Die Reise in die Rocky Mountains
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Die Reise in die Rocky Mountains

nach Oregon und Nordkalifornien. 1842 - 1844

  1. 224 Seiten
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Die Reise in die Rocky Mountains

nach Oregon und Nordkalifornien. 1842 - 1844

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Über dieses Buch

Die bedeutendste amerikanische Landreise seit der Lewis-und-Clark-Expedition!In staatlichem Auftrag begibt sich John Charles Frémont 1842 auf Expedition nach Oregon, Nord-Kalifornien und in die unwirtlichen Rocky Mountains, um den noch wenig erschlossenen Westen der USA zu kartographieren. Innerhalb von zwei Jahren gelingt es ihm, viele weiße Flecken auf der Landkarte mit Farbe und Form zu versehen. Darüber hinaus kann Frémont, der mit seiner Forschungsgruppe bis in die nördlichen Ausläufer der Rocky Mountains gelangt, bisherige kartographische Annahmen über die Beschaffenheit der von ihm durchreisten Gegenden korrigieren. Mit seinen sorgsam vorbereiteten Reisen und akribisch verfassten Expeditionsberichten hat John Charles Frémont die Grundlage für die weitere Erschließung der westlichen USA gelegt.

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FÜNFTES KAPITEL

Von den Wasserfällen Oregons bis Vancouver

Mit dem 19. September änderte sich das Wetter plötzlich und wurde kalt und unangenehm. Es schneite den ganzen Tag, und die folgenden Tage fiel meist ein kalter Regen. Unsere Pferde zitterten vor Frost und scharrten, in dem nahen Gehölz Schutz suchend, das wenige Gras unter dem Schnee hervor. Ich ritt hinauf zum Fort und kaufte von Herrn Grant, dem Befehlshaber desselben, einige sehr mittelmäßige Pferde und fünf gut genährte Ochsen. Einer derselben wurde abends geschlachtet, und der alte Frohsinn kehrte wieder in unserem Lager ein. – Das zeitige Herannahen des Winters und die Schwierigkeit, für den Unterhalt einer so zahlreichen Mannschaft zu sorgen, bestimmte mich, einen Teil derselben nach Hause zu schicken. Ich rief sie zusammen und setzte sie von meiner Absicht in Kenntnis, während des kommenden Winters unsere Reise fortzusetzen, ihnen die Beschwerden darstellend, denen sie im Lauf derselben ausgesetzt sein würden. Dies veranlasste elf von ihnen, selbst um ihren Abschied zu bitten. Unter ihnen war zu meinem Bedauern auch der wackere Basil Lajeunesse, den häusliche Pflichten in die Heimat zurückriefen. Fort Hall ist in seiner Bauart, ausgenommen, dass man sich dabei mehr des Holzes bedient hat, den früher beschriebenen Handelsposten sehr ähnlich und würde einen zweiten trefflichen Haltepunkt für die Flusswanderung bilden. Es liegt in dem niedrigen, reichen Talgrund, der durch den Zusammenfluss des Portneuf mit dem Lewis River, in welchen jener 9 Meilen unterhalb des Forts sich ergießt, gebildet wird und der, allmählich sich verengend, sich zu der Mündung des Pannack-Flusses hinabzieht. Das Fort ist von der Stadt Westport an der Grenze von Missouri auf dem Weg über Fort Laramie und dem Südpass 1323 Meilen (288 deutsche) entfernt. Jenseits dieses Platzes auf dem Weg längs dem unfruchtbaren Tal des oberen Columbia trifft man auf einer Strecke von fast 300 Meilen keine fruchtbare Stelle, die groß genug wäre, den Auswanderern die nötige Menge Getreide oder hinreichende Weide für einen zeitweiligen Aufenthalt darzubieten. Jetzt können sie von Fort Hall nur ungenügende Unterstützung erhalten, und zwar nur für sehr hohe Preise, da dieses seine eigenen Bedürfnisse erst von Fort Vancouver auf einem schwierigen Wasserweg von 250 Meilen den Columbia herauf und von da durch Packpferde auf einem Landweg von 600 Meilen bezieht. Ein hinreichend starker amerikanischer Militärposten würde der Straße eine vollkommene Sicherheit gegen die Indianerstämme verleihen, die ebenso leicht ihre Gesinnung wie ihre Wohnplätze ändern. Auch vermöchte er die Auswanderer mit Vorräten an selbst angebautem Getreide zu unterstützen. Solch ein Posten würde den natürlichen Kern für eine Niederlassung bilden, bei welcher die Auswanderer und die Handelskarawanen in Zukunft eine längere Rast halten und sich für den übrigen Teil der Reise versorgen könnten. Das Fort liegt 4500 Fuß über dem Meer und in 94° 48' westlicher Länge und 43° 1' nördlicher Breite.
