Philosophische Bibliothek
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Über dieses Buch

In dieser Leseausgabe werden die philosophischen Schriften des Aristoteles in der heute eingeführten Abfolge präsentiert. Als Grundlage dienten die aktuellen Studienausgaben in der »Philosophischen Bibliothek«, wobei auf den Abdruck des griechischen Textes verzichtet wurde. Kurze Vorbemerkungen zu den einzelnen Bänden geben eine erste Orientierung. Die Randverweise auf die Paginierung der Gesamtausgabe der überlieferten Werke des Aristoteles von Immanuel Bekker (Berlin 1831-1870), nach der üblicherweise zitiert wird, ermöglichen ein leichtes und schnelles Auffinden gesuchter Textstellen.Bandübersicht: Band 1: Kategorien; Hermeneutik oder vom sprachlichen Ausdruck; Porphyrios: Einführung in die Kategorien des Aristoteles; Erste Analytik (alle übersetzt von Hans Günter Zekl); Zweite Analytik (übersetzt von Wolfgang Detel)Band 2: Topik; Sophistische Widerlegungen (übersetzt von Hans Günter Zekl)Band 3: Nikomachische Ethik (übersetzt von Eugen Rolfes)Band 4: Politik (übersetzt von Eckart Schütrumpf) Band 5: Metaphysik (übersetzt von Horst Seidl)Band 6: Physik (übersetzt von Hans Günter Zekl); Über die Seele (übersetzt von Klaus Corcilius)

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Information

ARISTOTELES

Topik

ERSTES BUCH

Kapitel 1. Vorhaben der Untersuchung (ist): Ein Verfahren [100a] finden, von dem aus wir werden Schlüsse ziehen können über jede aufgegebene Streitfrage aus einleuchtenden (Annahmen) und selbst, wenn wir Rede stehen müssen, nichts Widersprüchliches zu sagen. – Erstens ist nun also zu sagen, was ist ein Schluß und welches sind die Unterschiede darin, damit der Schluß im Untersuchungsgespräch ergriffen wird; den suchen wir nämlich im Sinne der vorgenommenen Untersuchung.
Es ist denn also Schluß: Eine Herleitung, in der, bestimmte (Aussagen) gesetzt, etwas von dem Angesetzten Verschiedenes aus Notwendigkeit aufgrund des Angesetzten eintritt. Ein (wissenschaftlicher) Beweis ist es dann, wenn aus wahren und unmittelbaren (Annahmen) der Schluß erfolgt, oder aus solchen, die von bestimmten wahren Erstannahmen aus den Ausgangspunkt der Erkenntnis darüber genommen haben. Der Schluß im Untersuchungsgespräch dagegen ist der, welcher aus einleuchtenden (Annahmen) zum Schlußergebnis kommt. Es sind aber wahre und unmittelbare (Annahmen) solche, die nicht über andere vermittelt, sondern durch sich selbst die Gewähr [100b] besitzen, – man darf nämlich bei den wissenschaftlichen Anfangsgründen nicht nach dem »aufgrund wovon?« suchen, sondern (muß annehmen), daß jede der Anfangsannahmen selbst für sich selbst beglaubigt ist –; einleuchtend dagegen (sind Annahmen), die allen oder den meisten oder den Klugen so erscheinen, und bei diesen (letzteren) wieder entweder allen oder den meisten oder den angesehensten und namhaftesten. Spitzfindig dagegen ist der Schluß, der aus anscheinend Einleuchtendem, das es in Wirklichkeit aber nicht ist, (erfolgt), und der, welcher aus Einleuchtendem oder anscheinend Einleuchtendem nur scheinbar zusammenkommt; – denn nicht alles, was einleuchtend erscheint, ist auch einleuchtend. Keine der sogenannten einleuchtenden Annahmen nämlich trägt ihr Erscheinungsbild völlig auf der Oberfläche, wie das bei den Anfangsannahmen der spitzfindigen Streitreden sich so ergibt: Bei denen nämlich ist sogleich und allermeist sogar Leuten, die nur ein weniges zusammensehen können, die Wurzel der Falschheit klar. Der erste der genannten Schlüsse [101a] der Streitrede soll nun also auch »Schluß« genannt werden, der andere ist wohl ein spitzfindiges Schließen, aber kein wirklicher Schluß, da er doch zu schließen nur scheint, es in Wirklichkeit aber nicht tut.
