Schwangerschaft, Geburt und Hypnose
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Schwangerschaft, Geburt und Hypnose

Hypnoaktive Geburtsvorbereitung

  1. 200 Seiten
  2. German
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Schwangerschaft, Geburt und Hypnose

Hypnoaktive Geburtsvorbereitung

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Inhaltsverzeichnis
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Über dieses Buch

Ein Kind gebären unter Hypnose? Was zunächst wie ein Abenteuer klingen mag, ist in Wirklichkeit nicht nur das älteste, sondern auch das effektivste Verfahren der psychologischen Geburtsvorbereitung und Geburtshilfe. Für die Schwangere selbst wie auch für die begleitenden Hebammen und Ärzte birgt es großen Gewinn: Schon während der Schwangerschaft hilft Selbsthypnose den Frauen, Wohlbefinden herzustellen, Schwangerschaftsbeschwerden zu lindern und der Geburt entspannt und gelassen entgegenzusehen. Der Geburtsvorgang selbst verkürzt sich oft deutlich, die ganze Geburt wird bewusster und positiver erlebt, die Gabe von Schmerzmitteln kann reduziert werden, und depressive Verstimmungen treten seltener auf.Liz Lorenz-Wallacher vermittelt in diesem Buch neben den Grundlagen der Hypnose bei Schwangerschaft und Geburt auch ein leicht zu erlernendes Selbsthypnosetraining. Anhand zahlreicher Übungen vermittelt es Frauen, wie sie ihre Schwangerschaft positiv beeinflussen und den Geburtsprozess aktiv mitsteuern können.

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Information

Jahr
2023
ISBN
9783849780142

1Schwangerschaft und Geburt im Spannungsfeld gesellschaftlicher Veränderungen

Schwangerschaft und Geburt sind natürliche Prozesse, bei denen die Natur vorgesehen hat, dass normalerweise alles gut geht. Eigentlich wäre zu erwarten, dass sich im Laufe der Evolution weltweit eine optimale Geburtsform herausgebildet und durchgesetzt hätte, die den körperlichen und psychischen Erfordernissen des Geburtsvorgangs gerecht werden würde. Dem ist aber nicht so.
Die Eltern eines ungeborenen Kindes in einer Villa in Frankfurt zum Beispiel haben andere Vorstellungen von einer gelungenen Geburt als die Eltern in einer Bambushütte in Malaysia oder das Paar in einem Wolkenkratzer in Schanghai. Die Regeln für eine gute Niederkunft sind in hohem Maße von den individuellen familiären Überlieferungen der jeweiligen Gesellschaft, ihrer Kultur und dem vorherrschenden Weltbild geprägt (vgl. Jordan 1995).
Dies gilt nicht nur im Vergleich von traditionellen und modernen Geburtskulturen, sondern sogar auch innerhalb der von der modernen Medizin geprägten westlichen Gesellschaften. So unterscheidet sich beispielsweise der Prozentsatz an Hausgeburten und die Kaiserschnittrate in verschiedenen westlichen Ländern beträchtlich. Die Medizinanthropologin Brigitte Jordan berichtet, dass holländische Hebammen es kaum fassen konnten, als sie ihnen erzählte, dass in den USA bei der Geburt fast immer ein Dammschnitt gemacht wird, weil man es dort für wissenschaftlich erwiesen hält, dass dieser einen tiefen Dammriss verhindere. In Holland dagegen versucht man eher, ohne Dammschnitt bei der Geburt auszukommen.
Die Betreuung von Schwangeren in Deutschland sowie in anderen westlichen Staaten ist heute immer noch fast ausschließlich auf die medizinische Überwachung von Mutter und Kind ausgerichtet, um eine gesundheitliche Gefährdung auszuschließen oder dieser rechtzeitig zu begegnen. Dadurch kann leicht der Eindruck entstehen, die Schwangerschaft sei eine Art Krankheit und kein normaler physiologischer Prozess.
Wer sich nur an der medizinischen Überwachung der Schwangerschaft orientiert, wird den psychischen Bedürfnissen der werdenden Eltern nicht gerecht. Welche Auswirkungen die jeweiligen Lebensumstände gegebenenfalls auf die Schwangeren haben, gerät bei einer ausschließlich medizinisch orientierten Betrachtungsweise leicht aus dem Blick. Dabei ist der Gemütszustand der Eltern hochrelevant für den Verlauf von Schwangerschaft und Geburt.

