25 Jahre Pflege studieren – Über Umwege und neue Horizonte
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25 Jahre Pflege studieren – Über Umwege und neue Horizonte

Eine Fest-Schrift

  1. 256 Seiten
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Über dieses Buch

Ein Vierteljahrhundert Innovationen in der Pflegebildung ist in der Tat ein Grund zum Feiern. In den 42 Beiträgen der vorliegenden Festschrift werden die Entwicklung der Hochschule und der Fakultät Gesundheit und Pflege nachgezeichnet. Der Leser und die Leserin hält damit nicht nur ein Stück Pflegebildungsgeschichte in Bayern in ihren Händen, sondern auch ein gutes Stück Hochschulentwicklungsgeschichte der KSH München.

Für die Beiträge konnte eine Vielzahl an Personen aus Politik und Wissenschaft gewonnen werden, die uns bei der Hochschulentwicklung begleitet haben. Sie wirkten als Impulsgeber/-in, Wegbereiter/-in und Unterstützer/-in mit. Aber auch Alumni kommen zu Wort. Es ist eindrucksvoll zu sehen, welche beruflichen Wege mit einem Pflegestudium an der KSH München möglich geworden sind. Damit rücken neue Horizonte in greifbare Nähe und zeigen, dass der eingeschlagene Weg zur Akademisierung der Pflege der richtige ist.

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Information

Jahr
2020
ISBN
9783110623840

Teil 1 Die Anfänge der Pflege an der Katholischen Stiftungshochschule München und die Fakultät heute

