Mein Hiddensee
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Mein Hiddensee

  1. 208 Seiten
  2. German
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Mein Hiddensee

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Inhaltsverzeichnis
Quellenangaben

Über dieses Buch

Von Kindheit an liebt Ulrike Draesner das Meer - doch da sie in Süddeutschland aufwächst, liegt zwischen ihr und ihrem Sehnsuchtsort eine quälende Autofahrt über die Alpen, sprich: stundenlange Reiseübelkeit. Die Erlösung bringt der Umzug nach Berlin, die Ostsee ist nur noch einen Katzensprung entfernt und über flaches Land erreichbar. Von nun an zieht es die Schriftstellerin fast jeden Sommer auf die Insel Hiddensee, die kleine, aber nicht minder charmante Schwester Rügens: Zusammen mit Kind und Hund durchstreift sie die Insellandschaft, wirft einen so genauen wie poetischen Blick auf Flora und Fauna, auf Licht, Wind und Wetter und erzählt Erhellendes aus der Inselhistorie: von Seefahrern und Geistern, der einstigen Kultstätte Swantiland, den ersten Mönchen, dem Haus der Dänin Asta Nielsen, Stummfilmstar und frühes Sexsymbol, von dem mit ihr befreundeten Joachim Ringelnatz, von Thomas Mann und Albert Einstein - und nicht zuletzt aus den Jahren vor und nach dem Mauerfall.Vor allem aber begegnet die Schriftstellerin auf der Insel sich selbst und damit vielen Fragen: Was macht dieser besondere, gleichsam entrückte Ort mit ihr, mit ihrem Zeitempfinden, ihrem Verhältnis zur Sprache und zur Natur, aber auch zu den Menschen in ihrem Leben? Was wurde aus der Jahre währenden Liebesbeziehung, deren Höhe- und Tiefpunkte auf ganz eigene Art mit Hiddensee verknüpft sind? Was bedeutet es, Mutter zu sein? Was ist Glück? Und lässt es sich hier auf der Insel finden? So nachdenklich wie scharfsichtig, zuweilen mit hintersinnigem Witz, immer mit genauso viel Geist wie Herz schreibt Ulrike Draesner über ihr ganz persönliches Hiddensee.