Wir nahmen am 22. September Abschied von unseren heimkehrenden Gefährten und setzten unsere Reise talabwärts fort. Das Wetter war sehr kalt, und bei Sturm und Regen, die den ganzen Tag anhielten, setzten wir über den Portneuf und lagerten abends an dem Pannack-Fluss, der so wie der Erstere ungefähr 120 Ellen breit ist. Der beständige, mit Schnee abwechselnde Regen nötigte uns zu einem Rasttag. Als wir den Fluss am 24. überschritten hatten, zogen wir längs den schlüpfrigen, ganz mit Wermut bedeckten Ufern des Lewis River hin und hielten mittags an dem oberen Ende einer Inselgruppe ¼ Meile oberhalb der sogenannten Amerikanischen Fälle. An dieser Stelle nämlich tritt der bisher in flachen Ufern sich bewegende Fluss zwischen aufrecht stehende Basaltsäulen und stürzt sich schäumend in sein neues, beengtes Bett. Diese allmählich höher aufsteigenden Uferbänke von verschlacktem, vulkanischem Gestein erstrecken sich in eigentümlicher Weise bis zu den sogenannten Dalles (Rinnen) am unteren Columbia. Es ist, als wäre durch das ganze Land ein tiefer Riss gemacht worden, um dem Fluss sein Bett zu geben. Das ihn unmittelbar umgebende Tal ist eine weite Hochebene, die mit schwarzen Felsstücken und Wermut bedeckt ist. Nach Süden wird sie durch eine Bergreihe begrenzt, die zwar nicht sehr hoch, aber zerklüftet und mit Schnee bedeckt ist. Gegen Norden erblickt man in weiter Entfernung die schneeige Linie des Lachsflussgebirges, vor welchem die drei einzeln stehenden Bergkuppen, Three Buttes, sich aus der Ebene erheben. Der Fluss hat, ehe er in sein Felsenufer tritt, eine Breite von 870 Fuß.
Am folgenden Tag kamen wir an vielen Stromschnellen und kleinen Fällen vorüber. Mehrere Meilen lang schlossen die Basaltsäulen wie Palisaden den Strom ein. – Am 26. erreichten wir einen durch zahlreiche Fälle sehr malerischen Bach, den wir daher auch den Fallbach nannten. An ihm trafen wir auf eine Schar Auswanderer, mit denen wir schon an der Grenze von Missouri gemeinschaftlich gelagert hatten. Sie wollten sich im Sacramento-Tal in Oberkalifornien niederlassen. Mehrere Umstände hatten sie bestimmt, den weiten Umweg über den Südpass und Fort Hall zu machen. Dazwischen lag noch das große Kalifornische Gebirge oder die Sierra Nevada. Unter der Führung eines Herrn J. Walker hofften sie, in 60 Tagen dasselbe mit ihren Wagen zu erreichen und über einen nur diesem bekannten Pass an ihren Bestimmungsort zu gelangen. Ihr Weg führte durch ein von wilden und feindselig gesinnten Indianerstämmen bewohntes Land, in dem es kein Wildbret gibt. Dazu befanden sich unter den kühnen Reisenden auch Frauen und Kinder. Doch ihr Führer verstand sich durch längeren Umgang sehr wohl auf die Indianer und war ein Mann von seltener Festigkeit und Willenskraft. Eine andere Abteilung war den Columbia hinabgereist und wollte mit neuen Vorräten und Vieh sie an dem Eingang des Passes erwarten. Wir werden später wieder von ihnen hören.