Ein neuer Studiengang entsteht – Pflegemanagement in den Jahren 1990 bis 1995

Karljörg Schäflein
Pflegenotstand ist das berufspolitische Schlagwort Ende der 80er-Jahre. Es waren die kirchlichen Fachhochschulen – und hier vor allem die Katholische Fachhochschule Vechta –, die neben ihren Kernangeboten Soziale Arbeit, Heilpädagogik, Religionspädagogik bereits seit 1986 Studiengänge im Bereich Gesundheitswesen in Form von Aufbau-, Weiterbildungs- und Zusatzstudiengängen in ihren Lehrangeboten führten. Somit erhielt ich die ersten Impulse zu einer Akademisierung der Pflege durch meine Mitgliedschaft in den „Bundeskonferenzen der Rektoren und Präsidenten kirchlicher Fachhochschulen – RKF und ARKF“.1 Aus der WRK – später HRK2– ist mir diese Diskussion nicht bekannt. Das Gleiche gilt für die Bayerische (staatl.) FH-Präsidentenkonferenz. Für die vorwiegend technisch geprägten staatlichen Fachhochschulen war alles „Soziale“ ein Klotz am Bein; solche Studiengänge seien an den kirchlichen Hochschulen in guten Händen.
Als ich in den frühen 90er-Jahren den amtierenden bayerischen Wissenschaftsminister auf die Möglichkeiten eines Studienganges Pflege ansprach, tat er das als völlig uninteressant ab. Allerdings ist die Ausbildung für Pflegeberufe als Ausbildungs-, Fort- und Weiterbildungsangebot nicht beim Wissenschaftsministerium beheimatet. Die Überzeugungsarbeit kam von anderer Seite, beispielsweise über Landtagsabgeordnete und deren Heimatwahlkreise sowie über das Sozialministerium. Der Samen ging auf, und Barbara Stamm war ebenso hilfreich wie die Vertreter/-innen der Pflegepraxis, an vorderster Stelle die Pflegedirektor­(inn)­en der bayerischen Universitätskliniken.
Doch diese, vorwiegend von der mächtigen Medizin geprägt und eingeschüchtert, wollten unbedingt die Pflegewissenschaft an den ihnen vertrauten Universitäten sehen und nicht an den Fachhochschulen; wenn schon, denn schon! Während einer Sitzung von Pflegedirektorinnen an bayerischen Kliniken, zu der ich eingeladen war, konnte ich diese Bestrebungen erfahren. Nachdem ich in meinem Wortbeitrag die Vorteile eines praxisnahen Studiums an einer Fachhochschule dargestellt hatte, schloss ich mit der Empfehlung: „Wenn Sie ein schnelles und gutes Ergebnis wünschen, dann gehen Sie mit ihrem wichtigen Anliegen zur Fachhochschule. Sie werden weder heute noch in absehbarer Zeit an einer Universität zu einem Wunschergebnis kommen.“ Und so geschah es auch.
Für Aufmerksamkeit sorgte eine Veröffentlichung der Robert-Bosch-Stiftung aus dem Jahr 1992 mit der Überschrift „Pflege braucht Eliten“. Bereits ein Jahr später stellte das Bayerische Staatsministerium für Unterricht, Kultus, Wissenschaft und Kunst den Antrag auf Aufnahme der Katholischen Stiftungshochschule (KSH München) in das Hochschulverzeichnis des Hochschulbauförderungsgesetzes (29. Juli 1993). Damit wurde deutlich, dass beim zuständigen Ministerium die Dringlichkeit einer Akademisierung der Pflege angekommen war.
Widerstände gegen eine Akademisierung der Pflege wurden auch von den Krankenhausträgern aufgebaut. Der Landescaritasdirektor als Mitglied des Stiftungsrats sprach sich aus finanziellen Gründen zunächst gegen diese Forderung aus. Auch von Ärzten an Kliniken war der Satz zu hören: „Die Krankenschwestern sollen arbeiten und nicht studieren.“ Das klang nach unvorstellbarer Ignoranz und beleidigte gleichzeitig einen Berufszweig. Es konterkarierte die Forderung der Robert-Bosch-Stiftung „Pflege braucht Eliten“.
Die Stiftung, in Vertretung des Stiftungsdirektors, führte sehr früh erste Gespräche mit dem Wissenschaftsministerium, um die Praktikabilität eines Studienangebots an der KSH München zu prüfen und ggf. in die Wege zu leiten. Aus heutiger Sicht ist dieses Bemühen als äußerst vorausschauend und zielführend zu betrachten. Stiftungsdirektor Josef Draxinger war während des gesamten Prozesses ein wertvoller Gesprächspartner sowohl für den Stiftungsrat und den Stiftungsvorstand als auch für die Hochschulleitung. In dieser Phase wurde unter anderem diskutiert, den Studiengang Pflege an der Katholischen Akademie für Berufe im Gesundheits- und Sozialwesen in Bayern anzusiedeln. Eine Überlegung, die letztlich verworfen wurde.
Das Kollegium der KSH München informierte ich sehr früh. Vor allem suchte ich den Druck, der zunächst nur von außen, von der Pflegepraxis und endlich auch vom Wissenschaftsrat ausging, in die Hochschule zu tragen. In seiner schriftlichen Empfehlung vom Mai 1995 benannte der Wissenschaftsrat konkret, den Studiengang Pflegeberufe an Fachhochschulen einzurichten.
Seitens meines Kollegiums gab es keinen ernst zu nehmenden Widerstand. Vereinzelt ist die Frage aufgeworfen worden, ob es nicht sinnvoller sei, bei dem uns vertrauten Angebot Soziale Arbeit zu bleiben und durch zusätzliche Studienplätze weiter auszubauen. Diese Position war sehr verständlich, zumal die Hochschule mit der Etablierung eines berufsbegleitenden Studiums der Sozialen Arbeit für Erzieher/-innen bereits im Jahr 1994 einen zukunftsweisenden Schritt getan hatte.