Weiter aber (gibt es noch) neben all den genannten Schlüssen die aus den Eigenheiten bei bestimmten Wissensgebieten erfolgenden Trugschlüsse, wie es denn bei der Vermessungslehre und den ihr verwandten (Wissensgebieten) eintritt, daß es sich so verhält. Denn diese Weise scheint sich von den genannten Schlüssen zu unterscheiden: Weder aus wahren und unmittelbaren (Annahmen) zieht der Zeichner falscher Figuren seine Schlüsse noch aus einleuchtenden. Denn (was er macht) fällt nicht unter die (oben genannte) Begriffsbestimmung: Weder nimmt er (etwas), das allen einleuchtet, noch was den meisten, noch was den Fachleuten, und auch bei diesen weder, was allen noch den meisten noch den namhaftesten (einleuchtet), sondern aus Annahmen, die dem Wissensgebiet zwar eigentümlich sind, aber nicht wahr, macht er seinen Schluß. Nämlich entweder indem er die Halbkreise nicht so umschreibt, wie das sein muß, oder indem er bestimmte Geraden nicht so legt, wie sie wohl gezogen werden sollten, macht er den Trugschluß.
Formen der Schlüsse nun also, um es im Umriß zu erfassen, sollen die genannten sein. Allgemein zu sprechen über alle die genannten, und die danach noch vorzutragen sein werden, (dazu) soll insoweit von uns Bestimmung getroffen sein, weil wir nämlich über keinen davon den genauen Vortrag zu geben die Absicht haben, sondern sie (nur), wie weit (es) im Umriß (geht), durchgehen wollen, indem wir es für völlig hinreichend halten, gemäß dem vorliegenden Verfahren das Einzelne davon irgendwie zur Erkenntnis bringen zu können.
Kapitel 2. Anschließend an das Gesagte wäre zu reden darüber, zu wievielen (Anwendungen) und zu welchen diese Anstrengung nützlich ist. Sie ist es also zu dreierlei: Zur Übung, zu den Unterredungen und zu den Wissensgebieten im Bereich der Philosophie. Daß sie nun also zur Übung nützlich ist, ist aus der Sache selbst klar: Im Besitze eines wegbereitenden Verfahrens werden wir leichter die Untersuchung über die gestellte Aufgabe anpacken können. Zu den Unterredungen (ist sie nützlich), weil wir, nachdem wir die Meinungen der vielen (Leute) aufgezählt haben, nicht von fremden, sondern von uns eigenen Ansichten aus mit denen umgehen werden, wobei wir alles, was sie unserem Eindruck nach nicht gut sagen, in eine andere Richtung bringen. In den Wissensgebieten im Bereich der Philosophie (ist sie nützlich), weil wir mit der Fähigkeit, nach beiden Seiten hin Zweifel zu erheben, in jedem Einzelfalle leichter durchschauen werden, (was) wahr (ist) und (was) falsch. Darüber hinaus (ist sie) aber (auch nützlich) für die Erstannahmen bezüglich der Gegenstände jedes Wissensgebiets; denn aus den der je vorgenommenen Wissenschaft eigentümlichen Anfangssätzen ist es unmöglich, etwas über sie selbst zu sagen, da eben doch die Anfangsannahmen die ersten von [101b] allem sind, stattdessen ist es notwendig, mittels der über ein jedes einleuchtenden Annahmen darüber die Untersuchung durchzuführen. Das ist aber Eigentümlichkeit – oder doch besonders verwandt – der Unterredungskunst: Indem sie nämlich herausfragend ist, hat sie einen Zugang zu den Anfängen aller Wissensgebiete.
Kapitel 3. Wir werden über das wegbereitende Verfahren vollkommen verfügen, wenn wir es ähnlich handhaben können, wie (es) bei der Rede- und der Heilkunst und den derartigen Anwendungswissenschaften (ist); das ist, aus den (gegebenen) Möglichkeiten zu machen, was wir uns vorgenommen haben. Denn weder kann ja zwar der Redner auf jeden Fall überzeugen noch der Arzt heilen, aber wenn er von seinen Möglichkeiten nichts ausläßt, so werden wir doch sagen, daß er sein Fach hinreichend beherrscht.
