Leber an Milz
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Leber an Milz

Wie wir lernen, auf die geheimen Signale unserer Organe zu hören

  1. 262 Seiten
  2. German
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Leber an Milz

Wie wir lernen, auf die geheimen Signale unserer Organe zu hören

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Über dieses Buch

Alles über unsere unterschätzten OrganeWer weiß schon, wo die Milz sitzt und wofür sie gut ist? Warum wir ohne den Hirnstamm gar nicht atmen können und dass das Steißbein für unsere aufrechte Haltung eine entscheidende Rolle spielt? Wir kennen zwar unsere großen Organe wie Herz, Darm und Lunge, die kleinen aber unterschätzen wir allzu oft. Dabei können wir unseren Körper erst in Gänze verstehen, wenn wir die Signale aller Organe richtig deuten. Andrea Freund und Lucia Schmidt zeigen auf ebenso anschauliche wie unterhaltsame Weise, welche Rädchen zwischen Kopf und Fuß ineinandergreifen und wir wir die tägliche Arbeit unseres Körpers besser wertschätzen.Ein Buch, das Spaß macht, staunen lässt und ganz nebenbei für unser Wohlbefinden sorgt.

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Information

Verlag
Ecowin
Jahr
2018
ISBN
9783711052308

Mittendrin:

BRUSTKORB RÜCKEN BAUCH BECKEN

Unser Rumpf – das klingt erst einmal nicht nach viel, eher nach einer schlichten Struktur im Körper. Schaut man dann aber genauer hin, hat dieser doch einiges zu bieten. Zum Rumpf zählen Mediziner nämlich Brustkorb, Rücken, Bauch und Becken. Schaut man von vorn auf den Menschen, gliedert sich der Rumpf wie ein dreistöckiges Gebäude: vom Becken unten angefangen folgt der Bauch und dann der Brustkorb. Die Hinterwand dieses Hauses bildet der Rücken. Lassen Sie uns doch mal die verschiedenen Etagen aufsuchen.

