Die Akte Trump
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Die Akte Trump

  1. 352 Seiten
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Die Akte Trump

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Über dieses Buch

DER NEUE US-PRÄSIDENT – WER IST DONALD TRUMP?In Die Akte Trump zeigt Pulitzerpreisträger David Cay Johnston den Aufstieg des 45. Präsidenten der Vereinigten Staaten – angefangen bei Kindheit und Erziehung bis zum erbitterten Wahlkampf gegen Hillary Clinton. Mithilfe zahlreicher Interviews, Gerichtsakten und Finanzdokumente wird das Gefl echt aus Lügen und Halbwahrheiten rund um Donald Trump entwirrt und offengelegt. Wer ist der mächtigste Mann der Welt? Sachlich und fundiert entwirft David Cay Johnston ein vollständiges, brandaktuelles und mitunter erschreckendes Bild des neuen US-Präsidenten. »Was Johnston über den neuen Präsidenten erzählt, ist beeindruckend. Näher kann man Trump zurzeit wohl nicht kommen.« Süddeutsche Zeitung »David Cay Johnston gehört zu den Wenigen, die das komplexe trumpsche Firmengeflecht durchdrungen und hinter die vergoldeten Kulissen geblickt haben.« Der Spiegel Die Akte Trump »enthüllt die dubiosen Geschäfte des Donald Trump – und seine Skrupellosigkeit selbst gegenüber der eigenen Familie«. Stern

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Information

1. Familiengeschichte

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FAMILIENGESCHICHTE
Die Wurzeln der Familie Trump reichen tief in das kriegsgeplagte Deutschland des 17. Jahrhunderts zurück. Damals hieß die Familie allerdings noch Drumpf. Der Name, der bereits 1648 auf »Trump« – englisch für »Trumpf« – vereinfacht wurde, sollte sich für die späteren Nachkommen zu einem mächtigen Markennamen entwickeln. 
Aus der Perspektive des 21. Jahrhunderts erscheint diese frühe Namenswahl wegweisend. Donald kann die Definition des Trumpfs eines Bridgespielers zweifellos für sich reklamieren: eine besonders wertvolle Karte, die alle anderen sticht. Sonstige Bedeutungen, die dem Wort »trump« im Englischen beigemessen werden, sind »etwas von geringem Wert, eine Kleinigkeit« oder als Verb »täuschen oder betrügen« oder auch »eine Trompete blasen oder zum Erklingen bringen«. Weitere Bedeutungen des Verbs sind »skrupellos täuschen« oder »fälschen, fabrizieren oder erfinden«, wie zum Beispiel in »trumped-up charges«, erfundene Anklagepunkte.
Donald Trump hatte seinen Großvater Friedrich, der starb, als Donalds Vater Fred zwölf Jahre alt war, nie kennengelernt. Trotzdem warf Friedrich, ein skrupelloser Geschäftsmann, mit seiner Geldbesessenheit und seinem Hang zu impertinenten Gesetzesverstößen – so errichtete er Gebäude auf Grundstücken, die ihm nicht gehörten, – einen hundertjährigen Schatten auf die Familie Trump.
Friedrich Trump war in Kallstadt, in der Weinregion Rheinland-Pfalz im Südwesten Deutschlands aufgewachsen, wo man sich mit harter Arbeit zwar ein Dach über dem Kopf, aber keine Reichtümer erwirtschaften konnte. Sein Vater war gestorben, als Friedrich erst acht Jahre alt war. Mit 16 sollte der junge Friedrich 1885 zum Militärdienst einberufen werden. Daraufhin legte er seiner Mutter eine Nachricht auf den Tisch und tat das, was auch Millionen anderer Europäer taten, deren Zukunftsaussichten zu Hause trübe waren: Er floh aus Deutschland und wanderte in die Vereinigten Staaten aus.
Nach einer sicherlich anstrengenden Überfahrt über den Atlantik in einem vollgepackten Dampfer landete Friedrich schließlich in New York, wo er bei seiner älteren Schwester Katherine und deren Mann einzog, die schon vor ihm emigriert waren.
