Edition Politik
eBook - ePub

Edition Politik

Subjektives Wohlbefinden als Leitmotiv für nachhaltige Entwicklung

  1. German
  2. ePUB (handyfreundlich)
  3. Über iOS und Android verfügbar
eBook - ePub

Edition Politik

Subjektives Wohlbefinden als Leitmotiv für nachhaltige Entwicklung

Angaben zum Buch
Buchvorschau
Inhaltsverzeichnis
Quellenangaben

Über dieses Buch

Wie lassen sich Glück und Nachhaltigkeit verbinden? Um die gegenwärtige ressourcenintensive Lebensweise zu überwinden, braucht es neue Leitbilder von subjektivem Wohlbefinden, die das gute Leben jenseits von Produktion und Konsum verorten. Die bisherige Debatte um Suffizienz und Postwachstum ist dabei vor allem von asketischen Idealen geprägt, welche für die Mehrzahl der Menschen nicht attraktiv erscheinen. Als eine vielversprechende Variante entwickelt Jochen Dallmer das Modell eines aufgeklärten Hedonismus, welcher das Streben nach subjektivem Wohlbefinden zu einem Beitrag für Nachhaltigkeit werden lässt.

Häufig gestellte Fragen

Gehe einfach zum Kontobereich in den Einstellungen und klicke auf „Abo kündigen“ – ganz einfach. Nachdem du gekündigt hast, bleibt deine Mitgliedschaft für den verbleibenden Abozeitraum, den du bereits bezahlt hast, aktiv. Mehr Informationen hier.
Derzeit stehen all unsere auf Mobilgeräte reagierenden ePub-Bücher zum Download über die App zur Verfügung. Die meisten unserer PDFs stehen ebenfalls zum Download bereit; wir arbeiten daran, auch die übrigen PDFs zum Download anzubieten, bei denen dies aktuell noch nicht möglich ist. Weitere Informationen hier.
Mit beiden Aboplänen erhältst du vollen Zugang zur Bibliothek und allen Funktionen von Perlego. Die einzigen Unterschiede bestehen im Preis und dem Abozeitraum: Mit dem Jahresabo sparst du auf 12 Monate gerechnet im Vergleich zum Monatsabo rund 30 %.
Wir sind ein Online-Abodienst für Lehrbücher, bei dem du für weniger als den Preis eines einzelnen Buches pro Monat Zugang zu einer ganzen Online-Bibliothek erhältst. Mit über 1 Million Büchern zu über 1.000 verschiedenen Themen haben wir bestimmt alles, was du brauchst! Weitere Informationen hier.
Achte auf das Symbol zum Vorlesen in deinem nächsten Buch, um zu sehen, ob du es dir auch anhören kannst. Bei diesem Tool wird dir Text laut vorgelesen, wobei der Text beim Vorlesen auch grafisch hervorgehoben wird. Du kannst das Vorlesen jederzeit anhalten, beschleunigen und verlangsamen. Weitere Informationen hier.
Ja, du hast Zugang zu Edition Politik von Jochen Dallmer im PDF- und/oder ePub-Format sowie zu anderen beliebten Büchern aus Politics & International Relations & Environment & Energy Policy. Aus unserem Katalog stehen dir über 1 Million Bücher zur Verfügung.

