen- und Heldensagenstoffe erzählt werden. Obwohl es diesen Texten also an einer gemeinsamen Gattung mangelt, vereint sie doch ein ihnen eigener Merkmalskomplex, der sie zu Vertretern der Heldendichtung macht. Neben den Figuren, von denen sie berichten, ist das die Art und Weise, wie von diesen Figuren erzählt wird. Es sind gewisse stilistische Eigentümlichkeiten, die das heroische Erzählen an sich konstituieren und dadurch das einzigartige „Texterlebnis“28 für den Rezipienten generie...

Inhaltsverzeichnis

  1. Title Page
  2. Copyright
  3. Contents
  4. Vorwort
  5. 1. Einleitung
  6. 2. Figuren- und Gattungstypen
  7. 3. Mythische Aufladung
  8. 4. Heldengenese
  9. 5. Herrschaft, Macht und Politik
  10. 6. Krisenreaktionen
  11. 7. Untergang
  12. 8. Schlussbemerkung
  13. Literaturverzeichnis
  14. Sachregister