Es dauerte nicht lang, und der junge Mann beschloss, sich nach Westen aufzumachen. Er kam bis nach Seattle, wo er eine Gaststätte, The Dairy Restaurant, eröffnete. Das Lokal verfügte über einen mit einem Vorhang abgetrennten Bereich, der höchstwahrscheinlich als Billigbordell diente, wie Gwenda Blair in ihrer Geschichte der Trumps erzählt, die übrigens unter Mitwirkung der Familie entstand. 
1892 erhielt Friedrich die US-Staatsbürgerschaft, nachdem er ein falsches Alter angegeben hatte. Er behauptete, er sei schon zwei Jahre vor seinem eigentlichen Eintreffen in New York ins Land gekommen. Beim Einbürgerungsverfahren wurde er von zwei Freunden unterstützt, die ihm einen hervorragenden Charakter bescheinigten. Einer von ihnen war ein Arbeiter, während die Tätigkeit des anderen darin bestand, Baulichkeiten für etwas bereitzustellen, was Blair vornehm als »Mädchenpensionat« bezeichnete.
Friedrich begründete zwar viele Traditionen der Familie Trump in Amerika, doch zählte die Ausübung des Stimmrechts nicht zu ihnen. Und auch sein Enkelsohn Donald, der sich jetzt um das Präsidentenamt bewirbt, stimmte weder bei der Präsidentschaftswahl 2002 noch bei irgendeiner der republikanischen Vorwahlen nach 1989 ab. Dieses Verhalten änderte er erst 2016 und stimmte – für sich selbst.
Friedrichs Urenkel zeigten sich, was die Ausübung ihrer staatsbürgerlichen Pflichten betraf, noch nachlässiger als der Urgroßvater. Als Donald Trumps Name 2016 auf dem Stimmzettel der Präsidentschaftsvorwahlen des Bundesstaates New York stand, durften weder seine Tochter Ivanka noch sein Sohn Eric, beide in den Dreißigern, ihre Stimme abgeben, weil sie es versäumt hatten, sich als Republikaner ins Wahlregister eintragen zu lassen. Sie gaben der Regierung die Schuld daran und erklärten, man hätte es ihnen in letzter Minute erlauben müssen, von den Parteilosen zu den Republikanern zu wechseln. Die Abstimmungsregeln für Präsidentschaftsvorwahlen im Empire State sind zwar veraltet, gelten aber schon seit vielen Jahren. Die Geschwister hätten monatelang Zeit gehabt, sich als Republikaner eintragen zu lassen, um an den Wahlen teilnehmen und für ihren Vater stimmen zu können.
Eine Familientradition führte Friedrich Trump allerdings tatsächlich in Amerika ein: Er begann damit, Reichtum anzuhäufen und den Hals nie vollzukriegen. Friedrich verkaufte sein Restaurant-Bordell und gründete circa 50 Kilometer nördlich von Seattle ein neues Unternehmen. Gerüchten zufolge planten die Rockefellers, die mit Öl reich geworden waren, in dem Gebiet ein großes Bergwerk zu eröffnen. Das veranlasste Friedrich, auf einem Grundstück direkt gegenüber vom Bahnhof, das ihm nicht gehörte, ein ganz spezielles Hotel zu errichten – ein Haus sozusagen für aktive Kurzaufenthalte, nicht für volle Übernachtungen. Die Idee, auf einem fremden Grundstück zu bauen, sollte sein Enkelsohn Donald später wieder aufgreifen, als er das Anwesen Mar-A-Lago in Florida erwarb. Er nahm dazu eine Hypothek auf, die mit dem schriftlichen Einverständnis der Chase Bank nicht bei Gericht eingetragen wurde.
Das Bergbauprojekt verlief letztendlich im Sande, und kaum jemand war am Ende reicher als bei der Ankunft in diesem Gebiet der Hoffnung. Einer dieser wenigen war Friedrich Trump, der seinen Namen zu diesem Zeitpunkt bereits an amerikanische Gepflogenheiten angepasst hatte und sich Frederick nannte. Man rief ihn Fred. 