1.Einleitung



1.1Idee, Fragestellung und Hypothesen der Arbeit

Die vorliegende Arbeit widmet sich der Frage, wie sich das Ziel der nachhaltigen Entwicklung zu Konzeptionen eines guten Lebens verhält: stehen Glück und Nachhaltigkeit im Widerspruch oder bieten sich Konvergenzen an?1
Die Notwendigkeit einer nachhaltigen Entwicklung ist heutzutage gesellschaftlicher und politischer Konsens. Eine besondere Rolle spielt dabei die Berücksichtigung der planetaren Grenzen, welche der ökonomischen Entwicklung quantitative Grenzen des Wachstums aufzeigen. Allen Absichtserklärungen zum Trotz zeigt sich bislang jedoch keine maßgebliche Veränderung der Art und Weise, den Planeten zu bewirtschaften, so dass derzeitigen Prognosen zufolge signifikante Umweltveränderungen zu erwarten sind, die sich auch negativ auf die Lebensqualität der Menschen in weiten Teilen der Erde auswirken werden.
Bisherige Bestrebungen, die ökonomische Entwicklung nachhaltig zu gestalten, bleiben hinter den anvisierten Nachhaltigkeitszielen zurück. Der Fokus auf Innovationen und die Förderung von Effizienz und Konsistenz wird durch das fortwährend hohe ökonomische Wachstum insgesamt mehr als ausgeglichen. Im Zuge dessen vergrößert sich das Bewusstsein dafür, dass Alternativen zum Wachstumsmodell notwendig sind. Eine Zuwendung zum Ansatz der Suffizienz als eine strategische Säule für nachhaltige Entwicklung stellt damit die Ausgangsbasis für die Überlegungen zu Glück und Nachhaltigkeit dar.
Die vorliegende Arbeit erforscht, auf welcher Grundlage sich Glück und nachhaltige Entwicklung verbinden lassen und welche Entwicklungen in Richtung einer suffizienten Lebensweise sich daraus ableiten lassen können. Der verbreiteten Annahme, dass Verzicht auf materiellen Wohlstand notwendigerweise eine Einschränkung der Lebensqualität bedeutet (Deprivation), stehen somit Ansätze gegenüber, in denen subjektives Wohlbefinden gerade durch die Abkehr von einer stark ökonomisch geprägten Lebensweise gesteigert wird. Statt Modelle der Suffizienz als Einschränkung zu verstehen, wäre ein positives Verständnis von Entwicklung möglich, das sich vor allem den immateriellen Interessen und Bedürfnissen annimmt. Denkbar wäre hier etwa ein postmaterieller Hedonismus: Mehr Zeit mit Freunden und Familie verbringen zu können, Freiheit und Freizeit zu genießen, Hobbys und Interessen nachgehen zu können, sich zu engagieren, Muße zu zelebrieren.
Folgende Thesen bilden die theoretische Grundlage der Fragestellung:
1. Subjektives Wohlbefinden steht nicht im Widerspruch zu den Zielen nachhaltiger Entwicklung. Die Erkenntnisse der Glücksforschung suggerieren, dass steigendes Wohlbefinden nur bedingt an steigenden Ressourcenverbrauch gekoppelt ist. Eine Abkehr vom Modell des unbegrenzten Wachstums ist damit nicht notwendigerweise mit einem Verzicht auf Wohlbefinden gleichzusetzen. Im Gegenteil könnte ein Glücksfokus, der sich auf die Grundlagen des subjektiven Wohlbefindens richtet sogar zu einer Reduzierung des Ressourcenverbrauchs führen.
