Kapitel 1
Einführung
1.1 Ziel dieses Buches
Dieses Büchlein dient als eine kurze Erläuterung des Zwecks, der Hintergründe und der Schlüsselelemente des PMBOK© Guides (Sixth Edition).
Worin besteht der Nutzen des PMBOK® Guide? Der PMBOK® Guide ist weltweit als grundlegende Referenz für die Anwendung von Projektmanagement Wissen und Best Practices anerkannt. Untersuchungen haben bestätigt, dass der Guide die Chance auf eine erfolgreiche Projektausführung deutlich verbessert. Projektumgebungen, die diesen grundlegenden Ansatz konsequent anwenden, zeigen nicht nur eine bessere Projektleistung in Form von niedrigeren Kosten und kürzeren Lieferzeiten, sondern auch eine höhere Kundenzufriedenheit. Es gibt also viele Vorteile, die sich aus der Anwendung von Best Practices im Projektmanagement – wie im PMBOK® Guide beschrieben – ergeben.
Projektumgebungen sind viel dynamischer als der Normalbetrieb. Um eine gute Zusammenarbeit zu erreichen ist eine gute Kommunikation unerlässlich. Unabhängig davon, ob Sie einen eher klassischen „Wasserfall“-Ansatz verfolgen oder agile Arbeitsprinzipien in Ihren Projekten anwenden: Es ist wichtig, dass alle Beteiligten in Ihrer Projektumgebung eine „gemeinsame Sprache“ sprechen, die von allen, insbesondere von den wichtigsten Stakeholdern des Projekts, verstanden wird. Der Zweck dieses Taschenbuchs (warum) ist es, schnell eine gemeinsame Sichtweise, ein gemeinsames Vokabular und eine gemeinsame Terminologie über Projektmanagement zu etablieren. Wenn wir über ein gemeinsames Verständnis der grundlegenden Führungsergebnisse (was), der Schlüsselrollen und Verantwortlichkeiten (wer), der Prozesse (wie) und ihrer logischen Reihenfolge (wann) verfügen, werden wir eine immer intensivere Zusammenarbeit und echte Teamarbeit erreichen, die für den Projekterfolg entscheidend sind.
Was ist dieses Taschenbuch nicht? Definitiv kein „Projektmanagement-Rezeptbuch“. Der Projektleiter und das Team bleiben mit ihrer Erfahrung und ihrem gesunden Menschenverstand letztendlich dafür verantwortlich, zu entscheiden, welche Verfahren auf das jeweilige Projekt angewendet werden sollen, und arbeiten dabei eng mit dem Projektsponsor sowie dem Management und den Stakeholdern der Anwenderorganisation zusammen.
Es handelt sich weder beim PMBOK® Guide noch bei diesem Büchlein um eine Projektmanagementmethodik. Es kann als gemeinsame Referenz für die Erstellung einer Projektmanagementmethodik auf organisatorischer Ebene verwendet werden, die auf diesen weltweit gemeinsamen Best Practice basiert.
Kurz gesagt, dieses Taschenbuch ist als handfestes Werkzeug gedacht, wenn es darum geht, Konzepte des Projekt-, Programm- und Portfoliomanagements in Ihrem Unternehmen einzuführen und um die Kommunikation und Zusammenarbeit zu verbessern. Es unterstützt eine unternehmensweite Implementierung einer Projektmanagementkultur. Und es unterstützt die grundsätzliche Forderung: „Die richtigen Projekte schnell und richtig liefern“.
In Kapitel 2 stellen wir Ihnen die Organisation PMI vor, in Kapitel 3 finden Sie eine ausführlichere Beschreibung des PMBOK® Guide, seiner grundlegenden Definitionen und seiner Struktur. In den Kapiteln 4 bis 13 werden wir die Wissensgebiete des Projektmanagements und die zugrunde liegenden Prozesse näher erläutern. In Kapitel 14 werden wir einen genaueren Blick auf die agilen Prinzipien werfen, wie sie im Agile Standard von PMI beschrieben sind, der in Kombination mit der sechsten Ausgabe des PMBOK® Guide herausgegeben wurde.
1.2 Praktische Tipps für die Verwendung dieses Taschenbuchs
Sie finden auf der letzten eingeklappten Umschlagseite ein Verzeichnis aller Wissensgebiete und aller Projektmanagementprozesse mit den jeweiligen Kapitelnummern. Jede Seite ab Kapitel 4 dieses Taschenbuchs ist durch ein Symbol gekennzeichnet, so dass Sie schnell das entsprechende Wissensgebiet erkennen können.
Im Anhang A finden Sie einen Auszug der wichtigsten Schlüsselbegriffe und Definitionen des PMBOK© Guide Glossars.
1.3 Der Nutzen von Projektmanagement
Projekte sollen ein klares Ergebnis und einen eindeutigen Nutzen liefern – dies ist der Grund, warum sie aufgesetzt werden.
Nichtdestotrotz ist oft Folgendes zu beobachten:
– Projekte ohne Fokus auf dem optimalen Nutzen – der eigentlich der wichtigste Treiber und der Grund für die Existenz des Projekts sein sollte.
– Projekte, die meist zu spät, zu teuer oder ohne Erfüllung der wichtigsten Funktionsanforderungen durchgeführt werden.
– Projekte hangeln sich am Ende irgendwie „erfolgreich“ ins Ziel, zum Preis von hohem Stress und/oder Überstunden.