Wir konnten jetzt nicht mehr in regelmäßigen Tagereisen vorschreiten und uns nach Belieben zu Mittag und am Abend lagern, sondern mussten uns nach der Beschaffenheit des Landes richten, das uns nur hier und da Wasser und dabei ein Fleckchen spärliches Gras bot. Der Weg war häufig sehr schlecht, die vielen kurzen, steilen Anhöhen erschöpften unsere ohnedies abgetriebenen Tiere, und meine Leute mussten an solchen Stellen die 14 Karren alle einzeln mit hinaufschieben helfen. Natürlich kamen wir daher nur sehr langsam vorwärts. Ich übergab daher Fitzpatrick die Aufsicht über die schwer beladenen Wagen und eilte ihnen mit einem Teil meiner Mannschaft voraus.
Das Land hatte fortwährend ein unfruchtbares Aussehen; Sand bedeckte den Boden von den Uferbänken bis zum Fuß der fernen. Gebirge, und so weit das Auge reichte, war die Ebene mit Wermut bekleidet, dessen einförmiges, dunkles Grau der Landschaft ein trübes, düsteres Aussehen gab. Streckenweise bewegte sich der Fluss ruhiger, von sanft abfallenden, sandigen Hügeln eingeschlossen, dann schäumte er wieder ungestüm zwischen hohen schwarzen Basaltmauern hindurch, deren dunkle Linien noch in weiter Ferne seinen Lauf bezeichneten.
Am 30. setzten wir über ein tiefes Flüsschen, Rock Creek, Felsenbach, genannt, das von Wänden aus säulenförmigem Basalt eingeschlossen war. Abends stiegen wir durch eine Schlucht zum Strom hinab, längs dem sich ein Streifen Gras für unsere Tiere hinzog. Gerade gegenüber stürzte ein unterirdischer Fluss aus den jäh aufsteigenden Felsen hervor und ergoss sich in weißem Schaum hinab in den Strom, den mauerartige Abgründe auf beiden Seiten einschlossen. Fremd und trübsinnig schaute dies Land uns an – ein Bild wilder Zerrissenheit und der zerstörenden Gewalt des Feuers. – Wir schlachteten einen großen Ochsen, der zu unserer Freude weit fetter war, als wir geglaubt hatten. In einem Land, wo unsere Leute nur wenig Veranlassung zur Heiterkeit hatten, wurde dies zu einem frohen Fest. – Am anderen Morgen setzten wir auf unserem Boot über den hier 1786 Fuß breiten Fluss, um am anderen Ufer den Wasserfall zu besuchen. Er hatte unten ein klares Wasserbecken gebildet, um welches die Felsen von einem Salzüberzug weiß gefärbt waren. Nur mit Mühe konnten wir zwischen dem dichten Gesträuch und Rohr aufsteigen, unter dem sich Felsenschlünde verbargen, in deren Tiefe das Wasser rauschte. Doch gelangten wir glücklich zu der dicht mit Rohr und Nesseln verwachsenen und von Gebüsch überschatteten Höhle von Trappgestein, aus der sich der 22 Fuß breite Fluss in zwei Hauptarmen schäumend in das weite Becken hinabstürzte, dessen klares Wasser einen angenehmen Gegensatz zu den trüben Wellen des Stroms bildete. Die Höhe des Falls betrug 45 Fuß und die der Felswand 200 Fuß. – Abends machten wir etwa eine Meile unterhalb der Fischerfälle, Fishing Falls, halt. Sie führen diesen Namen, weil sie für die den Fluss hinaufziehenden Lachse ein unübersteigliches Hindernis bilden und hier die großen Fischereien, durch die sich die Bewohner dieses unwirtlichen Landes fast ausschließlich ernähren, beginnen. Diese Wilden erschienen mir ungewöhnlich heiter, und ihr Frohsinn äußerte sich in lautem Gelächter. Ihre Verschiedenheit hierin von den Indianern, mit denen wir bisher verkehrt hatten, war sehr auffällig. Von einigen, die uns am Abend besuchten, tauschten wir getrocknete Lachse ein. Die Indianer gaben uns durch Zeichen zu verstehen, dass die Lachse im Frühjahr in so großer Menge den Fluss heraufkämen, dass sie ihre Spieße nur auf gut Glück in das Wasser zu stoßen brauchten, um jedes Mal einen Fisch herauszuziehen. Diese armen Leute sind nur notdürftig mit Winterkleidung versehen, denn es gibt nur wenig Wild und von den kleinen Tieren brauchen sie 20 Felle, um sich eine Decke für die Knie zu machen. Aber sie sind doch ein fröhliches, geschwätziges Völkchen, das bei seinem Lachsfang dick wird und arm bleibt, da diese Fische, frisch oder getrocknet, ihnen nie mangeln. Die aus dem Wasser aufspringenden Lachse und die Indianer, die in ihren aus Schilfrohr gefertigten Booten geschäftig umherruderten oder lachend um die Feuer saßen, gewährten uns von unserem Lager aus ein unterhaltendes Schauspiel.
