Edition Moderne Postmoderne
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Körper im Werk von Gilles Deleuze und Michel Foucault

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Körper im Werk von Gilles Deleuze und Michel Foucault

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Über dieses Buch

Im Werk von Gilles Deleuze und Michel Foucault sind Körper und Körperlichkeit zentrale Aspekte, die in diesem Band erstmalig vergleichend in den Fokus gerückt werden. Die Beiträger_innen stellen die Entwürfe beider Denker zur Ästhetik und Ethik als Reflexionen der Beziehung zwischen Körper und Bild vor und betonen die Verkettungen von Körper, Macht und Ästhetik. Gleichzeitig werden spezifische Fragen der jüngeren Deleuze- und Foucault-Forschung angesprochen. Der interdisziplinäre Band bietet Wissenschaftler_innen aus Philosophie und Kunstgeschichte sowie den Medien- und Kulturwissenschaften einen thematischen Überblick und weiterführende Lektüre.

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Information

Jahr
2017
ISBN
9783732835751

I. Körper und Bild

Sinnbildung und Widerstreit zwischen mimesis und methexis bei Gilles Deleuze
Zu einer Umkehrung des Platonismus in den Gemälden von Francis Bacon

Irene Breuer
In dem Beitrag wird der Frage nachgegangen, wie der Widerstreit zwischen mimesis und methexis eine – so die These – ›atopische Differenz‹ hervorbringt, die den Sinn des Gegenstandes zu einer fortwährenden Bildung zwingt, einen Sinn, der sich weder vollständig erhellen noch in bestehenden Begrifflichkeiten erfassen lässt, sondern sich eher in sinnlicher Erfahrung ausdrückt. Der Begriff der Atopie bedeutet nach Franco Rella,1 außerhalb unseres Platzes bzw. der Grenzen unserer wahrnehmungsmäßigen und kognitiven Gewohnheiten zu sein. Die hier vorgeschlagene atopische Differenz – eine Differenz, die sich in keinem eigenen Ort bzw. topos idios im Sinne Aristoteles verankern lässt – wandert zwischen dem Abbild und dem Trugbild und entzieht sich unseren Gewohnheiten und übernommenen Begriffen.
Um die Voraussetzungen der Repräsentation, wie sie von Platon benannt werden, aufzudecken, soll in einem ersten Schritt das Verhältnis zwischen Urbild und Abbild im Denken Platons vorgestellt werden. Anschließend wird auf Gilles Deleuzes Schriften Differenz und Wiederholung2 und Logik des Sinns3 eingegangen, die die Grundbausteine für eine moderne Aufwertung der mimetischen Praktiken liefern. Der französische Philosoph hebt die Produktion von Trugbildern als eine »Umkehrung des Platonismus« hervor, denn diese reproduzieren nicht mehr das Urbild. In einem dritten Schritt werden die Eigenschaften der Trugbilder anhand der Gemälde des englischen Malers Francis Bacon näher bestimmt. Zum Schluss wird die atopische Differenz in ihrer Entstehungsmöglichkeit und ihrer Tragweite näher beleuchtet. Es wird sich herausstellen, dass die Umkehrung des Platonismus nicht nur eine Produktion des Trugbildes, sondern auch einen sinnlichen Überschuss verursacht, der sich jeder wesentlichen Bestimmung widersetzt, unlokalisierbar bleibt und die Betrachter affiziert.