2. Das Thema nachhaltige Entwicklung kann über das Thema Glück anvisiert und damit indirekt gefördert werden. Die Auseinandersetzung mit dem Thema Glück bietet für die Menschen einen direkten, individuellen Ansatz, der sowohl praktikabel als auch alltagsrelevant ist. Das Thema ist ist zudem naturgemäß grundlegend positiv besetzt und bietet daher eine positive Perspektive. Die Thematisierung von Glück zielt auf die intrinsische Motivation, etwas erreichen zu wollen, statt auf den moralischen Anspruch, etwas vermeiden zu sollen. Somit wäre die bislang vor allem negativ konnotierte Wahrnehmung von Suffizienz als Verzicht beziehungsweise die Gleichsetzung einer nachhaltigen Lebensweise mit Askese, Maßhalten und Selbstbegrenzung hinfällig. Dies kann zu einem positiven Zugang zum Thema Suffizienz beitragen und die Verbreitung einer nachhaltigen Lebensweise erleichtern.
3. Subjektives Wohlbefinden individuell anstreben zu können, bedingt gewisse Voraussetzungen und Rahmenbedingungen. Zum einen bedarf die Entfaltung subjektiven Wohlbefindens entsprechender Kenntnisse und Kompetenzen des Individuums, um eigene Bedürfnisse erkennen, reflektieren und verfolgen zu können. Zum anderen bedarf die Entfaltung der Persönlichkeit und sukzessive des subjektiven Wohlbefindens struktureller Grundlagen, die politisch und ökonomisch geschaffen werden müssen. Dies gilt etwa für den Umgang mit Zeit und die gesellschaftlichen Leitmotive2 eines guten Lebens. Entsprechend sind individuelle und gesellschaftlich-kulturell-politische Aspekte miteinander verbunden. Hierbei sind Ansatzpunkte zu identifizieren, bei denen das Thema Glück zu einem entsprechenden Wandel im Sinne einer ökologischen Transformation beitragen kann.
Die Fragestellung lässt sich zusammenfassend in der Hypothese formulieren, dass subjektives Wohlbefinden (Glück) und nachhaltige Lebensstile (Suffizienz): (a) zusammengeführt werden können und (b) diese Zusammenführung dem Erreichen des Ziels der nachhaltigen Entwicklung förderlich ist. Mit der Untersuchung der genannten Thesen will die Arbeit dazu beitragen, eine bestehende Forschungslücke zu schließen. Die in den letzten Jahren stark gewachsene Forschung zum Thema Glück bezieht sich bislang nur marginal auf das Thema der nachhaltigen Entwicklung beziehungsweise die Themen Umwelt und Ökologie.3 Auf Seiten der Nachhaltigkeitsforschung haben in den letzten Jahren einige Schriften, etwa die Sachbücher mit den Titeln Glücksökologie und Glücksökonomie, erste Bezüge auf die aktuelle Glücksforschung genommen.4 Die bisherigen Beiträge sind jedoch eher fragmentarisch. Die vorliegende Arbeit setzt an dieser Vakanz an und möchte einen Entwurf für eine Theorie von Glück und Nachhaltigkeit entwickeln. Angesichts der enormen Bandbreite des Themenfeldes ist dies ein ambitioniertes Unterfangen. Als Entwurf soll es jedoch möglich sein aufzuzeigen, wie das Thema strukturiert werden kann, welche (ersten) Einblicke und Erkenntnisse sich bieten und wo vielversprechende Möglichkeiten für die weitere Forschung bestehen. Die Arbeit hat somit insgesamt einen explorativen Charakter und bewegt sich im Bereich der Theoriebildung.