Sobald Fred vom Goldrausch am Klondike erfuhr, machte er sich auf ins kanadische Yukon-Territorium. Die Mühsal des Goldwaschens in eisigen Flüssen erschien ihm wenig attraktiv. Freds Goldmine waren die Minenarbeiter. Er eröffnete eine Art Bar und Grill, ein Lokal, das er The Arctic nannte. Dort wurden harte Getränke ausgeschenkt, und auch halbseidene Damen – »Sporting Ladies«, wie man sie nannte – durften nicht fehlen. Wieder einmal war sein Gefühl für Timing perfekt. Er trat gerade am Höhepunkt des Goldrausches auf den Plan. Einige Zeit danach neigten sich die Goldvorräte ihrem Ende zu, und berittene Polizei, die Royal Canadian Mounted Police, kam in die Camps, um nach dem Rechten zu sehen. Doch da hatte Fred Trump bereits ein kleines Vermögen gemacht, mit dem er sich zurück nach Amerika absetzte.
1901, inzwischen war er 32 Jahre alt, kehrte Frederick Trump nach Deutschland zurück, wo seine Mutter ihren inzwischen reich gewordenen Sohn mit standesgemäßen jungen Damen bekannt machte. Frederick jedoch verliebte sich in eine junge Frau, von der seine Mutter alles andere als angetan war, eine zwanzigjährige Blondine namens Elizabeth Christ. Elizabeth, die gerade einmal sechs Jahre alt war, als ihr zukünftiger Ehemann nach Amerika segelte, um sich dem deutschen Militärdienst zu entziehen, war von barocker Üppigkeit. Trump bevorzugte kurvige Blondinen, und auch das sollte zu einer Familientradition werden.
Frederick entführte seine Braut nach Amerika, wo er alsbald wieder Ausschau nach Gelegenheiten hielt, sein Vermögen zu vergrößern, das sich zu diesem Zeitpunkt in heutigem Geld bereits auf eine halbe Million Dollar belief. Elizabeth fühlte sich im hektischen New York mit seinen starken Kontrasten zwischen Arm und Reich jedoch unglücklich. Sie litt unter fürchterlichem Heimweh. So bestiegen Frederick und seine Frau 1904 gemeinsam mit ihrer kleinen Tochter ein Schiff zurück nach Deutschland.
Dort angelangt, bekam der junge Krösus jedoch alle Hände voll zu tun, um die Behörden von seiner Verfolgung als Wehrdienstverweigerer abzuhalten. In der Hoffnung, das Vermögen, das er ins Land gebracht hatte, würde die Behörden beeindrucken, erklärte er der Regierung seine Abwesenheit im Jahr 1904 schriftlich wie folgt: »Ich bin nicht nach Amerika ausgewandert, um mich dem Militärdienst zu entziehen, sondern um Wohlstand zu erwerben und so meine Mutter [in Kallstadt] unterstützen zu können«, erklärte er. Die deutschen Behörden fanden das nicht überzeugend genug und verwiesen ihn des Landes.
Donald Trump wurde noch nie gefragt, ob es diese Episode seiner Familiengeschichte war, die ihn zu seiner in den USA verfassungswidrigen Forderung veranlasste, geschätzte elf Millionen illegal ins Land gekommene Einwanderer auszuweisen. Zusätzlich möchte er sogar solche Immigranten abschieben, deren Kinder längst amerikanische Staatsbürger sind. Er wurde auch noch nie gefragt, ob er an seinen Großvater denkt, wenn er fordert, die USA sollten Soldaten oder Matrosen muslimischen Glaubens die Rückeinreise in die Vereinigten Staaten verwehren. 
