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Warum Amerika sich verwählt hat

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Warum Amerika sich verwählt hat

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Donald Trump als Präsident - das war bis zu seinem Triumph unvorstellbar. Noch mehr erstaunt, dass halb Amerika ihn wiederwählen will, darunter ein erheblicher Anteil, für den sich diese Treue nicht einmal »rechnet«. Wenn gerade dort, wo die westliche Demokratie ihren Siegeszug angetreten haben soll, einer wie er so viel Zustimmung erhält, dann fragt man sich, ob 200 Jahre politische Kultur einfach entsorgt werden können. Eigentlich nicht. Was den Verdacht nahelegt, Amerikas demokratische Tradition habe so, wie man sie feiert, womöglich nie existiert. Wer dieser Spur nachgeht, stößt auf des Rätsels Lösung: Es ist nicht zuletzt ein zeit- und zielloser Traum vom »starken Mann«, der Trumps Triumph erklärt.

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1.Die Einsicht: An idiot


Um das Jahr 2010 herum hat Donald Trump schon einmal politische Ambitionen entwickelt. Und Steve Bannon, sein späterer Chefstratege, war damals bereits ein gefragter Mann. Trump, wurde ihm seinerzeit hinterbracht, sei beratungsbedürftig, weil er Präsident werden wolle. Bannons spontane – und bezeichnende – Gegenfrage: »Von welchem Land?« (Woodward 2018: 2)
Davon, dass der Möchtegern-Kandidat in den Jahren danach an seiner Eignung gearbeitet hätte, um beim zweiten Anlauf fitter zu sein, ist nichts bekannt. Bannon sieht immer noch dramatische Defizite: Trump benehme sich wie »ein elfjähriges Kind«. Andere Kenner der Personalie, ebenfalls aus dem engsten Sympathisantenkreis, urteilen nicht schmeichelhafter: »a fucking moron« (Rex Tillerson, Trumps zeitweiliger Außenminister), »dumb as shit« (Gary Cohen, Trumps zeitweiliger Wirtschaftsberater) oder, ganz einfach und daher besonders häufig zu hören, »an idiot« (John Kelly, Trumps zeitweiliger Stabschef u.a.).1
Bei jemandem wie Trump muss man sich fragen, ob seine Machtergreifung nicht schlicht ein Un- oder Zufall war: ein accidental President – wie andere vor ihm auch schon, wenngleich insofern doch einzigartig, als es selbst im Nachhinein schwerfällt, seine Machtergreifung zu erklären:
»Bei den Republikanern hat 2016 völlig überraschend ein Präsidentschaftskandidat reüssiert, dessen Aufstieg alles annulliert hat, was vorher als gesichertes Wissen gegolten hat. Etwa: welche Qualifikationen ein Bewerber mitbringen müsste oder wie ein erfolgversprechender Wahlkampf auszusehen hätte. Mehr als zwei Jahre danach stehen wir immer noch vor einem Rätsel.«2
Wer da meint, dass Angebot und Nachfrage etwas miteinander zu tun haben, der kommt nicht umhin, einem doppelten Verdacht nachzugehen: Is Trump mentally ill? Or is America?3
Welche Defekte der Person zu schaffen machen mögen, ist vielleicht nicht abschließend, aber doch ausführlich diagnostiziert worden (Lee 2017). Was die geistige Verfassung des ganzen Landes angeht, bleibt das eine oder andere offen. Herausgestellt hat sich immerhin, dass »Verrücktheit« viele Formen annehmen kann und hinter manchem Irrsinn auch Methode steckt. Das Potenzgehabe weißer Männer, die ihre Schusswaffen vergöttern; der Glaube einfältiger Frauen, Trump sei ihnen von Gott geschickt worden, um die Abtreibungssünde auszurotten; das Frustgefühl von Menschen, deren sozialer Status unter Druck geraten ist, weil »andere« Andere (mal Immigranten, mal Farbige) an ihnen vorbeiziehen könnten – diese Motivlagen sind insofern randständig rational, als sie sich etwas ausrechnen. Es muss nicht a priori verrückt sein, einem Verrückten hinterherzulaufen. In anderen Fällen wird noch deutlicher, dass Trump als nützlicher Idiot gehandelt wird: wenn etwa die High Society für Steuersenkungen oder Bohrlizenzen oder Rüstungsaufträge leichten Herzens bereit ist, ihre Vernunft dauerhaft abzuwürgen.
Weder Frust noch Kalkül entstehen aus dem Augenblick heraus. Sie haben eine ebenso lange wie verwickelte Vorgeschichte, in deren Verlauf sich ideologische, institutionelle und ökonomische Faktoren auf mannigfache Weise überkreuzen. So rekurriert, um »Donald Trumps Aufstieg« zu enträtseln, die komplexeste aller vorgelegten Analysen auf rund 30 miteinander verschränkte Faktoren (Campbell 2018). Das letzte Wort in dieser Sache scheint damit gesprochen. Und doch bleibt ein Rest: die merkwürdige Erscheinung nämlich,
»dass immerhin 60 Millionen Amerikaner ihr Schicksal einem Schaumschläger anvertrauen, der ihnen versichert, die kaputte Nation im Alleingang reparieren zu können: I alone can fix it – und dafür nichts als das abgewetzte Motto parat hat, den Regierungsapparat kurzerhand stillzulegen: Drain the swamp!«4
Dass er seit diesen Ankündigungen unvorstellbar viel Porzellan zerschlagen hat, ist dem Elefanten keineswegs schlecht bekommen. In seinem Falle korrelieren Destruktion und Devotion sogar positiv: »Millions of Americans who did not like the president in 2016 now say they do.«5 Wer das Geschehen die ganze Zeit über beobachtet hat, kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus:
»Es ist einigermaßen verrückt, dass jemand wie Trump, der sich während seiner Amtszeit derart daneben benommen hat, ein Jahr vor den nächsten Präsidentschaftswahlen mehr Rückhalt bei seiner Parteibasis findet als beim ersten Mal.« (Alberta 2019: 1f.)
Kurzum: Donald Trump ist, aus diesem Blickwinkel betrachtet, kein ausgefallenes Produkt des seltenen Zusammentreffens unglücklicher Umstände, sondern der bisher größte anzunehmende Unfall eines amerikanischen Personen- und Heldenkults, dem es nachzuspüren gilt.6
 

