Du und die anderen
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Du und die anderen

Mit dem Enneagramm auf dem Weg zu gelingenden Beziehungen

  1. 208 Seiten
  2. German
  3. ePUB (handyfreundlich)
  4. Über iOS und Android verfügbar
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Du und die anderen

Mit dem Enneagramm auf dem Weg zu gelingenden Beziehungen

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Inhaltsverzeichnis
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Über dieses Buch

Man muss die Menschen nehmen, wie sie sind - es gibt keine anderen. Sicher. Aber wie viel Konfliktpotenzial in unseren Beziehungen ließe sich entschärfen, wenn wir besser verstünden, wie der andere tickt - und wir selbst auch?Das seit vielen Jahren in der Praxis bewährte System des Enneagramms beschreibt genau, wie unterschiedliche Persönlichkeitstypen gestrickt sind und was uns - meist unbewusst - im Innersten antreibt, positiv wie negativ. Wer die unterschiedlichen Typen kennt, kann die Welt mit den Augen des anderen betrachten. Und gelassener auf Konflikte reagieren. Es hilft dabei, einander weniger zu be- oder verurteilen und besser zu verstehen.Suzanne Stabiles humorvolle, mit eindrücklichen Beispielen gewürzte Darstellung nimmt ihre Leser mit auf den Weg zu den gelingenden, liebe- und verständnisvollen Beziehungen, die wir uns alle wünschen.

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Information

Verlag
adeo
Jahr
2019
ISBN
9783863348106


Verletzlichkeit ist keine Schwäche

Melissa rief mich an und fragte, ob wir über ein Problem bei ihrem Job reden könnten. Ich vermutete, dass es um die Beziehung zu einer Kollegin an ihrem neuen Arbeitsplatz ging. Melissa, Personalchefin in einem Hightech-Start-up-Unternehmen, ist klug, kreativ und sehr erfolgreich. Sie ist eine gute Führungskraft, aber wie andere Achter auch hat sie häufig Probleme in Beziehungen zu Kollegen. Achter funktionieren am besten, wenn sie selbst entscheiden können, mit wem sie zusammenarbeiten. Aber Melissa fand bereits ein Team vor, als sie in die Firma eintrat. Aus früheren Gesprächen wusste ich, dass sie sich Emily nicht als Mitarbeiterin ausgesucht hätte.
Melissa hatte mir bereits erzählt, dass Emilys ständiges Gemecker über die EDV im Unternehmen sie nervte. „Statt herumzujammern sollte sie einfach lernen, damit umzugehen!“ Melissa hatte durchschnittlich eine 50-Stunden-Woche, und sie war sauer, dass Emily kaum ihre vierzig Stunden leistete und häufig beruflichen Terminen fernblieb, um ihre alte Mutter zum Arzt zu begleiten, zur Ballettaufführung ihrer Enkelin zu gehen oder sonstige persönliche Dinge zu erledigen.
Melissas Lautstärkepegel war bereits überdurchschnittlich hoch; typisch für eine Acht. Und ebenfalls typisch – Achter haben weder Zeit für noch Interesse an Small Talk – kam sie sofort auf den Punkt. „Es geht um Emily. Wir haben ihre Halbjahresbeurteilung besprochen. Ich habe damit angefangen, dass ich sie gefragt habe, ob es noch Dinge gäbe, die sie mit mir besprechen wolle, bevor wir über die Beurteilung reden. Ich dachte eigentlich, das wäre ein guter Einstieg – was Persönliches sozusagen.“