Wieder in New York angelangt, vergrößerte Frederick sein Vermögen weiter. In ihrer reich bebilderten Biografie erzählt Gwenda Blair, dass Frederick als Friseur zu arbeiten begann, eine schlecht bezahlte Tätigkeit, die man bei einem Mann, der so aufs Geldverdienen bedacht war, kaum vermuten würde. Wie sie schreibt, wurde in den Friseurläden der damaligen Zeit auch Tabak verkauft, doch wurden Friseure trotzdem schlecht bezahlt. Allerdings boten Friseurläden einen anderen, wertvollen Vorteil: Da hier zweifelhafte Gestalten aller Art ein- und ausgehen konnten, um sich ihre tägliche Rasur zu holen oder einfach rumzuhängen, eigneten sich diese Orte wunderbar als Drehscheiben für gewiefte Geschäftemacher und zur Anbahnung geheimer Transaktionen zwischen kriminellen Elementen verschiedenster ethnischer Zugehörigkeit, die sich in der großen Stadt tummelten. 
Obwohl er noch so viel vorhatte, konnte sich Frederick trotz seines Vermögens keine zusätzliche Lebenszeit erkaufen: Er war einer von über 20 Millionen Menschen, die der Grippepandemie von 1918 zum Opfer fielen. Doch schon bald trat ein anderes emsiges Mitglied der Familie Trump in seine Fußstapfen: Donalds Vater Fred.

2. Familienwerte

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FAMILIENWERTE
Obwohl Frederick Christ Trump erst zwölf Jahre alt war, als sein Vater 1918 starb, trat er nur zwei Jahre nach dessen Tod in seine Fußstapfen, indem er gemeinsam mit seiner Mutter eine Garagenbaufirma für Wohnhäuser gründete: Elizabeth Trump & Son. Da der junge Frederick noch ein Teenager war und daher keine Verträge eingehen durfte, war es Elizabeth, die alle Schecks und Dokumente unterschreiben musste.
Kaum volljährig geworden, beteiligte sich Fred Trump mit 21 Jahren an einer Prügelei zwischen rund 100 New Yorker Polizisten und 1 000 Mitgliedern und Anhängern des rassistischen Geheimbundes Ku-Klux-Klan, viele von ihnen mit weißen Kapuzengewändern vermummt. Schauplatz des Krawalls war Jamaica, jenes Viertel in Queens, in dem Fred Trump wohnte. Die Polizei nahm ihn fest, weil er sich weigerte, das Feld zu räumen. Allerdings verzichtete der Staatsanwalt darauf, ihn und viele andere, die an diesem Tag verhaftet wurden, anzuklagen. Dies war nur eine von vielen Gelegenheiten, bei denen Fred Trump seine Neigung zu rassistischen Umtrieben erkennen ließ.
Fast neun Jahrzehnte später versuchte sein Sohn, der Präsidentschaftskandidat Donald Trump, diesen Sachverhalt zu leugnen, indem er behauptete, sein Vater habe gar nie unter der Adresse gelebt, die die Presse den polizeilichen Meldeunterlagen entnommen hatte. Andere behördliche Unterlagen belegen jedoch, dass sein Vater tatsächlich in Queens gewohnt hatte. Und sie weisen nur einen einzigen Fred Trump aus, der in dieser Zeit in Queens lebte.