Kapitel 4. Als erstes ist nun zu betrachten, woraus dies Verfahren hervorgeht. Wenn wir erfassen könnten, auf wieviele (Gesichtspunkte) und was für welche die Erklärungsreden (gehen) und woher (sie kommen) und wie wir darüber sichere Verfügung gewinnen können, dann hätten wir das Vorhaben wohl hinreichend geleistet. Es ist aber das, wovon die Reden (je ausgehen) und worüber die Schlüsse (gemacht werden), der Zahl nach das gleiche und (der Sache nach) dasselbe: Die Reden gehen aus von vorgelegten Fragen; worauf die Schlüsse gehen, das sind die gestellten Aufgaben.
Jede Frage und jede Aufgabe bezeichnet entweder eine Eigentümlichkeit oder eine Gattung oder ein (nur) nebenbei Zutreffendes; nämlich den Unterschied muß man, als gattungsbildend, zusammen mit der Gattung anordnen. Da aber nun vom Eigentümlichen ein Teil das »was-es-sein-sollte« bezeichnet, der andere dies aber nicht bezeichnet, so sei das Eigentümliche in die beiden gerade genannten Teile auseinandergenommen, und es sei das das »was-es-sein-sollte« Bezeichnende einerseits Begriffsbestimmung genannt, das restliche sei, entsprechend der allgemein dazu gegebenen Benennung, als Eigentümlichkeit angesprochen.
Klar ist nun aus dem Gesagten: Gemäß der jetzt vorgenommenen Einteilung ergibt sich, daß es insgesamt vier sind, entweder Begriffsbestimmung oder eigentümlich oder Gattung oder nebenbei zutreffend. Niemand aber soll uns so verstehen, als wollten wir sagen, daß ein jedes davon, für sich ausgesagt, schon eine vorgelegte Frage oder gestellte Aufgabe sei, sondern (es ist so gemeint): Davon kommen die Aufgaben und Fragen her. Es unterscheiden sich gestellte Aufgabe und vorgelegte Frage durch die Vorgehensweise; wenn nämlich so gesprochen ist: Nicht wahr, »Lebewesen, zu Lande lebend, zweifüßig«, das ist die Begriffsbestimmung von »Mensch«? Und: Nicht wahr, »Lebewesen« ist die Gattung von »Mensch«? – dann ist das eine vorgelegte Frage. Wenn dagegen (so vorgegangen wird): Ist »Lebewesen, zu Lande lebend, zweifüßig« die Begriffsbestimmung von »Mensch« oder nicht? [und: Ist »Lebwesen« die Gattung von »Mensch« oder nicht?] – dann ist es eine gestellte Aufgabe. Entsprechend auch bei allem anderen. Daher denn also einsehbarer Weise die Aufgaben gleich an Zahl sind wie die Fragen: Von jeder Frage aus wird man doch eine Aufgabe herstellen können, indem man in der Vorgehensweise umstellt.
Kapitel 5. Zu sagen ist nun: Was ist Begriffsbestimmung, was eigentümlich, was Gattung, was nebenbei zutreffend. Es ist also Begriffsbestimmung eine Rede, die das »was-es-sein-sollte« bezeichnet; dabei wird entweder eine Rede für ein [102a] Wort abgegeben oder eine Rede für eine Rede; es geht nämlich auch, Dinge dem Begriffe nach zu bestimmen, die mittels einer Rede bezeichnet werden. Wer da auch immer wie auch immer mit einem (bloßen) Wort die Wiedergabe macht – klar, daß die nicht die Begriffsbestimmung der Sache geben, da denn doch jede Begriffsbestimmung eine Rede ist. Als auf die Bestimmung hinführend muß man allerdings auch solches setzen, z. B.: »Das Schöne ist das Anständige«. Entsprechend auch (bei der Frage): »Sind Wahrnehmung und Wissen das gleiche oder etwas verschiedenes?« Denn auch bei den Begriffsbestimmungen geht ja der meiste Aufwand darum, ob (das je) das gleiche ist oder verschieden. Im einfachen Sinne zur Bestimmung führend sei denn also alles genannt, was unter das gleiche Verfahren fällt wie die Begriffsbestimmungen. Daß alles jetzt Angeführte derart ist, ist aus der Sache klar; sind wir nämlich in der Lage, darüber das Gespräch zu führen, daß (etwas) das gleiche (ist wie etwas anderes) oder daß (es) verschieden (davon ist), so werden wir mit dem gleichen Verfahren auch auf gutem Wege sein, die Begriffsbestimmungen anzupacken; indem wir nämlich zeigen können, daß (es im Einzelfall) nicht das gleiche ist, werden wir die Begriffsbestimmung aufgehoben haben. Allerdings hat das jetzt Gesagte keine Umkehrentsprechung: es reicht zum Aufstellen einer Begriffserklärung nämlich nicht aus zu zeigen, daß (es je) das gleiche ist; dagegen zum Niederreißen (einer uns vorgelegten Begriffsbestimmung) ist der Nachweis stark genug, daß dies nicht das gleiche ist.