Am folgenden Tag bildete zu der einförmigen Einöde der an schönen und erhabenen Ansichten reiche Fluss einen anziehenden Gegensatz. Er war hier freier, und ein Fall und eine Stromschnelle folgten der anderen. Über den Rand der schwarzen Klippen oder aus deren Wänden stürzten unzählige Flüsse und Quellen hinab, und die ganze Flusslinie war durch fallende Gewässer bewegt. Nach 7 Meilen erreichten wir den schönsten und malerischsten Fall. Durch mehrere Inseln geteilt, stürzte sich schäumend und brausend der Strom in die Tiefe. Es war einer von den Punkten, nach denen der Reisende immer wieder zurückblickt, um das Bild in der Erinnerung um so fester zu halten. In dem Fluss waren häufig Dämme gebaut, welche die Wilden für den Fischfang angelegt hatten. Gegen Norden zeigten sich in einer Entfernung von etwa 50 Meilen die schneeigen Spitzen des Lachsflussgebirges (Salmon River Mountains), dessen fernster Gipfel wohl 100 Meilen von uns lag. Bei jeder kleinen Stromschnelle erblickten wir fischende Indianer, und der Ruf: »Hägkäh, Hägkäh!« (Fisch) wurde fortwährend gehört, wenn wir an ihren Hütten vorüberkamen oder ihnen auf dem Weg begegneten. Nicht wenige von ihnen waren teilweise und seltsam mit Überröcken, Hemden, Westen, Beinkleidern oder, was sonst an Kleidungsstücken sie von den Auswanderern hatten eintauschen können, bekleidet. Wir hatten jetzt völlig das Land verlassen, wo Schellen, Perlen, Scharlachfarbe etc. die laufende Münze ausmachen, und fanden, dass hier allein nach nützlichen Gegenständen, besonders nach Kleidungsstücken, große Nachfrage war. Für wenige, geringfügige Gegenstände dieser Art kann der Reisende hinreichenden Mundvorrat erhalten, um damit bis zum Columbia zu gelangen.