Aber was sie dann zu hören bekam, darauf war Melissa nicht vorbereitet gewesen. Mit bebender Stimme sagte Emily: „Ich glaube, Sie respektieren mich nicht. Sie sind immer so ungeduldig und fordernd. Manchmal fühle ich mich regelrecht tyrannisiert. Ich habe auch mit anderen gesprochen, und die sagen, ihnen ginge es genauso.“
An ihrem Tonfall war zu erkennen, dass Melissa immer noch sauer war, aber ich wusste, dass sie außerdem verletzt war. Ich fragte, wie sie auf den Vorwurf reagiert hatte.
„Also … ich hab erst mal gar nichts gesagt. Und dann hab ich ihr ein paar Fragen gestellt.“
„Was für Fragen?“
„Ich wollte ein paar objektive Beweise, zum Beispiel konkrete Anlässe, die diese Gefühle in ihr ausgelöst haben. Ich habe gesagt, dass ich ihr eigentlich nur direkt und offen mitgeteilt hätte, was ich von ihr erwarte und wofür sie zuständig ist. Ich habe versucht zu erklären, dass unsere Abteilung in der jetzigen Phase des Unternehmens sehr wichtig ist und dass wir dafür zuständig sind, die richtigen Leute für Schlüsselpositionen zu finden, wenn die Firma weiterbestehen soll.“
Es entstand eine lange Pause. Und dann fragte Melissa sehr ernsthaft: „Suzanne, warum können die Leute nicht einfach ihren Job machen?“
Was ist hier los?
• Mit welcher Person in dieser Begebenheit identifizieren Sie sich? Warum?
• Ist Melissa eine Tyrannin? Warum bzw. warum nicht?
• Was will Emily wirklich von Melissa?
• Wie kann das Enneagramm erklären, was hier passiert?
Durch die Brille des Enneagramms betrachtet geht es in dieser Begebenheit um viel mehr als um eine aggressive Chefin und eine eingeschüchterte oder ineffiziente Mitarbeiterin. Es geht um zwei Menschen, die ihren Job und ihre Arbeitsbeziehung – wie die Welt überhaupt – aus völlig unterschiedlicher Perspektive betrachten. Melissa ist eine Acht. Emily nicht. Melissa hatte geglaubt, sie würde Emily ermutigen, damit sie ihre beruflichen Verpflichtungen besser erfüllen könnte, daher traf Emilys Ausbruch sie aus heiterem Himmel. Das Beurteilungsgespräch hatten sie zwar dann noch zu Ende geführt, aber Melissa meinte, sie hätte wenig Hoffnung, dass sich irgendetwas ändern würde. Irgendwann hatte Emily schließlich darum gebeten, an einen anderen Arbeitsplatz versetzt zu werden.
Die meisten Enneagramm-Typen pflegen im Alltagsgeschäft gute Beziehungen ganz nebenbei: ein kurzes Gespräch, eine Beobachtung, ein Kompliment, bevor man sich wieder der Arbeit zuwendet – einfache Arten, eine Verbindung aufzubauen. Leider empfinden Achter keinerlei innere Verpflichtung, derartige Beziehungsbausteine einzusetzen. Achter gehen in der Regel direkt zur nächsten Aufgabe über. Das kann so wirken, als ob ihnen nichts am Rest der Welt liegt. Aber in Wirklichkeit denken sie nur einfach nicht an andere Menschen – sie denken daran, was als Nächstes zu tun ist.
Was den Konflikt zwischen Melissa und Emily angeht, so wissen wir – wie bei so vielen anderen Begebenheiten, die unseren Alltag ausmachen –, was passiert ist, aber wir wissen nicht, warum. Das Enneagramm hilft uns, die Dynamik, die Motivation und die Erfahrungen aller neun Typen und auch ihre Interaktionen und Beziehungen zu verstehen.