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Information

Jahr
2019
ISBN
9783866483576

Inhalt

Anfahrt
Zeit ohne Zeit
100-Wörter-Bild
Auf dem Dornbusch unterwegs
Körbe und Schirme der Höhe
Aus dem Westen
Sommer 1962
Wind am Strand
Fische und Prismen
Flunnern
Swantiland
Das allmähliche Öffnen der Augen
Harter Ort
100-Wörter-Bild
Ostsee – Erdkunde
Am Asta-Nielsen-Haus
1997
Schatzkammer
April 2005
Von Kloster nach Vitte über den Boddendeich
100-Wörter-Bild
Südstrand, winkende Bucht
Auf den Hund gekommen
Gelen, Jeleni
Finte
Herzgespann, Dunt
Die Schlange
Raketenapparat
Hauptwort ›Sonne‹
100-Wörter-Bild
Regen
Guckkasten
Erinnerung, füchsisch
100-Wörter-Bild
Die Ruhe der Wiesen I
Die Ruhe der Wiesen II
Betonplattenweg
Laufbilder
100-Wörter-Bild
Hauptmann, posthum
HLG
Brüten
Fließen I
Die Seefahrer
Fälle zu Land
Fließen II
Sandhaken, Alter Bessin
Belone belone
Versprochen ist versprochen
Wolken
Das Kapitel des Hundes
100-Wörter-Bild
Glücklich sein
Quellennachweis
Dank
Über das Buch
Die Feldlerchen schreien, lassen sich fallen, die dünne Haut der Welt bekommt einen Riss – hinter ihm steht ein großes elektrisches Strahlen.
Hart fasst der Wind zu, drückt, Regenwolken hängen am Himmel, alles zeigt sich in sich unterschieden, klar und einzeln geformt. Gräser, den Hang hinaufgepresst, kleeähnlich, doch stattlicher als Klee, helllila strahlende Bergjasionen, weit gebreitet die Fächer der Staubblätter, neben kleinblütigem, duftendem Kraut. Gebeugte Rispen, Zwergenwuchs.
Als sie in die Hocke geht, um im Rucksack nach ihrer Regenjacke zu suchen, nimmt sie durch den dünnen Stoff der Sommerhose ihren eigenen Geruch wahr, salzig und erdiger als der Inselboden. Zu Tausenden ziehen die paarweise aus einem haarfeinen Stängelchen dringenden Duftkelche des Labkrautes die Hügel ins Hochland hinauf. Eine Distel streckt ihren Kandelaber scharf gezähnter Blätter und goldener Kronen wolkenwärts.
Noch nie scheint ihr die Insel so geblüht zu haben.
Aus prallen Plastiksäcken, überkopfhoch, stark verschnürt, quillt frisch geschorenes, verfilztes Haar. Die Hügel, tiefgrün jetzt unter dem weiter aufreißenden Himmel. Versteckt hinter Ginsterbüschen, die langen Gesichter im Immer-Wind, jammern die Schafe erbärmlich. An ihren Bäuchen wellen sich ein paar Wollflusen.
Das Firmament, lasiert klar, hat sich beruhigt. Wolken? Elektrizität? Ein Spuk.
Der Wind stellt himmelhohe durchsichtige Wände in die Hügel, alles Meer hinter ihnen wirkt unberührt, flirrendes Silbergraublau. Davor, schlagartig in Sonnenflecken aufglänzend, die Erdsee aus strebendem Kraut. Über den Teppich pinkfarbener Miniaturblüten ragen Königskerzen, aufrecht wie Ausrufezeichen; aus jedem der grünen Stängel dringen auf unterschiedlicher Höhe pelziggelbe Blüten. Der Fußpfad, noch letztes Jahr nur tiefer Sand, ist jetzt doppelt gespurt, gesäumt von elektrisch gesichertem Drahtzaun rechts entlang der Pferdekoppel am Bodden, während sich links der feste Grund zum Dornbusch weitet, dem Hügelland der Insel. Extrem fein rieselt der Boden unter ihren Füßen weg, dringt in die Schuhe. In der Trift wuchern halbgrüne, halbgraue Krautknäuel, krallen sich noch in der geringsten Mulde fest.
Nie so geblüht.
Bei jeder Ankunft ist die Insel anders als erinnert. In raschen Schlägen wechselt der abendliche Wind.
Pferde, eben aus dem Reit- oder Kutschdienst entlassen, traben zu der Futterkrippe am unteren Ende der Wiese, wo der Aufstieg in den Dornbusch beginnt. Zu Beginn des Betonplattenweges ist sie nach rechts abgebogen, in den Sand. Gegenüber der Weide kann man das Fahrrad an eine Holzstange lehnen und auf einer Tafel die Entstehungsgeschichte des Moränenlandes Dornbusch studieren.
Die Gäule rupfen Heu. Wie bunt ihre Körper sind. Ihr ist, als sähe sie auf der Insel deutlicher. Dass die Farbigkeit der Tiere sie anspringt, liegt an der Wiese und ihrer Weise, auf Grün und Gelb, Lila und Pink zu bestehen, Unterschiede und Übergänge zu betonen.
Langsam passen ihre Stadtaugen sich an; fast ist es, als könnte sie die Veränderung des Augenruckens, der inneren Sehbewegung spüren. Als Letzter beendet der Apfelschimmel die Mahlzeit, dunkle Füße und Unterschenkel, distelsilberner Schweif, grau gesprenkelt der Rest, einheitlich stolz das Tier. Es trabt an, verschwindet über den Hügel der Wiese, ganz Kruppe und Mähne, die Nase im Wind.
Der Findling an der Gabelung gute 400 Meter weiter im Hochland, von dem sie als »Landesinnerem« denkt, obwohl der Weg Richtung Küste führt – nur tut er das immer hier –, ist vollkommen überwuchert. Sie versucht sich daran zu erinnern, wie oft sie bereits auf diesem apfelschimmelfarbenen Stein zwischen Gräsern und Büschen saß, um sich Sand aus den Schuhen zu schütten. Und jedes Mal vergebens; nach zehn Schritten ist der Schuh so voll wie zuvor. Vergebens auch das Erinnern: schüttelig, rinnend, sandig.
»Nie so geblüht.«
Wiesenland, wegeloses Grasmeer. Der feine scharfe Strahl des Glückes, hier anzukommen, schießt durch sie hindurch, links oben zwischen Schulter und Herz. Sie fühlt sich noch benommen von der Reise; die Gerüche und die Seeluft ziehen an ihr, sie kennt das und vergisst es von Mal zu Mal. Es strengt an, auf der Insel zu sein, selbst im Stehen bewegt man sich noch gegen den Wind. Jeder Geruch ist eindringlich, die Nase souffliert dem Gehirn: Grasnelke, wilde Kamille, wilder Thymian, Wiesenflockenblume, Grasgrün. Grasgrün: der Geruch nach dem Saft frisch abgerissener Halme auf den Händen, als Kind nach einem Wiesentag abends im Bett. Ein Brombeergebüsch streckt seine Dornenranken über den nächsten Stein, sie staun...

Inhaltsverzeichnis

  1. Cover
  2. Titel
  3. Impressum
  4. Widmung
  5. Inhalt
  6. Anfahrt
  7. Zeit ohne Zeit
  8. 100-Wörter-Bild
  9. Auf dem Dornbusch unterwegs
  10. Körbe und Schirme der Höhe
  11. Aus dem Westen
  12. Sommer 1962
  13. Wind am Strand
  14. Fische und Prismen
  15. Flunnern
  16. Swantiland
  17. Das allmähliche Öffnen der Augen
  18. Harter Ort
  19. 100-Wörter-Bild
  20. Ostsee – Erdkunde
  21. Am Asta-Nielsen-Haus
  22. 1997
  23. Schatzkammer
  24. April 2005
  25. Von Kloster nach Vitte über den Boddendeich
  26. 100-Wörter-Bild
  27. Südstrand, winkende Bucht
  28. Auf den Hund gekommen
  29. Gelen, Jeleni
  30. Finte
  31. Herzgespann, Dunt
  32. Die Schlange
  33. Raketenapparat
  34. Hauptwort ›Sonne‹
  35. 100-Wörter-Bild
  36. Regen
  37. Guckkasten
  38. Erinnerung, füchsisch
  39. 100-Wörter-Bild
  40. Die Ruhe der Wiesen I
  41. Die Ruhe der Wiesen II
  42. Betonplattenweg
  43. Laufbilder
  44. 100-Wörter-Bild
  45. Hauptmann, posthum
  46. HLG
  47. Brüten
  48. Fließen I
  49. Die Seefahrer
  50. Fälle zu Land
  51. Fließen II
  52. Sandhaken, Alter Bessin
  53. Belone belone
  54. Versprochen ist versprochen
  55. Wolken
  56. Das Kapitel des Hundes
  57. 100-Wörter-Bild
  58. Glücklich sein
  59. Quellennachweis
  60. Dank
  61. Über das Buch
  62. Karte