BECKEN

Es wird in diesen Zeiten viel über das Verhältnis der Geschlechter zueinander diskutiert. Genderthemen sind populär in modernen Gesellschaften. Zwischen Jungen und Mädchen, zwischen Frauen und Männern soll es in Sachen Erziehung genauso wenige Unterschiede geben wie später im Arbeitsleben. Und selbst wenn heute Schönheitsindustrie und Medizin viel dafür tun können, dass (fast) jeder unabhängig vom angeborenen Geschlecht – in dem Körper leben kann, in dem er sich wohlfühlt, so gibt es doch ein paar Stellen am Körper, die bei Frauen und Männern einfach unterschiedlich angelegt sind. Selbst Kleidung, Sport oder Operationen können nicht zur gewünschten Änderung führen.
Das Becken gehört dazu. Es setzt sich aus drei Knochen zusammen, die paarweise angelegt sind: zwei Sitzbeine, zwei Schambeine und zwei Darmbeine. Die beiden Schambeine sind vorn über eine Symphyse, ein faserknorpeliges Gelenk, verbunden. Jeweils ein Sitzbein, ein Schambein und ein Darmbein sind so fest miteinander verschmolzen, dass sie zusammen ein Hüftbein bilden. Die beiden Hüftbeine grenzen jeweils von links und rechts hinten an das Kreuzbein, eine Verlängerung der Wirbelsäule, die in das Becken hineinragt. Früher bestand das Kreuzbein auch aus einzelnen Wirbeln, die aber im Lauf der Evolution zusammengewachsen sind. Hüftbeine und Kreuzbein sind fest über zahlreiche Bänder miteinander verbunden. Dadurch hat dieses Gelenk zwar wenig Beweglichkeit, aber viel Stabilität. Würde man sich die Anordnung der gerade beschriebenen Knochen aufmalen, könnte man sehen, dass sich ein Ring ergibt. Sicher haben Sie schon mal den Begriff Beckenring gehört, jetzt wissen Sie auch, woher er stammt. Dieser Ring trägt die Hauptlast des menschlichen Körpers.
Das Becken eines Mannes ist in der Regel hoch und schmal, das der Frau breiter, ausladender und niedriger. Manche Frauen mögen das jetzt vielleicht nicht gern lesen, andere sind stolz darauf. In Erotik, Malerei, Film und Mode spielt das weibliche Becken von jeher eine herausragende Rolle. Von der Natur wurde es vor allem dafür konstruiert, dass die Frau Kinder bekommen kann.
Darüber hinaus gibt es am Schambein einen Winkel, der bei Mann und Frau immer unterschiedlich ausfällt. Dieser Winkel heißt bei der Frau Arcus pubis und ist neunzig bis hundert Grad groß. Beim Mann heißt er Angulus subpubicus und misst nur 75 Grad. Anhand dieses Winkels lässt sich bei einer Leiche das Geschlecht bestimmen. Aber auch zu Lebzeiten: Nirgends sonst unterscheiden sich die inneren Organe des Körpers so gravierend zwischen den Geschlechtern wie in der Region des Beckens – Eierstöcke, Eileiter und Gebärmutter bei der Frau, Prostata beim Mann.
Nach unten hin wird das Becken durch eine Schicht von Muskeln und Bindegewebsplatten verschlossen, den sogenannten Beckenboden. Seine Aufgabe ist es, die Bauch- und Beckenorgane in ihrer Lage zu sichern. Außerdem ist der Beckenboden tagein, tagaus mit Anspannen, Loslassen und Druckausgleichen beschäftigt. Er unterstützt nämlich die Schließmuskeln von Harnröhre und Anus, bei der Frau auch die der Vagina, bei der Arbeit. Außerdem gleicht er eine Druckerhöhung im Bauchraum aus, wenn wir niesen oder husten müssen.
Meist kommen Frauen zum ersten Mal mit dem Thema Beckenboden in Kontakt, wenn sie schwanger sind. Denn die wachsende Gebärmutter mit dem Kind darin drückt stetig auf den Beckenboden – die Geburt bedeutet für diese Muskelschichten puren Stress. Damit sie nach Schwangerschaft und Geburt ihre Arbeit wieder bravourös erfüllen können und sie nicht etwa inkontinent werden, haben frischgebackene Mütter ein Recht auf Rückbildungsgymnastik. Diese Kurse werden von den Krankenkassen bezahlt und von Hebammen und Frauenärzten zu Recht wärmstens empfohlen. Bis nach einer Geburt wieder alles an seinen ursprünglichen Platz gefunden hat, braucht es Zeit und Unterstützung durch gezieltes Training.