1 https://qz.com/1267508/all-the-people-close-to-donald-trump-who-called-him-an-idiot/
2 http://nymag.com/intelligencer/2018/12/did-trumps-win-mean-anybody-can-be-president.html
3 https://www.washingtonpost.com/news/book-party/wp/2017/09/22/is-trump-mentally-ill-or-is-america-psychiatrists-weigh-in/?utm_term=.7734681325a5. Die Alternative, das sei wenigstens am Rande erwähnt, vereinfacht die Sachlage insofern, als sie von dem komplexen Vermittlungsprozess zwischen »oben« und »unten« abstrahiert. Aufschlussreiche Einblicke in diese Sphäre vermittelt Alberta (2019).
4 https://www.nytimes.com/2016/07/22/us/politics/trump-transcript-rnc-address.html; https://www.americanprogress.org/issues/democracy/reports/2017/01/05/295947/drain-the-swamp/. Dass es Trump mit seiner Überheblichkeit ernst war, hat niemand deutlicher zu spüren bekommen als Chris Christie, der Chef des 140-Mann-starken Übergangsteams, das dem politischen Novizen eine Art road map mit auf den steinigen Weg des Regierens geben sollte. Sein voluminöses Vademecum ist umgehend und ungelesen im Müll gelandet.
5 https://www.nytimes.com/2019/08/07/upshot/trump-approval-rating-rise.html?action=click&module=News&pgtype=Homepage
6 Wer Donald Trump unter der Rubrik »amerikanische Krankheit« führt, muss mit dem Einwand rechnen, die Deutschen hätten schließlich »ihren Hitler« gehabt. An Vergleichen herrscht denn auch kein Mangel – was allerdings nichts daran ändert, dass sie samt und sonders hinken. In erster Linie deshalb, weil Adolf Hitler eine »totale Organisation« zusammengebaut hat (Hannah Arendt), die ihm, ihrer Risse ungeachtet, gute Dienste leisten konnte.
 

2.Träumer


2.1Moments of madness

Filme seien Träume, sagt man, und dieser Film war ein Kassenschlager: »The Russians Are Coming, the Russians Are Coming«. 1966 herausgekommen, veralbert er den Heldentraum nach amerikanischer Art.
Worum geht es? Das idyllische Leben einer amerikanischen Gemeinde wird schlagartig gestört, als russische Matrosen, deren U-Boot vor der Küste Neu-Englands havariert ist, notgedrungen an Land gehen, um nach Pannenhilfe Ausschau zu halten. Die verschreckten Einwohner deuten diese Aktion als Angriff; ihr geliebtes Vaterland schwebt in größtmöglicher Gefahr. Ein moment of madness (Aristide Zolberg) kündigt sich an.
Verteidigung ist angesagt, aber irgendjemand muss diesen patriotischen Schwung »operationalisieren«. Zum Helden und Anführer schwingt sich Fendall Hawkins auf, ein großmäuliger Alt-Milizionär, der alle Anstalten macht, seine zusammengewürfelte Bürgerwehr säbelschwingend ins Gefecht zu führen. Auf verlorenem Posten steht derweil die reguläre Staatsmacht in Gestalt eines einsamen Ordnungshüters, dessen verzweifelter Mahnruf ungehört verhallt: »We got to get organized«.1
Der Staat ist zur Stelle, aber nicht gefragt – im Zweifel traut man dem »starken Mann«, einfach weil er führt, mehr zu. Dessen flagrante Unfähigkeit spielt keine Rolle. Die Vernunft kollabiert, sie ist dem verrückten Augenblick nicht gewachsen.
Noch ein Patriot kommt ins Spiel: Walt Whittaker, der mit Familie inmitten von Dünen den Urlaub genießt und dort auch, weit weg vom übrigen Geschehen, seine eigene Feindberührung hat. So schwingt er sich dazu auf, heldenmütig Land, Weib und Kind auf eigene Faust zu verteidigen. Seine Frau hält das für Selbstmord, aber er zieht die Sache durch, lenkt den bewaffneten Bewacher ab, springt ihn von hinten an (»I got’m, I got’m«), verheddert sich mit ihm zusammen im störrischen Gardinenschmuc...

Inhaltsverzeichnis

  1. Cover
  2. Titelseite
  3. Impressum
  4. Inhalt
  5. Einleitung
  6. 1. Die Einsicht: An idiot
  7. 2. Träumer
  8. 3. Farmer
  9. 4. Gründer
  10. 5. Jäger
  11. 6. Retter
  12. 7. Lehrer
  13. 8. Herrscher
  14. 9. Macher
  15. 10. Führer
  16. 11. Die Aussicht: Global idiocy
  17. Literaturverzeichnis