Eigentümlich ist, was zwar nicht das »was-es-sein-sollte« bezeichnet, doch dem (in Frage stehenden) Gegenstand allein zukommt und es wechselweise voneinander ausgesagt wird. Z. B. ist es Eigentümlichkeit des Menschen, der Schriftkunst fähig zu sein: Wenn er denn Mensch ist, so ist er der Schriftkunstfähig, und wenn er der Schriftkunst fähig ist, so ist er ein Mensch. Niemand nennt ja etwas »eigentümlich«, was auch einem anderen zutreffen mag, z. B. das Schlafen (als) dem Menschen (eigentümlich), auch dann nicht, wenn es zu einem bestimmten Zeitpunkt nur diesem allein zukommen sollte. Wenn denn also auch etwas derartiges »eigentümlich« genannt werden sollte, so wird es nicht schlechterdings so, sondern nur zu einer bestimmten Zeit und in Beziehung auf etwas »eigentümlich« genannt werden: »Zur Rechten sein« – das ist zu bestimmter Zeit zwar eigentümlich, und »zweifüßig« mag in Beziehung auf etwas »eigentümlich« genannt werden, z. B. dem Menschen im Verhältnis zu Pferd und Hund; daß dagegen von dem, was auch einem anderen zukommen kann, nichts in Umkehrung ausgesagt werden kann, ist klar; es ist nämlich nicht notwendig, wenn etwas schläft, daß das ein Mensch sei.
Gattung ist das, was über mehrere (Gegenstände), die der Art nach verschieden sind, in dem Bereich »was ist es?« ausgesagt wird. Mit »in dem Was-ist-es-Bezug ausgesagt werden« soll solches gemeint sein, was dann passend vorzubringen ist, wenn man gefragt wurde: »Was ist das Vorliegende?« Wie es denn bei »Mensch« passend ist, wenn man gefragt wird: »Was ist es?«, dann zu sagen: »Ein Lebewesen«. Gattungsbezogen (sind) auch (Aufgaben wie:) »Ist dies eine in der gleichen Gattung wie dies andere oder in einer davon verschiedenen?« Denn auch derartiges (Fragen) fällt unter das gleiche Verfahren wie das Angeben von Gattung. Wenn wir nämlich im Untersuchungsgespräch festgestellt haben, »Lebewesen« ist Gattung von [102b] »Mensch«, entsprechend auch von »Rind«, so werden wir im Gespräch gezeigt haben, daß die unter der gleichen Gattung stehen; wenn wir dagegen zeigen können, daß (dies) Gattung des einen zwar ist, des anderen aber nicht ist, dann werden wir im Gespräch gezeigt haben, daß diese nicht in der gleichen Gattung sind.