So war es mir sehr wichtig, neben dem sehr hilfsbereiten und unterstützenden Verwaltungsleiter Peter Obermaier-van Deun auch Professor­(inn)­en zur Mitarbeit zu gewinnen. Monika Fröschl, eine Kollegin und habilitierte Medizinerin, war das Berufsbild der Pflege durch ihre langjährige Praxis am Klinikum der LMU sehr vertraut. Sie begleitete und beriet mich äußerst kompetent bei vielen Gesprächen im Haus, im Wissenschaftsministerium und mit den Pflegedirektorinnen. Leider sprachen sich die Vertreterinnen der Pflege unmissverständlich dagegen aus, eine Medizinerin als ihre Ansprechpartnerin zu akzeptieren. Die sehr selbstbewusst auftretenden Pflegedirektorinnen, die nun mal meine wichtigsten Gesprächspartnerinnen während der ersten Phase der Vorbereitungen waren, hatten zunächst ihre eigenen Vorstellungen zur Etablierung eines Studiengangs Pflege. So beharrten sie beispielsweise darauf, bei der Auswahl von Lehrpersonen und von Student­(inn)­en ein Mitspracherecht eingeräumt zu bekommen. In einer ministeriellen Arbeitsgruppe, an der neben Stiftungsdirektor Josef Draxinger auch der Verwaltungsleiter Peter Obermaier-van Deun, Monika Fröschl und der Präsident als Vertreter der KSH München teilnahmen, wurden erste Eckpunkte für die Einrichtung von Fachhochschulstudiengängen3 für Pflege festgelegt: Drei bayerischen Fachhochschulen – Würzburg, die Evangelische Hochschule Nürnberg und die Katholische Stiftungshochschule München – richten einen grundständigen achtsemestrigen Studiengang Pflegemanagement mit dem akademischen Abschluss Diplompflegewirt/-in ein. Der Studienbeginn war für das Wintersemester 1995/96 vorgesehen. Mit diesen konkreten Vorgaben aus dieser Sitzung konnten nun der Stiftungsrat sowie der akademische Senat der KSH München entsprechende Beschlüsse fassen.
Als erstes ging ich nun auf meinen Kollegen Johannes Kemser zu und bat ihn, als Gründungsdekan die weiteren Aufgaben zu übernehmen und zu koordinieren. Johannes Kemser brachte für dieses Vorhaben wertvolle Vorkenntnisse aus seiner Tätigkeit als Verantwortlicher eines dreijährigen Lehrgangs „Führung und Beratung in der Krankenpflege und der Krankenpflegeausbildung“ sowie in seiner Funktion als stellvertretender Leiter des Instituts für Fort- und Weiterbildung an der Hochschule ein. Mit Zustimmung des Senats und der Stiftung wurde noch im November 1994 Johannes Kemser zum historisch ersten Gründungsdekan bestellt. Mit diesem erfahrenen Hochschullehrer, anerkannt im Kollegium und bei den Studierenden, war zweifelsfrei ein wichtiger Schritt getan, um das Vorhaben auf einen guten Weg zu bringen.
Während meiner ersten Präsidentenjahre, es sind schließlich 16 Jahre geworden, wurden zahlreiche Initiativen angestoßen, zum Vorteil der KSH München und damit auch zum Vorteil unseres Angebots Soziale Arbeit. So musste ein Institut für anwendungsbezogene Forschung aufgebaut und mit einer Leitung besetzt werden. Des Weiteren wurde an beiden Abteilungen je ein Forschungsbeauftragter bestellt. Der Senat der KSH München bestätigte die erste Frauenbeauftragte, von einem Frauenrat gewählt. Seit dem Jahr 1993 gab es ein „Berufsbegleitendes Studium der Soziale Arbeit/Sozialpädagogik für Erzieher/-innen“. Die Hochschule war in Bewegung geraten und sah sich neuen Aufgaben und neuen Herausforderungen ausgesetzt, für die neue Strukturen geschaffen werden mussten. All dies bedurfte vor der Genehmigung durch das zuständige Ministerium der Abstimmung mit der Stiftungsverwaltung, dem Stiftungsvorstand und dem Stiftungsrat. Schließlich mussten diese Vorhaben und Neuerungen in der Verfassung der KSH München rechtlich verankert werden. So war es auch verständlich, dass es im Kollegium deutliche Stimmen in Form von Bedenken gab, diesen neuen Studiengang Pflegemanagement nun auch noch schultern zu müssen, wobei die Dringlichkeit der Akademisierung von Pflegeberufen grundsätzlich und selbstverständlich anerkannt und unterstützt wurde.
Im Jahr 2002 endete meine 16 Jahre währende Amtszeit, ein Jahr später trat ich in den Ruhestand. Damit waren 31 Jahre hauptberuf‌liche Tätigkeit an der KSH München abgeschlossen. Mir folgten in diesem Amt bis heute drei Präsidenten, und die Weiterentwicklung der KSH München schreitet weiter rasant voran. Konnte ich noch ohne PC an meinem Schreibtisch sitzen und beispielsweise die Anzahl von Kopien pro Lehrperson am einzigen Kopierer überprüfen, stellte das Medienzentrum nur auf Antrag einen Tageslichtschreiber, später Beamer, für eine Lehrveranstaltung bereit. Eine Schreibkraft in Teilzeit schrieb auf Wunsch Texte und Veröffentlichungen von Kolleg­(inn)­en, jedoch nur mit Genehmigung durch den Verwaltungsleiter. Protokolle der Sitzungen von Kollegialorganen sind ganz selbstverständlich von den Mitgliedern geschrieben worden. Wir konnten uns mit unserem Namen anreden – jede/-r kannte jede/-n –, und eine „Teeküche“ war der informelle Treffpunkt des Kollegiums und der Verwaltungsmitarbeiter/-innen. Hier wurden die Benotungen von Diplomarbeiten besprochen und auf den Präsidenten geschimpft. Unzufriedenheit und Zufriedenheit hatten einen Raum, Kritik und Zustimmung. Keine E-Mails weit und breit, wir saßen uns gegenüber, saßen nebeneinander, beieinander, face to face.
Im April 2002 wurde das erste Hochschulranking des „Centrums für Hochschulentwicklung (CHE)“ veröffentlicht. Die KSH München lag an beiden Abteilungen mit ihren Studienangeboten Soziale Arbeit und Pflege sowie mit dem neuen Weiterbildungsmasterstudium Sozialarbeitswissenschaft an hervorragender Stelle. Das Studium an der KSH München wird darin ausdrücklich empfohlen.
Auch heute ist der Pflegenotstand wieder ein aktuelles Schlagwort. Die 1970 begonnene Akademisierung der Sozialen Arbeit kann als gelungen und anerkannt bezeichnet werden. Die Ausbildung in der Krankenpflege sowie in der Altenpflege verläuft noch immer in alten Bahnen. Die angestrebte Akademisierung ist offensichtlich noch nicht abgeschlossen oder gar selbstverständlich. Ein neuer Aufbruch, ein Durchbruch wird gesucht und dringend benötigt: „Pflege braucht Eliten.“

