Sprache als psychotherapeutische Intervention
eBook - ePub

Sprache als psychotherapeutische Intervention

Ein Lehrbuch für die Praxis

  1. 413 Seiten
  2. German
  3. ePUB (handyfreundlich)
  4. Über iOS und Android verfügbar
eBook - ePub

Sprache als psychotherapeutische Intervention

Ein Lehrbuch für die Praxis

Angaben zum Buch
Buchvorschau
Inhaltsverzeichnis
Quellenangaben

Über dieses Buch

Das vorliegende Werk ist das erste Lehrbuch zur systematischen Nutzung von Sprache in der Psychotherapie. Alle Verfahren und Methoden nutzen Sprache als ihr zentrales Instrument der Veränderung. Das Buch hilft Psychotherapeuten, den Zusammenhang zwischen Sprache und Psychopathologie differenziert zu verstehen. Es beschreibt mit vielen praktischen Beispielen, wie sie Sprache einsetzen können, um psychologische Fertigkeiten wie Perspektivwechsel und Empathie zu unterstützen. Weitere wichtige Themen sind die Rolle von Sprache bei der Förderung von Verhaltensveränderungen, der Entwicklung eines flexiblen Selbstkonzepts und des Erlebens von Sinnhaftigkeit und Motivation.

Häufig gestellte Fragen

Gehe einfach zum Kontobereich in den Einstellungen und klicke auf „Abo kündigen“ – ganz einfach. Nachdem du gekündigt hast, bleibt deine Mitgliedschaft für den verbleibenden Abozeitraum, den du bereits bezahlt hast, aktiv. Mehr Informationen hier.
Derzeit stehen all unsere auf Mobilgeräte reagierenden ePub-Bücher zum Download über die App zur Verfügung. Die meisten unserer PDFs stehen ebenfalls zum Download bereit; wir arbeiten daran, auch die übrigen PDFs zum Download anzubieten, bei denen dies aktuell noch nicht möglich ist. Weitere Informationen hier.
Mit beiden Aboplänen erhältst du vollen Zugang zur Bibliothek und allen Funktionen von Perlego. Die einzigen Unterschiede bestehen im Preis und dem Abozeitraum: Mit dem Jahresabo sparst du auf 12 Monate gerechnet im Vergleich zum Monatsabo rund 30 %.
Wir sind ein Online-Abodienst für Lehrbücher, bei dem du für weniger als den Preis eines einzelnen Buches pro Monat Zugang zu einer ganzen Online-Bibliothek erhältst. Mit über 1 Million Büchern zu über 1.000 verschiedenen Themen haben wir bestimmt alles, was du brauchst! Weitere Informationen hier.
Achte auf das Symbol zum Vorlesen in deinem nächsten Buch, um zu sehen, ob du es dir auch anhören kannst. Bei diesem Tool wird dir Text laut vorgelesen, wobei der Text beim Vorlesen auch grafisch hervorgehoben wird. Du kannst das Vorlesen jederzeit anhalten, beschleunigen und verlangsamen. Weitere Informationen hier.
Ja, du hast Zugang zu Sprache als psychotherapeutische Intervention von Matthieu Villatte, Jennifer L. Villatte, Steven C. Hayes, Cornelia Fedder, Thorsten Kienast, Valerija Sipos, Ulrich Schweiger im PDF- und/oder ePub-Format sowie zu anderen beliebten Büchern aus Psychologie & Psychotherapeutische Beratung. Aus unserem Katalog stehen dir über 1 Million Bücher zur Verfügung.

