Kindheit in Igls
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Kindheit in Igls

  1. 144 Seiten
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Kindheit in Igls

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Über dieses Buch

Eine Reise in die Vergangenheit Innsbrucks - lebendig in persönlichen Erinnerungen!Malerisch am Fuße des "Innsbrucker Hausbergs" Patscherkofel gelegen, ist Igls seit 1942 ein Stadtteil von Innsbruck. Als Luftkurort zog es zwischen den 1960er und 90er Jahren zahlreiche Feriengäste und Prominente an, die in den noblen Hotels und Pensionen logierten.Bernadette Wieser lässt in diesem Buch nicht nur ihre eigene Kindheit und Jugend in den 1960er und 70er Jahren wieder aufleben. Auf ihrem Spaziergang durch Igls erzählt sie auch die Geschichte des Ortes, der sich trotz vieler Veränderungen seinen dörflichen Charakter und seine idyllische Lage bis heute erhalten hat.

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FAMILIE WIESER

Ein markantes Gebäudeensemble bilden die Häuser in der Hilberstraße 9 und 11. Sie stehen kurz vor der Kirche in einer Engstelle der Straße. Diese Gebäude sind mein und meines Vaters Elternhaus und der Stammsitz der Familie Wieser.
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Mein Elternhaus
Auf der Fassade des Hauses Nr. 9 sieht man unser Familienwappen, das einer unserer Vorfahren verliehen bekam. Der Original-Wappenbrief hängt heute eingerahmt im Büro meiner Schwester. Damals wurde unser Name noch mit einem „y“, also Wyser, geschrieben.
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Familienwappen
Unsere Familie ist eine der ältesten, wenn nicht die älteste in Igls. Schon mein Großvater verdiente mit Fuhrwerken sein Geld. Nebenbei betrieb er noch eine kleine Landwirtschaft.
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Unser Opa mit seiner Kutsche
Das Elternhaus unseres Vaters in der Hilberstraße 9 wurde auch „Althaus“ oder Riedl-Hof genannt. Das kleinere Häuschen daneben, Hilberstraße 11, diente als Wirtschaftsgebäude. Der Sage nach war unser Anwesen das Zuhause der beiden Hirten, denen in Heiligwasser die Muttergottes erschienen war. Deshalb auch das Fresko auf unserer Fassade. Auf der Rückseite unseres Hauses befindet sich ein Bild des heiligen Christophorus. Er ist einer der 14 Nothelfer und der Schutzpatron der Reisenden und Kraftfahrer und soll unserem Unternehmen immer schützend zur Seite stehen.
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Bild auf unserem Haus
Im September 1957 heirateten meine Eltern, und Papa gründete 1959 ein Taxiunternehmen, das heute noch als „Autoreisen Wieser GmbH“ bekannt ist.
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Hochzeitsfoto unserer Eltern, September 1957
Papa begann seinen Betrieb mit einem Chevrolet, den er persönlich in Wien abholte. Sein Faible waren nämlich amerikanische Autos.
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Papas erstes Taxi
Im Juli 1958 kam ich als erstes von drei Kindern zur Welt.
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Mein Säuglingspass
Im Mai 1961 wurde meine Schwester Elisabeth geboren und im Juli 1963, einen Tag vor Papas Geburtstag, unser Bruder und Stammhalter, Karl jun.
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Familienfoto
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Karli und Mama
Als meine Schwester zu sprechen begann, konnte sie natürlich meinen Vornamen nicht aussprechen und so wurde ich kurz und bündig „Dette“ genannt. Dieser Name ist mir bis ins Erwachsenenalter geblieben. Bei meinen SchulkollegInnen bin ich nach wie vor „die Wieser Dette“, wenn ich mich aber bei jemandem vorstelle, verwende ich meinen ungekürzten Namen Bernadette.
Mit meiner Schwester und meinem Bruder sowie unserem Nachbarsbuben Andreas verbrachte ich eine wunderbare, unbeschwerte Kindheit und Jugend in Igls. Wir zwei Mädchen hatten viele Freundinnen, die zum Spielen entweder zu uns kamen oder wir zu ihnen. Unser Bruder hatte in Andreas einen Spielkameraden, der im Haus unseres Onkels wohnte. Beide waren in den Feldern rund um Igls oft mit zahlreichen anderen Buben unterwegs.
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„Dette“
