Adipöse Personen im Feuerwehreinsatz
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Adipöse Personen im Feuerwehreinsatz

  1. 122 Seiten
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Adipöse Personen im Feuerwehreinsatz

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Inhaltsverzeichnis
Quellenangaben

Über dieses Buch

Einsätze mit adipösen Personen stellen die Feuerwehr und den Rettungsdienst vor vielfältige Herausforderungen, da Rettung und Transport für die Einsatzkräfte eine logistische Hürde mit Mehraufwand und Risiken darstellen. Der Autor untersucht die Besonderheiten bei bestimmten Einsatzszenarien; angefangen bei der Trageunterstützung für den Rettungsdienst über den Verkehrsunfall mit eingeklemmter adipöser Person bis hin zum Brandeinsatz mit schwergewichtigen Menschen. Mögliche Einsätze werden abgegrenzt und etwaige Besonderheiten im Vergleich zu den üblichen "Standardeinsätzen" diskutiert. Einblicke in rettungsdienstliche Aspekte bei Einsätzen mit adipösen Patientinnen und Patienten vervollständigen das Buch.

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Information

Jahr
2020
ISBN
9783170361157

[9]1    Einleitung

»Lieber rund und gesund als schlank und krank!« – Wenngleich es für die Feuerwehr und den Rettungsdienst einfach wäre, so ganz trifft dieses Sprichwort in der Realität sicherlich nicht zu. Aber es verdeutlicht eine Problematik, mit der wir uns im Rettungs- und Feuerwehrdienst zunehmend mehr auseinandersetzen müssen. In den vergangenen Jahrzehnten haben sich die Menschen in den Industrienationen verändert. Neben geistigen Fähigkeiten und intellektuellen Entwicklungen, die stets positiv in den Vordergrund gestellt werden, haben sich aber auch die Größe und das Gewicht der Menschen verändert. Die Ursachen zu beiden Veränderungen mögen vielfältig sein. Die Auswirkungen davon werden insbesondere im täglichen Dienst von Feuerwehr und Rettungsdienst immer deutlicher. Hinzu kommt die Tatsache, dass die Feuerwehr und der Rettungsdienst schwergewichtige Personen nicht »mal eben«, »einfach so« oder »irgendwie« retten und transportieren können. Während diese schwergewichtigen Patienten früher den Weg in das Krankenhaus teilweise auf der Ladefläche eines Lastkraftwagens (Lkw) zurücklegen mussten, gilt es heute diverse Gesetze und Verordnungen einzuhalten, um auch die jederzeitige Sicherheit für Patient und Besatzung sicherzustellen. Gerade solche Rettungen und Transporte von adipösen Menschen sind dadurch mit einem erheblichen Mehraufwand an Zeit, Fachpersonal und verschiedenen Ressourcen sowie vor allem auch mit höheren Risiken verbunden. Oftmals wird eine spezielle Schwergewichtigensonderausstattung samt darauf gut geschultem Fachpersonal benötigt. Die bisherige Standardausrüstung ist wenig hilfreich. In der praktischen Umsetzung bedarf es bei den Feuerwehren (und Rettungsdiensten) auch bereits im Vorfeld einer Menge Überlegungen, um dieser stark anwachsenden Personengruppe eine adäquate Rettung und eine optimale Versorgung sowie darüber hinaus einen angenehmen, sicheren und menschenwürdigen Transport zu ermöglichen (Aufgabenbereich Rettungsdienst). Im Zusammenhang mit den präklinischen und klinischen Versorgungsmöglichkeiten adipöser Patientinnen und Patienten entstehen nach wie vor Fragen, die kontrovers diskutiert werden. Und das zu Recht! Dies konnte auch in den vom Autor als Gastdozent am Institut der Feuerwehr Nordrhein-Westfalen (IdF NRW) durchgeführten Führungskräfteseminaren zur Thematik »Adipöse Personen im Feuerwehreinsatz« von allen Anwesenden live miterlebt werden. Umso wichtiger ist es jedoch, über diesen komplexen und nicht-trivialen Bereich intensiver und konkreter zu sprechen.
Bild 1: Zusammenarbeit zwischen Feuerwehr und Rettungsdienst bei einem Adipositaseinsatz (Foto: Simon Grundmann)
[10]Bild 1: Zusammenarbeit zwischen Feuerwehr und Rettungsdienst bei einem Adipositaseinsatz (Foto: Simon Grundmann)
Dieses Buch soll einen ersten Einblick in die weitreichende Thematik geben und Verantwortliche der verschiedenen Feuerwehren, Führungskräfte, Sachbearbeiter einsatzvorbereitender Stellen sowie Fahrzeugführer ersteintreffender Rettungsmittel und Notfallsanitäter sensibilisieren. Im Rahmen des Buches wird zu Anfang auf die Grundlagen und einige theoretische Aspekte der Adipositas eingegangen. Darauf aufbauend werden einige allgemeine Auswirkungsbereiche und die jeweiligen konkreten Besonderheiten bei bestimmten Einsatzszenarien mit adipösen Menschen betrachtet. Angefangen bei der Trageunterstützung für den Rettungsdienst, über den Verkehrsunfall mit eingeklemmter adipöser Person, bis hin zum Brandeinsatz mit schwergewichtigen Personen und Vermissten sowie Evakuierungsszenarien sollen mögliche Einsätze abgegrenzt und etwaige Besonderheiten im Vergleich zu den üblichen »Standardeinsätzen« erörtert werden. Darauf aufbauend werden einige Sonderbereiche der Adipositas näher betrachtet. Abgerundet wird das Buch durch einen kurzen Einblick in rettungsdienstliche Aspekte bei Einsätzen mit adipösen Personen. Zum Abschluss werden unter anderem zum besseren und transparenteren Verständnis einige Fallbeispiele aus der Praxis näher geschildert und erläutert.