BAUCH

Bei allen anderen Körperregionen, die wir in diesem Buch beschreiben, spielen Knochen immer eine entscheidende Rolle. Der Kopf, der Brustkorb, das Becken – überall Knochen, die Stabilität versprechen. Und der Bauch? Das ist wohl die einzige knochenfreie Zone im Körper. Der Bauchraum oder das Abdomen, wie Mediziner sagen, zieht sich von der untersten Rippe bis zum Ansatz der Beckenknochen. Im hinteren Teil, am Rücken, gut, da läuft die Wirbelsäule entlang, aber sonst ist in dieser Zone tatsächlich kein Knochen zu finden. Wabbelig geht es dort zu – bei dem einen mehr, bei dem anderen weniger. Über den Grad entscheidet unter anderem der Fitnesszustand des Menschen. Sind die Bauchmuskeln gut trainiert und ist das Gewicht im Normalbereich, zeigt sich der Bauch meist flacher und fester. Die Muskeln, die die Bauchhöhle vorn und an der Seite umgeben, nennt man Bauchwand. Im Bauchraum selbst befindet sich die Verwertungsmaschine des menschlichen Körpers – die meisten Organe, die wir zur Verdauung benötigen. Wie die Teile eines Puzzles liegen sie eng aneinandergeschmiegt – und ist es nicht unglaublich, dass Dünn- und Dickdarm es zusammen auf einen Schlauch von rund fünf Meter Länge bringen? Legen Sie mal vier bis fünf Meter Gartenschlauch auf einen Haufen. Sie werden Augen machen, was Sie da für eine Menge im Bauch mit sich herumschleppen.
Und weil es im Bauch eben ziemlich eng zugeht, ist es für den Arzt nicht immer leicht, die richtige Diagnose zu stellen, wenn jemand in der Praxis sitzt und sagt: »Ich habe Bauchschmerzen.« Um besser einordnen zu können, ob es der Magen, der Darm oder etwa die Gallenblase ist, der oder die die Beschwerden verursacht, stellt der Arzt dann jede Menge Fragen. Zum Beispiel: Wo genau tut es weh? Oben im Bauch weist auf den Magen hin, weiter unten auf den Darm. Bei Frauen kann es auch mal für die Gebärmutter oder die Eierstöcke sprechen. Tut es direkt nach dem Essen weh? Dann könnte eine Entzündung im Magen die Ursache sein.
Zurück zur Bauchmuskulatur: Sie setzt sich aus der geraden und schrägen Muskulatur zusammen. Interessiert man sich für ein Sixpack, sollte man den zuständigen Musculus rectus abdominis vielleicht beim Namen kennen und ihn trainieren. Die Bauchwand hat neben jeder Menge Muskeln aber auch zwei interessante Reflexe zu bieten: den Bauchhautreflex und den Bauchdeckenreflex. Letzteren können Sie gut bei sich testen, wenn Sie sich von Freunden mal mit Bällen bewerfen lassen oder - eher unangenehm - absichtlich mit dem Beckenknochen gegen eine Tischkante laufen. Dann werden Sie merken, wie sich die Bauchmuskeln zum Schutz der Eingeweide reflexartig zusammenziehen. Im Unterschied zu diesem Eigenreflex des Körpers nutzen Ärzte den Bauchhautreflex diagnostisch. Hierfür streicht der Arzt mit einem spitzen Gegenstand von einer Seite zur Mittellinie des Bauchs. Dabei kontrahiert sich die Bauchmuskulatur auf derselben Seite. Fehlt dieser Reflex, deutet das auf eine neurologische Störung hin.

BRUSTKORB

Als Brustkorb wird die Region vom Hals bis zum Zwerchfell bezeichnet. Sie wird vorn und hinten durch verschiedene Knochen, Muskeln und Bänder begrenzt. Oberhalb des Brustkorbs liegt der Hals.
Vielleicht erinnern Sie sich noch, dass wir im Kapitel »Kopf und Hals« geschrieben haben, der Kopf sei das Wichtigste des Menschen. Würde der Brustkorb diese Zeilen lesen, wäre er vermutlich empört und fühlte sich in seinen Aufgaben alles andere als wertgeschätzt. Denn unablässig gibt er alles, um Lunge, Luftröhre und Herz vor harten Stößen zu schützen. Diese zweifelsohne immens lebenswichtigen Organe umgibt der Brustkorn mit zwölf Rippenpaaren, zahlreichen Muskeln, der Brustwirbelsäule und dem Brustbein wie ein Zelt. Die Organe liegen so in einer sicheren Höhle – eben der Brusthöhle.
Doch die Natur hat dem Brustkorb nicht nur die Aufgabe gegeben, möglichst stabil und widerstandsfähig zu sein, sondern gleichzeitig auch so elastisch, dass der Mensch ausreichend Luft holen kann. Konstruktionstechnisch ist das eine ganz besondere Aufgabe: Die Lunge muss sich in der Brusthöhle ausdehnen und wieder verkleinern können. Hinter dieser Bewegung des Brustkorbs steckt aber noch viel mehr: Sie ist sogar dafür verantwortlich, dass überhaupt Luft in die Lunge strömt, wie wir auch beim Zwerchfell sehen werden.
Atmen ist kein bewusster Vorgang, das machen wir einfach, ob wir nun schlafen, sprechen oder lernen. Atmen wir ein, spannen sich die Muskeln im Brustkorb an, speziell die Muskeln zwischen den Rippen. Damit breiten sich der Brustkorb und die Lunge aus, es entsteht ein Unterdruck in der Lunge, Luft von außen strömt über die Luftröhre ein. Entspannt sich die Muskulatur wieder, atmen wir aus, die kohlendioxidreiche Luft strömt aus. Ohne die Beweglichkeit des Brustkorbs könnten wir also gar nicht leben, wir würden keine Luft bekommen.