Nebenbei zutreffend ist, was nichts davon ist, weder Begriffsbestimmung noch eigentümlich noch Gattung, aber doch dem Gegenstande zutrifft, und was jedem beliebigen Einen-und-demselben zukommen und nicht zukommen kann; z. B. »sitzen« – das mag auf irgendein mit sich Selbiges zutreffen, es kann aber auch nicht zutreffen; ähnlich auch mit »weiß«: Es hindert nichts, daß derselbe Gegenstand zu einer Zeit einmal weiß ist, ein andermal nicht weiß. – Es ist von den Begriffsbestimmungen von »nebenbei zutreffend« die zweite die bessere. Hat man nämlich die erste angegeben, so ist es notwendig, wenn einer das verstehen können soll, vorher schon zu wissen: Was ist Begriffsbestimmung, eigentümlich und Gattung? Die zweite dagegen ist für sich ausreichend, um zur Kenntnis zu bringen, was das Gemeinte an sich selbst ist. – Es sollen zum nebenbei Zutreffenden auch die Vergleiche untereinander gesetzt sein, die irgendwie vom nebenbei Zutreffenden aus erfolgen, z. B.: »Ist das sittlich Gute vorzuziehen oder das Nutzbringende?« Und: »Ist die Lebensführung gemäß der sittlichen Leistung angenehmer oder die nach dem Genuß?« – und wenn anderes in ähnlicher Weise wie dies behandelt werden sollte. Bei allem derartigen geht die Untersuchung doch darum, welchem von beiden das Ausgesagte in höherem Maße zutrifft. – Klar ist aus der Sache, daß nichts das nebenbei Zutreffende daran hindert, gelegentlich auch in irgendeiner Beziehung eigentümlich zu werden; z. B. »sitzen«, das doch nebenbei zutreffend ist: Wenn es einer allein ist, der da sitzt, dann ist es ihm eigentümlich; ist es aber nicht einer allein, der da sitzt, dann ist es (den Sitzenden) eigentümlich gegenüber den Nicht-Sitzenden. Daher denn nichts hindert, daß in bestimmter Beziehung und zu bestimmter Zeit das nebenbei Zutreffende auch eigentümlich werden kann. Schlechthin eigentümlich wird es dagegen nicht sein.
Kapitel 6. Wir dürfen aber nicht übersehen, daß die Feststellungen zu eigentümlich, Gattung und nebenbei zutreffend alle auch für die Begriffsbestimmungen passend ausgesagt werden. Wenn wir nämlich gezeigt haben, daß (dies und das) dem unter die Begriffsbestimmung gestellten Gegenstand nicht zukommt, sowie auch bei eigentümlich, oder daß das in der Begriffsbestimmung Angegebene tatsächlich nicht die Gattung ist, oder daß etwas von dem in der erklärenden Rede Vorgebrachten (dem Gegenstand) nicht zukommt, was denn auch über das nebenbei Zutreffende gesagt werden könnte, so werden wir die Begriffsbestimmung aufgehoben haben; sodaß denn gemäß der weiter vorn abgegebenen Erklärung alles Aufgezählte in gewisser Weise zur Begriffsbestimmung beitragend ist. Jedoch darf man deswegen nicht nach einem gemeinsamen Verfahren für sie alle suchen. Denn das ist weder leicht zu finden, und wenn es denn gefunden werden könnte, dann wäre es im Hinblick auf die vorliegende Anstrengung durchaus undurchsichtig und schwer anwendbar. Wenn dagegen für jede der abgegrenzten Gattungen für sich ein Verfahren aufgezeigt ist, so läßt sich wohl leichter aus den für ein [103a] jedes eigentümlichen (Gesichtspunkten) der Durchgang des Vorgenommenen machen. Daher denn also nur im Umriß, wie früher gesagt ist, die Einteilung vorzunehmen ist, von dem übrigen ist das einem jeden am meisten Eigentümliche anzufügen, indem man es als »zur Bestimmung beitragend« oder »gattungsbezogen« anspricht. Es ist ja das Vorgetragene schon in etwa an ein jedes so angefügt.