Die Welt der Acht

Die spontane Reaktion einer Acht auf so ziemlich alles ist: „Was soll ich jetzt tun?“ In Beziehungen kann das zu kniffligen Situationen führen, denn andere Menschen stellen spontan andere Fragen: „Was denke ich jetzt dazu?“ oder: „Was empfinde ich jetzt?“
Mit Dreien und Siebenen kommt die Acht meist gut aus, denn diese beiden sind auch auf das Tun konzentriert. Alle drei Typen haben Mühe mit den Vertretern der anderen Enneagramm-Zahlen. Diese erscheinen ihnen zu gefühlsbelastet oder reaktionsschwach, weil sie zu lange nachdenken, bevor sie handeln.
Enneagramm-Typen, die eher gedanken- oder gefühlsorientiert sind, erscheint das rasche Handeln der Acht häufig aggressiv. Die Acht sollte sich also genug Zeit nehmen, um sich klarzumachen, dass für andere vor dem Handeln das Denken kommt oder wieder für andere die Gefühle entscheiden, was genau wann getan wird. Dabei geht es nicht einfach um unterschiedliche Vorlieben – es hat damit zu tun, wie wir sehen.
So muss etwa Vieren und Fünfen ein spontanes, rasches Handeln empörend und unverantwortlich vorkommen, denn diese beiden Typen sind überzeugt, dass man möglichst viele Optionen und deren wahrscheinliche Resultate bedenken muss, bevor man etwas tut.
Aber gerade das Innehalten ist schwierig für Achter, denn sie wollen die Welt kontrollieren – ihre innere wie die äußere. Manchmal handelt die Acht überstürzt und lässt keinen Raum für andere Sichtweisen oder für Beiträge, die andere zu einer Sache leisten könnten. Dessen ungeachtet wird von der Acht geradezu erwartet, dass sie entscheidet und die Dinge in die Hand nimmt – allerdings auch, dass das in einem nachvollziehbaren Tempo geschieht, dass der Plan erklärt und die Meinung der anderen gehört wird. Mit ihrem Fokus auf dem Handeln würde eine Acht von sich aus nichts davon berücksichtigen.
Todd Dugas, eine Acht und Leiter eines Rehazentrums, erklärt es so: „Früher habe ich oft Unmut gegen meine Mitarbeiter empfunden, weil die ihren Aufgaben nicht nachkamen. Aber als ich darüber nachdachte, wurde mir klar, dass ich sie nie in die Lage versetzt hatte, das zu tun. Ich hatte nie erklärt, was genau ich erwartet habe. Ich habe kurz das Wesentliche mitgeteilt und erwartet, dass sie damit weiterarbeiten. Der Grund dafür war vermutlich, dass es mir Mühe machte, mich mit jemandem hinzusetzen und längere Gespräche zu führen. In anderen Fällen kam es zu Konflikten mit Mitarbeitern, die eben gerade so ihren Job machten. Ich habe ständig Leute entlassen.“
Achter müssen ein Gespür dafür entwickeln, wann sie in einer Beziehung so schnell agieren, dass andere nicht mehr mitkommen. Die anderen werden zwar wahrscheinlich mitziehen, aber oft genug aus dem Gefühl heraus, sie hätten keine andere Wahl. Und daraus entsteht nicht selten ein unterschwelliger Groll.
Eine Acht hat mir einmal gesagt: „Die größten Missverständnisse in der Familie entstehen, wenn ich Erwartungen an die anderen habe, die ich nicht klar benenne. Und wenn die anderen dann nicht so schnell oder so engagiert zur Tat schreiten wie ich, frustriert mich das ziemlich – und auch ziemlich schnell. Es kann mühsam sein zu erklären, was wir machen sollten und warum. Aber ich muss die anderen in meine Pläne für unsere Familie einbeziehen.“
Die Erfahrung zeigt: Wenn Achter sich entscheiden, andere einzubeziehen, braucht das nur wenig Zeit, und der Erfolg ist beträchtlich: Es gibt weniger Missverständnisse und schafft die wesentlichen Verbindungen.
Verletzlichkeit und Selbstschutz. Achter vermeiden Verletzlichkeit, um sich emotional zu schützen. Als Kinder haben sie häufig Kommentare wie diese gehört: „Sie will immer alles bestimmen“ oder: „Der lässt sich ja sowieso nichts sagen“. Als Erwachsene werden sie häufig als aggressiv erlebt, sodass andere in Beziehungen zu einer Acht defensiv agieren, weil sie das Gefühl haben, sie müssten sich irgendwie schützen. Die Ironie liegt darin, dass auch die Acht selbst das Bedürfnis hat, sich selbst zu schützen; aber sie tut es, indem sie Hilflosigkeit, Schwäche und Unterordnung vermeidet.
In einem mittlerweile berühmten TED-Talk sagte Brené Brown, eine bekannte Autorin psychologischer Ratgeber, zum Thema Verletzlichkeit: „Verletzlichkeit bedeutet: Wenn Beziehung oder Verbundenheit möglich sein soll, müssen wir uns erlauben, gesehen zu werden – wirklich gesehen.“1 Achter möchten ebenso sehr wie andere innere Verbundenheit mit den Menschen empfinden, die ihnen nahestehen. Aber sie haben ein großes Problem: Eins der wenigen Dinge, die sie fürchten, ist, in Momenten der Schwäche, Begrenzung oder Ratlosigkeit ungeschützt zu sein. Wenn Brené Brown recht hat und Verbundenheit darauf beruht, dass wir in der Lage sind, verletzlich zu sein, und Verletzlichkeit darauf hinweist, dass wir bereit sind, gesehen zu werden, dann ist diese Beziehungsmotivation entscheidend. Ich glaube, Achter fühlen sich gelegentlich ebenso schutzlos wie jeder andere Typ. Sie gehen nur anders damit um.
Eine...

Inhaltsverzeichnis

  1. Einführung
  2. Die Acht – Verletzlichkeit ist keine Schwäche
  3. Die Neun – Konflikte riskieren, um Verbindung zu schaffen
  4. Die Eins – Es könnte alles besser sein
  5. Die Zwei – Deine Gefühle – meine Gefühle?
  6. Die Drei – Ich bin alles, nur nicht ich selbst
  7. Die Vier – Lass mich allein, aber geh nicht weg
  8. Die Fünf – Meine Zäune haben Tore
  9. Die Sechs – Hinterfrage alles
  10. Die Sieben – Alles ist gut
  11. Anmerkungen