RÜCKEN

Bleibt man beim Bild, dass unser Körper ein Haus ist, sind wir mit dem Rücken an der Hinterwand dieses Gebäudes angelangt. Die Bauherren unter Ihnen: Was erwartet man von solch einer Struktur? Richtig, sie sollte stabil sein, im wahrsten Sinne des Wortes Rückhalt geben. Und genau das hat die Natur auch für unseren Rücken als Aufgabe vorgesehen.
Ganz allgemein kann man deswegen sagen, dass alle Elemente im Rücken der Stabilität dienen. Sie machen es möglich, dass der Mensch aufrecht gehen kann. Da wäre zum einen die Wirbelsäule: 33 Wirbel von oben nach unten aneinandergereiht, teilweise verwachsen, in der Form eines doppelten S. Ein solches Konstrukt gibt Halt, keine Frage. Gleichzeitig muss die Wirbelsäule aber beweglich sein, damit wir uns nach vorn und hinten beugen können. Das wiederum garantieren die zahlreichen Gelenke und Bänder, über die die Wirbel miteinander verbunden sind. Durch diese Raffinesse sind Halt und Bewegung gleichermaßen möglich. Zugegeben, so ein Schwanken nach vorn wünschen sich Häuslebauer eher weniger. Für unseren Körper ist es aber unerlässlich.
Zu den knöchernen Strukturen des Rückens zählen neben den Wirbeln noch die Rippen, die an den Brustwirbeln ansetzen. Im oberen Bereich des Rückens finden sich die Schulterblätter. Neben diesen breiten Knochen dominieren am Rücken aber vor allem die Muskeln. Mehrere Muskelschichten stapeln sich dort übereinander: kurze, lange, längs und schräg verlaufende. Durch ihre Vielfalt ermöglichen sie es, dass wir uns in viele Richtungen strecken, drehen und eben beugen können. Der runtergefallene Schlüssel, das Umdrehen und Winken zum Abschied, das Strecken, bis wir ans obere Regalfach kommen – alles kein Ding, unser Rücken macht das schon.
Bei der Rückenmuskulatur unterscheidet man die autochthone Muskulatur und die »eingewanderte« Muskulatur. Autochthon ist Altgriechisch und bedeutet so viel wie »eingesessen«, »an Ort und Stelle entstanden«. Und genau das gilt auch für diese Muskelgruppe. Sie wächst, während der Embryo im Mutterleib heranreift, direkt an und um die Wirbelsäule. Diese Muskelgruppe, zu der auch ganz kurze Muskeln zählen, ist vor allem für das Aufrechthalten der Wirbelsäule zuständig. Dem gegenüber steht die eingewanderte Rückenmuskulatur. Wie ihr Name schon verrät, entsteht sie nicht direkt am Rücken, sondern wandert während der Embryonalentwicklung in den Bereich des Rückens hinein. Genau genommen entwickelt sie sich aus der »Extremitätenknospe«, der embryonalen Anlage, aus der auch Arme und Beine entstehen (diese Entwicklungsgeschichte verrät sogleich, für was die Muskeln dieser Gruppe zuständig sind: Sie verbinden den Rumpf mit den Extremitäten).
Der Rücken ist also tatsächlich so entworfen, dass er dem aufrecht gehenden Menschen den nötigen Halt und die erforderliche Stabilität geben kann. Doch in unserer heutigen Zeit schwächelt er dabei häufig, erfüllt seine Arbeit nicht mehr so lässig wie zuvor. Ein Grund, mal wieder: Wir bewegen uns zu wenig. All die soeben vorgestellten Strukturen, von den Muskeln über die Sehnen bis hin zu den Knochen, müssen gefordert und aktiviert werden, sie wünschen sich das so. Und für was haben wir sie auch sonst?
Doch wenn wir vor allem sitzen, und das die meiste Zeit noch gebeugt mit Blick auf einen Bildschirm, verharren Wirbelsäule und Muskeln in der immer gleichen Stellung; manche von ihnen könnten sogar das Gefühl entwickeln, ihr Dienst werde gar nicht mehr gebraucht. Rückenschmerzen sind die Folge, mittlerweile ein Volksleiden. Nicht selten ist dafür keine eindeutige Ursache zu finden: 80 bis 85 Prozent der Beschwerden sind »idiopathischer« Art. So nennen Mediziner Beschwerden, die sie keinem Auslöser zuordnen können.
Bei der Suche nach einem Grund für Schmerzen im unteren Rücken nehmen Ärzte aber seit einigen Jahren eine Struktur im Rücken vermehrt unter die Lupe: die »Lumbalfaszie« oder »große Rückenfaszie«. Sie gehört zum weitläufigen Bindegewebsnetzwerk in unserem Körper, das alle Muskeln und Organe umgibt und miteinander verbindet – und ist die größte und eine der kräftigsten Faszien im Körper. Ihre rein physische Dimension schildert der deutsche Faszienforscher Robert Schleip: »Die oberflächliche Schicht der Lumbalfaszie verbindet die Faszienhülle des großen Gesäßmuskels mit der Sehnenplatte des großen Rückenmuskels, der zu den beiden Oberarmen zieht. Ihre tiefere Schicht reicht vom Kreuzbein (im Becken) bis zur Nackenfaszie, die wiederum übergeht in die ›Kopfschwarte‹.« Wie ein Korsett stützt sie dabei den Bereich der Lendenwirbel im unteren Rücken, wo die meisten Rückenschmerzen auftreten, etwa wenn die Lumbalfaszie verklebt.