1.2Vorgehen, Methodik und Aufbau der Arbeit

In mehreren Arbeitsschritten, die jeweils ihre eigene methodische Ausrichtung haben, soll die oben benannte Hypothese geprüft werden.
Die Arbeit besteht aus 11 Kapiteln, die sich in drei Teile gliedern lassen.
Teil 1 stellt die Ausgangslage und die Grundbetrachtungen der Arbeit dar und umfasst Kapitel zwei bis vier.
Kapitel 2 beschreibt die Ausgangslage: die bestehende Herausforderung der nachhaltigen Entwicklung angesichts der planetaren Grenzen. Es wird aufgezeigt, warum neben den bisher zentral verfolgten Ansätzen von Effizienz und Konsistenz in Zukunft Suffizienz eine wichtige Rolle spielen wird. Dies spiegelt sich in der Debatte um Postwachstum wieder, in welche kurz eingeführt wird. Die Frage des Wie viel ist genug? wird dort zunehmend behandelt und bildet die Basis für die Forschungen der vorliegenden Arbeit zu den Konzepten über das gute Leben, für welches das Genug zu ermitteln ist.
Kapitel 3 gibt einen Überblick der sogenannten Glücksforschung. Begriffs-definitionen werden vorgestellt, sowie ein kritischer Überblick über Methoden und Ergebnisse der empirischen Glücksforschung gegeben. Das Kapitel umfasst zudem die relevanten Ergebnisse der empirischen Glücksforschung in Hinblick auf die Fragestellung nach ihrem Beitrag zu einer suffizienten Lebensweise zusammen.
Kapitel 4 widmet sich der Philosophie und den zentralen Konzepten von Glück in Form von Eudaimonia, Hedonismus und Lebenskunst. In Bezug auf Suffizienz wird besonders betrachtet, welche Rolle materielle Aspekte in den Ideenlehren für ein gutes Leben spielen. Im Kapitel wird zudem die Frage geprüft, ob das Streben nach Glück ethischen Ansprüchen an die Maßgabe der Definition nachhaltiger Entwicklung genügt, so dass die Bedürfnisse aller erfüllt werden und sozusagen das Glück der anderen ausreichend Berücksichtigung findet.
Teil 2 widmet sich der Analyse der gegenwärtig vorherrschenden materiellen Lebensweise, ihrer Elemente von Glück und Wohlbefinden, sowie der möglichen und bestehenden Alternativen hinsichtlich einer suffizienten Lebensweise des subjektiven Wohlbefindens. Dieser Teil umfasst die Kapitel fünf bis sieben.
Kapitel 5 untersucht die in der derzeitig dominierende ressourcenintensive Lebensweise zugrunde liegenden Glücksannahmen unter Bezugnahme auf die in Kapitel drei und vier vorgestellten Konzeptionen. Hierbei wird besonders auf die bestehenden immanenten Widersprüche zwischen dem Glücksversprechen und dem realen Wohlbefinden der Menschen in der Arbeits- und Konsumgesellschaft eingegangen.
Kapitel 6 entwickelt aus den gegebenen Erkenntnissen einen Entwurf des guten Lebens jenseits der ressourcenintensiven Lebensweise und benennt dafür vier zentrale Elemente.
Kapitel 7 stellt eine Auswahl an derzeit bestehenden Ansätzen für ein suffizientes Leben vor und analysiert das ihnen jeweils zugrunde liegende Modell eines guten Lebens. Durch den Vergleich mit den Ergebnissen aus Kapitel 3 und 4, sowie in Bezug auf Kapitel 6 wird untersucht wie plausibel die Modelle sind und ob sie aus der Perspektive des Strebens nach Glück auch präferabel erscheinen.
Teil 3 der Arbeit widmet sich der Untersuchung des Konzeptes des aufgeklärten Hedonismus und seines Potentials als Leitmotiv für nachhaltige Entwicklung. Der Teil umfasst die Kapitel 8 bis 11.
Kapitel 8 und 9 entwickeln das Modell eines aufgeklärten Hedonismus als potentielles Leitmotiv für ein Streben nach subjektivem Wohlbefinden, welches einen Beitrag zu einer suffizienten Lebensweise leisten kann. Dies wird durch eine philosophische Anbindung an die Aspekte von Lebenskunst, Subjektivität und Phänomenologie entwickelt und anschließend in praktische Implikationen überführt. Beispielhaft wird prognostiziert welche Effekte für den Ressourcenverbrauch sich daraus ergeben könnten.
Kapitel 10 bettet die Ergebnisse der Arbeit ein ins Feld der Politikwissenschaft. Es werden die Bezüge zur politischen Theorie aufgezeigt, sowie die konkreten Ansatzpunkte und Barrieren ermittelt, die sich für eine Politik zugunsten des subjektiven Wohlbefindens ergeben.
Kapitel 11 fasst als Schlusskapitel die zentralen Ergebnisse und Erkenntnisse der Arbeit nochmals zusammen. Zudem werden in einem Ausblick nächste wünschenswerte Forschungsschritte aufgezählt, welche dem hier unternommenen Entwurf einer Theorie von Glück und Nachhaltigkeit folgen sollten.

1.3Eingrenzungen

Die Arbeit muss sich aufgrund des ambitionierten Bezugsrahmens notwendigerweise mehrere Selbstbegrenzungen stellen, von denen zwei explizit zu erwähnen sind.
Die erste Eingrenzung bezieht sich auf den Bereich der Untersuchung hinsichtlich gesellschaftlicher, politischer und kultureller Aspekte. Die Untersuchung befasst sich mit der Situation der Bundesrepublik Deutschland, welche jedoch stellvertretend für die westlichen/mitteleuropäischen Industrieländer angesehen werden kann. Bezüglich der Glückskonzeptionen bedeutet dies eine Fokussierung auf die abendländischen Konzepte, die spezifische Merkmale der historischen Prägung von der griechischen Antike ausgehend über die christliche Religion bis zur...

Inhaltsverzeichnis

  1. Cover
  2. Titelseite
  3. Impressum
  4. Inhalt
  5. Dank
  6. 1. Einleitung
  7. 2. Ausgangslage und Problemstellung
  8. 3. Erkenntnisse der Glücksforschung
  9. 4. Philosophische Ideenlehren des guten Lebens
  10. 5. Wohlbefinden und Materialistische Lebensweise
  11. 6. Elemente einer postmaterialistischen Lebensweise des subjektiven Wohlbefindens
  12. 7. Leitmotive von Glück und Nachhaltigkeit
  13. 8. Aufgeklärter Hedonismus als Leitmotiv nachhaltiger Entwicklung
  14. 9. Selbstverhältnisse, Subjektivität, Suffizienz
  15. 10. Politik und subjektives Wohlbefinden: Perspektiven und Handlungsansätze
  16. 11. Schluss
  17. 12. Literaturverzeichnis