Affektregulation
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Affektregulation

Hypnotherapeutische Interventionen für überreaktive Klienten

  1. 343 Seiten
  2. German
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Affektregulation

Hypnotherapeutische Interventionen für überreaktive Klienten

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Inhaltsverzeichnis
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Über dieses Buch

Überreaktive Patienten stellen Therapeuten vor ähnlich große Herausforderungen wie die Klienten sie selbst erleben. Carolyn Daitch erläutert mit diesem Buch, welche Gründe und Auswirkungen mangelnde Affektkontrolle im Leben der Patienten hat und was hypnotherapeutische Interventionen in diesem Zusammenhang bewirken können. Die Autorin erklärt zunächst den neuropsychologischen Zusammenhang von Emotionen und Überreaktivität und stellt darauf 31 Tools vor, die von Therapeuten unterschiedlicher Schulen ergänzend zur jeweiligen Therapie eingesetzt werden können.Der Zugang zur Affektregulation erfolgt zum einen auf der Ebene dieser Tools und zum anderen auf der Störungsebene. Daitch demonstriert die Anwendung und Kombination der Tools bei Angst- und Zwangsstörungen, posttraumatischen Belastungsstörungen und unterschiedlichen Beziehungsproblemen (u. a. zwischen Paaren, Kollegen, Freunden, Eltern und ihren Kindern). Ein Schwerpunkt liegt dabei auf der Verstärkung positiver Verhaltensweisen (z. B. Selbstsicherheit, Empathie, positive Erwartungen, positive Affekte).Mit seinem lösungs- und übungsorientierten Aufbau und seiner klaren und präzisen Sprache ist das Buch sowohl für Therapeuten ohne Hypnosekenntnisse geeignet wie auch für Hypnotherapeuten in Ausbildung und Praxis."Das Buch ist eine hervorragende Quelle zur hypnotherapeutischen Affektregulation, in dieser Form eine einmalige Zusammenstellung. Die Tools können mit Gewinn in verschiedenen Therapieformen eingesetzt werden. Die Autorin hat zu Recht den Arthur Shapiro Award der Society of Clinical and Experimental Hypnosis (SCEH) für dieses Buch erhalten. Sehr empfehlenswert!" Dr. Juliana Matt, Berlin

