Foto: NiG/Haiden
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Hecken, ein begrüntes Dach, Steinmauern, Kräuterspirale – das alles sind Lebensräume für Tiere.
Lebenswichtige Naturräume
In Mitteleuropa herrscht die Siedlungs- und Kulturlandschaft vor. Wir brauchen Platz zum Leben, breiten uns aus, Industrie hat Vorrang – viele Pflanzen- und Tierarten mussten bereits weichen, weil ihnen die Lebensräume entzogen wurden. Seit der Industrialisierung, der Erfindung des Kunstdüngers und der Pestizide wenden wir uns immer mehr von der Natur ab, die wir doch zum Leben und Überleben dringend benötigen. Weltweit ist mittlerweile jede vierte Säugetierart und jede achte Vogelart vom Aussterben bedroht. Der Schutz von Lebensräumen ist also von besonderer Bedeutung.Gärten spielen für uns Menschen eine wichtige Rolle. Sie sind nicht nur ein Refugium, nach eigenen Vorstellungen gestaltet, für Erholung und Entfaltung geschaffen, sondern auch ein Ort mitunter unbemerkter biologischer Vielfalt. Doch diese Vielfalt müssen wir auch zulassen. Nur durch das Miteinander von Mensch und Natur ist Biodiversität möglich. Lassen Sie wilde Ecken stehen, gestalten Sie Ihren Garten vielfältig mit Hecken, Bäumen und verschiedensten Blumen, Obst und Gemüse. Geben Sie einer Blumenwiese Raum, stellen Sie auf natürlichen Pflanzenschutz um. Ziehen Sie eine Natursteinmauer dem Beton vor und verwenden Sie auch sonst natürliche und regionale Materialien für Bauprojekte. Die passen nicht nur in die Landschaft, sondern belasten unser Klima auch viel weniger durch geringe Transportwege.
Wilde Ecken im Garten haben eine große Anziehungskraft auf viele tierische Gartenbewohner.
Wichtige Naturgartenelemente
Naturgartenelemente sorgen für Lebensraum und biologische Vielfalt. Es sind Strukturen, die eine große Artenvielfalt ermöglichen.
Wildwuchs Jäten Sie nicht alles. Es lohnt sich, verschiedene Beikräuter in den Beeten stehen zu lassen, etwa als Futterquelle für Nützlinge oder um die Bodenstruktur stabil zu halten oder zu verbessern. Brennnesseln am hinteren Zaun in dünner Reihe, zu beiden Seiten des Zauns gemäht, sind ideale Raupenfutterpflanzen. Persischer Ehrenpreis lockt Blattlausfresser schon zu Befalls-beginn an. Das Motto heißt: Einfach weniger Ordnungsliebe an den Tag legen.
Wildes Eck Bleibt etwas mehr stehen als nur einige Wildpflanzen, entsteht schnell ein nützliches „Wildes Eck“. Totholzhaufen, Steinhügel und andere Elemente bilden gemeinsam mit Spontanvegetation einen Lebensraum für viele Arten. Vor allem Laufkäfer fühlen sich unter beschatteten Steinen und Holz wohl und wandern rasch zu.
Sonderstandorte Spezielle Standorte können unterschiedlichsten Organismenarten einen Lebensraum bieten. Gut angelegte Gartenteiche beherbergen etwa „Schneckenkiller“ wie Frösche und Kröten oder Fliegen- und Wespenjäger wie Libellen. Trockensteinmauern bieten Kröten, Eidechsen, Laufkäfern und anderen Arten eine Heimat. Stehendes Totholz, also abgestorbene Bäume, die stehen bleiben dürfen, sind die einfachste Möglichkeit, eine Vielzahl gefährdeter Arten in den Garten zu bekommen. Natürlich muss man auf Standsicherheit achten. Sandgärten kommen mehr Bienenarten zugute als Nützlingshotels; Magerbepflanzungen, etwa extensive Dachbegrünungen, sind sehr artenreich. Und schließlich sind auch nicht ausgebaute Dachböden Paradiese für Tiere, ob als Überwinterungsorte für Schwebfliegen, Schmetterlinge & Co. oder vielleicht sogar als Fledermausquartiere. Wie schnell solche Lebensräume besiedelt werden, hängt von der Umgebung ab. Frisch eingelassene Teiche werden oft schon in den ersten Stunden von Libellen und Wasserkäfern entdeckt. Auf Amphibien muss man mitunter Jahre warten.