In einem Interview der New York Times 2015 fühlte sich Donald, nachdem man ihn mit den Daten konfrontiert hatte, in die Enge getrieben und begann nervös zu zucken und sich zu winden. Er wollte die Zeitung dazu bringen, die Verhaftung einfach zu ignorieren, obwohl die Website boingboing.net nach dem Auftauchen eines Artikels der New York Times aus dem Jahr 1927 schon darüber berichtet hatte. Trump äußerte sich etwa folgendermaßen:
… Das Ganze ist nie passiert. Und es hieß auch, es sei keine Anklage erhoben worden, nichts. Ehrlicherweise muss man sagen, dass es nicht fair ist, das zu erwähnen, weil doch keine Anklage erhoben worden ist. Es hieß, es sei Anklage gegen andere erhoben worden, aber das stimmt nicht. Keinerlei Anklagen, also absoluter Unsinn … Jemand hat mir diese Website gezeigt – eine unbedeutende Website, die von irgendjemandem ins Netz gestellt wurde. Übrigens – ist Ihnen aufgefallen, dass keine Anklage erhoben wurde? Nun, wenn in einer Sache keine Anklage erhoben wurde, sollte sie auch nicht erwähnt werden… Weil gegen meinen Vater wurde keine Anklage erhoben. Wie es bei den anderen Beteiligten war, weiß ich nicht. Aber ihm wurde nichts vorgeworfen, absolut nichts. Wenn man also davon ausgeht, dass er beteiligt war – das glaube ich nicht. Ich habe noch nie davon gehört. Es ist also wirklich nicht fair, das zu erwähnen. Es ist nie passiert … Wenn es keine Anklage gegeben hat, dann sollte es auch nicht erwähnt werden.
Dieser letzte Satz ist wichtig für das Verständnis der Lücke zwischen den allgemeinen Berichten über Trump und dem unzweifelhaften Inhalt der behördlichen Unterlagen: Die Forderung, dass Ereignisse, die zu keiner strafrechtlichen Verfolgung geführt haben, in den Nachrichten nicht erwähnt werden sollten, ist ein wichtiges Element Trumps akribischer und hartnäckiger Bemühungen, Recherchen über seine Verhaltensweisen zu verhindern. Dank seinem Vermögen und seiner Prominenz gelingt es ihm immer wieder, die Aufmerksamkeit von Journalisten dorthin zu lenken, wo er sie haben will, und Ermittlungen von Strafverfolgungsbehörden und Leuten, die ihn wegen Betrugs oder Zahlungsverweigerung klagen, ins Leere laufen zu lassen.
Wie auch immer: Als sich die Roaring Twenties ihrem Ende zuneigten, baute Fred Trump Einfamilienhäuser in Queens. 1929, mit dem Einsetzen der Weltwirtschaftskrise, stieg er auf einen Selbstbedienungsladen für Lebensmittel um. Dabei handelte es sich um den Vorläufer eines modernen Supermarkts, der Möglichkeiten zur Kosteneinsparung bot, da die Kunden die Artikel selbst aus den Regalen nahmen und so den Großteil des Verkaufspersonals ersetzten. Das Geschäft war ein durchschlagender Erfolg, und Trump verkaufte es nach einem Jahr mit hohem Gewinn.
Während des Zweiten Weltkriegs zog Fred Trump staatliche Aufträge für den Bau von Apartmenthäusern und Baracken an Land, die in der Nähe von Marinewerften in Pennsylvania und Virginia errichtet werden sollten. Diese Tätigkeit machte ihn mit allen Einzelheiten des öffentlichen Beschaffungswesens vertraut, ein Vorteil, den er später zu seinen Gunsten nutzen sollte. Als die Bundesregierung nach dem Krieg Wohnbauten für zurückkehrende Soldaten zu errichten begann, war Fred Trump angeblich einer der Bauunternehmer, die schon am ersten möglichen Einreichungstag mit den Unterlagen am Kreditschalter der Wohnbaubehörde Federal Housing Administration standen. In den darauffolgenden Jahren baute er tausende Wohnungen in Brooklyn und Queens und kaufte weitere in so entlegenen Gebieten wie Ohio.
Fred Trump machte sich weder als Errichter hochwertiger Gebäude noch als guter Vermieter einen Namen. Er kaufte die billigsten Materialien, um über 27 000 subventionierte Wohnungen und Reihenhäuser aufzustellen. Für einige von ihnen kassiert seine Familie noch heute, Jahrzehnte später, Miete.