1.MIMESIS UND METHEXIS

Die Differenz, die zwischen dem Bildenden und dem Abgebildeten entsteht, wirft die Frage nach der Medialität von Bildern auf. Es handelt sich um eine dreifache Differenz zwischen dem, was in das Bild kommt – dem Abgebildeten –, und dem, was das Bild selbst ausmacht – dem Bildlichen –, und wie etwas in das Bild gelangt – dem Bildenden. Relevant wird hier eine bildliche Differenz, die im Spannungsverhältnis zwischen mimesis und methexis, zwischen Nachahmung und Teilnahme, im ontologischen Dreistufenmodell aus dem Spätdialog Platons, der Politeia, entsteht: die unsichtbare Idee des Urbildes, das reale sichtbare Ding als Abbild und das Schattenbild als Abbild des Abbildes. Diese dreifache Unterscheidung in der Politeia4 entspricht einer zweifachen in dem Sophistes:5 Hier unterscheidet Platon zwischen eikastischer und phantastischer Nachahmung. Die eikastische mimesis, als das erzeugte »Ebenbild«, ist die inhaltliche Nachahmung der sinnlich wahrnehmbaren Wirklichkeit.6 Durch die phantastische mimesis dagegen erzeugt der Künstler unzuverlässige und trügerische Scheinbilder bzw. Trugbilder, die das Große verkleinern und das Kleine vergrößern. Denn Abbilder und trügerische Simulakra ringen um die rechtmäßige Stellvertretung des Wahren: »Die Abbilder sind Besitzer zweiten Ranges, wohlbegründete Bewerber, durch die Ähnlichkeit bestätigt; die Trugbilder sind wie die falschen Bewerber, die auf einer Ungleichartigkeit beruhen, eine wesentliche Perversion, eine Umlenkung implizieren«,7 so Deleuze. Es sind die sich-immer-gleichbleibenden Ideen, die als wahrhaft Seiende unserem Bewusstsein vorgegeben sind. Sie bilden eine eigene Welt, den kósmos noetós, den kósmos, den wir durch geistiges Anschauen der Ideen – nóesis – als einfache unsinnliche Anblicke oder Sichten (das Wort idéa, lateinisch videre, bedeutet »sehen« und daher im wörtlichen Sinne »Sicht«) erkennen können. Der kósmos aisthetós dagegen enthält die sinnlich wahrnehmbaren Dinge, die stets-immer-anders werden und deshalb nicht wahrhaftig sind. Doch können wir sie als Abbilder der Ideen erkennen, weil sie am Sein der Ideen teilnehmen: Als Erscheinung-von-etwas-anderem (den Ideen) existieren die Abbilder als Bezug auf etwas Anderes, so dass die Sinnenwelt auf die Ideenwelt verweist. Das Sein des Abbildes besteht also in der Verweisung auf die abgebildeten Ideen. Die Andersheit der Abbilder gegenüber den Ideen bedarf eines eigenen Mediums, worin ihre Selbstständigkeit möglich wird: dem Raum, die eigene Dimension des kosmos aisthetós. Diese Teilnahme können wir einsehen, indem wir die Ideen in den geistigen Blick nehmen und durchschauen können, dass zwischen Ideen und Sinnenwelt ein Verhältnis – logos – der Analogie waltet. Im Licht dieser Sichten können wir die Dinge der Sinneswelt als das, was sie sind, benennen und beschreiben, wie sie sind. Es ist also eine »innere oder abgeleitete Ähnlichkeit«8 mit der Idee, die den Anspruch der Abbilder, eine bestimmte Qualität zu besitzen und als etwas erfasst zu werden, begründet.
Es ist wichtig hervorzuheben, dass die mimesis nicht per se von Platon verworfen wird. Stattdessen wird sie aufgefordert, sich nach dem Wahren zu richten. Trugbilder verlaufen wiederum nicht über die Idee, sondern sie verletzen das Gesetz des Guten, nach dem sich die Abbilder richten. Trugbilder sind Abbilder des Abbilds, doch zwischen beiden besteht ein Wesensunterschied, eine ›atopische Differenz‹: »Das Abbild ist ein mit Ähnlichkeit ausgestattetes Bild, das Trugbild ein Bild ohne Ähnlichkeit.«9 Letzterem entsprechen also auch die Bilder, die im Rahmen einer nicht-repräsentativen modernen Kunst entstehen. Denn indem der Künstler umwälzt, bewahrt er; indem er zerstört und verformt, deutet er: Hierdurch tritt ein neuer Sinn in ein Spannungsverhältnis mit dem alten. Diese andauernde Spannung zwischen beiden Polen, die jedem Prozess der Sinnbildung zugrunde liegt, verhindert eine dialektische Aufhebung des Heterogenen. Dieser Prozess zeugt von der Suche nach einem ›neuen‹ Verständnis von mimesis, das ihr eine schöpferische und produktive Rolle zuteilt: Es geht hier nicht um eine einfache Reproduktion des Urbildes, sondern um die kreative Produktion des Trugbilds. Um dieser Verschiebung in der Auffassung der mimesis Rechnung zu tragen, ist es sinnvoll, dem Verständnis von Repräsentation und ihrer Umkehrung nachzugehen, wie sie bei Deleuze durchgeführt wird.

2.REPRÄSENTATION ALS REKOGNITION, WIEDERHOLUNG ALS RÉPÉTITION

Deleuze zufolge besteht die »Aufgabe der modernen Philosophie« in der »Umkehrung des Platonismus«.10 Indem der Platonismus erstens ein »konkretes Kriterum« – die »Ähnlichkeit« – für die Unterscheidung zwischen Idee und Bild liefert und zweitens dieses Kriterium als Maßstab für die Berechtigung der Abbilder, der Sache zu entsprechen, festlegt, begründet er das Gebiet der Repräsentation. Die Ähnlichkeit ist keine raumzeitliche bzw. nur äußere Differenz, sondern eine dem Wesen immanente Differenz, die von der Idee erfasst wird, indem sie die »konstitutive[n] Beziehungen und Proportionen des inneren Wesens [des Bildes] begreift«.11 Diese innere oder durch ein ›geistiges Auge‹ erschaubare Ähnlichkeit beruht auf der Möglichkeit der Rekognition – der Wiedererkennung – der Idee als Vorbild des Abgebildeten: Beide sind durch »die I...

Inhaltsverzeichnis

  1. Cover
  2. Titlelseite
  3. Impressum
  4. Inhalt
  5. Dank
  6. Topologien des Körpers im Werk von Gilles Deleuze und Michel Foucault
  7. I. Körper und Bild
  8. II. Fremdkörper
  9. III. Körper, Politik und Widerstand
  10. IV. Körper und unkörperliche Effekte
  11. Zu den Autorinnen und Autoren