Die neuen Herausforderungen der Elternrolle

Die Verantwortung für neues Leben zu übernehmen, ist heute nicht immer einfach. Die Gesellschaft verändert sich rasant, insgesamt kann man einen Trend zur Destabilisierung und Verunsicherung in allen Lebensbereichen feststellen. Aus wirtschaftlichen Gründen zum Beispiel sind viele Familien gezwungen, umzuziehen oder während der Woche getrennt zu leben. Dann fehlen die Großeltern und ein gewachsener Freundeskreis, der die Eltern bei der Betreuung ihrer Babys unterstützt. Kinder sind in Deutschland eher eine Privatangelegenheit, es gibt nicht genügend Betreuungs- und Unterstützungsangebote für junge Eltern. Wir sind weit von der afrikanischen Weisheit entfernt, die besagt: »Es braucht ein ganzes Dorf, um ein Kind zu erziehen.«
Zudem werden die Belastungen im Beruf immer komplexer und die Erwartungen an Beziehungen anspruchsvoller. Diese Lebensumstände verursachen bei vielen Menschen eine Form von Dauerstress, der nicht nur zu körperlichen, sondern auch zu psychischen Problemen führen kann. Viele werdende Mütter und Väter haben Ängste vor der neuen Elternrolle.
Eine zeitgemäße Geburtsvorbereitung berücksichtigt, dass Frauen und Männer auch psychologische Unterstützung brauchen, wenn ein Kind unterwegs ist. Schon zu allen Zeiten war es ein großer Einschnitt im Leben eines Menschen, Vater bzw. Mutter zu werden. Heute jedoch kommen so viele neue Unsicherheiten und Stressfaktoren in der modernen Lebensführung hinzu, dass nicht nur der Körper, sondern oft auch die Seele Beistand braucht, wenn sich ein Kind ankündigt.
Zwar konnte man in den letzten Jahrzehnten beobachten, wie Kliniken begonnen haben, Natürlichkeit und Normalität in die Entbindungszimmer zu bringen – auch weil die steigende Nachfrage seitens der Schwangeren einen starken ökonomischen Druck schuf. So ist die Anwesenheit des Vaters während des Geburtsverlaufs inzwischen erwünscht, die Entbindungszimmer sind wohnlicher gestaltet, die Entbindungsbetten breiter und bequemer, und der Partner hat in der Regel auch eine Übernachtungsmöglichkeit im Entbindungsraum.
Aber dennoch fehlt häufig das psychologische Geschick im Umgang mit den Frauen, die sich während ihrer Schwangerschaft und unter der Geburt in einer besonders sensiblen Phase befinden. Dabei gehört es zum uralten Hebammenwissen, dass Zuversicht, Ruhe und Humor eine Geburt beschleunigen können, während etwa sorgenvolle Bemerkungen, Hektik und gestresstes Verhalten des anwesenden medizinischen Personals bei der Schwangeren während der Geburt zu körperlichen Verkrampfungen, psychischem Stress und einer erschwerten Entbindung führen können.
In der Schwangerschaft sind die meisten Frauen deutlich ängstlicher als sonst (Münch 1993). So warnte schon Louise Bourgeois, die Hofhebamme der französischen Königin Katharina von Medici im 16. Jahrhundert:
»Wenn Frauen in einer schwierigen Phase der Niederkunft nicht aus eigenem Antrieb den Arzt kommen lassen wollen, kann die Erwähnung des Arztes bei ihnen einen solchen Schrecken auslösen, dass sie glauben, ihr Leben stünde auf dem Spiel« (Gélis 1992, S. 160).
Sprache wirkt auf subtile Art und Weise, sie kann heilsam sein, aber auch Schaden anrichten. Der amerikanische Gynäkologe und Hypnotherapeut David Cheek übte heftige Kritik an uneinfühlsamem medizinischem Personal, wenn dieses sich keine Gedanken über die Wirkung seiner Worte macht. Diese Gedankenlosigkeit führe in manchen Fällen sogar zu Komplikationen oder gesundheitlichen Problemen, da Patienten gerade in Notfällen automatisch in einen Trancezustand wechselten und die Worte des medizinischen Personals dann anders verarbeitet werden, zum Beispiel als unbeabsichtigte posthypnotische Suggestion wirksam werden könnten.
Cheek und viele andere Hypnotherapeuten haben in zahlreichen wissenschaftlichen Studien gezeigt, wie wirkungsvoll sprachliche Suggestionen und andere Methoden der Hypnose in der Schwangerschaft und während der Geburt eingesetzt werden können: nicht nur, um körperliche Beschwerden zu lindern, sondern auch, um die Frauen psychisch zu stärken. Beides geht Hand in Hand.
Wie eingangs beschrieben hängt die Geburt stark von der jeweiligen Kultur ab, in der die Schwangeren leben. Es wäre sehr wünschenswert, die Hypnose in unserer Kultur in der modernen Geburtsvorbereitung stärker zu verankern. Das käme letztendlich vor allem auch den Kindern zugute. So kann Hypnose zum Beispiel die Bindung zwischen Eltern und Kind schon während der Schwangerschaft stärken – eine wichtige Voraussetzung für ein gesundes Aufwachsen der Kinder. In der Regel wollen alle Eltern, dass ihre Kinder gesund und glücklich werden. Das zumindest ist kulturübergreifend bei allen Menschen gleich – in der Frankfurter Villa ebenso wie im Urwald von Malaysia.