Donalds Vater war bereits ein Showman mit großtuerischem Auftreten, eine Eigenschaft, die sein Sohn später zur Perfektion bringen sollte. Fred, der Bauunternehmer aus Brooklyn, wusste genau, wie man die einfachen, vielsagenden Storys streute, die die Zeitungen gern bringen, ohne großartige Recherchen anzustellen. So fabulierte er 1946 gegenüber dem Brooklyn Eagle, dass es nach dem Krieg so schwierig sei, Baumaterialien zu bekommen. Deshalb habe er seine Männer in die Eisenwarenhandlungen der ganzen Stadt ausgeschickt, mit dem Auftrag, alle Nägel zu kaufen, die sie nur ergattern konnten, und sei es nur eine Handvoll. Später wurde er für eine sparsame Geste bekannt: Wenn er auf seinen Baustellen auftauchte (immer in Anzug und Krawatte), pflegte er auf seinen Rundgängen herumliegende Nägel eigenhändig aufzuheben und sie den Zimmerleuten in die Hand zu drücken.
Jahre danach brachte er eine Einlage, die seinem Sohn wohl als direkte Anregung diente: Er wollte auf Coney Island das erste Apartmentprojekt errichten, das den Namen der Familie Trump tragen sollte. Dazu musste allerdings der beliebte Steeplechase-Vergnügungspark abgerissen werden. Trump lenkte die Presse vom eigentlichen Thema ab, indem er eine Truppe helmbewehrter Grazien in gepunkteten Bikinis anheuerte, die den lokalen Bewohnern und Ehrenträgern der Stadt Ziegel in die Hände drückten. Dann lud er Pressefotografen ein, dabei zu sein, als die Werbefigur des Vergnügungsparks, ein komisch grinsendes Männergesicht namens Funny Face, mit den Ziegeln beworfen wurde. Jahrzehnte später pflegt sich Donald Trump ebenfalls mit Models zu umgeben, um Fernsehkameras anzulocken. Seine dritte Frau ließ er bei einem Foto-Shooting an Bord seiner Boeing 757 in seiner Anwesenheit fast nackt für ein Herrenmagazin posieren.
Lange bevor er lernte, Nachrichten zu fabrizieren, wurde Fred Trump zu einem Hauptziel staatlicher Ermittler. Die Anschuldigung lautete, er habe sich mit Steuergeldern bereichert, die eigentlich zur Unterstützung von Veteranen des Zweiten Weltkrieges gedacht gewesen seien. Bei den darauffolgenden Senatsanhörungen zu diesem Thema konnte er keine Ziegel verteilenden junge Damen in Bikinis zum Einsatz bringen. Stattdessen wurde er zu dem Vermögen befragt, das er und andere Bauunternehmer dank der Entscheidungen verdienten, die die Federal Housing Administration (FHA), das US-Unterministerium für Wohnbaufragen, zum Thema Hypothekengarantien getroffen hatte. Nachdem die FHA Trumps Kunstgriffen auf die Schliche gekommen war, wurden diese dem Präsidenten Dwight D. Eisenhower zur Kenntnis gebracht, der darüb...

Inhaltsverzeichnis

  1. Die Akte Trump
  2. Einführung
  3. 1. Familiengeschichte
  4. 2. Familienwerte
  5. 3. Persönliche »Werte«
  6. 4. Ein kränkliches Kind
  7. 5. Auf der Suche nach Freunden
  8. 6. Trumps wichtigste Deals
  9. 7. Eine richtig tolle Klage
  10. 8. Die Güte in Person
  11. 9. Die Polen-Brigade
  12. 10. Gefühltes Vermögen
  13. 11. Als die Regierung Trump rettete
  14. 12. Golf und Steuern
  15. 13. Einkommensteuer
  16. 14. Leere Schmuckschatullen
  17. 15. »Besser als Harvard«
  18. 16. Trump als Wohltäter
  19. 17. Alter Egos
  20. 18. Möchtegern-Affären
  21. 19. Legendenbildung
  22. 20. Fast schon zu viel der Ehre
  23. 21. Kenne ich den Mann?
  24. 22. Trump in Mexico
  25. 23. Trump zieht einen Wal an Land
  26. 24. Trump und der größte Loser
  27. Epilog
  28. Danksagungen
  29. Quellenangaben
  30. INDEX