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Information

Jahr
2016
ISBN
9783849780456
1 Sich den Herausforderungen der Überreaktivität stellen
Wir alle kennen es – dieses beglückende Gefühl, das sich einstellt, wenn eine unserer therapeutischen Interventionen zu einem Durchbruch im Leben eines Klienten beigetragen hat. Meine Kollegin Natalie Wick sagte in diesem Zusammenhang einmal: »Wenn Menschen in der Therapie singen und tanzen und wachsen, so ist das ungeheuer berührend. Wenn das geschieht, weiß ich ganz genau, warum ich auf der Welt bin.« (persönliche Mitteilung, 29. November 2005). Doch als Supervisorin und Beraterin von Therapeuten erlebe ich häufig auch die Frustration und Entmutigung von engagierten Klinikern, die trotz aller Anstrengungen ihren eigenen und den Erwartungen ihrer Klienten nicht gerecht werden. Sogar begabte, sehr erfahrene Therapeuten sehen sich mit diesem Problem konfrontiert. Geri, eine klinische Psychologin mit privater Praxis, die regelmäßig zur Beratung zu mir kam, bat um einen vorgezogenen Termin für eine private Supervisionssitzung. Sie berichtete mir von dem Fall einer alleinerziehenden Mutter, die zwei Pflegekinder mit besonderem Förderbedarf angenommen und diese dann im Alter von 11 und 14 Jahren adoptiert hatte. Die Klientin fühlte sich in mehrfacher Hinsicht überfordert. Sie musste den besonderen Bedürfnissen der Kinder gerecht werden, hatte ein geringes Einkommen und eine niedrige Stressschwelle. »Als ich sie das letzte Mal getroffen habe«, berichtete Geri, »hat sie mich mit traurigen Augen angesehen, in denen kaum noch ein Fünkchen Hoffnung schimmerte. Wenn sie abends allein mit den Kindern ist, fühlt sie sich vom Chaos in ihrer Wohnung überwältigt und verliert oft die Beherrschung. Unter Tränen hat sie mir gestanden, dass sie den Teller ihres jüngsten Sohnes in den Müll geschleudert hat, als er nichts essen wollte, und gedroht hat, ihn zurück ins Heim zu schicken. Gestern hat sie den nächsten Termin bei mir abgesagt. Ich bezweifle, dass sie sich noch einmal meldet«, meinte Geri. Dann erklärte sie, wie inkompetent und hilflos sie sich angesichts der schrecklichen seelischen Not fühle, unter der die Klientin leide. Geri fehlte es eindeutig weder an Empathie noch an Motivation, um ihrer Klientin zu helfen. Was ihr allerdings fehlte, waren die Ressourcen und therapeutischen Fertigkeiten, um ihrer Klientin zu helfen, ihre Überreaktivität unter Kontrolle zu bekommen und Schäden für die Kinder zu verhindern.
»Ach ja, das ist ein Schuh, der wohl jeden Therapeuten schon mal gedrückt hat«, sagte Patricia Heck, ebenfalls Autorin und Kollegin, in Bezug auf das quälende Dilemma, das entsteht, wenn unsere herkömmlichen Methoden der Gesprächstherapie scheitern. Als ich nachfragte, welchen Ansatz Geri gewählt hatte, erklärte sie, dass sie einen unterstützenden, empathischen Therapieansatz verfolgt habe, bei dem sie anerkenne und bestätige, wie schwierig es sei, als alleinerziehende Mutter Kinder mit besonderem Förderbedarf zu erziehen. Außerdem ermutigte sie ihre Klientin, zu untersuchen, ob es Defizite in der Erziehung durch ihre eigenen Eltern gab und was ihr in der Kindheit gefehlt hatte. Geri brauchte als Ergänzung zu ihrem Behandlungsansatz praktische, unmittelbare Interventionen, die sie ihrer Klientin beibringen konnte, damit diese ihre Stresstoleranz erhöhen und die unangemessenen Reaktionen auf die Kinder in den Griff bekommen konnte.
Bei der Entwicklung der Toolbox hatte ich Therapeuten wie Geri im Sinn ebenso wie Kliniker, die sich in Hypnose ausbilden lassen. Dieses Buch ist nicht einfach eine Sammlung von therapeutischen Interventionen. Es begründet ein Verfahren, das einen erfolgreichen Transfer des in der Therapie Gelernten und damit das Ziel, dass die affektive Fehlregulation durchbrochen wird, wahrscheinlicher macht. Die Toolbox besteht aus vier Teilen, die ich als Stufen bezeichne und die sich wie folgt beschreiben lassen: Stufe 1: das Erkennen einer Überreaktion und die Initiierung eines kurzen Innehaltens, um die Reaktion zu unterbrechen. Stufe 2: Standard Hypnose-Induktion und Vertiefungstechniken. Stufe 3: Tools, die auf die Veränderung eines ungesunden Reaktionsstils ausgerichtet sind. Stufe 4: Tools für den therapeutischen Transfer von Suggestionen und Praktiken. Die Wirksamkeit des Gesamtprozesses wird durch die sequenzielle Umsetzung gefördert. Insgesamt ist die Toolbox für die Behandlung einer Vielzahl von Individuen und Problemen geeignet.