2Historisches über Hypnose und hypnotische Geburtsvorbereitung

In den Kulturen der Frühzeit war Trance meist in kultischen Handlungen und religiös geprägten Ritualen eingebettet. Die Menschen erlebten sich als Teil eines geistig spirituellen Weltgefüges, in dem alles beseelt war und in dem noch höhere und mächtigere geistige Wesen außer den Menschen existierten. Der Trancezustand war so etwas wie ein Tor, durch welches es ausgebildeten oder berufenen Frauen und Männern (Schamaninnen, Medizinfrauen und -männern) möglich war, mit diesen Wesen einer anderen Ebene – seien es Geister, Ahnen, Götter, Dämonen oder Elementarwesen – in Kontakt zu treten, um von ihnen Schutz, Jagdglück, aber auch Heilung oder Segen für eine neue Lebensphase zu erhalten.
Viele der heute noch existierenden schamanistischen Kulturen im hohen Norden, in Sibirien, Zentralasien, Afrika und Südamerika sind von dieser Weltsicht geprägt.
Auch in den frühen Hochkulturen, lange vor Christi Geburt, tauchen Hinweise oder Anleitungen zur Herbeiführung und Anwendung von Trance auf. Bei den Assyrern und Babyloniern z. B. gab es Anleitungen zur Austreibung von krankmachenden Dämonen. Die Ägypter, Griechen und Römer hinterließen Hinweise auf Trance und die Verwendung von suggestiver Sprache. Aus dem antiken Griechenland ist uns sowohl das berühmte Orakel zu Delphi als auch der Tempel des Asklepios bekannt. Auch dort spielte Trance eine wichtige Rolle. Nach einer langen rituellen Prozedur konnten die Hilfesuchenden in ihren Träumen schließlich Hinweise auf Heilung erwarten, die von den Priestern des Gottes in der richtigen Weise gedeutet werden mussten. Aus der Zeit um 1500 vor Christus stammt ein ägyptischer Papyrus, auf dem die Einleitung einer Trance beschrieben wird, wobei das Licht einer Öllampe fixiert werden soll (vgl. Gerl 1998).
Gegenüber den Jahrtausenden, in denen Trance als Möglichkeit angesehen wurde, sich zu Heilzwecken mit einer höheren Kraft außerhalb des alltäglichen Rahmens zu verbinden, erscheinen die ca. 240 Jahre der neuzeitlichen Erforschung und die Entwicklung neuer Erklärungsmodelle für dieses Phänomen extrem kurz. Mit dem Zeitalter der Aufklärung und der Entstehung der modernen Wissenschaften tauchte plötzlich auch eine veränderte, der neuen Zeit eher entsprechende Erklärung von Trance auf.