– Jeder Projektmanager tut es „auf seine Art“, da es keine oder nur unzureichende organisatorische Richtlinien für Projektmanagementprozesse und -techniken gibt.
– Die Projektarbeit von Ressourcen aus der Linienorganisation ist nicht richtig geplant, sondern wird typischerweise als „neben dem eigentlichen Job“ erledigt.
– Es existiert weder eine Gesamtübersicht über alle laufenden Projekte, noch über den damit verbundenen Aufwand oder die Kosten im Vergleich zur Wertschöpfung.
– Projektbudgets trennen nicht den Aufwand und damit die Kosten der internen Mitarbeiter, da sie „bereits bezahlt“ sind. Dadurch entsteht zusätzlicher (und ungesunder) Druck auf die operativen Budgets.
– Die erforderlichen Aufwände für eine effektive Projektausführung werden im Projektplan nicht berücksichtigt, da Projektmanagement als Zeitverschwendung angesehen wird.
Kommt Ihnen das oben Gesagte bekannt vor?
Ein professionelles Projektmanagement ist der beste Weg, um diese Missstände zu beseitigen. Der Nutzen einer ausgeprägten Projektmanagementreife in Ihrem Unternehmen, mit gut definierten und kommunizierten Projektmanagementprozessen offenbart sich in einer besseren Kommunikation und einem besseren (proaktiven) Umgang, um für Eventualitäten gerüstet zu sein. Dadurch werden die Chancen auf Projekterfolg deutlich und kontinuierlich erhöht. Es werden spezifische Managementverfahren und -prozesse für die Veränderung Ihres Unternehmens festgelegt, die wiederum einen erhöhten Nutzen ermöglichen.
Jedes Unternehmen hat seine eigene Kultur und steht vor vielfältigen und einzigartigen Herausforderungen. Außerdem haben alle Unternehmen eine jeweils andere Ausgangssituation und individuell zu lösende Probleme. Um den Wert des Projektmanagements zu definieren, müssen wir zunächst genau definieren, was unter Projektmanagement zu verstehen ist. Dann können wir uns die verschiedenen Aspekte des Projektmanagements ansehen und den mit jedem Aspekt verbundenen Nutzen aufzeigen.
PMI-Definition
Projektmanagement ist die Anwendung von Wissen, Fertigkeiten, Werkzeugen und Methoden auf Projektvorgänge, um die Projektanforderungen zu erfüllen.
Forschungsergebnisse zeigen, dass, bedingt durch die zunehmende Komplexität und der sich schnell ändernden Rahmenbedingungen, denen Organisationen ausgesetzt sind, die Projekte bessere Ergebnisse erzielen, bei denen bewährte Vorgehensweisen/Praktiken systematisch angewendet werden. Sie zeigen deutlich bessere Ergebnisse unter anderem in folgenden Projektbereichen:
• „Geliefert wie versprochen“, das realistische Setzen von Erwartungen durch Projektdefinition, -planung und -schätzung bereits zu Beginn des Projekts
• Schnellere Lieferung von Ergebnissen durch Wiederverwendung von allgemeinen und anerkannten Projektmanagementprozessen
• Weniger „Überraschungen“ während der Projektausführung durch die Anwendung der proaktiven Projektmanagementprozesse
• Höhere Kundenzufriedenheit und weniger Nacharbeit durch die Lieferung des richtigen Produkts bzw. der richtigen Dienstleistung gleich beim ersten Mal
All diese Punkte sowie die sich daraus ergebenden Einsparungen, die ein organisationsübergreifendes Projektmanagement mit sich bringt, sind nachweisbar. Aber der Nutzen von Projektmanagement ist noch viel größer und beinhaltet auch weniger greifbare Vorteile wie z. B.:
• Ein sehr engagiertes und motiviertes Team, das durch effektive Kommunikation und effektive Zielsetzung gerne zusammenarbeitet
• Eine inspirierende Projektumgebung mit einer „Ja – wir schaffen das“-Mentalität durch ehrgeizige aber machbare Zusagen
• Transparente und verbesserte Entscheidungsfindung auf allen organisatorischen Ebenen durch effizientere Projektkommunikation
• Kontinuierliches Lernen und Verbessern auf der persönlichen, Team- und Organisationsebene
Diese qualitativen Vorteile werden die quantitativen Vorteile sogar noch verstärken, die wiederum garantieren, dass eine Organisation imstande ist, sich selbst zu übertreffen.
1.4 Wie Sie Ihre Rolle als Projektsponsor, Projektteammitglied oder Projektleiter wahrnehmen
Entscheidend für den Projekterfolg ist, ob Sie Ihre Rolle in einem Projekt verstanden haben und entsprechend handeln. Daher erläutern wir nachfolgend die drei wichtigsten Rollen, die den größten Beitrag für ein erfolgreiches Projekt leisten:
1. Der Projektsponsor (engl.: Sponsor) agiert als kontinuierliche Verbindung zwischen der Linienorganisation und dem Projekt. Es liegt in der Verantwortung des Sponsors zu Beginn den Business Case des Projekts zu definieren. Warum machen wir das Projekt? Welche Anforderungen hat die Organisation? Nach der Projektgenehmigung übernimmt der Projektleiter die Verantwortung für „die Lieferung der vereinbarten Projektziele“. Der Projektsponsor bleibt dennoch in der Pflicht auch weiterhin die Übereinstimmung von Projektzielen und dem eigentlichen Projektzweck sicherzustellen. Der Projektsponsor sollte unter anderem sicherstellen, dass die Organisation an ihren...