Therapeuten stehen jeden Tag vor der Herausforderung, dass sie auf Menschen treffen, die in unterschiedlichsten Kontexten mit ihrer Überreaktivität zu kämpfen haben. Janet wurde von ihrer Internistin an mich überwiesen, weil sie extrem reizempfindlich auf Geräusche reagierte. Die 47-jährige Singlefrau arbeitet als Anwältin in einer kleinen Kanzlei. Während der Erstberatung berichtete Janet, dass sie nachts nicht schlafen konnte, weil sie den Autolärm von der Hauptverkehrsstraße, die in der Nähe ihres Hauses verlief, unerträglich fand. Als sie jedoch mehrere Nachbarn fragte, ob sie sich auch durch den Lärm gestört fühlten, erklärten diese, dass sie kaum etwas davon mitbekämen. Zu Beginn der Behandlung empfand sie ihre heftigen Reaktionen auf auditive Reize als große seelische Belastung. Die Schlaflosigkeit, die aus ihrer Empfindlichkeit gegenüber dem Straßenlärm resultierte, führte dazu, dass sie erschöpft und reizbar war und sich bei der Arbeit nicht konzentrieren konnte. Eine extreme Reizempfindlichkeit, sei es bei einer der fünf Sinnesmodalitäten oder bei einer Kombination aus mehreren, ist nur eine von vielen möglichen Prädispositionen, die eine Überreaktivität auslösen können.
Ärzte ebenso wie Psychotherapeuten stoßen auch häufig auf Patienten, die übermäßig stark auf physische Symptome reagieren. Ralph, ein fünfundfünfzigjähriger Elektriker, ist ein »Scanner«. Wie besessen sucht er seinen Körper nach somatischen Symptomen ab und macht sich dann Sorgen, dass sie möglicherweise Vorboten einer tödlichen Krankheit sein könnten. Bei seinen häufigen Arztbesuchen stellt sich immer wieder heraus, dass seine Beschwerden keine organischen Ursachen haben. In diesem Überreaktivitätstypus erkennt man unschwer den klassischen Hypochonder.
Für eine Beziehung kann es sehr belastend sein, wenn einer oder beide Partner zur Überreaktivität neigen. Nehmen wir Meg und Dave, ein junges, gescheites und gebildetes Ehepaar. Meg, die nicht berufstätig ist und sich zuhause um die Kinder kümmert, beklagte sich, dass es praktisch unmöglich sei, Daves Aufmerksamkeit und Kooperation zu erhalten. So könne sie ihn zum Beispiel noch so oft bitten, ihr telefonisch mitzuteilen, wann er abends zum Essen nach Hause kommen würde – er halte sich einfach nicht daran. Wenn er dann schließlich kam, normalerweise, wenn die Kinder schon im Bett waren, empfing sie ihn für gewöhnlich mit einer Litanei von Beschwerden über die Kinder, seine Gleichgültigkeit und Rücksichtslosigkeit. Er reagierte, indem er sich zurückzog und seine Aufmerksamkeit dem Computer oder Fernseher zuwandte. Wie zu erwarten, verstärkte sein distanziertes Verhalten Megs Frustration und führte zu weiteren vorwurfsvollen und fordernden Reaktionen, was wiederum dazu führte, dass Dave sich noch weiter zurückzog – eine häufige dysfunktionale Reaktion, die eine innige Verbindung behindert.
Der paartherapeutische Ansatz, den ich bei Meg und Dave wählte, beruhte auf den Prinzipien und Methoden, die ich in meiner Ausbildung als Imago-Therapeutin gelernt hatte. Bei diesem Ansatz wird viel Gewicht auf aktives Zuhören in Verbindung mit Validierung und Empathie gelegt. Meg und Dave hatten schnell begriffen, um was es ging, und nach einigen Monaten fleißiger Arbeit waren sie fähig, die Überreaktivität und Konflikteskalation unter Kontrolle zu halten, was sie in die Lage versetzte, ihre Dialoge im therapeutischen Kontext so zu führen, dass sie sich auf zutreffende Weise spiegelten und sich gegenseitig viel Anerkennung und Empathie zeigten. Wie wir allerdings schnell feststellten, scheiterte der Transfer der Fähigkeiten, sobald Meg oder Dave in Stress gerieten. Sie waren natürlich enttäuscht über ihre Ergebnisse und gaben sich selbst und einander die Schuld daran. Zudem äußerten sie sich immer pessimistischer bezüglich der Zeit und des Geldes für die Therapie. Viele Klienten wie die gerade erwähnten sind in der Lage, eine gewisse Kontrolle über ihre Gedanken, Gefühle oder Kommunikationsfähigkeiten zu erlangen, solange sie sich in der Praxis des Therapeuten befinden. Wenn sie dann jedoch in ihr eigenes Umfeld zurückkehren, scheitern sie an den dort vorhandenen Triggern und sind nicht fähig, das in der Therapie Gelernte umzusetzen.
Überreaktivität verstehen
Überreaktivität ist ein Begriff, den ich übernommen habe, um einen affektiven Stil zu beschreiben, von dem man sagen könnte, dass er sich aus drei Elementen zusammensetzt. Eines ist die verzerrte und unnötig starke qualitative Bewertung von alltäglichen Reizen und zwischenmenschlichen Kontakten. Das zweite ist die damit einhergehende psychophysiologische Übererregung. Dazu gehört häufig, dass der Betreffende sich innerlich von Gefühlen überflutet oder überwältigt fühlt und den Eindruck hat, keine Kontrolle mehr zu haben. Das dritte Element ist die emotionale, kognitive und/oder verhaltensbezogene Manifestation der affektiven Fehlregulation. Diese jeweiligen Ausdrücke könnten dann zum Beispiel sein, dass jemand unter extremer Erwartungsangst leidet, zum übermäßigen Grübeln neigt oder ein Vermeidungsverhalten an den Tag legt. Wie in Kapitel 2 ausgeführt, lassen sich die ersten beiden Elemente nicht strikt voneinander trennen. Auf einen Beobachter kann Überreaktivität den Eindruck erwecken, dass die Person aus einer Mücke einen Elefanten macht, den Überblick verliert oder übermäßig besorgt ist. Zusätzlich zu dem inneren Leiden kann die Überreaktivität, wenn sie externalisiert wird, zu Beziehungskonflikten führen. Dennoch ist Überreaktivität nicht notwendigerweise äußerlich erkennbar. Manche Menschen leiden extrem unter einer exzessiven verinnerlichten Überreaktion, ohne dass irgendjemand etwas davon bemerkt.
