Kulturelle Funktionen von städtischem Raum im Wandel der Zeit
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Kulturelle Funktionen von städtischem Raum im Wandel der Zeit

Cultural Functions of Urban Spaces through the Ages

  1. 272 Seiten
  2. German
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Kulturelle Funktionen von städtischem Raum im Wandel der Zeit

Cultural Functions of Urban Spaces through the Ages

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Über dieses Buch

Der Österreichische Arbeitskreis für Stadtgeschichtsforschung veranstaltete im September 2018 - orts- und zeitgleich mit dem EU-Gipfel in Salzburg - in Kooperation mit dem Salzburger Stadtarchiv, dem Institut für Österreichische Geschichtsforschung und der Commission Internationale pour l'Histoire des Villes eine Tagung zu den "Kulturellen Funktionen von Stadtraum im Wandel der Zeit". Die Tagung reihte sich in das vierjährige Arbeitsprogramm der Commission ein, welches soziale, politische, kulturelle und wirtschaftliche Funktionen von Stadtraum thematisiert. "Kultur" als schwer fass- und definierbare Größe der Stadtgeschichte wurde dabei im Gang durch die Zeit dargestellt: Mittelalterliche Festsäle und Turniere, "Sport" in Mittelalter und Neuzeit am Beispiel von Pferderennen und Ballhäusern, die im 19. Jahrhundert neuaufkommenden Grand Hotels in Salzburg, das Stadtmuseum als "Eco-Museum" oder die Festspielhäuser des 19. und 20. Jahrhunderts als Orte der (auch städtischen) Selbstvergewisserung wurden zumeist in vergleichender Sicht vorgestellt, wobei die regionalen, sozialen und nationalen Differenzen zwischen den behandelten Gebieten deutlich hervortraten. Der vorliegende Band - zugleich auch eine Festgabe zum fünfzigjährigen Bestehen des Österreichischen Arbeitskreises (1969-2019) - legt diese Beiträge der Öffentlichkeit vor.Mit Beiträgen von Steinar Aas, Jutta Baumgartner, Cees de Bondt, Gerhard Fouquet, Jean-Luc Fray, Marie-Paule Jungblut, Edmund Kizik, Martin Knoll, Ferdinand Opll und Martin Scheutz.

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Information

Jahr
2019
ISBN
9783706560146
I. Kultur des Agonalen und des Festes in der Stadt

JEAN-LUC FRAY

Fest- und Prunksäle in französischen Städten des Mittelalters und der Frühen Neuzeit

