DC:0-5
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DC:0-5

Diagnostische Klassifikation seelischer Gesundheit und Entwicklungsstörungen der frühen Kindheit

  1. 240 Seiten
  2. German
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DC:0-5

Diagnostische Klassifikation seelischer Gesundheit und Entwicklungsstörungen der frühen Kindheit

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Inhaltsverzeichnis
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Über dieses Buch

Psychische Störungen sind bei jungen Kindern vielgestaltig und betreffen 10-15 % aller Säuglinge, Klein- und Vorschulkinder. Sie umfassen u. a. ADHS, Autismus-Spektrum-Störungen, Depression, Angst-, Schlaf-, Fütter- und Schreistörungen und müssen differenziert diagnostiziert und behandelt werden. Grundlage hierfür bietet das multiaxiale Klassifikationssystem DC: 0-5. Es ist ein international etabliertes, unverzichtbares Klassifikationssystem zur Diagnose psychischer Störungen bei jungen Kindern, das auf den neuesten wissenschaftlichen Ergebnissen und klinischen Erfahrungen beruht. Neben der klinischen Diagnose psychischer Störungen bis zum Alter von fünf Jahren können anhand des DC: 0-5 auch Beziehungskontexte, körperliche Gesundheit, psychosoziale Stressoren und Entwicklungskompetenzen erfasst und somit eine ganzheitliche Diagnostik ermöglicht werden.

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Information

Jahr
2019
ISBN
9783170351578

11 Beziehungskontext

Die Achse II wird verwendet, um den Kontext der versorgenden Beziehung zu beschreiben. Wegen der zentralen Bedeutung der versorgenden Beziehung für die Entwicklung und Gesundheit in der frühen Kindheit sollte der Beziehungskontext bei jeder Abklärung von jungen Kindern erfasst werden. Die Verwendung dieser Achse erleichtert diese Erfassung, indem eine oder mehrere Beziehungen zwischen jungem Kind und Bezugspersonen (Teil A) und die weitere versorgende Umgebung, einschließlich Ko-Erziehung, Geschwister und andere wichtige familiäre Beziehungen, die die Entwicklung des jungen Kindes beeinflussen (Teil B), beschrieben werden.
In Tab. II.1 (Teil A) werden Dimensionen der Versorgung des Kindes erfasst, die grundlegende Versorgungsfunktionen der primären Beziehung einschließen (
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Tab. II.1). In Tab. II.2 (Teil A) wird der Beitrag des Kindes zu der Beziehung erfasst (
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Tab. II.2). Tab. II.3 (Teil B) weist auf verschiedene Dimensionen der versorgenden Umgebung hin (
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Tab. II.3). Jede dieser spezifischen Bereiche wird anhand einer dreistufigen Skala (Stärke, kein Grund zur Besorgnis, Sorge) kodiert. Dadurch wird erhofft, dass ein klarer Überblick über den Beziehungskontext erreicht wird und Bereiche identifiziert werden, die gezielt behandelt werden sollten.
Die Stufen der adaptiven Funktionen im Teil A spiegeln die Spanne der Beziehungsadaptation wider, und die Stufen im Teil B die Spanne der Qualität der versorgenden Umgebung. Das bedeutet, dass jede Stufe eine Spanne von Funktionsfähigkeit erfasst und nicht einen festen Skalenpunkt. Die Stufen entsprechen ordinalen Skalen, d. h. die vier Punkte der Skala sind nicht gleichermaßen voneinander auf einem Kontinuum entfernt. Von daher wird nicht erwartet, dass jeder Skalenpunkt auch 25% der Bevölkerung definiert. Tatsächlich soll die Stufe 1 alle primären versorgenden Beziehungen und Umgebungen umfassen, die keine klinische Aufmerksamkeit benötigen. Dies umfasst vermutlich den Hauptteil der Beziehungen und versorgenden Umgebungen in den meisten Bevölkerungen. Stufe 2 ist ein Risikoindikator, der eine Intervention rechtfertigen kann oder nicht. Stufen 3 und 4 allerdings weisen auf einen klinischen Störungsgrad hin. Auch entspricht die Spezifische Beziehungsstörung der frühen Kindheit einer Einschätzung auf Stufen 3 oder 4 der Achse II. Andersherum deutet eine Einschätzung auf Stufen 3 oder 4 der Achse II nicht notwendigerweise auf eine spezifische Beziehungsstörung hin.