Nachdem Igls zu einem bekannten und beliebten Luftkurort avancierte und immer mehr Touristen in unser Dorf kamen, schaffte sich Papa einen Kleinbus an, mit dem er Ausflugsfahrten anbot.
So führten diese Fahrten nach Bozen-Meran, Salzburg, in die Dolomiten, zu den Krimmler Wasserfällen, zum Großglockner, zu den bayrischen Königsschlössern oder nur für nachmittags zum Achensee, nach Sterzing, ins Ötztal, nach Rattenberg oder nach Oberammergau. Zu Beginn seiner Tätigkeit kündigte er seine Fahrten auf handgeschriebenen Tafeln an, die er an seinen VW-Bus anlehnte. Später wurden aus diesen Schiefertafeln schön bemalte Ankündigungstafeln. Jeden Tag stand er mit seinem Kleinbus gegenüber dem Sporthotel. Sein Weggefährte war Bertl Embacher, auch er bot seine Dienste den Gästen an, die in Igls wohnten. Im Sommer trug unser Vater vorwiegend seine „Krachlederne“, was zu dieser Zeit nichts Außergewöhnliches war.
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Papa mit seinem VW-Bus
Da das Ausflugsgeschäft unseres Vaters immer beliebter wurde, musste ein Büro errichtet werden, in dem wir unsere Gäste für die Fahrten zu den verschiedenen Ausflugszielen buchen konnten. Beim Ausbau von Büroräumlichkeiten im Erdgeschoß unseres Elternhauses (Hilberstraße 11) kamen teilweise verkohlte Tierknochen zum Vorschein: Relikte aus der Zeit des Dorfbrandes 1833.
Auch hatten wir früher sogar eine eigene Funktaxi-Zentrale mit Tag- und Nachtdienst, die zuerst in unserer Stube und später in diesem Büro untergebracht war. Weiters betrieben wir auch noch eine Zimmervermittlung. Gästen ohne Zimmerbuchung halfen wir bei der Suche nach einer Unterkunft in Igls und Umgebung. Ab meinem zwölften Lebensjahr war ich regelmäßig in meinen Sommerferien im Büro und unterstützte meine Mutter. Sie konnte in der Zwischenzeit den Haushalt machen und musste nicht immer ins Büro springen, wenn Gäste kamen. Und mit meinen in der ersten Klasse Hauptschule erworbenen Englischkenntnissen konnte ich sogar unsere ausländischen Gäste bedienen. Aber nicht nur ich und Mama arbeiteten damals in unserem Büro, Papa stellte im Sommer auch immer wieder „Bürofräulein“ an. Ich erinnere mich zum Beispiel noch an Luise, Martina, Brigitte, Elfriede, weiters auch noch an einige bei uns angestellte Taxifahrer. Durch Papas Aktivitäten auf der Bobbahn lernte er die Gebrüder Delle Karth kennen. Dieter und Werner waren lange bei uns in der Firma beschäftigt. Als unser Bruder ein Jahr alt war, warf ihn Dieter einmal in die Luft und konnte ihn nicht mehr fangen. Gott sei Dank passierte Karli nichts dabei. Weil er aber wie am Spieß brüllte, fuhr Mama vorsichtshalber mit ihm in die Klinik.
Ab und zu war es auch notwendig, uns von Angestellten zu trennen. Die Kündigung musste immer Mama aussprechen. Im Nachhinein hörte man dann: „Ja, der Wieser isch ja a netter Kerl, aber sieeeeee …“ Doch damit konnte Mama gut umgehen.
Unser Vater war sehr kontaktfreudig. Dadurch schloss er schnell Freundschaften mit Gästen aus aller Herren Länder. Ich kann mich noch erinnern, dass er viele Freunde aus England, Deutschland, Amerika und Frankreich hatte. Eine Dame aus England ist mir besonders in Erinnerung geblieben. Sie kam jedes Jahr mit ihrer Freundin Molly nach Igls auf Urlaub. Ihr Name war Mary. Sie wurde regelmäßig zum Geburtstagsfest Ihrer Majestät, Königin Elizabeth II., eingeladen. Als sie wieder einmal bei uns in der Stube saß, meinte sie, dass ich ihr ein Geschenk für die Königin mitgeben könnte, welches sie ihr bei dieser Feierlichkeit überreichen würde. Ich war damals sieben Jahre alt. Wir besorgten eine Trachtenpuppe, verpackten sie für die Königin und gaben sie Mary mit. Mit einer Kontaktaufnahme durch das englische Königshaus rechnete natürlich niemand in der Familie. Eines Tages kam der Postbote und brachte einen Brief mit dem königlichen Wappen, der an mich adressiert war. Total nervös öffnete ich dieses Schreiben. Es war von der „Lady-in-Waiting“ (Hofdame) unterzeichnet. Diese bedankte sich bei mir im Namen von Königin Elizabeth II. für das Geburtstagsgeschenk. Natürlich wurde dieser Brief sofort eingerahmt und in meinem Zimmer aufgehängt. Als Königin Elizabeth II. im Mai 1968 zu Besuch in Innsbruck war, stand ich am Straßenrand mit meinem gerahmten Brief und hielt ihn ihr hin. Und wenn mich nicht alles täuscht, hat sie mir gewinkt, als sie ihn sah.