Information

Jahr
2020
ISBN
9783170330160

1 Die Macht der Sprache

Jede psychologische Intervention beruht auf dem Einsatz von Sprache. Sogar Techniken, die Stille betonen, die Imagination oder Hypnose nutzen oder mit Übungen eine direkte Verbindung zum Hier und Jetzt herstellen, erreichen ihr Ziel, indem sie sprachliche Mittel einsetzen. Psychotherapeuten nehmen selten direkt auf das Leben ihrer Patienten Einfluss – Veränderungen erzeugen sie vornehmlich durch Gespräche. Erfolgreiche Therapeuten sind durch Begabung oder Übung in der Lage, Sprache als Werkzeug zu nutzen: Sie verfügen über eine präzise Ausdrucksweise und können durch aufmerksames und verständnisvolles Zuhören psychisches Wohlbefinden über einen Dialog herstellen. Sprache ermöglicht den Aufbau einer therapeutischen Beziehung, ermöglicht Einsicht und drückt Empathie aus. Sie vermittelt Konzepte, unterstützt das Erlernen neuer Fertigkeiten und begleitet therapeutische Übungen. Sprache ist nicht nur der Träger der therapeutischen Intervention – sie ist die Intervention.
Sprache ist nicht nur ein unverzichtbares Werkzeug, um positive Veränderungen in der Psychotherapie zu fördern. Sie ist an der Entwicklung und der Aufrechterhaltung der meisten Formen von Psychopathologie beteiligt. Sprache lenkt die menschliche Aufmerksamkeit. Sobald wir unsere Aufmerksamkeit etwas zugewandt haben, beginnen wir zu beschreiben, zu bewerten und zu analysieren. Unsere eigenen Erfahrungen mit Emotionen, Gedanken, Erinnerungen, Lernerfahrungen und körperlichen Empfindungen vermischen sich rasch mit Argumenten und Narrativen, die uns im selben Maße beeinflussen wie die Erfahrungen selbst.
Die Macht der Sprache bei der Transformation menschlicher Erfahrungen zeigt sich in der psychotherapeutischen Praxis. Sprache kann ein harmloses Objekt in eine schreckliche Bedrohung verwandeln; Vorstellung kann nicht mehr von Realität unterschieden werden; die Erinnerung an ein lange zurückliegendes Trauma kann neue Wunden entstehen lassen; die Antizipation eines unwahrscheinlichen Ereignisses kann zu einer Barriere werden, Glück zu empfinden. Die Art und Weise, wie wir über unsere Erfahrungen sprechen, kann uns aus der Welt, in der wir leben, wegführen und uns in einer sich ausbreitenden inneren Welt gefangen halten. Ohne sprachliche Prozesse könnten wir uns nicht über zukünftige Katastrophen sorgen, über vergangene Fehler grübeln oder Wahnideen für richtig halten; wir könnten niemandem Schuld zuweisen, keine perfektionistischen Ansprüche verfolgen oder daran zweifeln, ob unser Leben Sinn oder Ziel hat. Der Sprache fällt anscheinend oft unser Wohlergehen zum Opfer.
Andererseits wäre es ohne Sprache unmöglich, sich Hoffnung zu machen, von einem besseren Leben zu träumen, über Ideale nachzudenken oder sich von Menschen berührt zu fühlen, denen wir noch nie begegnet sind. Psychotherapeuten sind häufig von der Belastbarkeit der menschlichen Seele überrascht, über die Fähigkeit des Menschen zu kooperieren, Kontakt herzustellen und sich um Verständnis zu bemühen. Diese Phänomene lassen sich auf Kernprozesse zurückführen, die der Sprache zugrunde liegen. Mit Hilfe dieser Prozesse erschaffen und hinterfragen Menschen Gesetze, Literatur, Philosophie, Geschichte, Theologie und Kunst. Es ist folgerichtig, dass wir die Fachrichtungen, die sich mit diesen Produkten von Sprache befassen, »Geisteswissenschaften« (Humanities) nennen. Die Produkte der Sprache definieren den Menschen als Spezies.
Die Vorteile von Sprache beschränken sich nicht nur auf Kommunikation und die Fähigkeit zu verstehen; Sprache hat einen starken Einfluss auf viele Formen von Verhalten. Nur Menschen sind in der Lage, schreckliche Ereignisse abzuwenden, indem sie vernünftige Regeln und Ratschläge befolgen. Wir können aus mathematischen Formeln und physikalischen Gesetzen nützliche und schöne Dinge erschaffen, z. B. Raumschiffe und Kathedralen. Wir können Absichten und emotionale Zustände anderer erschließen, daraus vorhersagen, wie sie sich verhalten werden, und unser eigenes Verhalten daran anpassen. Wenn wir uns in die Lage eines anderen versetzen, können wir verhindern, dass ein anderer Mensch schikaniert wird, oder wir können jemandem ein perfektes Geschenk aussuchen.
Wir können vergleichen, analysieren, bewerten und planen. Dadurch können wir Probleme effizienter lösen als andere Spezies. Wir können in harten Zeiten unsere Hoffnung und Motivation bewahren, indem wir uns eine schönere Zukunft vorstellen.
Sprache, so wie wir den Begriff in diesem Buch verwenden, ist der Kern der meisten komplexen menschlichen Fertigkeiten, einschließlich des Denkens, der Vorstellungskraft, des Erinnerns, der Selbsterkenntnis und des Perspektivwechsels. Unsere relativ schwache und wehrlose Spezies war in der Lage, nach nur einigen tausend Jahren der Nutzung dieses machtvollen Instruments eine dominante Rolle auf diesem uralten Planeten einzunehmen. Augenscheinlich handelt es sich um eine Fertigkeit, die gleichermaßen schöpferisch und zerstörerisch sein kann. Dementsprechend ist Sprache seit langer Zeit ein Phänomen, dem im Bereich der Psychologie, aber auch in anderen Bereichen, die sich mit der Verbesserung der menschlichen Existenz befassen, großes Interesse entgegengebracht wird.