HERZKRANZGEFÄSSE — STÄNDIG UNTER STROM

Keine Frage, jedes unserer Organe hat seine Wichtigkeit, seine unentbehrliche Aufgabe im Körper, damit tagein, tagaus alles reibungslos funktioniert: Atmen, Laufen, Verdauen, Schlafen, Sprechen. Doch das Herz kann ohne Zurückhaltung behaupten, es spiele unter allen Organen noch mal eine ganz besondere Rolle. Denn pumpt es nicht Blut, angereichert mit Nährstoffen und Sauerstoff, in alle Winkel unseres Körpers, kann keins der anderen Organe seine Arbeit tun.
Dabei fällt bei der hohen Achtung für unser Herz häufig unter den Tisch, wer eigentlich dafür verantwortlich ist, dass das Herz genügend Kraft hat, beim erwachsenen Menschen im Durchschnitt 100 000-mal am Tag zu schlagen und pro Minute rund fünf Liter Blut durch den Körper zu schicken: Es sind die Herzkranzgefäße, im Fachjargon Koronararterien genannt. Ohne sie wäre das Herz aufgeschmissen.
Diese Blutgefäße liegen kranzförmig dem Herzmuskel auf (diesem Verlauf haben sie auch ihren Namen zu verdanken) und versorgen ihn von außen bis in die letzten Ecken mit Blut. Das ist eine Besonderheit. Die allermeisten Organe im Körper werden von ihren versorgenden Gefäßen durchzogen. Das Herz hingegen wird über die Koronararterien von außen ernährt und nicht etwa über das Blut in seinen Kammern.
Bei einem Erwachsenen im Ruhezustand verbraucht das Herz selbst für seine Arbeit etwa 4 bis 6 Prozent des Bluts, das es pro Minute in den Kreislauf pumpt. Im Lauf eines Lebens – rechnet man mit einem Durchschnittsalter von 75 Jahren – transportiert das Herz rund 179 Millionen Liter Blut durch den Körper und schlägt mehr als 2,7 Milliarden Mal.
Das Herz-Kreislauf-System ist das erste funktionsfähige System in unserem Körper. Bereits ab der dritten Entwicklungswoche, manchmal noch bevor die werdende Mutter überhaupt bemerkt, dass sie schwanger ist, nimmt dieses im Embryo seine Arbeit auf, um den 22. Entwicklungstag herum beginnt der Sinus venosus zu funktionieren. Er bildet später die Einmündung der großen Hohlvene in den rechten Vorhof. Über die Hohlvene wird sauerstoffarmes Blut aus dem Körper zum Herzen transportiert. Früh in der Entwicklung gelangen über ihn Nährstoffe und Sauerstoff aus der Plazenta an den Embryo. In den ersten Entwicklungswochen eines Menschen funktioniert die Versorgung mit Nährstoffen allerdings noch nicht über Gefäße, sondern durch Diffusion (ein selbstständiges Durchmischen der Stoffe in der Zelle).