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Brief vom englischen Königshaus
Noch eine Begegnung mit einem „hohen Tier“ ist mir im Gedächtnis: Ich war bereits mit sieben Jahren Jungschützenmarketenderin bei den Igler Jungschützen und besaß deshalb meine eigene Wipptaler Tracht. Eines Tages im Jahre 1969 kam der legendäre Hundegger Hannes, Mitglied der Schützenkompanie Igls-Vill, in die Volksschule und sprach mit dem Direktor. Etwas später wurde ich mit einem Buben aus einer höheren Klasse zur Seite geholt und uns wurde mitgeteilt, dass wir beide den Herrn Bundeskanzler Dr. Josef Klaus in Igls begrüßen sollten. Die Aufregung war groß. Rudi musste ein Gedicht lernen und ich sollte Blumen überreichen. Am besagten Tag zog ich meine Tracht an und Rudi kam in seiner Schützentracht ins Sporthotel in Igls. Ich bekam einen Strauß Almrosen, die ich dem Bundeskanzler überreichen musste, Rudi trug sein Gedicht vor. Beide bekamen dann von ihm ein Foto mit Autogramm und eine Schachtel Bonbons.
Wir Kinder verbrachten den Großteil unserer Ferien im hinter unserem Haus gelegenen Obstgarten, den wir Puite nannten. Dort standen etwa zwanzig Apfelbäume, Kirschbäume, Ribiselstauden etc., ein Paradies für Kinder.
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Meine Schwester Elisabeth und ich mit Greif, dem Schäferhund unseres Onkels, in der Puite.
Zu Ostern versteckten unsere Eltern dort die Geschenke, die der Osterhase gebracht hatte. Ich kann mich noch gut erinnern, dass ein geflochtener Puppenwagen in den Zweigen eines Apfelbaumes hing oder ein anderes Mal ein roter Tretroller in der Garage hinter einem Auto versteckt war. Dieser große Obstgarten war für uns Kinder die reinste Spielwiese. Dort wurde „Versteckelex“ oder „Fangelex“ gespielt. Viele Jahre hatten wir auch Campinggäste in unserem Garten. Eine Cousine unseres Vaters war mit einem Holländer verheiratet. Onkel Jacques und Tante Paula verbrachten viele Wochen in ihrem Zelt im Garten hinter unserem Haus. Für uns Kinder brachten sie holländische Schokolade und für die Erwachsenen holländischen Käse mit. Das Ehepaar hatte sämtliche Lebensmittel für seinen Aufenthalt selbst dabei und wir wunderten uns, wo sie die Sachen verstauten.
Im Haus Hilberstraße 9 wohnten unser Onkel und unsere Tanten. Im Erdgeschoß war jedoch eine Wohnung an die Familie Rössler/Gostner vermietet. Frau Rössler hatte eine Tochter, Ingrid, die im Laufe der Zeit heiratete und mit ihrem Mann Oswald und ihrem Sohn Andreas weiter bei der Mutter lebte.
Ein in ganz Tirol bekannter Mann kam immer wieder zur Familie Gostner/Rössler auf Besuch. Es war der legendäre „Gipser Otto“. Fast jede(r) machte einmal mit ihm Bekanntschaft. Er war eine Legende in der Tiroler Sportlandschaft. Jeder Sportunfall, der mit einem Bruch endete, wurde von Otto Kapferer in der Innsbrucker Klinik eingegipst. Ja, die Patienten waren sogar stolz auf ein Gipsbein vom Otto! Er war der Bruder von Frau Rössler. Mich hatte er besonders gerne, daher durfte ich als kleines Mädchen immer auf seinem Schoß sitzen, wenn er mit seiner Frau Rosa bei seiner Schwester zum Kaffee war.
Eines Tages im Sommer waren meine Geschwister und Andreas verschwunden. Meine Eltern und ich suchten verzweifelt bei den Nachbarn nach ihnen. Plötzlich läutete das Telefon. Meine Oma, die am Bahnhof in Patsch wohnte, war dran. Sie hatte selbst kein Telefon und musste ein Stück zu Fuß zum Bahnhofsvorstand gehen, um telefonieren zu können. Sie teilte Mama mit, dass Lisi, Karli und Andreas mit einem Fahrrad und einem Tretroller bei ihr aufgetaucht seien, um sie zu besuchen. Die Erleichterung war sehr groß und Papa machte sich mit dem Auto auf den Weg nach Patsch. Die Kinder waren über den Fernkreuzweg und die Patscher Felder durch das Dorf, weiter über die „Kehrhöfe“ und durch den Hohlweg zum Wohnhaus unserer Große...

Inhaltsverzeichnis

  1. Cover
  2. Titel
  3. WIDMUNG
  4. IGLER STRASSE
  5. DIE HILBERSTRASSE – HAUPTSTRASSE VON IGLS
  6. FAMILIE WIESER
  7. PATSCHER STRASSE
  8. LANSER STRASSE
  9. Schützenkompanie Igls-Vill
  10. Anmerkungen
  11. DANK
  12. Bernadette Wieser
  13. Zur Autorin
  14. Impressum
  15. E-Books der Reihe „Erinnerungen an Innsbruck“