Der Begriff „Bal“ erscheint schon in der Mitte des 12. Jahrhunderts in französischen Quellen1 als Ableitung des französischen Verbs „baller“ („Tanzen im höfischen Rahmen“).2 Ab dem Beginn des 13. Jahrhunderts fand er Anwendung, um Tanzszenen oder im musikwissenschaftlichen Sinn einen provenzalischen bzw. okzitanischen lyrischen Tanz mit Instrumenten zu bezeichnen, aber auch bei Tanzveranstaltungen.3 Schließlich, wahrscheinlich erst ab dem Ende des 18. Jahrhunderts,4 wurde auch der Ort dieser festlichen Begegnungen mit diesem Begriff („aller au bal“) umschrieben. Doch die eigentliche Hochzeit der Bälle als höfische bzw. private Veranstaltungen lässt sich eindeutig mit der Renaissance datieren. Nach den vorliegenden Überlieferungen wurde der erste private, auch für die Öffentlichkeit zugängliche Ballsaal in Paris bzw. in Frankreich erst im Jahr 1715 mit Erlaubnis des Herrschers eröffnet.
Tatsächlich bleiben die schriftlichen Zeugnisse für diese Form der Vergesellschaftung, die einerseits in höfischen Romanen, wie etwa in der Ritterdichtung, und andererseits bei den Chronisten um die Mitte des 16. Jahrhunderts auftauchen, ziemlich selten. Aus dem 13. Jahrhundert gibt es jedoch einige Erwähnungen von Volkstänzen, die unter freiem Himmel, auf dem Land oder in den Höfen der Stadtkirchen stattfanden, doch berühren diese Orte unser Thema, nämlich die Fest- und Prunksäle in Häusern wie in Palais nicht. Das gilt auch für den berühmten und dramatischen „Bal des Ardents“ von 1393, der aller Wahrscheinlichkeit nach in einer südlich von Paris gelegenen Vorstadt bzw. in der dort gelegenen königlichen Residenz stattgefunden hat.5 Der Tanz, den König Karl VIII. im Dezember 1490, am Abend seines feierlichen Eintritts in die Stadt Vienne an der Rhône, in seiner Residenz veranstaltete, scheint eher auf eine persönliche Initiative des Königs zurückgegangen zu sein.6 Auch das Beispiel der im April 1402 in Arras, der Hauptstadt der Grafschaft Artois, durchgeführten Feste bleibt mehrdeutig: Die festlichen Arrangements, die der mächtige burgundische Herzog Philipp der Gute anordnete, um die Hochzeit seines jüngsten Sohnes Anton in Arras zu begehen, erscheinen als luxuriöse, aber auch ephemere Konstruktionen.7 Der Text gibt außerdem an, dass die Festanlage „auf der Wiese unseres obengenannten Palast von Arras“8 errichtet wurde, was deutlich macht, dass dieses Fest außerhalb der Burg abgehalten wurde. Doch zeigen diese wenigen, hier angeführten Beispiele schon zwei charakteristische Merkmale, nämlich die Kurzlebigkeit der Festarrangements und eine gewisse Abkehr von der Stadt.
Aus dem beginnenden 16. Jahrhundert bietet uns der Bericht über die Reise des Kardinals Ludwig von Aragonien nach Deutschland, Holland, Belgien, Frankreich und nach Italien (1517–1518) Auskunft über Bälle. Der Bericht wurde drei Jahre später vom ehemaligen Sekretär des Kardinals, Don Antonio de Beatis, aufgezeichnet.9 Der hohe Kirchenfürst erlebte Bälle in Augsburg, aber auch im erzbischöflichen Palais von Rouen – wahrscheinlich im Festsaal des ersten Stockwerks, der auf Befehl von Kardinal d’Estouteville10 in den Jahren 1462–1464 erbaut worden war und noch heute (nach bedeutenden stilistischen Veränderungen während des 18./19. Jahrhunderts) „Salle des États“ (Ständesaal) genannt wird. Aber auch in Avignon im Palast des päpstlichen Legaten war der Kardinal bei einem Bankett und bei Tänzen („mit Könnerschaft und Laszivität“, wie der Biograph hinzufügt!) anwesend.11
Am Ende des Mittelalters wurde nicht nur in Rouen, sondern auch in Paris der Bischofspalast für Empfänge und Feste genutzt, darunter sogar für Veranstaltungen, die der französische König finanzierte. Der ehemalige Pariser Königspalast auf der „Île de la Cité“, obwohl mittlerweile zum Sitz des Parlaments mutiert, verfügte gleichfalls über eine „Grande Salle“, die im Spätmittelalter immer wieder im namengebenden Sinne benutzt wurde, so etwa für den Empfang von Kaiser Karl IV. und Wenzel von Luxemburg im Jahr 1378. Noch im 16. bzw. zu Beginn des 17. Jahrhunderts wurden dort im Kontext der königlichen Einzüge feierliche Feste abgehalten: Dabei verwandelte sich ein von einem Podest überragter „Marmortisch“ in einen Ehrentisch, während das Buffet der Goldschmiede und die Musiktribüne an die Säulen des Raumes angeschlossen wurden, sodass die Raummitte für „lebende Zwischengerichte“, für Maskeraden und für andere Unterhaltung zugänglich blieb.12
Was den neuen königlichen Palast im Louvre betrifft, markiert hier vor allem die Herrschaft von Heinrich II. (1547–1559) einen Bruch, als der „Große Saal“ (auch „Karyatidensaal“) in einer Größe von 600 m2 geschaffen wurde. Darüber hinaus gab es im Obergeschoß den „königlichen Saal“. Angrenzend an den Louvre erbaute man im 14. Jahrhundert das sogenannte „Hôtel de Bourbon“, das durch eine Konfiskation im Jahr 1523 in den Besitz des Königs gelangte. Dieses „Hôtel“ hatte eine große, mittelalterliche, gezimmerte „Aula maxima“ von fast 1.000 m2, wahrscheinlich überhaupt der größte Saal im mittelalterlichen Paris. Dieser Raum wurde 1553 für die Hochzeit von Diana von Frankreich, 1559 für die von Elisabeth von Valois genutzt und dann ziemlich regelmäßig für die großen hochadeligen Hofehen der Jahre 1570 und 1580. Im 17. Jahrhundert gestaltete man den Saal in ein Schauspielhaus um, das wiederum um 1670 im Zuge der Erweiterung der sogenannten „Cour carrée du Louvre“ demoliert wurde.
Erst im Jahr 1532 lässt sich der erste echte königliche Ballsaal im Schloss Fontainebleau, etwa 60 Kilometer südöstlich von Paris, nachweisen. Dieser Ballsaal wurde also nicht in städtischem Kontext errichtet.13 In Form einer von Franz I. errichteten Loggia ließ Heinrich II. vom französischen Architekten Philibert Delorme und dem italienischen Maler/Dekorateur Francesco Primaticcio (Le Primatice) einen geschlossenen Raum von 300 m2 für Empfänge, Bankette und Tanzveranstaltungen umgestalten. Auch in der kleinen Stadt Saint-Germain-en-Laye, etwa 20 Kilometer westlich von Paris, wurde ein bereits von Franz I. besuchter Festsaal des Schlosses 1549 ...

Inhaltsverzeichnis

  1. Cover
  2. Title
  3. Inhaltsverzeichnis
  4. Zur Einleitung
  5. I. Kultur des Agonalen und des Festes in der Stadt
  6. II. Sport als Form der kulturellen Vergesellschaftung
  7. III. Neue kulturelle Konzepte für den Stadtraum
  8. Adressen der Beiträgerinnen und Beiträger
  9. Impressum