Regress und Zirkel
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Regress und Zirkel

Figuren prinzipieller Unabschließbarkeit: Architektur - Dynamik - Problematik

  1. 288 Seiten
  2. German
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Regress und Zirkel

Figuren prinzipieller Unabschließbarkeit: Architektur - Dynamik - Problematik

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Über dieses Buch

Das Denken stĂ¶ĂŸt immer wieder auf Figuren prinzipieller Unabschließbarkeit, etwa den infiniten Regress oder den Zirkel. Sie alle sind so faszinierend wie beunruhigend. So bleibt die Frage nach dem Grund des Grundes stets legitim, und doch will man den infiniten Regress möglichst umgehen. Ebenso gilt es, sich zwar von circuli vitiosi fernzuhalten, doch bleibt einem beim hermeneutischen Zirkel kaum mehr ĂŒbrig, als anzuerkennen, dass man sich schon immer in ihm befindet.Liegt das Unbehagen darin begrĂŒndet, dass das Denken in eine Dynamik gerĂ€t, die es nicht kontrollieren kann? Oder wird hier klar, dass weder BegrĂŒnden noch Verstehen auf eine stabile Basis zurĂŒckgefĂŒhrt werden können? Ist auch deshalb der infinite Regress beunruhigender als der infinite Progress? FĂŒr viele Bereiche lĂ€sst sich fragen, welche GrĂŒnde wir haben, Denkfiguren der Unabschließbarkeit zu meiden, und welche argumentativen, logischen, definitorischen sowie epistemischen Mittel wir besitzen, um Regresse stillzustellen und Zirkeln zu entgehen. Was leistet es, auf die Evidenz des Gegebenen zu setzen, axiomatische Setzungen vorzunehmen oder das Weiterfragen dogmatisch zu verbieten? Darf man auf apriorische, diskursive oder programmierte LetztbegrĂŒndung hoffen, oder soll man darauf setzen, dass es die Lebenswelt ist, die jene Endlosschleife terminiert?Mit BeitrĂ€gen von Emil Angehrn, Harald Atmanspacher, Stefan Berg, GĂŒnter Figal, Thomas Filk, Rico Gutschmidt, Anton Friedrich Koch, Birgit Recki, Hartmut von Sass, Simon Springmann und Holm Tetens

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Information

Verlag
Meiner, F
Jahr
2017
ISBN
9783787330621

II.
Regress und Zirkel als Formen der Argumentation

Holm Tetens

Abbruch, Regress, Zirkel

Ein unvermeidbares Trilemma jeder BegrĂŒndung?

1. Diesseits des MĂŒnchhausen-Trilemmas

Der Einstieg in das tatsĂ€chliche oder vielleicht auch nur vermeintliche Problem – das muss sich erst noch erweisen – ist schnell vollzogen. BegrĂŒndungen und ErklĂ€rungen sind ihrer logischen Form nach Argumente. Die Konklusion eines erklĂ€renden oder begrĂŒndenden Arguments beinhaltet den zu erklĂ€renden oder zu begrĂŒndenden Sachverhalt, seine PrĂ€missen beinhalten zusammen den mehr oder weniger komplexen begrĂŒndenden Sachverhalt. Im Folgenden wird der Schluss von den PrĂ€missen zur Konklusion nicht weiter problematisiert und somit als wahrheitserhaltend unterstellt.
Der kritische Rationalist und Popperianer Hans Albert hat nur den Namen »MĂŒnchhausen-Trilemma« beigesteuert, er hat nicht auch noch die damit gemeinte Sache entdeckt. Deren Entdeckung reicht bekanntlich bis in die antike Philosophie zurĂŒck und ist fast so etwas wie ein Gemeinplatz skeptischen Denkens in der Philosophie. Wie bei jedem Argument werden auch bei ErklĂ€rungen und BegrĂŒndungen die PrĂ€missen als wahr behauptet, aber in dem Argument selber nicht ihrerseits begrĂŒndet und erklĂ€rt. Freilich kann im Prinzip erst einmal nachgefragt werden, warum die PrĂ€missen einer BegrĂŒndung oder ErklĂ€rung ihrerseits als wahr zu gelten haben. Dieses beharrliche regressive Nachfragen nach der Wahrheit von PrĂ€missen, dann nach der Wahrheit der PrĂ€missen von PrĂ€missen, dann nach der Wahrheit von PrĂ€missen der PrĂ€missen von PrĂ€missen und so weiter kann uns – zunĂ€chst einmal prinzipiell betrachtet – in vier epistemische Situationen bringen:
‱ Das regressive Nachfragen endet nach endlich vielen Schritten bei PrĂ€missen, deren Wahrheit nicht weiter begrĂŒndungsbedĂŒrftig, sondern wie auch immer evident und selbsterklĂ€rend ist.
‱ Das regressive Nachfragen geht endlos weiter.
‱ Wir brechen das Nachfragen ab, obwohl die Wahrheit mindestens einer der zuletzt investierten PrĂ€missen keineswegs feststeht und offensichtlich ist.
‱ Wir kommen scheinbar an ein Ende, was sich jedoch nur der Tatsache verdankt, dass wir zirkulĂ€r begrĂŒndet haben.
Diese Unterscheidung von vier Möglichkeiten verknappt sich nach Auffassung vieler Philosophen auf drei Möglichkeiten. Diese Philosophen halten es – allerdings aus höchst unterschiedlichen GrĂŒnden – fĂŒr unmöglich, dass wir beim regressiven Nachfragen nach endlich vielen BegrĂŒndungsschritten auf ein unbezweifelbares und keiner weiteren BegrĂŒndung und ErklĂ€rung bedĂŒrftiges Fundament stoßen. Also ist das GeschĂ€ft des BegrĂŒndens immer durch das Trilemma von unendlichem Regress, dogmatischem Abbruch oder Zirkel bedroht. Soweit eine Skizze der wohlvertrauten Problemlage, wie sie mit dem Stichwort »MĂŒnchhausen-Trilemma« verbunden ist.
Über diese Problemlage gilt es erneut philosophisch nachzudenken. Die nachfolgenden Überlegungen versprechen keinen endgĂŒltigen und generellen Ausweg aus dem MĂŒnchhausen-Trilemma. Sehr wohl aber soll dafĂŒr argumentiert werden, dass und wie sich bei naturgesetzlichen ErklĂ€rungen das »MĂŒnchhausen-Trilemma« umgehen lĂ€sst.