Geht es nach der Natur, dann besitzt der Mensch zwei Koronararterien, eine linke und eine rechte. Sie bilden die ersten Abzweigungen der Aorta, kurz nachdem diese aus der linken Herzkammer entsprungen ist. An dieser Stelle haben die Herzkranzgefäße einen Durchmesser bis zu dreieinhalb Millimeter. In ihrem Verlauf über den Herzmuskel verzweigen sie sich allerdings in immer kleiner werdende Äste und dringen von außen in den Herzmuskel ein; die kleinsten Arterien haben dann nur noch einen Durchmesser von wenigen Mikrometern – gerade noch groß genug, damit sich einzelne Blutkörperchen hindurchquetschen können.
Im Normalfall versorgt die rechte Herzkranzarterie die Hinterwand und die linke Herzkranzarterie die Vorderwand des Herzens. Von dieser Standardanatomie gibt es allerdings zahlreiche Normvarianten. Nur bei etwa 50 Prozent der Menschen verlaufen die Koronararterien so, wie es die Natur vorgesehen hat. »Das hat aber in den meisten Fällen keine pathologischen Auswirkungen«, sagt Josef Schöpf, Kardiologe am Kardiocentrum an der Klinik Rotes Kreuz in Frankfurt am Main. Soll heißen, das Herz funktioniert trotzdem einwandfrei.
Das tut es allerdings nicht mehr, sobald Arteriosklerose ins Spiel kommt, dem Laien häufig bekannt als »Verkalkung der Arterien«. Das kann in den Herzkranzgefäßen besonders gravierende Folgen haben: Werden Herzmuskelzellen aufgrund verstopfter Gefäße nicht mehr richtig durchblutet, kommt es zum Herzinfarkt. Je nachdem welche Koronararterie und damit welche Versorgungsgebiete dann betroffen sind, sprechen Mediziner vom Vorder- oder Hinterwandinfarkt.
Dass sich im Lauf des Lebens Ablagerungen in den Gefäßen bilden, ist ganz natürlich. Alterserscheinungen sozusagen. Allerdings kann der Lebensstil erheblich dazu beitragen, in welchem Maße Verkalkungen stattfinden. »Die Herzkranzgefäße sind kein starres System, vergleichbar einem Rohrsystem, sondern ein sensibler Verbund, der durch verschiedene Faktoren geschädigt werden kann, der aber auch über Anpassungsund Reparationsmechanismen verfügt«, erklärt Ernst Geiß, Kardiologe in Fra...

Inhaltsverzeichnis

  1. Cover
  2. Titel
  3. Impressum
  4. Widmung
  5. Inhalt
  6. ZU BEGINN Wie alles miteinander zusammenhängt
  7. UNSER KÖRPER Kennenlernen in Etappen
  8. Überall: DIE ZELLE Womit alles anfängt
  9. Ganz oben: KOPF | HALS
  10. Mittendrin: BRUSTKORB | RÜCKEN | BAUCH | BECKEN
  11. An den Ecken und Enden: ARME | HÄNDE | BEINE | FÜSSE
  12. VON ÖTZI BIS EPIGENETIK Wie sich der Blick auf unseren Körper ändert
  13. PARTNERÜBUNGEN Was Sie aktiv für Ihren Körper tun können
  14. Danke schön!
  15. Über die Autorinnen