1.1 Traditionelle Zugänge zur Sprache in der Psychotherapie

Jedes ausgereifte Psychotherapieverfahren befasst sich mit der Rolle von Sprache, Symbolen und Bedeutung. Die Psychoanalyse ist seit jeher bemüht, Konflikte bei Patienten durch Verständnis der symbolischen oder verdeckten Bedeutung alltäglicher Ereignisse aufzulösen. Dazu werden Techniken wie Traumdeutung und freie Assoziation eingesetzt. Die Humanistische Psychotherapie zielt darauf ab, das menschliche Potential zugänglich zu machen, indem vergleichende und bewertende Sprachprozesse durch bedingungslose Zuwendung und Empathie abgeschwächt werden. Bei der Anwendung der kognitiven Therapie modifizieren Therapeuten dysfunktionale Schemata und belastende Gedanken durch den Sokratischen Dialog und kognitive Umstrukturierung. Ganzheitliche und gegenwartsfokussierte Psychotherapiemethoden wie Gestalt-Therapie und achtsamkeitsbasierte Therapien warnen vor exzessiven verbalen Analysen und betonen die Wichtigkeit von Achtsamkeit und direkten Erfahrungen. Gleichzeitig leiten sie dieses Vorgehen durch sprachliche Techniken an. Von allen gängigen psychotherapeutischen Traditionen zeigte lediglich der Behaviorismus ein nur begrenztes Interesse an Psychotherapie auf der Basis von Sprache und symbolischer Bedeutung. B. F. Skinner stellte die Behauptung auf, dass radikaler Behaviorismus ein Erklärungsrahmen für das Verständnis von Zielen und Absichten sei (1974, p. 61). Seine Analyse von sprachlichem Verhalten führte zu einer begrenzten Auswahl praktischer Anwendungen für Patienten. Es gab viele Zweifel, ob ein wissenschaftlicher Ansatz, der auf empirischen Studien mit Tieren basierte, Einsicht in das komplexeste menschliche Verhalten bieten könne.
Bisher haben die unterschiedlichen Herangehensweisen an die Bedeutung von Sprache und Symbolen dazu geführt, dass die verschiedenen Behandlungstheorien sich eher voneinander entfernt als sich aufeinander zubewegt haben. Keiner dieser Denkansätze hat bisher zu einer allgemein anwendbaren Theorie der Rolle der Sprache in der Psychotherapie geführt. Sie haben sich darauf konzentriert, welche Folgen spezifische symbolische oder kognitive Inhalte auf Patienten haben, stellen aber keine Anleitung dafür dar, Sprache als Wirkstoff in der Psychotherapie einzusetzen. Sprache ist ebenso nützlich und allgegenwärtig wie unsere Atemluft. Wir schenken ihr erst Beachtung, wenn etwas schiefgeht – wenn wir nicht die richtigen Worte finden, die Kommunikation zusammenbricht oder Missverständnisse entstehen. Bisher fehlte es an einer Theorie der Sprache, die aufzeigt, wie wir dieses Werkzeug bewusst innerhalb eines Spektrums von psychotherapeutischen Systemen und Behandlungsmanualen nutzen können. Bisher fehlte es auch an einer verhaltenswissenschaftlichen Perspektive auf Sprache, die Lebendigkeit fördert und schädliche Reaktionen auf psychologischen Schmerz minimiert.
Wir sind auf der Suche nach einem Werkzeugkasten, der gute Dienste bei der Analyse klinischer Probleme liefert und Behandler aus allen psychotherapeutischen Richtungen auf dieser Basis befähigt, sinnvolle Arbeitskonzepte zu entwickeln. Das ist das Anliegen dieses Buches.