Franz Anton Mesmer und der »animalische Magnetismus«

Der erste Vertreter dieser Sichtweise war Franz Anton Mesmer (1734–1815), ein Doktor der Philosophie und Medizin. Er vertrat die Auffassung, dass Trancephänomene und Erfolge bei der Heilung nicht durch den Kontakt mit einer höheren Macht (Jesus), sondern durch ein ganz natürliches, physikalisches Phänomen zustande kommen, das er als »animalischen Magnetismus« bezeichnete. In seiner Theorie gab es ein »universelles Fluidum«, an dem jedes Lebewesen teilhabe. Im Falle einer Krankheit habe der betreffende Mensch nicht genug von diesem Fluidum aufgenommen oder es nicht richtig im Köper verteilt. Ein gesunder Mensch habe dagegen genügend von diesem »animalischen Magnetismus«, wie Mesmer dieses Phänomen schließlich nannte, und könne sich damit jederzeit auch wieder aufladen. Mesmer glaubte, dass nach dem Prinzip der kommunizierenden Röhren jemand, der mit viel Magnetismus ausgestattet sei, diesen auf einen Kranken mit wenig Magnetismus übertragen könne.
Mesmer demonstrierte, wie Patienten zitterten und sich unkontrolliert bewegten, wenn er in Kombination mit intensivem Blickkontakt in bestimmten Bahnen (»Passes«) über deren Körper strich. Diese von ihm als »Krise« bezeichnete Reaktion und der darauf folgende sogenannte »magnetische Schlaf«, ein Trancezustand, dienten ihm als Beweis dafür, dass die magnetische Kur wirksam war. Mesmer war damals äußerst erfolgreich mit seiner Methode und konnte viele Heilerfolge vorweisen.
Zahlreiche Ärzte begannen ebenfalls zu »mesmerisieren«, wie die Prozedur zu Ehren ihres Entdeckers genannt wurde. Einige englische Ärzte, wie z. B. James Esdaile (1808–1859) und John Elliotsen (1791–1868) wendeten in den damaligen englischen Kolonien das »Mesmerisieren« an. Sie entdeckten dabei, dass die Patienten in diesem Zustand schmerzfrei operiert werden konnten. Darüber hinaus gelang es ihnen damit, den gefürchteten physiologischen Schock bei ihren Patienten zu vermeiden (vgl. Gerl 1998). Dies war ein unglaublicher Fortschritt, weil es damals noch keine wirksamen Betäubungsoder Schmerzmittel gab – was lag also näher, als das »Mesmerisieren« auch zur Schmerzbefreiung in der Geburtshilfe einzusetzen?
Später fiel Mesmer mit seiner Theorie des »animalischen Magnetismus« in der akademischen Welt in Ungnade, nachdem es 1784 zwei zur wissenschaftlichen Untersuchung eingesetzten Kommissionen nicht gelungen war, den »animalischen Magnetismus« messbar nachzuweisen. Sie kamen zu dem Ergebnis, dass die Erfolge Mesmers auf der Einbildung seiner Patienten beruhten, auf deren Imagination und/oder deren Imitation von anderen Patienten.
Interessanterweise gehört das Wissen darüber, dass Imaginationen in der Trance zu intensiven physiologischen und psychologischen Veränderungen führen können, heute zum hypnotherapeutischen Standardwissen. Man arbeitet in der Therapiesituation sogar darauf hin, dass Patienten plastische innere Bilder entwickeln, um die gewünschten Ziele besser zu erreichen.
Obwohl Mesmers Theorie wissenschaftlich diskreditiert war, stellte niemand seine Erfolge infrage. Trotzdem wurde es eine Zeit lang ruhig um das »Mesmerisieren«. In Frankreich erwähnte 1833 erstmals Pierre Foissac in seinen »Notes explicatives« die Anwendung von Hypnose in der Geburtshilfe. Damals wurde immer noch nicht von Hypnose, sondern von »magnetisme animale« gesprochen. Foissac zitierte in seinem Buch die magnetischen Erfahrungen von Husson, darunter auch die folgende:
»Eine kleine Zahl von Beobachtungen erlaubt es zu hoffen, dass man durch dieses Verfahren die oft unerträglichen Schmerzen bei der Entbindung herabsetzen könne« (Chertok u. Langen 1968, S. 15).
In der Folgezeit beschrieben etliche Magnetiseure wie Charles Lafontaine, Baron M. du Potet und später der berühmte Liébeault aus Nancy ihre Erfahrungen mit dem Einsatz der hypnotischen Analgesie zur Verringerung des Geburtsschmerzes. Du Potet schilderte 1854 im Journal du Magnetisme auch den Fall einer Patientin, bei der Cutter durch magnetischen Schlaf einen Wiedereinsatz der Wehen nach Wehenstillstand erreichte (Chertok u. Langen 1968, S. 15).