Am 3. Oktober kamen wir nachmittags zu der Furt, von welcher die Straße auf dem rechten Ufer des Schlangenflusses weiterführt. Wir nahmen einen Indianer in Dienst, uns hinüberzugeleiten. Der Strom bildet hier eine kleine Bucht, in welcher zwei Inseln liegen, über die der Weg führt. Die Auswanderer hatten bei dem Durchgang zwei ihrer schweren Wagen nebeneinandergestellt, um der andringenden Wassermasse einen Damm entgegenzusetzen. Einer dieser Leute war von der Strömung fortgerissen worden und ertrunken. Das Wasser war seitdem noch beträchtlich gestiegen, doch kam uns unser Boot sehr zustatten, auf dem die Karren, die Haubitze und das Gepäck hinübergefahren wurden, während die Tiere hinüberschwammen. Nach einigen Stunden war der schwierige Übergang glücklich bewerkstelligt, und wir lagerten uns zwischen Indianerhütten, die von Weiden verfertigt und mit Stroh gedeckt, halbrund und nach der Sonnenseite offen waren. Oberhalb der Inseln betrug die Breite des Flusses 1049 Fuß und seine Tiefe meist 6 bis 8 Fuß. Wir hatten nun seit Fort Hall 208 Meilen (45 deutsche) zurückgelegt, und befanden uns in 42° 55' nördlicher Breite und 97° 19' westlicher Länge. – Wir entfernten uns am 4., dem felsigen Bett eines Baches aufwärts folgend, beträchtlich von dem Fluss und gelangten zu einer 600 Fuß über ihm gelegenen Ebene, an der sich rechts eine 2000 bis 3000 Fuß hohe Bergreihe hinzog. Noch bedeckt der Wermut die öden Flächen, daneben tritt aber auch ein der Familie der Rosazeen angehöriger Strauch (Purschia tridentata) auf, der hier einen ganz baumartigen Wuchs hat. Am anderen Tag brachte uns ein beschwerlicher, steiniger Weg zu einer Anzahl heißer, dampfender Quellen, deren Wasser auf der Zunge dieselbe unangenehme Empfindung hervorbrachte wie das bei den Bierquellen. Das Gestein umher war mit einem weißen und roten Überzug bedeckt. Wir näherten uns den Bergen immer mehr, die ein Ausläufer der Lachflusskette zu sein und aus rotbraunem Trapp zu bestehen schienen. Die Nacht brachten wir in dem mit Weiden und einigen Kanadischen Pappeln bewachsenen Tal eines kleinen Flüsschens zu. Längs der Ufer wuchsen Rosenbüsche und Klematis und weiter hinauf Purschia tridentata und Wermut. Die grüne, bewaldete Talschlucht bildete einen höchst wohltuenden Gegensatz zu der düsteren Einöde, durch welche sie sich windet.
Als wir am 6. in die Berge traten, verschwand plötzlich das vulkanische Gestein, und Granit trat an dessen Stelle. Auch die so ermüdenden und beschwerlichen Wermutbüsche hörten auf, und ein frisches kurzes Gras bedeckte die Abhänge. Es war der zweite Wuchs, dessen helles Grün überall sichtbar ist, wo die Indianer das verdorrte des ersten verbrannt haben. Doch schon am folgenden Tag herrschte das vulkanische Gestein wieder vor und wir kamen durch ein Becken, das, kreisförmig von Hügeln umringt, das Aussehen eines alten Kraters hatte. Nachmittags erblickten wir die breite, grüne Tallinie der Rivière Boissée, des bewaldeten Flusses. Er heißt auch Reid’s River, zum Gedächtnis an einen gewissen Reid, der zur Zeit der ersten Besitzergreifung dieses Landes hier in einem kleinen Fort mit seiner Mannschaft von den Indianern überfallen und niedergemetzelt wurde. Zwischen hohen, schwarzen Basaltwänden tritt er aus den Bergen in die Ebene. Es ist ein schöner, reißender Strom mit klarem Gebirgswasser und, wie schon der Name sagt, mit schön bewaldeten Ufern. Mit Vergnügen schlugen wir hier wieder einmal unter alten Bäumen unser Lager auf. Indianer kamen aus der Nähe mit getrockneten und frischen Fischen, um mit uns zu handeln.
