Teil 1: Viele kleine Gedanken oder ein Big-Idea-Gedanke?
1 Nicht noch mehr Christen!
Was sind Ihre Erwartungen an dieses Buch? Seien Sie jetzt ganz ehrlich. Auch ich werde hier sehr ehrlich sein und offen darüber reden, wovon ich Sie in diesem ersten Kapitel überzeugen möchte – und ich hoffe, es gelingt mir.
1. Wenn Sie sich selbst als Christ bezeichnen, sollten Sie auf der Stelle damit aufhören. Diesen Satz hätten Sie vielleicht jetzt nicht erwartet, aber es ist genau das, was für Sie und für die Kirche wichtig ist – für immer zu vergessen, dass man ein Christ ist.
2. Wenn Sie jemals eine andere Person dazu ermutigt haben, Christ zu werden, tun Sie es nie wieder. Ganz ernsthaft hoffe ich, dass Sie nie wieder einen Freund oder Angehörigen, einen Kollegen oder Nachbarn dazu auffordern, ein Christ zu werden.
Ich sage das deshalb, weil das Letzte, was wir für die Erfüllung der Mission Jesu brauchen, noch mehr Christen sind.
Die ernüchternde Tatsache ist, dass 85 % der Amerikaner sich selbst als Christen bezeichnen würden. An dieser Stelle ist es gut, sich einmal ganz in Ruhe bewusst zu machen, dass dies sehr viele Menschen sind – genau genommen sind es 247 Millionen Menschen. Doch wie steht es jetzt um diese 85 %, wenn es um die Mission Jesu geht? Nachfolgend können Sie lesen, was Recherchen über Menschen in Nordamerika besagen, die sich selbst als Christen bezeichnen:
• Jemand, der sich selbst als Christ bezeichnet, würde auf der Straße einer obdachlosen Person ebenso wenig helfen wie ein Nicht-Christ.
• Jemand, der sich selbst als Christ bezeichnet, würde an der Kasse ebenso wenig darauf hinweisen, dass er zu viel Wechselgeld zurückbekommen hat wie ein Nicht-Christ.
• Die Scheidungsrate unter Christen ist ebenso hoch wie die unter Nicht-Christen.
• Obwohl es mehr große Kirchen gibt als jemals zuvor und diese voller Menschen sind, die stolz von sich behaupten, Christ zu sein, haben 50 % dieser Kirchen nicht einmal einer Person dabei geholfen, errettet zu werden.
Tatsächlich fand Barna Research bei einer Untersuchung, in der man das Verhalten der Gesamtbevölkerung in insgesamt 152 unterschiedlichen Bereichen mit dem Verhalten derjenigen verglich, die sich als Christen bezeichnen, heraus, dass es so gut wie keinen Unterschied zwischen diesen beiden Gruppen gibt. Weder konnte man einen Unterschied in der Gesinnung von Nicht-Christen und Christen ausmachen noch einen Unterschied im Verhalten. Wenn Menschen sich heute unter einem Christen eine Person vorstellen, die sich in keinerlei Weise von dem Rest der Welt unterscheidet, ist es dann überhaupt sinnvoll, das Wort Christ zu gebrauchen, um unsere Bereitschaft zu beschreiben, alles für Gott und die Umsetzung seiner Mission zu tun? Auf keinen Fall, denn diese fehlende Unterscheidung zwischen Christen und Nicht-Christen stellt ein riesiges, wenn auch nicht unlösbares Problem dar. Die Lösungen sind einfach – und zugleich herausfordernd in ihrer Umsetzung. In diesem Buch geht es also um eine dieser einfachen und gleichzeitig herausfordernden Lösungen, damit die Mission, die Jesus seiner Kirche gab, erfüllt werden kann.
