Das Ziel im Blick
Der Weg vom Erz zum Stahl ist nicht in einem Schritt getan, man braucht mehrere. Wenn ich Sie nun im Folgenden ein wenig auf diesem Weg begleite, dann ist es gut, wenn Sie sich vorab über das Ziel Gedanken machen.
Das Ziel ist Stahl: Aber was ist das eigentlich? Stahl ist eine Legierung und besteht aus
Eisen, das ist der Hauptbestandteil,
Kohlenstoff bis zu 2 % Gehalt, darüber spricht man von Gusseisen,
Eisenbegleitern wie Silizium, Mangan, Schwefel, Phosphor …, manche davon in Maßen erwünscht, andere unerwünscht, und
gegebenenfalls
Legierungselementen wie Chrom, Nickel, Molybdän und anderen, die werden absichtlich zugegeben, um die Eigenschaften gezielt zu beeinflussen.
Das also möchte man erzeugen. Wo kommt nun der Hauptbestandteil her, das Eisen? Eisen gibt es auf unserer Erde in erreichbarer Tiefe zwar ausreichend, aber nahezu nur als chemische Verbindung. Das liegt daran, dass fast alles Eisen, das jemals in den Anfängen der Erdgeschichte in metallischer Form da war, ganz einfach mit Sauerstoff und anderen Elementen reagiert hat. Gerostet hat. Bis nichts Metallisches mehr übrig war.
Aus diesen Verbindungen, das sind überwiegend Oxide in Form von Eisenerzen, wird in einem ersten Schritt Roheisen hergestellt, das noch verunreinigt ist. Das Roheisen wird dann in einem zweiten Schritt zu Stahl weiterverarbeitet.
Der erste Schritt: Vom Erz zum Roheisen
Schon länger gibt es mehrere Alternativen dazu, aber immer noch ist der Hochofenprozess die wichtigste Methode, um vom Erz zum Roheisen zu kommen.
Die richtigen Zutaten
Folgende Ausgangsstoffe sind nötig:
Eisenerze, die enthalten Eisen als chemische Verbindung. Typische Eisenerze sind Magneteisenerz, das ist die Verbindung Fe
3O
4, und Roteisenerz, das ist Fe
2O
3. Es handelt sich also um Verbindungen mit Sauerstoff, es sind Oxide. Eisenerze lassen sich nie in völlig reiner Form gewinnen, sondern enthalten immer eine gewisse Menge an unerwünschtem Gestein.
Koks, also poröser Kohlenstoff. Koks dient in erster Linie als Reduktionsmittel: Er reagiert mit dem Sauerstoff des Eisenerzes und entfernt dadurch den Sauerstoff, sodass metallisches Eisen entsteht. Darüber hinaus dient er als Heizmittel und zusätzlich trägt er noch die gesamte Schüttsäule im Hochofen.
Zuschläge, das sind Kalk, Quarz und weitere Verbindungen. Die Zuschlagstoffe haben eine wichtige Funktion: Sie bilden bei den hohen Temperaturen im Hochofen eine sogenannte Schlacke. Die Schlacke ist ein flüssiges Glas, das ganz hervorragend Verunreinigungen wie Schwefel- und Phosphorverbindungen sowie Gesteinsreste aufnehmen, in sich lösen kann.
Rein in den Ofen
Alle Ausgangsstoffe kommen von oben in einen Hochofen, das ist wirklich ein »hoher Ofen«, ein Schachtofen mit etwa 7 bis 15 Meter Durchmesser im unteren Teil und etwa 30 Meter Höhe, »feuerfest« ausgemauert. Die Ausgangsstoffe rutschen langsam von oben nach unten, reagieren miteinander zu Roheisen, das unten »abgestochen«, das heißt abgelassen werden kann, und noch zu anderen Produkten. Ein Hochofen arbeitet kontinuierlich, also ununterbrochen, und wird nie abgeschaltet, höchstens zu Reparaturarbeiten.
Was da innen drin im Hochofen stattfindet, ist ganz schön kompliziert. Damit Sie den Blick für das Wesentliche behalten, stelle ich im Folgenden die V...