Dem Lauf des Flusses folgend langten wir am 3. Tag, dem 10. Oktober, zeitig in Fort Boissée an. Es ist ein einfaches Wohnhaus auf dem rechten Ufer des Schlangenflusses, etwa 1 Meile unterhalb der Mündung der Rivière Boissée, und gehört der Hudson’s Bay Company. Wir wurden gastfreundlich von Herrn Payette, der mit einem einzigen Kanadier sich hier aufhielt, empfangen. – Der Weg führt hier wiederum durch den Fluss, der breit und tief ist. Doch mithilfe unseres guten Bootes und zweier Kanus, die wir hier fanden, hatten wir sämtlich bald das linke Ufer erreicht. Hier sahen wir uns wieder von Wermut und anderen auf salzigem Boden heimischen Pflanzen umgeben. Letzterer zeigte überall einen leichten Salzüberzug. Wir wurden sehr gastfreundlich bewirtet, und besonders bereiteten uns Milch und etwas frische Butter einen seltenen Genuss. Elende, halbnackte Indianer hatten sich in beträchtlicher Anzahl aus den benachbarten Gebirgen bei dem Fort eingefunden. Unser Wirt deutete auf eine Gruppe derselben, die eben von den südlichen Gebirgen angekommen waren und mit einer kindlichen Neugier uns beschauten, und erzählte uns, wie er ohne Erfolg seit Jahren versucht habe, diesen Leuten beizubringen, sich einen Vorrat an Lachsen für den Winter aufzubewahren. Während des Sommers leben sie zufrieden und glücklich, längs der verschiedenen fischreichen Flüsse zerstreut. Sobald aber der Winterschnee zu fallen beginnt, sieht man kleine Rauchwolken aus dem Gebirge aufsteigen, wo sie, halbverhungert, in kläglichen Gruppen zusammensitzen und wo, wie sogar behauptet wird, der Stärkere den Schwächeren aus bitterer Not umbringt, um sich an seinem Fleisch zu sättigen. Gewiss ist wenigstens, dass sie zum Äußersten schreiten, um den nagenden Hunger zu stillen, und jedes Insekt oder kriechende Tier essen, wie ekelhaft und widerlich es auch sein mag. Schnecken, Eidechsen, Ameisen, alles wird mit rein tierischer Hast und Fressgier verschlungen. Sie reden wie alle Indianer westlich von dem Felsengebirge, mit denen wir bis jetzt in Berührung gekommen waren, die Shoshoni- oder Schlangensprache, die in einem sehr ausgedehnten Landstrich die herrschende ist. Noch nach Mitternacht hörten wir von unserem Feuer aus den eintönigen Gesang der Indianer, mit dem sie ein gewisses bei ihnen sehr beliebtes Spiel begleiteten. Die Worte konnten wir nicht verstehen, der Gesang selbst aber war erbärmlich. – Die Höhe des Forts über dem Meer beträgt 2100 Fuß, die Länge 99° 6', die Breite 43° 49'.
Am 11. setzten wir gegen Mittag unsere Reise fort. Wir verließen den Fluss, überschritten die große Wermutebene und verschiedene Hügelreihen und kamen gegen Sonnenuntergang zu der Rivière aux Malheurs, dem Unglücksfluss, der etwa 50 Fuß breit und zurzeit nur 18 Zoll tief war. Der Talgrund war im Allgemeinen 1½ Meilen breit und vorzugsweise mit langem, dürrem Gras bedeckt. Unterwegs stießen wir auf zwei arme irische Auswanderer, die vor zwei Tagen ihre Pferde verloren hatten, wahrscheinlich durch diebische Indianer. Sie waren im Begriff, nach dem Fort zurückzukehren, in der Hoffnung, dort darüber Nachricht einziehen zu können. Wir gaben ihnen etwas Fleisch, da sie gar nichts zu essen hatten. Am anderen Tag fanden wir am rechten Flussufer, etwas unterhalb der Furt, eine ansehnliche Menge heißer Quellen, um welche der mit gewöhnlichem Salz überzogene Boden so heiß war, dass man ihn mit bloßen Füßen nicht betreten konnte. Durch ein unebenes Land und über mehrere Seitenflüsse gelangten wir erst abends wieder zum Schlangenfluss. Es ist hier ein sehr ansehnlicher Strom, der eine tiefe Bucht bildet, mit einer niedrigen Insel in der Mitte. Ruhig fließt er den nahen Bergen zu, aus denen wiederum das Brausen seiner Fälle herüberschallt.