Lassen Sie uns mit einem typischen Sonntag beginnen, an dem eine Familie nach dem Gottesdienst nach Hause kommt. Wie jede Woche wird den Kinder die Frage gestellt: „So, was habt ihr denn heute gelernt?“ Worauf die Antwort meistens dieselbe ist: (Schweigen.) „Mmh …“ (Weiter Schweigen.) „Mmh …“ (Immer noch tiefes Schweigen.) „Mmh …“
Eltern haben versucht, diese Frage irgendwie anders zu formulieren, doch sie klingt immer gleich. Die Frage „Was habt ihr denn heute gelernt?“ scheint keine Begeisterung auszulösen, doch wird genau diese Frage Woche für Woche im Auto auf dem Heimweg nach dem Gottesdienst millionenfach gestellt. Und die Wahrheit ist, wenn unsere Kinder uns die gleiche Frage stellen würden, würden wir ihnen höchstwahrscheinlich die gleiche Antwort geben: (Schweigen.) „Mmh …“ (Weiter Schweigen.) „Mmh …“ (Immer noch tiefes Schweigen.) „Mmh …“
Wie kann es sein, dass so viele Menschen, ob Jung oder Alt, den ganzen Sonntagmorgen in der Kirche verbringen, und dann eine derart einfache Frage nur mit einem betretenen Schweigen beantworten können? Liegt es etwa daran, dass es zu wenig Lehre gibt? Wird die Bibel zu wenig zitiert? Oder liefert die Lehre zu wenig praktische Anwendung? Was genau ist das Problem?
Lassen Sie uns dazu einmal eine typische Gottesdiensterfahrung betrachten. Wird eventuell zu wenig oder gar zu viel geboten? Während einer einzigen Veranstaltung wird der durchschnittliche Gottesdienstbesucher jede Woche mit konkurrierenden kleinen Gedanken überhäuft. Das kann dann folgendermaßen aussehen:
1. Ein kleiner Gedanke wird uns vermittelt, während wir auf den Parkplatz einbiegen und mit einer klugen Botschaft auf dem Gemeindeschild begrüßt werden.
2. Ein kleiner Gedanke wird uns vermittelt, wenn wir an der Eingangstür das Gemeindeblatt mit den Ankündigungen ausgehändigt bekommen.
3. Ein kleiner Gedanke wird uns durch das im Hintergrund spielende Eingangslied vermittelt, während wir unseren Sitzplatz einnehmen.
4. Ein kleiner Gedanke wird uns durch die Begrüßung des Lobpreisleiters vermittelt.
5. Ein kleiner Gedanke wird uns durch das Eröffnungsgebet vermittelt.
6. Ein kleiner Gedanke wird uns durch das erste Lobpreislied vermittelt.
7. Ein kleiner Gedanke wird uns vermittelt, während der Lobpreisleiter uns eine Schriftstelle vorliest.
8. Ein kleiner Gedanke wird uns durch das zweite Lobpreislied vermittelt.
9. Ein kleiner Gedanke wird uns durch das Lied, welches vorgetragen wird, vermittelt.
10. Ein kleiner Gedanke wird uns vermittelt, während über die Kollekte gesprochen wird.
11. Ein kleiner Gedanke wird uns während der Ansagen vermittelt.
12. Ein kleiner Gedanke wird uns durch den ersten Punkt der Predigt vermittelt.
13. Ein kleiner Gedanke wird uns durch den zweiten Punkt der Predigt vermittelt.
14. Ein kleiner Gedanke wird uns durch den dritten Punkt der Predigt vermittelt.
15. Ein kleiner Gedanke wird uns durch ein weiteres Lobpreislied vermittelt.
16. Ein kleiner Gedanke wird uns durch das Abschlussgebet vermittelt.
17. Ein kleiner Gedanke wird uns durch den Sonntagsschulunterricht vermittelt.
18. Ein kleiner Gedanke wird uns in der (mindestens einmal vorkommenden) thematischen Abschweifung während des Sonntagsschulunterrichts vermittelt.
19. Ein kleiner Gedanke wird uns durch die Gebetsanliegen während der Sonntagsschule vermittelt.
20. Ein kleiner Gedanke wird uns durch den Rundbrief vermittelt, der uns während der Sonntagsschule ausgehändigt wird.
Wir sind bei Nummer 20 angelangt, und das Ganze ließe sich beliebig fortführen. Sage und schreibe 20 unterschiedliche, konkurrierende kleine Gedanken! Wenn eine Familie zwei Kinder hat, die in den Kindergottesdienst gehen und jeder seine eigene Sonntagsschulklasse besucht, würde sich die Anzahl der kleinen Gedanken sogar noch vervierfachen. Diese Familie würde mit mehr als 80 konkurrierenden Gedanken aus einem Gottesdienst am Sonntagmorgen nach Hause fahren! Und wenn wir jetzt noch die Jugendgruppe, Kleingruppe und den Gottesdienst unter der Woche dazurechnen, würde sich die Zahl noch einmal verdoppeln. Wenn die Familienmitglieder regelmäßig Bibel lesen und Stille Zeit machen, würde sich diese Zahl wiederum verdoppeln. Und wenn sie dann auch noch im Auto christliches Radio hören oder zu Hause christliche...