11.1 A. Adaptation der Beziehung zwischen Bezugspersonen und dem jungen Kind

Diese Skala ist für ausgebildete Fachleute für psychische Störungen bei jungen Kindern konzipiert, um die adaptive Qualität der Beziehung zwischen einer primären Bezugsperson und einem jungen Kind (unter einem Alter von sechs Jahren) in klinischen Kontexten zu erfassen. Bei einer klinischen Abklärung kann mehr als eine primäre versorgende Beziehung im Mittelpunkt stehen. Unterschiedliche Einschätzungen sollten für jede der erfassten primären versorgenden Beziehungen erhalten werden. Insgesamt wird davon ausgegangen, dass diese Einschätzung nach Abschluss der Diagnostik erfolgt.
Die Abklärung der Eltern-Kind-Beziehung sollte möglichst Beobachtungen der Eltern-Kind-Interaktionen wie auch elterliche Einschätzungen, Einstellungen und Attributionen über das junge Kind umfassen. Beobachtungen des Interaktionsverhaltens und Wahrnehmungen der Bezugspersonen tragen beide zum klinischen Verständnis der Beziehung bei. Valide Methoden stehen zur Einschätzung dieser zwei Bereiche zur Verfügung. Strukturierte Instrumente, naturalistische Beobachtungen und unstrukturierte Diskussionen mit Bezugspersonen – oder Kombinationen dieser Zugänge – werden verwendet. Abhängig von den klinischen Bedingungen und Situation können unterschiedliche diagnostische Strategien mehr oder weniger zugänglich und nützlich sein.
Junge Kinder haben typischerweise eine kleine Zahl von primären Bezugspersonen, mit denen sie wichtige Bindungsbeziehungen aufbauen. Die Skala sollte nicht verwendet werden, um das jeweilige Verhalten von Bezugsperson oder jungem Kind alleine zu bewerten, sondern stattdessen die Beziehungsdynamik, wie sie sich zwischen Bezugspersonen und jungem Kind zeigt. Man geht davon aus, dass Beziehungsstörungen zwischen jungen Kindern und ihren Bindungspersonen innerhalb der Bezugsperson, innerhalb des jungen Kindes oder innerhalb der spezifischen Passung zwischen den beiden entstehen können.
Obwohl sowohl Bezugsperson als auch junges Kind jeweils individuell zu der emotionalen Qualität ihrer Beziehung beitragen, ist die Wirksamkeit der Bezugsperson, dem Kind eine altersangemessene, feinfühlige Versorgung zu gewähren, ein wichtiger Einflussfaktor auf die Fähigkeit des jungen Kindes, darauf zu vertrauen, dass seine körperlichen und psychischen Bedürfnisse erfüllt werden. Kliniker können die versorgenden Dimensionen und die Beiträge des jungen Kindes (
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Tab. II.1 und
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Tab. II.2) verwenden, um ihre Beobachtungen zu lenken und ihre Einschätzung der Eltern-Kind-Beziehung mitzuteilen.
In der Einschätzung der Versorgungsgüte sollten drei übergreifender Kennzeichnen beachtet werden:
• Die Bezugsperson ist konstant emotional verfügbar,
• die Bezugsperson kennt und wertschätzt das junge Kind als einzigartiges Individuum und
• die Bezugsperson übernimmt kompetent und entspannt die Erziehung des jungen Kindes.
Emotionale Verfügbarkeit erfordert die Beobachtung des jungen Kindes, das Erkennen von Hinweisen des Kindes und das effektive Eingehen darauf. Verantwortlichsein und emotionale Verfügbarkeit überschneiden sich, aber unterstreichen die Bedeutung, eigene Bedürfnisse beiseite stellen zu können, um die Bedürfnisse des jungen Kindes zu erfüllen. Neue Eltern mit einem Neugeborenen benötigen manchmal eine Periode von Versuch und Irrtum, bis sie ihren Säugling genügend kennen, um mehr Zuversicht und Kompetenz zu entwickeln. Dies wird üblicherweise erreicht, wenn ihr Säugling älter wird und seine Bedürfnisse klarer kommunizieren kann. Dennoch passen sich Eltern in gesünderen Beziehungen an die Bedürfnisse des Säuglings an und erwarten nicht, dass sich der Säugling überproportional auf ihre Bedürfnisse ausrichtet.
Interaktionen sind wichtige Informationsquellen über die Beziehungen zwischen jungen Kindern und Bezugspersonen. Zusätzlich ist die jeweilige subjektive Erfahrung voneinander innerhalb der Dyaden eine wichtige Informationsquelle. Eltern und junge Kinder können ihre subjektiven Erfahrungen durch verbales und nicht verbales Verhalten vermitteln.
Es wird nicht davon ausgegangen, dass die Beziehungsqualität zwischen einem jungen Kind und einer primären Bezugsperson der Beziehungsqualität mit anderen Bezugspersonen entspricht. Es gibt erhebliche Hinweise dafür, dass junge Kinder unterschiedliche Formen der Beziehungen mit verschiedenen Bezugspersonen aufbauen können. Die einzige Möglichkeit, die Beziehungsqualität zwischen jungem Kind und jeder spezifischen Bezugsperson zu erfassen, liegt in einer direkten Abklärung.
Jeder der versorgenden Dimensionen der Tab. II.1 trägt zu der klinischen Einschätzung der Beziehung bei, aber es gibt keine Mindestzahl von besorgniserregenden Dimensionen, die für eine spezifische Einschätzung des Adaptationsniveaus der Beziehung spricht.
Spezifiziere und beschreibe die jeweiligen Beiträge der Bezugsperson und des jungen Kindes zu der Beziehung:
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Die eingeschätzte Stufe entspricht einer Zusammenfassung der Gesamtfunktion der Beziehung. Jede dieser Stufen entspricht einer Spanne von höherer zu niedrigerer Funktionsfähigkeit und nicht einem umschriebenen Punkt. Die Skala ist ordinal, aber nicht kontinuierlich. Dies bedeutet, dass die Problematik mit zunehmender Stufe schwerer ausgeprägt ist, aber nicht gleich weit voneinander auf einem Kontinuum entfernt ist. Eigenschaften der jeweiligen eingeschätzten Populationen von Bezugspersonen und jungen Kindern werden die Verteilung der Fälle über die verschiedenen Stufen beeinflussen. Kulturelle Werte, Überzeugungen und Praktiken sollten bei dieser Beurteilung berücksichtigt werden. In Populationen mit einem niedrigen Risiko sollte die Stufe 1 überwiegen.
Tab. II.1: Dimensionen der Versorgung
Beurteile, wie jede der Versorgungsdimensionen zu der Beziehungsqualität beiträgt.
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Tab. II.2: Beiträge des jungen Kindes zur Beziehung
Beurteile, wie jede der Eigenschaften des jungen Kindes zu der Beziehungsqualität beiträgt.
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Beachte: Versorgungsdimensionen und Eigenschaften des jungen Kindes, die zur Beziehungsqualität beitragen, sind kulturell geprägt. Kliniker sollten sorgfältig familiäre kulturelle Werte und Praktiken beachten, die die Eigenschaften des jungen Kindes und die befürworteten bzw. die abgelehnten Erziehungspraktiken definieren.