Kapitel 7. Zuerst von allem muß über »dasselbe« die Begriffsbestimmung getroffen werden: In wievielen Bedeutungen wird es ausgesagt? Es scheint wohl richtig, (die Bestimmung) »dasselbe«, im Umriß genommen, dreifach einzuteilen: Entweder der Zahl nach oder der Art oder der Gattung nach pflegen wir (etwas als) dasselbe anzusprechen. Der Zahl nach: Wovon es mehrere Bezeichnungen gibt, der Gegenstand aber immer einer ist, z. B. »Kleidung« und »Gewand«; der Art nach: Was, als eine Mehrzahl, der Erscheinungsform nach ununterscheidbar ist, wie Mensch mit Mensch und Pferd mit Pferd; von dergleichen sagt man ja, daß es der Art nach dasselbe ist – alles, was unter der gleichen Art steht. Entsprechend auch der Gattung nach dasselbe: Alles, was unter die gleiche Gattung fällt, z. B. Pferd mit Mensch. – Nun scheint dagegen wohl aus dem gleichen Brunnen entnommenes Wasser, das man »das gleiche« nennt, irgendeinen Unterschied über die genannten Weisen hinaus zu enthalten; indessen aber auch so etwas soll an gleicher Stelle eingeordnet sein wie die Dinge, die man irgendwie gemäß einer einzigen Art aussagt; alles derartige ist nämlich offenbar verwandt und ähnlich untereinander. Alles Wasser wird ja mit allem der Art nach gleich genannt, weil es eine bestimmte Gleichartigkeit hat; das Wasser aus dem gleichen Brunnen unterscheidet sich in nichts anderem davon, als daß hier nur die Gleichartigkeit stärker ausgeprägt ist; daher trennen wir es nicht von dem, was irgendwie gemäß einer einzigen Art ausgesagt wird. – In größter Übereinstimmung unter allen scheint das der Zahl nach eine als dasselbe ausgesagt zu werden. Doch auch das wird gewöhnlich in mehrfacher Bedeutung vorgebracht; im eigentlichsten und unmittelbaren Sinne: Wenn der Bezeichnung oder Begriffsbestimmung das »dasselbe« beigelegt wird, wie etwa »Kleid« dem Gewand und »Lebewesen, zu Lande, zweifüßig« dem Menschen. Zweitens, wenn (»dasselbe«) der Eigentümlichkeit (beigelegt wird), wie etwa »des Wissens fähig« dem Menschen und »von Natur aus nach oben getragen« dem Feuer. Drittens, wenn (das) vom nebenbei Zutreffenden (ausgeht), z. B. »sitzend« oder »gebildet« dem Sokrates. All das will ein der Zahl nach eines bezeichnen. – Daß das soeben Gesagte stimmt, mag man am besten begreifen aus (dem Vorgehen) derer, die Anreden vertauschen; denn oft, wenn wir Anweisung geben, einen der da Sitzenden mit Namen zu rufen, und wenn der, dem gegenüber wir die Anweisung machen, uns einmal nicht versteht, dann ändern wir nun, in der Annahme, daß er es von einem nebenbei Zutreffenden aus besser versteht, und wir fordern ihn auf, den da Sitzenden oder sich Unterhaltenden zu uns zu rufen; klar doch, daß wir meinen, mittels des Namens und auch über das nebenbei Zutreffende den gleichen zu bezeichnen.
Kapitel 8. Also sei »dasselbe«, wie gesagt, dreifach eingeteilt. [103b] Dafür, daß die Reden aus dem früher Aufgezählten (hervorgehen) und durch es und auf es hin (sich entwickeln), ist ein Beleg der mittels der Heranführung: Wenn nämlich einer eine jede der gestellten Fragen oder vorgelegten Aufgaben durchmustern wollte, so stellte sich ihm heraus, ...

Inhaltsverzeichnis

  1. Titelseite
  2. Erste Seite
  3. Titelblatt
  4. Impressum
  5. VORBEMERKUNG DES VERLAGES
  6. Zu diesem Band
  7. INHALT
  8. Porphyrios: Einführung in die Kategorien des Aristoteles
  9. Kategorien
  10. Hermeneutik
  11. Erste Analytik
  12. Zweite Analytik
  13. Erste Seite
  14. Titelblatt
  15. INHALT
  16. Topik
  17. Erste Seite
  18. Titelblatt
  19. INHALT
  20. Nikomachische Ethik
  21. Erste Seite
  22. Titelblatt
  23. INHALT
  24. Politik
  25. Erste Seite
  26. Titelblatt
  27. INHALT
  28. Metaphysik
  29. Erste Seite
  30. Titelblatt
  31. INHALT
  32. Physik
  33. Über die Seele