[11]2 Adipositas im Allgemeinen

2.1 Definition und Klassifikation

Der aus dem lateinischen stammende Begriff »Adipositas« (adeps = »Fett«) bedeutet so viel wie »starkes oder krankhaftes Übergewicht«. Oft und insbesondere umgangssprachlich wird er auch als »Fettleibigkeit« oder »Fettsucht« übersetzt. Dabei handelt es sich um eine Ernährungs- und Stoffwechselkrankheit mit starkem Übergewicht. Gekennzeichnet ist diese Ernährungs- und Stoffwechselkrankheit durch eine über das normale Maß hinausgehende Vermehrung des Körperfettes mit häufig krankhaften Auswirkungen. Gemäß der Definition der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als Koordinationsbehörde der Vereinten Nationen für das internationale öffentliche Gesundheitswesen liegt eine Adipositas ab einem Körpermasseindex »Body-Mass-Index« (BMI) von 30 kg/m² vor. Der BMI ist allerdings nur als ein grober Richtwert zu verstehen. Berechnet wird der BMI in dem das Körpergewicht in Kilogramm durch die Körpergröße in Meter im Quadrat geteilt wird:
\hbox{BMI} = {\hbox{K\char246rpergewicht in kg} \over \hbox{K\char246rpergr\char246\char223e in m}^2}
Üblicherweise wird dabei in drei über diesen BMI voneinander abgegrenzte Schweregrade der Adipositas unterschieden.
Tabelle 1: Klassifikation Unter- und Übergewicht sowie Adipositas (Quelle: WHO, 2007)
Klassifikation (nach WHO)
BMI (kg/m²)
starkes Untergewicht
< 16,0
mäßiges Untergewicht
16,0 – 16,9
leichtes Untergewicht
17,0 – 18,4
Normalgewicht
18,5 – 24,9
Übergewichtigkeit (Präadipositas)
25,0 – 29,9
Adipositas Grad I
30,0 – 34,9
Adipositas Grad II
35,0 – 39,9
Adipositas Grad III (Adipositas permagna)
≥ 40,0
[12]Für das Risiko einer Herz-Kreislauf-Erkrankung ist aber nicht der BMI als reiner Zahlenwert, sondern vielmehr das sogenannte Fettverteilungsmuster entscheidend. Besonders nachteilig wirken sich entsprechende Fettspeicher im Bauchraum und an den inneren Organen des Menschen aus. In solch einem Fall wird auch von »Apfeltyp« gesprochen. Demgegenüber steht die mehr hüft- und oberschenkelbetonte Fettverteilung, der sogenannte »Birnentyp«. Dieser gilt als etwas risikoärmer. Dennoch steigt bei beiden Formen bzw. Typen mit zunehmendem Übergewicht das Risiko für diverse Erkrankungen, die mit der Adipositas zusammenhängen. Hier seien insbesondere Fettstoffwechselstörungen und Diabetes mellitus genannt.
Weitere Indikatoren für den Anteil von Körperfett und dessen Verteilung sind der Bauchumfang (Taillenumfang) und das Taille-Hüft-Verhältnis. Das Risiko für metabolische und kardiovaskuläre Komplikationen besteht laut der interdisziplinären Leitlinie der Qualität S3 zur »Prävention und Therapie der Adipositas« für Frauen ab 80 cm (erhöhtes Risiko) bzw. 88 cm (deutlich erhöhtes Risiko) und bei Männern ab 94 cm (erhöhtes Risiko) bzw. 102 cm (deutlich erhöhtes Risiko) (AWMF, 2020). Eine Adipositas bei Kindern wird unter Berücksichtigung von Alter, Größe und Entwicklungsstand bestimmt.
Bild 2: Adipöse Person mit Monitoring des Rettungsdienstes in einer Patientenwohnung (Foto: Simon Grundmann)
Bild 2: Adipöse Person mit Monitoring des Rettungsdienstes in einer Patientenwohnung (Foto: Simon Grundmann)

[13]2.2 Ursachen und Statistik

Übergewicht und Adipositas haben sich in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten zu einem ernsthaften Problem vor allem in den Ländern der westlichen industrialisierten Welt entwickelt. Die Lebensbedingungen sind hier durch wenig körperlich anstrengende Arbeit bei zeitgleichem Überfluss an insbesondere süßen Lebensmitteln geprägt. In Deutschland gelten bereits mehrere Millionen Menschen als übergewichtig bzw. adipös. Aber auch Schwellenländer sind in den letzten Jahren zunehmend betroffen. Die tatsächlichen Gründe dafür sind vielfältig: Hier seien beispielhaft eine verbreitete Fehlernährung, diverse Essstörungen, Bewegungsmangel, familiäre Disposition, genetische Ursachen, Immobilisierung, Schwangerschaften, Operationen oder psychosoziale Probleme genannt. Wer letztendlich die Schuld an dieser »Verfettung« der Gesellschaft – sofern man überhaupt von Schuld sprechen kann – trägt, sei an dieser Stelle dahingestellt. Keinesfalls sind aber immer die Patientinnen...

Inhaltsverzeichnis

  1. Deckblatt
  2. Titel
  3. Copyright
  4. Inhaltsverzeichnis
  5. Vorwort des Autors
  6. 1 Einleitung
  7. 2 Adipositas im Allgemeinen
  8. 3 Adipositas im Feuerwehreinsatz
  9. 4 Sonderbereiche Adipositas
  10. 5 Rettungsdienstliche Aspekte
  11. 6 Fallberichte aus der Praxis
  12. 7 Fazit und Ausblick
  13. Literatur- und Quellenverzeichnis