11.1.1 Stufen des Funktionsniveaus – Versorgungsdimension

Folgende Stufen weisen auf die Spanne des Funktionsniveaus hin, die der Kliniker nach klinischer Einschätzung als am besten zutreffend für die jeweilige Beziehung beurteilt hat.
Stufe 1: Gut adaptierte bis genügende Beziehung
Diese Stufe beschreibt Beziehungen, die klinisch nicht besorgniserregend sind. Sie umfasst eine große Spanne von Beziehungen, von solchen, die bei beiden Partnern bezüglich der Versorgung Dimensionen adäquat ausgeprägt sind, bis hin zu solchen, die vorbildlich sind.
Stufe 2: Belastete und besorgniserregende Beziehung
Auf dieser Stufe ist zumindest eine sorgfältige Überwachung mit Sicherheit indiziert und Interventionen können erforderlich sein.
Stufe 3: Eingeschränkte und gestörte Beziehung
Auf dieser Stufe liegt die Beziehungsstörung eindeutig im klinischen Bereich und eine Intervention ist indiziert.
Stufe 4: Desorganisierte und gefährdende Beziehung
Auf dieser Stufe ist eine Intervention nicht nur erforderlich, sondern wegen der schwer ausgeprägten Beziehungsbeeinträchtigung dringend notwendig.
Im Folgenden wird jede Stufe detailliert erklärt.

Stufe 1: Gut adaptierte bis genügende Beziehung

Beurteilungen dieser Stufe reichen von ausreichenden bis zu hervorragenden Beziehungen zwischen jungem Kind und Bezugspersonen. Höhen und Tiefen können erkannt werden, und gelegentliche Entgleisungen können als Reaktion auf Stressoren auftreten, aber die Beziehungen zwischen beiden Personen laufen meistens adäquat oder sogar besser. Das junge Kind ist durchgängig geschützt vor Gefahren und zeigt die vorherrschende Erwartung, dass die Bezugsperson bei verschiedenen Versorgungsdimensionen zur Verfügung steht. Die Beziehung unterstützt die Bedürfnisse des jungen Kindes, Gefühle frei auszudrücken und sie zu regulieren, nach Trost und Nähe, nach Kontaktaufnahme und Exploration. Konflikte sind in der Beziehung nicht üblich und werden adäquat gelöst, wenn sie auftreten. Weiterhin besteht eine gesunde, asymmetrische Beziehung, in der die Bezugsperson für das Wohlergehen des jungen Kindes verantwortlich ist, aber nicht anders herum.

Stufe 2: Belastete und besorgniserregende Beziehung

Diese Beziehungen zeigen manche besorgniserregenden Interaktionsmuster oder subjektive Erfahrungen. Die Beziehung ist konfliktbelastet...

Inhaltsverzeichnis

  1. Deckblatt
  2. Titelseite
  3. Impressum
  4. Inhalt
  5. Vorwort zur deutschen Übersetzung
  6. Vorwort
  7. Danksagung
  8. Einleitung
  9. Achse I: Klinische Störungen
  10. Achse II: Beziehungskontext
  11. 11.1 A. Adaptation der Beziehung zwischen Bezugspersonen und dem jungen Kind
  12. Achse III: Körperliche Gesundheit und Krankheiten
  13. Achse IV: Psychosoziale Stressoren
  14. Achse V: Entwicklungskompetenzen
  15. Anhang
  16. Glossar
  17. Literatur
  18. Stichwortverzeichnis