1.2 Kontextuelle Verhaltenswissenschaften und Sprache

Das vorliegende Lehrbuch stellt eine Theorie von Sprache vor. Diese beleuchtet die Komplexität menschlichen Verhaltens und bietet pragmatische Werkzeuge, die therapeutische Techniken aller Verfahren unterstützen können. Der Ansatz hat einen überraschenden Ursprung, einen Ableger der Verhaltenspsychologie (Behaviorismus), der als kontextuelle Verhaltenswissenschaft bekannt ist (Contextual Behavioral Science (CBS); Hayes, Barnes-Holmes & Wilson, 2012; Zettle, Hayes, Barnes-Holmes & Biglan, 2016). Die Überraschung besteht darin, dass Behaviorismus der psychologische Ansatz ist, der beinahe an den Klippen von Sprache und Kognition gescheitert wäre. Sprache war das Phänomen, das jenseits der Grenzen behavioralen Denkens lag: Eine speziell dem Menschen vorbehaltene Fähigkeit, die durch einen naturalistischen, ganzheitlichen Zugang zur Psychologie nie erklärt werden könne. Zumindest ging man davon aus.
Contextual Behavioral Science ist kein Behaviorismus der alten Schule. Sie hat kein geringeres Ziel, als menschliches Leid zu lindern und die menschliche Entfaltung voranzutreiben, indem sie grundlegende wissenschaftliche Modelle zum Verständnis komplexen Verhaltens entwickelt und bereitstellt. CBS ist ein System aus philosophischen Thesen, wissenschaftlichen Daten und methodischen Standards, die alle Aspekte von Theorieentwicklung, empirischer Forschung und Umsetzung von Wissen in praktische Anwendung beeinflussen. Der Zugang zu Sprache, den Sie in diesem Buch entdecken werden, kann für Therapeuten nützlich sein. Er kann verfahrensübergreifend angewandt werden, gerade weil er in den kontextuellen Verhaltenswissenschaften verwurzelt ist.
Im Zentrum der Contextual Behavioral Science steht eine ganzheitliche und pragmatische Weltanschauung1 , der funktionale Kontextualismus. Die Basis sind spezifische philosophische Annahmen zum Konzept Wahrheit, die für die Entwicklung, Überprüfung und Bewertung von Theorien und wissenschaftlichen Beweisen eingesetzt werden können. Das Maß, an dem sich Fortschritt festmachen lässt, ist die Wirksamkeit – »Wie gut hilft mir dieser Denkansatz dabei, meine Ziele zu erreichen?« In der kontextuellen Verhaltenswissenschaft steht das Ziel, Leid zu lindern und Wohlbefinden zu fördern, im Zentrum. Wir möchten daher unsere Leserinnen dazu ermutigen, die Konzepte und Techniken, die in diesem Buch vorgestellt werden, über das Kriterium Wirksamkeit des funktionalen Kontextualismus zu prüfen und damit zu experimentieren – »Helfen die Techniken mir dabei, meine Patienten besser zu verstehen?«, »Verbessern sie die therapeutische Beziehung?«, »Machen sie meine Interventionen effektiver?«. Danach können Sie überprüfen, ob es hilfreich für Sie war, Wirksamkeit als Maßstab dafür zu wählen, ob etwas als »gut« oder »wahr« einzuschätzen ist.
Contextual Behavioral Science definiert Verhalten als Aktivität eines gesamten Organismus innerhalb eines bestimmten Kontextes. Dementsprechend ist alles, was ein Mensch tut, ein Verhalten. Das schließt Denken, Erinnern, Aufmerksamkeit, Fühlen und Wahrnehmung mit ein. Viele Leser werden es gewohnt sein, Verhalten von Denken oder Verhalten von Emotion zu unterscheiden und empfinden den hier beschriebenen Gebrauch des Wortes möglicherweise als merkwürdig oder sogar falsch. Der funktionale Kontextualismus verwendet die obige Definition jedoch, weil sie bei der Behandlung von Patienten erlaubt, eine überschaubare Menge von verhaltenswissenschaftlichen Prinzipien bei einer großen Vielfalt von praktisch relevanten Themen anzuwenden. Der Pragmatismus dieses Ansatzes erlaubt dem Therapeuten einen flexiblen Umgang mit der Vielfalt menschlicher Erfahrungen sowie den zahllosen, nicht vergleichbaren Kombinationen, die sich aus den Wechselwirkungen zwischen Patienten, Settings und situationsabhängigen Faktoren ergeben. Gleichzeitig bleibt der Ansatz in der Psychologie als Wissenschaft verankert.