2. Multiversen: ein Ausstieg aus dem MĂŒnchhausen-Trilemma?

Heutzutage gilt es als Standard in den Naturwissenschaften, Sachverhalte naturgesetzlich zu erklĂ€ren. Betrachten wir zunĂ€chst sogenannte singulĂ€re Sachverhalte, zu denen insbesondere und vor allem die Beobachtungsdaten zĂ€hlen, mit denen es die Naturwissenschaften zu tun haben. Sie werden erklĂ€rt, indem man aus bestimmten ebenfalls singulĂ€ren Rand- und Anfangsbedingungen mit Hilfe akzeptierter Naturgesetze auf die zu erklĂ€renden singulĂ€ren Sachverhalte schließt. Klarerweise erlaubt jede solcher ErklĂ€rungen zwei Nachfragen. Wir können fragen, wie es zu den Rand- und Anfangsbedingungen gekommen ist. Das ErklĂ€rungsideal der Naturwissenschaften lĂ€sst nur zu, dass die Rand- und Anfangsbedin gungen ihrerseits naturgesetzlich erklĂ€rt werden. Damit ist ein Regress naturgesetzlicher ErklĂ€rungen offensichtlich bereits in Gang gesetzt. Der kann nach dem heute anerkannten naturwissenschaftlichen Wissen nur bis zur Urknallsituation reichen. Die Urknallsituation stellt selber eine singulĂ€re Rand- und Anfangsbedingung dar, die jedoch ihrerseits nicht weiter erklĂ€rt werden kann. Kommt es, erklĂ€rungstheoretisch betrachtet, einem dogmatischen Abbruch gleich, naturgesetzliche ErklĂ€rungsregresse bei der Urknallsituation enden zu lassen? Schwer zu sagen. Jedenfalls sind sich die Physiker ĂŒber diese Frage nicht einig. Und vielen, das ist ĂŒberdeutlich, sind Fragen wie »Was war vor dem Urknall?«, »Wie kam es zum Urknall?«, »Ist der Urknall eine Creatio ex nihilo?« ausgesprochen unangenehm. Deshalb versuchen sie zu zeigen, dass solche Fragen sinnlos sind. Warum diese Fragen sinnlos sind, das wird allerdings schon höchst unterschiedlich begrĂŒndet. Hier ist Physik kaum noch von der Philosophie zu unterscheiden.
Bisher haben wir nur kurz die naturgesetzliche ErklĂ€rung singulĂ€rer ZustĂ€nde aus anderen singulĂ€ren ZustĂ€nden betrachtet. Eine solche naturgesetzliche ErklĂ€rung lĂ€sst allerdings noch eine weitere Nachfrage zu: Was ist mit den Naturgesetzen, warum gelten gerade diese Naturgesetze und keine anderen? Es ist nun nicht so, dass die Wissenschaften hier sofort mit ihrem ErklĂ€rungslatein am Ende wĂ€ren. Naturgesetze lassen sich durchaus aus anderen Naturgesetzen ableiten. Etwa lassen sich die drei Kepler’schen Gesetze fĂŒr die Planetenbahnen aus dem Gravitationsgesetz deduzieren. Ein fundamentaleres Naturgesetz erlaubt es, ein weniger fundamentales Naturgesetz, möglicherweise unter Heranziehung singulĂ€rer Rand- und Anfangsbedingungen, zu erschließen. Erneut ist ein ErklĂ€rungsregress in Gang gesetzt. Wo endet er? Nun, es ist nicht klar, ob er irgendwo endet. Dem Anspruch nach suchen die Naturwissenschaften nach den fundamentalen Naturgesetzen, aus denen alles andere in der physischen Welt letztlich erklĂ€rt werden kann. Die grundlegendsten Naturgesetze können natĂŒrlich ihrerseits nicht mehr naturgesetzlich erklĂ€rt werden. Könnten sie ihrerseits noch naturgesetzlich erklĂ€rt werden, wĂ€ren es nicht die fundamentalsten Naturgesetze.
Sollten wir eines Tages ĂŒber die »Theorie ĂŒber alles« verfĂŒgen, wĂŒssten wir um Naturgesetze, die ihrerseits nicht mehr naturgesetzlich erklĂ€rt werden können. Da die Naturwissenschaften andere als naturgesetzliche ErklĂ€rungen nicht erlauben, blieben diese Fundamentalgesetze ĂŒberhaupt unerklĂ€rt. Ist das schlimm? Muss man das als dogmatischen Abbruch der ErklĂ€rungsverpflichtungen kritisieren, die die Naturwissenschaften nun einmal eingegangen sind? Oder darf man das ErklĂ€rungsgeschĂ€ft getrost fĂŒr erfolgreich beendet erklĂ€ren?
Wenn ich es recht beobachte, erhĂ€lt man auf diese Fragen keine einheitlichen Antworten mehr von den Physikern. Das sind letzte Fragen, wo die Physik allmĂ€hlich in Philosophie ĂŒbergeht. Ein interessanter Ausweg scheint es Physikern allerdings zu ersparen, sich auf die Philosophie einlassen zu mĂŒssen: die Multiversenhypothese.
Naturgesetzliche ErklĂ€rungen, so haben wir uns vor Augen gefĂŒhrt, lassen zwei RĂŒckfragen zu: Warum gelten denn diese Rand- und Anfangsbedingungen und keine anderen, die doch auch möglich wĂ€ren? Warum gelten gerade diese Naturgesetze und keine anderen, die doch auch möglich wĂ€ren?