Wir alle haben in bestimmten Lebenssituationen überschießende Gefühlsreaktionen. Überreaktivität spielt zweifellos eine Rolle bei vielen Diagnosen, zum Beispiel beim Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätssyndrom (ADHS/ADS), bei Zwangsstörungen (OCD), posttraumatischen Belastungsstörungen (PTBS) und bipolaren Störungen ebenso wie bei vielen Persönlichkeitsstörungen. Allan Schore (2006), bekannt für seine bahnbrechenden Arbeiten zur Affektregulation, behauptete, dass allen psychischen Störungen Probleme mit der Affektregulation zugrunde liegen. Unabhängig von der Diagnose oder Störung lässt sich die Toolbox in den Behandlungsplan integrieren.
Stress gehört zu den normalen Erfahrungen des Menschen. Bei hinreichenden Stressleveln fühlt sich jeder von uns durch die ausgeschütteten neurochemischen Substanzen, wie etwa Adrenalin, überflutet, die einen Zustand der Übererregung und Reaktivität auslösen und aufrechterhalten. (Die Bedeutung der psychophysiologischen Erregung wird ausführlich in Kapitel 2 behandelt).
Der Unterschied zwischen normaler Stressreaktion und pathologischer Überreaktivität besteht darin, dass die Überreaktivität zu chronischem Unwohlsein führt, ein normales Funktionieren im Leben behindert und/oder Beziehungen belastet.
Gleichwohl können diese Tools sicherlich von jedem genutzt werden, der unter schmerzlichen emotionalen Reaktionen leidet, auch wenn diese Reaktionen nicht dem Profil der klassischen Überreaktivität entsprechen oder nicht zu einer klinischen Diagnosekategorie passen. Zum besseren Verständnis dieser Unterscheidung ist ein kurzer Überblick über die verschiedenen Aspekte der Überreaktivität vielleicht hilfreich.
Zu den Kennzeichen der affektiven Fehlregulation gehört, wie erwähnt, die Überflutung (Flooding). John Gottman, der sich intensiv mit der Stabilität von Ehen und der Scheidungsprognostik befasst hat, beschreibt die Überflutung als eine Reaktion auf die negative Haltung des Partners, die so überwältigend ist, dass der Betroffene emotional handlungsunfähig werden kann und es nahezu unmöglich für ihn wird, vernünftig und angemessen auf ein gegebenes Problem einzugehen (Gottman a. Silver 1999). Überflutung ist das Ergebnis einer Stressreaktion. Gottman bezeichnet dieses Phänomen als diffuse physiologische Erregung (Gottman 2012). Wenn diese Stressreaktion ausgelöst wird, schalten die kognitiven und emotionalen Systeme auf Hyperantrieb und lassen das Individuum überall Gefahren sehen, auch wenn in Wahrheit kein Grund zur Beunruhigung besteht (Woolfolk a. Lehrer, 1984). Es ist genau diese Überflutungsreaktion, die überreaktive Klienten erleben und der sie sich im gegebenen Moment hilflos ausgeliefert fühlen.
Obwohl die Mehrheit der überreaktiven Personen diese Überflutung erlebt, unterscheiden sich Menschen darin, wie die Stressreaktion in ihrem Verhalten zum Ausdruck kommt. Harville Hendrix, Paartherapeut und Autor von Getting the Love You Want und Keeping the Love You Find (dt: Soviel Liebe wie du brauchst, Ohne Wenn und Aber) hat zwei Hauptarten von emotional überreaktiven Menschen ermittelt: den Minimiererund den Maximierer (Hendrix 1992). Der Minimierer mauert typischerweise gegenüber anderen, wenn er emotional aufgewühlt ist, und erkennt auch bei Überflutung nicht immer seine Gefühle. Er reagiert einfach, ohne zu wissen, warum. Dagegen ist der Maximierer in der Regel fähig, seine Gefühle zu erkennen, treibt sie dann aber auf die Spitze, indem er sie aufbläht oder eine Mücke zum Elefanten macht. Über kurz oder lang haben beide überreaktiven Typen ihre Freunde, Familienangehörigen oder Partner zur Erschöpfung getrieben. Ein Beispiel für Hendrix‹ minimierenden und maximierenden Stil findet sich in einem Fallbeispiel in Kapitel 10 (siehe Seite 235).
Eine Untergruppe des Minimierers ist der »Gefrierschrank« (freezer). Ich habe dieses Phänomen selbst in meiner Praxis erlebt. Dieser Typus macht einfach dicht, wenn er mit einem emotionalen Trigger oder Stressor konfrontiert wird. Er erstarrt, ist unfähig, ein Gefüh...