Illustration: Monika Biermaier
Blumenwiesen sind sehr nützliche Biotope.
Auf den ersten Blick wird klar: Monotone Schnitthecken (links) sind im Gegensatz zu Wildstrauchhecken (rechts) artenarm.
Bunter Lebensraum Hecke
Heutige Gärten sind viel zu oft eingefriedet von monotonen Schnitthecken aus einer einzigen Pflanzenart. Thuja ist sehr beliebt, dabei aber ökologisch gesehen wenig wertvoll. Sie bietet zwar Brutplätze für Amsel und Mönchsgrasmücke und Lebensraum für die Labyrinthspinne, Thujenhecken können aber keiner einzigen heimischen Tierart Nahrung liefern, nur 3 Neuzuwanderern, nämlich der Thujenminiermotte und 2 Holz zerstörenden Käferarten, alle ohne heimische Fressfeinde. Kein ökologisches Gleichgewicht kann einer Thujenhecke also das Leben retten, wenn die Schädlinge auftreten.
Auch mit heimischen Arten wie Eibe, Liguster, Feld-Ahorn oder Hainbuche werden Schnitthecken bestückt. Hainbuche und Ahorn sind Bäume, die durch Schnittmaßnahmen im Jugendstadium gehalten werden.
Im ausgewachsenen Stadium bieten sie Lebensraum für zahlreiche Tierarten. In der Jugendform sind es aber nur eine Handvoll Tierarten, die diese Pflanzen nutzen können. Auch bei Eibe ist die Situation nicht wesentlich besser. Etwas entspannter ist die Lage bei dem Ligusterstrauch. Gelegentlich erscheinende Blüten und manchmal sogar Früchte bieten Nahrung. Bei den windblütigen Eiben sind für die Tiere dagegen nur weibliche Pflanzen ihrer Scheinfrüchte wegen interessant.
Wildsträucher
Die ökologisch interessante Alternative zu Schnitthecken ist daher eine bunt gemischte, nicht in Form geschnittene Hecke, aus möglichst vielen heimischen Wildsträuchern. Eine Vielzahl an Tierarten findet darin ihren Lebensraum. Sie ist Brutplatz für zahlreiche Vogelarten und Überwinterungsplatz für viele Nützlinge bis hin zum Igel, beherbergt eine große Insektenvielfalt von Nützlingen bis zu Bestäubern und zahlreiche verschiedene Spinnenarten. Nicht zuletzt bietet eine Mischhecke viele Wildfrüchte, die für Mensch und Tier nützlich sind.
Bedenken sollte man bei der Anlage, dass solche Hecken breit werden. Mindestens 1,5 Meter Breite müssen Sie für eine einreihige Hecke rechnen. Es gibt aber einige schöne Alternativen dazu.
Dirndlsträucher (Kornelkirschen) sind mit ihren Fruchtsorten als ökologisch wertvolle Schnitthecke empfehlenswert. Es handelt sich um die einzige Obstart, die quaderförmig geschnitten vollen Ertrag bietet. Sowohl die frühe Blüte als auch die Früchte können von vielen Tierarten genutzt werden. Allerdings kann die Vielfalt noch gesteigert werden, wenn mehrere Pflanzenarten verwendet werden.
Kletterpflanzen können einen stabilen Zaun in eine recht schmale Hecke verwandeln. Hierfür eignen sich etwa Waldreben (Clematis), deren Pollenblumen vorwiegend Hummeln, Käfer und Fliegen ernähren, und Geißblätter (Lonicera), auch als Jelängerjelieber bekannt, deren Blüten für Nachtfalter, aber auch Hummeln interessant sind. Die für Menschen leicht giftigen Beeren werden von Vögeln und Kleinsäugern wie Haselmaus und Siebenschläfer gefressen...