Am anderen Morgen, dem 13., zeigte es sich, dass unsere Pferde sich über Nacht, wahrscheinlich um Gras zu finden, verlaufen hatten. Nach langem Suchen fanden wir sie alle bis auf zwei, und bald darauf hörten wir einen von einer Trommel begleiteten indianischen Gesang sich uns nähern. Er rührte von drei Cayuse-Indianern her, welche uns die zwei fehlenden Pferde brachten. Wir beschenkten sie mit etwas Tabak und anderen Dingen, worüber sie sehr erfreut schienen. Sie gehörten zu einer Schar, die von der Büffeljagd in der Nähe des Felsengebirges zurückkehrte, und schlossen sich uns als Reisegefährten an.
Wir verließen nun das Tal des Schlangenflusses, dem die Abwesenheit von Wald und der Mangel an Wasser das Aussehen einer Wüste gibt, und betraten eine gebirgige Gegend, deren guten Boden nahrhaftes Gras und dichter Wald bedeckten. Manche ihm eigentümliche Baumarten traten nun auf und entfalteten eine Üppigkeit des Wuchses, wie sie Europa und selbst dem Osten von Amerika fremd ist. Diese Gebirgsgegend tritt nach Süden und Westen in Verbindung mit dem Hochland, welches sich an das Kalifornische Gebirge oder die Sierra Nevada anschließt. Letztere trennt das fruchtbare und bewaldete Kalifornische Küstenland von dem Großen Becken, dessen Gewässer keinen Ausfluss ins Meer haben und in dem der große Salzsee das beträchtlichste Wasserreservoir bildet. Von hier an bis zum Stillen Ozean findet sich die Regel der Verteilung des guten und schlechten Bodens meist umgekehrt. Die Fluss- und Bachgründe sind häufig unfruchtbar und nur mit düsterem Wermut bedeckt, während das Gebirge oft fruchtbar und mit reichem Gras bekleidet ist. Der Schlangenfluss, den wir nun völlig verließen, windet sich von hier an zwischen hohen Felsen und unübersteiglichen Gebirgen hindurch, die man höchstens zu Fuß erklettern kann.
Wir wandten uns also zur Linken in die Gebirge und gelangten, nachdem wir eine steile Höhe überstiegen hatten, in das Tal des Verbrannten Flusses (Burnt River), das vielmehr einer engen Schlucht gleicht. Der Weg war diesen und die beiden folgenden Tage sehr bös und gefährlich, und unsere Tiere wurden durch das beständige Auf- und Absteigen an den abschüssigen Höhen sehr ermüdet. Dagegen machte das grüne, frische Aussehen der Landschaft auf uns einen sehr wohltuenden Eindruck. Die Berge waren mit einem der besten Futtergräser (Festuca) bekleidet, das Wasser der Flüsse frisch und rein, die Gründe anmutig mit verschiedenen Baumarten bestanden, und hohe, malerische Felsen bezeichneten die Stellen, wo der Fluss sich durch die Berge Bahn bricht. Abends lagerten wir in einem Birkengehölz, das größtenteils durch Feuer verbrannt und geschwärzt war. – Am 14. wurde der Fluss bald so dicht von hohen Felsen eingeschlossen, dass wir nur auf einem Umweg über die Berge wieder zu ihm gelangen k...

Inhaltsverzeichnis

  1. Cover
  2. Über den Autor
  3. Zum Buch
  4. Titel
  5. Impressum
  6. INHALT
  7. ERSTES KAPITEL Durch die Prärie zum Nebraska River
  8. ZWEITES KAPITEL Reiseabenteuer auf dem Marsch zum South Pass
  9. DRITTES KAPITEL In den Rocky Mountains
  10. VIERTES KAPITEL Frémonts zweite Reise in den Westen
  11. FÜNFTES KAPITEL Von den Wasserfällen Oregons bis Vancouver
  12. SECHSTES KAPITEL Die Erkundung des Großen Beckens
  13. SIEBTES KAPITEL Über die Sierra Nevada zur Bucht von San Francisco
  14. ACHTES KAPITEL Durch das Joaquin-Tal und die Wüste zurück zur Wasatch-Kette
  15. NEUNTES KAPITEL Abstecher zu den Quellen von Platte, Arkansas und Grand River und Heimreise
  16. Kontakt zum Verlag