Inhaltsverzeichnis

  1. Cover
  2. Widmung
  3. Titelblatt
  4. Urheberrecht
  5. Danksagung
  6. Vorwort von Daniel Brown
  7. Vorwort von Claire Frederick
  8. Einleitung
  9. 1. Sich den Herausforderungen der Überreaktivität stellen
  10. 2. Die Psychophysiologie emotionaler Überreaktivität
  11. 3. Vorüberlegungen für den Einsatz der Toolbox
  12. 4. Eine einsetzende Überreaktion erkennen und angemessen reagieren (Stufe 1)
  13. 5. Fokussierung der Aufmerksamkeit, Beruhigung und Vertiefung (Stufe 2)
  14. 6. Heilende Strategien (Stufe 3)
  15. 7. Das Proben des Verhaltens und der regelmäßigen Übung (Stufe 4)
  16. 8. Anwendung der Tools bei verbreiteten Angststörungen
  17. 9. Anwendung der Tools bei schweren Angststörungen
  18. 10. Anwendung der Tools in der Ehebzw. Paartherapie
  19. 11. Anwendung der Tools in Beziehungen zwischen Eltern und Kind, Geschwistern, Arbeitskollegen und Freunden
  20. 12. Hindernisse und Herausforderungen
  21. 13. Epilog
  22. Anhang: Ressourcen für Therapeuten und Klienten
  23. Verzeichnis der Tools
  24. Literatur
  25. Über die Autorin