Diesen Fragen nimmt man jeden Wind aus den Segeln, falls jedes Universum mit solchen möglichen anderen Naturgesetzen und möglichen anderen Rand- und Anfangsbedingungen ebenfalls realisiert ist. Es existiert nicht nur ein Universum. Alle auch noch möglichen Naturgesetze und Rand- und Anfangsbedingungen sind jeweils in einem anderen Universum verwirklicht. Das ist die Multiversenhypothese. Wir leben nur zufĂ€llig in dem Universum mit den uns bekannten fundamentalen Naturgesetzen und gewissen nicht weiter erklĂ€rten Rand- und Anfangsbedingungen; irgendjemand muss ja in den sauren Apfel beißen und in ihm leben.
Stellen wir uns vor, wir werden aufgefordert, blind aus einer Schachtel mit Kugeln eine von ihnen herauszuziehen. Wir ziehen eine rote Kugel heraus. NatĂŒrlich dĂŒrfen wir uns fragen, warum die Kugel gerade eine rote ist und keine andersfarbige. Die Frage erledigt sich allerdings, sobald wir erfahren, dass in der Schachtel Kugeln in jeder Farbe gleich oft enthalten sind. Genauso erĂŒbrigt die Multiversenhypothese die Frage, warum in unserem Universum gerade die uns bekannten Naturgesetze herrschen, wo andere doch ebenfalls möglich wĂ€ren.
Allerdings leidet die Multiversenhypothese an einem gravierenden methodologischen Defekt. Die anderen Universen bleiben fĂŒr uns nicht nur strikt unzugĂ€nglich. Schlimmer noch: Es macht fĂŒr das, was wir in dieser Welt beobachten, gar keinen Unterschied, ob es die anderen Universen tatsĂ€chlich gibt oder nicht. Es zĂ€hlt jedoch ebenfalls zu den Standards der Wissenschaften, dass sie unbeobachtbare Dinge nur dann postulieren sollen, wenn sie mit dieser Annahme etwas Beobachtbares in unserer Welt erklĂ€ren können, was nicht so wĂ€re, falls es die entsprechenden Dinge nicht gĂ€be.
Wenn es keinen Unterschied macht fĂŒr das, was in unserer Welt der Fall ist, falls es neben unserer Welt noch andere Universen mit anderen Naturgesetzen oder anderen Anfangs- und Randbedingungen gibt, so lĂ€sst sich eine solche andere mögliche Welt noch nicht einmal indirekt ĂŒber kausale Spuren beobachten. Es können daher gar keine im engeren Sinne naturwissenschaftlichen GrĂŒnde sein, die Physiker veranlassen, fĂŒr die These von der Existenz paralleler Universen zu plĂ€dieren. Welche GrĂŒnde könnten es dann sein?
In einer glÀnzenden Rezension des Buches von Graham Greene »Die verborgene Wirklichkeit. Paralleluniversen und die Gesetze des Kosmos« schreibt Ulf von Rauchhaupt:
»  wie kann man als Naturwissenschaftler von etwas reden, was im Grunde per definitionem dem Verfahren entzogen ist, mit dem naturwissenschaftliches Wissen letztlich nur abgesichert werden kann: der Beobachtung oder dem Experiment? [
] Der Naturwissenschaftler kann nur insofern vom Multiversum reden, als er eben nicht nur Naturwissenschaftler ist, sondern auch ein Mensch mit metaphysischen und erkenntnistheoretischen Grundpositionen. [
] Das Argument ist also: Wenn die Natur sich mit der Stringtheorie erklĂ€ren lĂ€sst, dann muss es auch alle Myriaden Parallelwelten geben, die diese Theorie erlaubt. Denn andernfalls brĂ€uchte man ja noch ein Prinzip, das festlegt, welches der möglichen Universen wirklich werden durfte – und die Natur ließe sich eben nicht allein durch die Stringtheorie erklĂ€ren. Denn wenn [
] in unserem Universum sich alles nur irgend Beobachtbare nach einer Stringtheorie richtet, dann wĂŒrde die Stringtheorie darauf hinauslaufen, der Naturwissenschaft letzte metaphysische Relevanz abzusprechen. Hinter der PopularitĂ€t der Multiversen steckt also nichts weniger als der Schrecken des Physikers (genauer: des Stringtheoretikers) vor der sonst drohenden Möglichkeit einer UnerklĂ€rbarkeit der Welt. Mehr allerdings auch nicht«1.
Die Multiversenhypothese erklĂ€rt nichts an unserem Universum. In Wahrheit wird diese Hypothese nicht ins Spiel gebracht, um etwas in unserer Welt zu erklĂ€ren, sondern um der lĂ€stigen Nachfrage aus dem Weg zu gehen, warum die fundamentalen Naturgesetze oder bestimmte singulĂ€re Rand- und Anfangsbedingungen nicht erklĂ€rt werden mĂŒssen und warum sie zum Beispiel nicht teleologisch erklĂ€rt werden dĂŒrfen, wo eine naturgesetzliche ErklĂ€rung unmöglich ist. Die Multiversenhypothese erklĂ€rt nichts, sie soll lĂ€stigen Fragern nur den Mund verbieten.