Fußnoten

1
RKF: Rektorenkonferenz kirchlicher Fachhochschulen; ARKF: Arbeitsgemeinschaft der Rektoren und Präsidenten katholischer Fachhochschulen.
2
WRK: Westdeutsche Rektorenkonferenz; HRK: Hochschulrektorenkonferenz.
3
Die heutige KSH München war zur damaligen Zeit eine FH. Dies gilt besonders z. B. für den Antrag auf Aufnahme der KSH München in das Hochschulverzeichnis.

Ein gutes Herz, flinke Hände und ein Dom backstage – Reminiszenzen zur Gründung des ersten Pflegestudiengangs an der KSH München

Peter Obermaier-van Deun
Wenn man als ehemaliger Verwaltungsleiter (von 1980 bis 2002) und Mitglied der Hochschulleitung über die Gründerjahre einer Akademisierung der Pflege nachsinnt, fallen einem ganz zwangsläufig Parallelen zur Jetztzeit ein. Seit damals sind allerdings fast 30 Jahre vergangen. Doch der Pflegenotstand hat sich in gewisser Weise tapfer gehalten, obwohl er schon Anfang der 90er-Jahre des vergangenen Jahrtausends einer der Beweggründe war, Pflegestudiengänge an Hochschulen einzurichten. Die Aussage des Bundesministers Norbert Blüm, jeder der flinke Hände und ein gutes Herz habe, könne pflegen, hat Pate dafür gestanden, Pflege zu akademisieren, war doch klar, dass derartige physische Stärken für Pflegetätigkeiten nicht ausreichen, sondern allenfalls Motivationsauslöser sein könnten, sich für die Pflege alter und kranker Menschen zu qualifizieren. Zudem war deutlich ersichtlich, dass andere Staaten und Bundesländer nicht grundlos ihre Pflegekräfte auf Hochschulebene die notwendigen Kompetenzen erwerben lassen. Und sicher haben auch Bestrebungen der EU, einheitliche Bildungsstandards anzupeilen, mit dazu beigetragen, an der KSH München einen Pflegestudiengang einrichten.
Die folgenden intensiven Austauschbemühungen mit Verbänden, Ausbildungsanbietern und Führungspersonal in der Pflege sowie politischen und exekutiven Instanzen pendelten freilich genau in diesem Spannungsfeld zwischen dem guten Herzen mit flinken Händen und den bereits bestehenden pflegewissenschaftlichen Ansätzen. Nicht selten wurde in diesen Auseinandersetzungen die provokative Frage gestellt, ob denn solche Akademiker/-innen die flinken Hände überhaupt noch bräuchten, wenn sie vor den Pflegebetten im Alltag fliehen könnten. Und nicht wenige Vertreter/-innen der Pflege hatten Bedenken oder gar Angst, es könnte vielleicht doch so sein, dass dann junge Diplomierte ihnen wissensmäßig den Rang ablaufen. Schließlich ging es auch um eine befürchtete Entwertung bestehender Ausbildungsstandards und -orte durch zu etablierende Studiengänge. So war an eine akademische Pflegefachkraft schon gar nicht zu denken, da offensichtlich immer die Fantasie im Wege stand, ein solcher Status habe zwangsläufig den Rückzug von Patient­(inn)­en zur Folge, ausgetauscht mit einem Bürostuhl, womöglich in Zukunft vor einem Bildschirm. Dass das empfundene Engagement für kranke oder alte Menschen ernst genommen werden könnte – was häufig in Gesprächen mit jungen Menschen zu vernehmen war –, aber eben nicht auf der Ebene flinker Hände das Ende seiner Bestimmung findet, sondern eine fundierte akademische Ausbildung eine erhöhte Wertschätzung der Pflegetätigkeit und damit auch eine hohe beruf‌liche Attraktivität beinhaltet, war bei...

Inhaltsverzeichnis

  1. Title Page
  2. Copyright
  3. Contents
  4. Teil 1 Die Anfänge der Pflege an der Katholischen Stiftungshochschule München und die Fakultät heute
  5. Teil 2 Politische und strategische Weichenstellungen – ein Einblick
  6. Teil 3 Akademisierung der Pflege aus berufspolitischer Sicht
  7. Teil 4 Karrierewege in der Pflege
  8. Teil 5 Innovationen in kleinen Schritten: Forschung und Entwicklung in der Pflege
  9. Teil 6 Quo vadis Pflege? Entwicklungen an der Fakultät