Sie werden vielleicht bemerken, dass diese Definition von Verhalten keine Trennung zwischen der Aktion eines Organismus und dem Kontext, in dem sie auftritt, vornimmt. Grund dafür ist, dass die CBS als Teil einer umfassenden Evolutionswissenschaft Verhalten im Hinblick auf seine Vielfältigkeit und den daraus entstehenden Vorteil wertet, und weiter: CBS verfolgt ein sehr pragmatisches Ziel: dabei ist der einzige Weg festzustellen, ob ein Verhalten effektiv ist, die Überprüfung, wie gut es in einem bestimmten Kontext funktioniert. Mit Kontext ist das Umfeld gemeint, in dem ein Verhalten auftritt. Kontext beschreibt alles, was dieses Verhalten beeinflusst, also wann, wie und warum etwas geschieht. Kontext bezieht sich sowohl auf zeitlich vorangehende wie auch auf gegenwärtige Faktoren, die auf das Verhalten des Organismus Einfluss nehmen. Dazu gehören biologische, gesellschaftliche und kulturelle Variablen, die Entwicklungs- und Lerngeschichte sowie gegenwärtige innere (z. B. kognitive, affektive) und äußere Einflüsse. Verhalten wird also durch vielfältige Faktoren des jeweiligen Kontextes beeinflusst. Es ist daher möglich, dieses Verhalten zu ändern, indem der Einfluss ausgewählter Faktoren geschwächt oder verstärkt wird.
Das Verändern von einzelnen Elementen des therapeutischen Kontextes, einschließlich der Sprache, kann das Erleben der Patientin erheblich verändern. Dies beeinflusst auch Ebenen, die Psychotherapeuten nicht direkt zugänglich sind, wie die physiologische, kognitive, emotionale oder motivationale Ebene. Dies gibt die Macht, Veränderung zu erzeugen, fest in die Hände des Therapeuten und des Patienten. Sie können die Mechanismen der Veränderung in der Therapie identifizieren und gezielt beeinflussen. Dies ermöglicht besonders effiziente Interventionen, die ein breites Spektrum therapeutischer Ziele beeinflussen, indem sie zentrale behaviorale Prozesse und Funktionen ansprechen, anstatt sich auf spezifische Formen von Gedanken, Emotionen oder Verhalten zu beschränken.
Das Buch hat folgende allgemeine Ziele: Therapeuten und ihre Patienten sollen befähigt werden, 1) zu identifizieren, welche kontextuellen Elemente ihr Verhalten beeinflussen und 2) die Kraft der Sprache zu nutzen, um den Kontext so zu verändern, dass er adaptives Verhalten begünstigt. Unser Ansatz basiert auf einer kontextuell-verhaltenswissenschaftlichen Theorie von Sprache und Kognition, der Bezugsrahmentheorie (Relational Frame Theory, RFT; Hayes, Barnes-Holmes & Roche, 2001). RFT gründet sich auf einem dynamischen Forschungsprogramm. In diesem Zusammenhang sind bereits über 150 empirische Publikationen entstanden. Sie betreffen die Bereiche Psychopathologie, Theory of Mind, implizite kognitive Prozesse, Intelligenz, regelgeleitetes Verhalten, Problemlösen, Selbstkonzept und andere für die Behandlung von Patienten wichtige Themen (Dymond & Roche, 2013). Die Grundsätze von RFT werden bereits erfolgreich in folgenden Bereichen angewandt: Förderung von Bildung, Behandlung von entwicklungsbedingten Beeinträchtigungen, Gesundheitsverhalten, Verminderung von Risikoverhalten, Leistungssteigerung, Behandlung von Problemen in intimen Beziehungen, O...

Inhaltsverzeichnis

  1. Deckblatt
  2. Titelseite
  3. Impressum
  4. Vorwort der Übersetzer
  5. Inhalt
  6. 1 Die Macht der Sprache
  7. 2 Sprache und Psychopathologie
  8. 3 Symbolische Werkzeuge der Veränderung
  9. 4 Psychologische Diagnostik
  10. 5 Aktivierung und Gestaltung von Verhaltensveränderung
  11. 6 Das Konstruieren eines flexiblen Selbstkonzeptes
  12. 7 Fördern des Erlebens von Sinnhaftigkeit und Motivation
  13. 8 Herstellen und Anwenden erlebnisorientierter Metaphern
  14. 9 Trainieren erlebnisorientierter Fertigkeiten durch formale Übungen
  15. 10 Förderung der therapeutischen Beziehung
  16. 11 Epilog
  17. 12 Leitfaden für das Anwenden der Relational Frame Theory in der Psychotherapie
  18. Glossar
  19. Literatur
  20. Stichwortverzeichnis