3. Unendlicher Regress als zureichende ErklÀrung

Wir haben gesehen: Naturgesetzliche ErklĂ€rungen scheinen kein natĂŒrliches Ende zu haben, weder bei den singulĂ€ren Anfangs- und Randbedingungen noch bei den Naturgesetzen. Wir mĂŒssen sie abbrechen, bevor alle Warum-Fragen zu singulĂ€ren Sachverhalten und zu den Naturgesetzen beantwortet sind. Ist das problematisch? Die Multiversenhypothese ist der Versuch, hier ein Problem gar nicht erst entstehen zu lassen. Allerdings, wie ich versucht habe zu zeigen, ein problematischer, ein, recht besehen, misslungener Versuch.
Aber wie problematisch ist ein unendlicher ErklÀrungsregress wirklich? Betrachten wir zunÀchst die naturgesetzliche ErklÀrung singulÀrer Tatsachen in der Welt. Eine singulÀre Tatsache wird mit Hilfe der Naturgesetze aus sogenannten Rand- und Anfangsbedingungen, also wiederum singulÀren Tatsachen, erklÀrt. Die Rand- und Anfangsbedingungen werden ihrerseits auf dieselbe Weise mit Hilfe derselben Naturgesetze erklÀrt. Und so geht es weiter.
Untersuchen wir die Sache gleich allgemeiner: Nehmen wir einmal an, dass wir mit einer unendlichen Klasse K von TatbestÀnden S0, S1, S2
. konfrontiert sind...

Inhaltsverzeichnis

  1. Cover
  2. Titel
  3. Impressum
  4. Inhalt
  5. Regress und Zirkel. Eine Einleitung
  6. I. Zur Hermeneutik von Regress und Zirkel
  7. II. Regress und Zirkel als Formen der Argumentation
  8. III. Regress und Zirkel in (idealen) Systemen
  9. Autorinnen und Autoren