Entstehung des Begriffes »Hypnose«

Nachdem die Theorie des »animalischen Magnetismus« wissenschaftlich nicht bewiesen werden konnte, entwickelte sich allmählich ein neues Modell der Trancezustände. Neue Ansichten, wie diese im menschlichen Bewusstsein entstehen, setzten sich allmählich durch. Der englische Augenarzt James Braid kam 1843 aufgrund seiner Beobachtung an Patienten zu dem Schluss, dass der Trancezustand weder aufgrund äußerer physikalischer oder übernatürlicher Einwirkung zustande komme, sondern sich durch Prozesse im Inneren des Patienten selbst entwickele, sobald dieser dazu gebracht werden könne, seine Aufmerksamkeit auf eine Sache oder Idee zu konzentrieren. Braid zeigte, dass dies beispielsweise gelinge, wenn sich die Augen eines Patienten längere Zeit auf einen Punkt fixieren (Augenfixation). Er glaubte, dass das Bewusstsein des Patienten und dessen Wille weiterhin intakt seien, sodass niemand in Trance zu einer kriminellen Handlung gebracht werden könne (vgl. Gerl 1998). Er bezeichnete diesen Zustand als »Monoideismus«, später prägte er erstmals das Wort »Hypnose« (griech.: Schlaf) dafür – aufgrund seiner äußeren Ähnlichkeit mit dem Schlaf. Seit dieser Zeit hat sich der Begriff Hypnose allgemein als Bezeichnung für den künstlich herbeigeführten Trancezustand durchgesetzt.

Die Schule von Nancy und die Geburtsvorbereitung durch Suggestion

Eine neue Blütezeit erlebte die Hypnose in Europa durch die Aktivitäten der beiden französischen Ärzte Auguste Liébeault (1823 –1904) und Hippolyte Bernheim (1840–1919) in Nancy. Ihrer Initiative und Forschung verdankt die »Schule von Nancy« ihre spätere europaweite Berühmtheit. Ähnlich wie Braid gingen sie davon aus, dass Hypnose ein normaler menschlicher Bewusstseinszu...

Inhaltsverzeichnis

  1. Cover
  2. Titel
  3. Impressum
  4. Inhalt
  5. Einleitung
  6. 1 Schwangerschaft und Geburt im Spannungsfeld gesellschaftlicher Veränderungen
  7. 2 Historisches über Hypnose und hypnotische Geburtsvorbereitung
  8. 3 Hypnose und Trance
  9. 4 Trance, Rituale und suggestive Sprache – ein uraltes Wissen in der Geburtshilfe
  10. 5 Psychologische Geburtshilfe – psychosomatische Geburtshilfe
  11. 6 Der hypnotherapeutische Ansatz Milton H. Ericksons
  12. 7 Überblick über das Selbsthypnosetraining in der Schwangerschaft
  13. 8 Hypnotherapie und Selbsthypnose in der Schwangerschaft
  14. 9 Fallbeispiele zu Hypnotherapie und Selbsthypnose in der Schwangerschaft
  15. 10 Selbsthypnose und Hypnotherapie zur Geburtsvorbereitung
  16. 11 Das Selbsthypnosetraining für die Geburt
  17. 12 Fallbeispiele zu Geburtsverläufen
  18. 13 Hypnotherapie und Selbsthypnose in der postpartalen Phase
  19. 14 Trancegeschichten, Imaginationen und Suggestionen
  20. 15 Geburtsberichte von Schwangeren
  21. Anhang
  22. Literatur
  23. Über die Autorin